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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.02.2022

Herrliche Sätze zu den Themen "Spiel und Spielen"

Spiel
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„Ich warne Sie, schöpferisches Denken und Handeln führt auf den Spielplatz!“

Der Verlag Kremayr & Scheriau hält mit diesem wunderbaren Buch aus der Essay-Reihe „Übermorgen“ ein Plädoyer für das „Spielen“. ...

„Ich warne Sie, schöpferisches Denken und Handeln führt auf den Spielplatz!“

Der Verlag Kremayr & Scheriau hält mit diesem wunderbaren Buch aus der Essay-Reihe „Übermorgen“ ein Plädoyer für das „Spielen“.

Norbert Trawöger nimmt uns dazu in seine persönliche Welt des Spielens mit. Eine Welt, die wir Erwachsene leider oft verloren haben. Der sogenannte „Ernst des Lebens“ mit Job und Familie hält uns gefangen und lässt uns wenig Spielraum für lustvolles Spielen.

Der Autor ist Musiker, weshalb das Wort spielen noch eine weitere Dimension erhält und Musik, ernste und/oder Unterhaltungsmusik einen breiten Raum in diesem Essay erhält. Man spielt die erste Geige oder sind doch nur zweite Besetzung.

Seine spielerischen Erzählungen der eigenen Erfahrungen lassen auch bei den Lesern ein „Aha-Erlebnis“ und ein „ja, genau“-Gefühl aufkommen. Ich mag Trawgögers Wortspiele, die mich häufig zum Schmunzeln bringen und manchmal laut auflachen lassen.

„Spielen“ so meint der Autor, gehöre wie Atmen zu den „Werkseinstellungen des Menschen“ (S.15). Diesen Vergleich finde ich entzückend! Könnten wir doch manchmal den Reset-Knopf drücken und uns auf die Werkseinstellungen zurücksetzen.

„Spielen ist keine Frage des Könnens, sondern eine des Tuns. Wer will, der kann, wenn er oder sie Lust dazu hat. Spielen ist Tätigkeit, Zustand und Energie.“ (S.16)

Dem ist wohl wenig hinzuzufügen.

Fazit:

Ich habe schon lange keine so brillanten Sätze zum Thema „Spiel und Spielen“ gelesen, wie diese hier. Dieses Buch verdient definitiv mehr als 5 Sterne - schade, dass es nicht mehr sein dürfen.

Veröffentlicht am 05.02.2022

NIcht nur für Kinder ab 9 Jahren

Flüsterwald - Der Schattenmeister erwacht: Das spannende Staffelfinale! (Flüsterwald, Staffel I, Bd. 4)
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Mit diesem 4. Band ist die erste Staffel rund um Lukas und Ella, die mit ihren magischen Freunden zahlreiche Abenteuer im Flüsterwald erleben, beendet.

Wie schon in den Vorgängern zählen Köpfchen, Freundschaft ...

Mit diesem 4. Band ist die erste Staffel rund um Lukas und Ella, die mit ihren magischen Freunden zahlreiche Abenteuer im Flüsterwald erleben, beendet.

Wie schon in den Vorgängern zählen Köpfchen, Freundschaft und das Miteinander im Kampf gegen das Böse. Diesmal ist der Gegner der Schattenmeister, der seine dunkle Macht ausdehnen und festigen will. Gemeinsam mit Elfe Felicitas, Menok Rani und der Katze Punchy versuchen Lukas und Ella dem Bösen Einhalt zu gebieten.

Meine Meinung:

Diese Reihe ist nicht nur für Kinder ab 9 Jahren lesenswert, sondern auch für Erwachsene, die für einige Stunden dem gewöhnlichen Alltag entfliehen wollen und die magische Welt des Flüsterwaldes eintauchen wollen.

Entzückend sind wieder die Illustrationen von Timo Grubing, die den Text sehr gut begleiten.

Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und die Handlungen sind schlüssig.

Dass die Abenteuer im Flüsterwald weitergehen werden, beweist der Epilog, in dem sich eine fremde Katze unter die Bewohner des Flüsterwaldes gemischt hat. Freund oder Feind? Mit Spannung wartet die große und kleine Lesergemeinschaft auf die nächste Abentuer.

Fazit:

Eine Buchreihe nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene, die gerne magische Abenteuer erleben wollen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 01.02.2022

Apfelland in Mörderhand

Steirerwahn
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Der 12. Krimi mit Sandra Mohr und Sascha Bergmann beginnt gleich mit einer unangenehmen Neuigkeit für Bergmann: Seine Ex-Verlobte Nicole Herbst wird die neue Chefin des LKA Graz. Ein Posten, um den sich ...

Der 12. Krimi mit Sandra Mohr und Sascha Bergmann beginnt gleich mit einer unangenehmen Neuigkeit für Bergmann: Seine Ex-Verlobte Nicole Herbst wird die neue Chefin des LKA Graz. Ein Posten, um den sich er ebenfalls beworben hatte.
Doch viel Zeit zum Nachdenken bleibt dem Unterlegenen nicht, denn er wird von Sandra Mohr mitten aus der Einstandsfeier zu einem Mord gerufen.

In dem idyllischen an der steirischen Apfelstraße gelegenen Puch bei Weiz, ist ein Mann mit dem Gürtelstrick seiner Kutte erdrosselt worden. Schnell stellt sich heraus, dass der Tote Teil einer eingeschworenen Schnapsbrennergruppe, den „Apfelmännern“ war, die in streng gehüteten Ritualen den besten Apfelschnaps herstellen.

Noch bevor die Ermittler alle Spuren ausgewertet haben, stirbt der nächste Apfelmann. Nach wie vor ist kein Motiv zu erkennen und man muss davon ausgehen, dass die beiden Toten nicht die letzten sein werden ...

Meine Meinung:

Ich mag sie, die Steirerkrimis von Claudia Rossbacher. Zum einen, weil immer andere Regionen der Steiermark als Tatort auserkoren werden und die Leser die Eigenarten von Land & Leuten kennenlernen und zum anderen, weil mich die Wortgefechte zwischen der toughen Sandra Mohr und dem oft grantelnden Sascha Bergmann zum Schmunzeln bringen.

Mit der Figur der Nicole „Nicky“ Herbst als Chefin, bringt die Autorin wieder frischen Wind in die Reihe. Ich denke, das wird zu einigen Konflikten führen.

Ein weiterer neuer Charakter ist Hubert Müllner, der im selben Haus wie Sandra Mohr wohnt. Der Mann ist gut aussehend und wirkt geheimnisvoll. Es gibt keine Informationen im Internet über oder von ihm und im Melderegister scheint er auch nicht auf. Bei Sandra läuten zwar die Alarmglocken, allerdings kann sie sich dem Charisma des Mannes nicht entziehen.

Claudia Rossbacher macht es hier spannend - mich hat sie mit diesem Neuzugang ziemlich angefixt. Mein Kopfkino spielt hier gleich verrückt. Wer ist er wirklich? Ein verdeckter Ermittler, ein Heiratsschwindler oder jemand, der weder mit den sozialen Medien noch mit dem Staat etwas zu tun haben will (ich sage nur „Reichsbürger“)? Jetzt muss ich fast ein Jahr auf die Antworten warten.

Wie schon bei den Vorgängern ziert ein Herz, in unterschiedlichen Ausführungen das Cover. Diesmal gibt es eine kleine Überraschung: Das Herz ist aus einer Sisalschnur gelegt, was man beim Angreifen des Buches auch spüren kann. Das haptische Erlebnis lässt einen gleich in den Krimi eintauchen.


Fazit:

Die neuen Charaktere bringen frischen Wind in die Reihe. Diesem 12. Fall gebe ich gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 01.02.2022

Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln

Auf der Straße heißen wir anders
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Karla, oder Karlotta, wie sie auch genannt wird, lebt mit ihrer Familie in einer Hochhaussiedlung in Bremen-Nord, die sich aus einem bunten Völkergemisch zusammensetzt. Während die meisten anderen Familie ...

Karla, oder Karlotta, wie sie auch genannt wird, lebt mit ihrer Familie in einer Hochhaussiedlung in Bremen-Nord, die sich aus einem bunten Völkergemisch zusammensetzt. Während die meisten anderen Familie ihre Herkunft aus der Türkei, Russland oder Albanien kennen und mitunter stolz darauf sind, ist das bei Karla anders. Zwar weiß sie, dass ihre Großmutter Maryam in den 1960er Jahren als Gastarbeiterin aus Istanbul nach Deutschland gekommen ist und das man armenische Wurzeln hat, aber nicht viel mehr. Über den Völkermord an den Armeniern von 1915 erfährt sie in der Schule gerade einmal einen Halbsatz.

Als Maryam stirbt, hat sie ganz exakte Anweisungen für ihr Begräbnis hinterlassen, die nach armenischem Ritus erfolgen soll. Unter den Habseligkeiten der Großmutter findest sich ein fein ziseliertes Armband aus Gold und ein vergilbter Zettel mit dem Namen Lilit und einer Adresse in Armenien.

Mit viel Geduld und Überredungskunst überzeugt Karla ihren Vater, nach Armenien zu reisen und die ominöse Lilit in der ihnen unbekannten Heimat zu suchen. Mit im Gepäck ist das goldene Armband.

Meine Meinung:

Der Roman gibt uns in mehreren Rückblicken Einblick in das Leben der einzelnen Familienmitglieder. Karlas Leben in Bremen-Nord ist für mich das unspektakulärste, da leicht vorstellbar. Die Vergangenheit von Vater Avi, der aufgrund seiner Intelligenz ein Priesterseminar in Jerusalem besuchte oder das seiner Mutter Maryam als türkische Gastarbeiterin, der man den Pass abgenommen hat und die einen ähnlichen Knebelvertrag eingehen musste, wie man es nur von Bordellbesitzern kennt oder das - für mich interessanteste Leben - von Urgroßmutter Armine, die aus dem Familienverband in Armenien gerissen und damit vor dem sicheren Tod gerettet worden ist.

Der Völkermord an den Armeniern ist bis heute vielerorts ein Tabu-Thema. In der Türkei sowieso und anderswo wird auch kaum darüber gesprochen. Die wenigen Überlebenden vermieden es tunlichst armenisch zu sprechen, geben ihren Kindern türkische Vornamen (die armenischen werden nur heimlich daheim gesprochen) und müssen ihre Familiennamen jener der Türken anpassen. Die Auslöschung der Armenier ist fast, aber nur fast, gelungen.
Ähnliches passiert heute noch mit den Kurden (wieder ist die Türkei federführend) oder in China, wo man die Uiguren in Lager sperrt, umerzieht und ihnen verbietet, nach ihren Traditionen zu leben.

Laura Cwiertnia erzählt die Geschichten der einzelnen Familienmitglieder eindrücklich und einfühlsam. Die Geschichte von Karla ist für mich persönlich ein bisschen zu ausführlich, denn ein Leben in der Gegenwart, in einer Hochhaussiedlung ist für jeden Leser leicht vorstellbar.

Durch die Einlassung in die Geschichte der Vorfahren lässt sich erklären, warum Avi so ist, wie er ist, und welche Traumata die einzelnen Familiemitglieder an die nächste Generation weitergegeben haben.

Fazit:

Eine bewegende Familiengeschichte und die Suche nach den eigenen Wurzeln. Gern gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 01.02.2022

Fesselnder Politkrimi

Verrat am Rhein
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Der alternde Journalist Kurt Zink wird von Anita Bock engagiert, zum 80. Geburtstag ihres Mannes Alexander, eine Biografie zu schreiben.

Alexander Bock, ein ehemaliger Stasi-Offizier rühmt sich heute, ...

Der alternde Journalist Kurt Zink wird von Anita Bock engagiert, zum 80. Geburtstag ihres Mannes Alexander, eine Biografie zu schreiben.

Alexander Bock, ein ehemaliger Stasi-Offizier rühmt sich heute, Willy Brandt beim Misstrauensvotum von 1972 durch die Manipulation der Stimmkarten vor dem Sturz bewahrt zu haben. Anita Bock legt hierfür Beweise vor, die Zink, der schon damals diese Vermutung hatte, noch gefehlt haben.

Je tiefer Kurt Zink in das Leben des Jubilars eindringt, desto gefährlicher wird es für ihn. Auch wenn es die Stasi nicht mehr gibt, gibt es doch Kräfte, die nicht wollen, dass die Intrigen und der parteiinterne Machtkampf gegen Rainer Barzel (CDU) ans Tageslicht kommen. Man hat damals mit dem manipulierten Scheitern des Misstrauensantrags Rainer Barzel als Kanzler verhindert.

Doch Kurt Zink wäre kein Aufdeckungsjournalist, wenn er sich davon abhalten ließe, die Hintergründe zu recherchieren. Er nützt sein umfangreiches Netzwerk für seine Nachforschungen und stößt auf eine beinahe unglaubliche Geschichte ...

Meine Meinung:

Den Aufhänger dieses politischen Krimis, nämlich das Misstrauensvotum rund um Willy Brandt, musste ich ein wenig nachlesen, da ich damals eine junge Gymnasiastin war und mich nicht für Politik interessiert habe. Deshalb hat es auch ein wenig gedauert, bis ich in die Geschichte eintauchen konnte. Doch dann hat sie mich gepackt.

Das Element von Zwillingen, die nichts voneinander wissen ist ja seit Erich Kästners „Das doppelte Lottchen“ ein beliebtes Sujet. Diesmal gibt es zwei Brüder, die jeweils im anderen Deutschland aufwachsen und beruflichen Erfolg haben. Dass sie sich in dieselbe Frau verlieben, die noch dazu eine Spionin ist, erhöht den Reiz der Geschichte.

Die Firmengeschichte von Alexander Bock Garten- und Heimwerkerkette zeigt deutlich, wie skrupellos so mancher Firmenchef beim Aufbau seines Imperiums vorgegangen ist. Ich gehe davon aus, dass sich Ähnliches auch in Wirklichkeit abgespielt hat.

Hartmut Palmers Schreibstil ist fesselnd. Es kommen kaum Längen auf. Die Charaktere sind gut gezeichnet. Mit einer Idee, die mir schon bald in den Sinn gekommen ist, bin ich richtig gelegen.

Fazit:

Dieser Krimi zeigt deutlich, dass Politik eine unsaubere Sache ist und manche Politiker glauben, der Zweck heilige alle Mittel. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.