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Veröffentlicht am 01.03.2022

Interessante Idee, in der Umsetzung noch ausbaufähig

Das verschlossene Zimmer
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Ich habe ein Faible für historische Frauenromane; insbesondere Werke, die handlungstechnisch vor dem Hintergrund der zwei Weltkriege angesiedelt sind, faszinieren mich ungemein. Folglich war mein Interesse ...

Ich habe ein Faible für historische Frauenromane; insbesondere Werke, die handlungstechnisch vor dem Hintergrund der zwei Weltkriege angesiedelt sind, faszinieren mich ungemein. Folglich war mein Interesse sofort geweckt, als ich den vielversprechenden Klappentext zu Rachel Givneys im Krakau des Jahres 1939 spielenden Roman "Das verschlossene Zimmer" las. (Neben dieser Zeitebene gibt es zudem im Jahr 1918 beginnende Rückblicke.)

Erzählt wird in der dritten Person und abwechselnd aus mehreren Perspektiven, hauptsächlich aus Sicht der 17-jährigen Marie, die gerne Medizin studieren möchte, und ihrem Vater Dominik, einem angesehenen Arzt, der seine einzige Tochter lieber heute als morgen verheiratet sehen würde, um sie abgesichert zu wissen. Marie hingegen hat nur Augen für ihren Jugendfreund Ben, einen sympathischen Burschen, dessen einziger Makel sein jüdischer Glaube ist – denn die antisemitische Stimmung im Land heizt sich immer weiter auf und es wird gemunkelt, dass Hitlers Einmarsch bevorsteht. Ausgerechnet jetzt beginnt die bisher stets fügsame Marie zu rebellieren: Sie konvertiert heimlich zum Judentum, um Ben heiraten zu können, stellt unbequeme Fragen über den Verbleib ihrer Mutter und erkennt zunehmend, dass sie ihren allseits für seine Wohltätigkeit bekannten Vater scheinbar gänzlich falsch eingeschätzt hatte. Was ist mit ihrer Mutter geschehen? Wird Marie sie jemals wiedersehen?

Aus einem solch bedeutungsschweren Familiengeheimnis wie einer verschwundenen Mutter lässt sich gewiss eine spannende Geschichte zaubern, sollte man meinen; das geschmackvoll gestaltete, in dunklen Farben gehaltene Cover unterstreicht den Eindruck des Mysteriösen. Insgesamt erfüllte das Werk meine Erwartungen nur bedingt.

Der Schreibstil ist unkompliziert und flüssig, aber leider wirkte er insgesamt irgendwie farblos und lustlos auf mich. Vom Flair der Stadt Krakau spürte ich rein gar nichts, der historische Hintergrund war – abgesehen von der vorherrschenden Judenfeindlichkeit – komplett nebensächlich und auch mit Marie haderte ich; sie war für mich eine blasse Figur, die mir nicht in Erinnerung bleiben wird. Am interessantesten gestaltet fand ich ihren Vater, der schwer einzuschätzen war. Im Krankenhausalltag wurde deutlich, dass er das Herz am rechten Fleck hat und ein sehr gütiger Mensch ist – wieso ist er also strikt gegen Maries Ehe mit einem Juden? Das verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht! Ein weiterer Minuspunkt waren die zahlreichen Schreibfehler; gerade bei Namen sollte man auf die korrekte Schreibweise achten [Karska ≠ Karski], alles andere führt nur zu Verwirrung.

Zwar erschienen mir ein, zwei Passagen etwas langatmig, doch im letzten Drittel überraschte mich die Autorin mit einem kreativen Twist. Ich war so fixiert auf die Romanze des jungen Paares gewesen, auf Maries Nachforschungen sowie ihr auf Vorhaben, zum Medizinstudium zugelassen zu werden, dass ich diese Möglichkeit nie in Betracht gezogen hätte, mit der das Verschwinden von Maries Mutter erklärt wird. Realistisch und glaubwürdig ist die Story nicht, allerdings kann ich das bei einem Unterhaltungsroman hin und wieder verschmerzen.

Mein Lieblingszitat aus dem Werk lautet: "[…] wenn ich nicht mit Liebe leben darf, dann sehe ich keinen Sinn darin, überhaupt zu leben." – Ein durchaus romantischer Gedanke, der typisch ist für die teenagerhafte Naivität der jungen Marie; so schön diese Idee in ihren Ohren klingen mag, über ihre spontane, wenig durchdachte Konversion zum Judentum zu Zeiten der Judenverfolgung habe ich nur ungläubig den Kopf schütteln können.

Fazit: In meinen Augen ist es kein rein historischer Roman, da man von der Atmosphäre der damaligen Zeit kaum etwas spürt (abgesehen von der antisemitischen Stimmung), für eine Einstufung als Liebesgeschichte fehlt es an emotionalen Momenten. Am ehesten sehe ich das Werk noch als Familiengeschichte. Meine 3 Sterne vergebe ich für die hübsche Covergestaltung (inklusive der edlen Gesamtaufmachung mit Lesebändchen), die Grundidee und den allgemein nicht schlechten Schreibstil. Von mir gibt es eine kleine Empfehlung für Fans von Storys über Familiengeheimnisse.

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Veröffentlicht am 25.02.2022

Ganz eigen, aber nicht schlecht

Doppelt oder nichts, sagt das Glück
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Puh, ich weiß nicht, was genau ich von diesem Roman erwartet hatte - eine humorvolle, gerne vorhersehbare, gemütlich unterhaltsame Liebeskomödie à la ZDF-Herzkino-Abendprogramm vielleicht -, aber das vorliegende ...

Puh, ich weiß nicht, was genau ich von diesem Roman erwartet hatte - eine humorvolle, gerne vorhersehbare, gemütlich unterhaltsame Liebeskomödie à la ZDF-Herzkino-Abendprogramm vielleicht -, aber das vorliegende Werk von Liane Mars war absolut unvorhersehbar und ich hätte wohl mit jeder Vermutung danebengelegen.

Rein hinsichtlich der Thematik hätte ich mich eigentlich auf eine tragische Geschichte gefasst machen müssen, denn wenn zwei Schwangere im Geburtsvorbereitungskurs feststellen, dass es sich bei ihrem Partner Peter um denselben Mann handelt (- Emily und er sind seit 6 Jahren verheiratet, Leonie ist Peters Freundin‚ die nicht ahnt, dass er bereits vergeben ist -), dürfte klar sein, dass für mindestens eine von ihnen wahrscheinlich eine Welt zusammenbrechen wird. Die Lebensumstände für beide Frauen ändern sich drastisch und all diese Komplikationen fallen genau in jenen speziellen Zeitraum, in welchem jegliche Form von Stress dringend vermieden werden muss. Aber wie soll frau angesichts solch eines niederträchtigen Verrats noch eine – im wahrsten Sinne des Wortes – ruhige Kugel schieben?!

Die beiden weiblichen Hauptfiguren, Emily und Leonie, sind grundverschieden. Emily plant gerne, ist sensibel und schüchtern, sie wagt es kaum, für ihre Meinung einzustehen; Leonie ist selbstbewusst, schlagfertig, spontan und direkt, lässt sich nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen. Emily ist begeistert von Geburtsmeditation, Leonie ist eher der Typ 'wird schon werden'. Emily ist verzweifelt angesichts Peters Betrug, Leonie brodelt vor Wut.
Die Darstellung der jeweiligen Gefühlswelt der Figuren ist der Autorin vortrefflich gelungen, ich habe mit Emily mitgelitten, war zusammen mit Leonie, die sich auch noch mit den anstrengenden Eskapaden ihrer getrennten Eltern befassen muss, aufgebracht.

Handlungstechnisch passiert nicht wahnsinnig viel, es geht eher darum, wie die beiden Frauen fortan mit der delikaten Situation umgehen und dass sie wider Erwarten Freundinnen werden. Die Message, dass jede Schwangerschaft anders ist und jedes damit einhergehende Gefühl, jede Sorge, jede Angst, zugelassen werden darf und sollte, finde ich sehr wichtig.

Der lockere Schreibstil ist amüsant, umgangssprachlich und unkompliziert gehalten. In vielen Passagen war er mir einen Tick zu klamaukig und die Ereignisse einfach viel zu unrealistisch, sodass ich mich nicht mit vollem Herzen auf Emily und Leonie, aus deren beider Sicht abwechselnd erzählt wird, einlassen konnte. Ich kann mir das Werk allerdings super als Verfilmung vorstellen und glaube, dass dann gewisse überzeichnete Elemente witzig wirken könnten.

Fazit: Kein Highlight, aber nette Unterhaltung für Zwischendurch.

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Veröffentlicht am 22.02.2022

Netter Roman für Zwischendurch

Kein Isländer ist auch keine Lösung
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An diesem Roman hat mir vor allem das Setting gefallen; eine Crime Kreuzfahrt inklusive Schreibworkshop ist schon grandios und mal was ganz anderes, eine ausgesprochen kreative Idee! Und dann kamen auch ...

An diesem Roman hat mir vor allem das Setting gefallen; eine Crime Kreuzfahrt inklusive Schreibworkshop ist schon grandios und mal was ganz anderes, eine ausgesprochen kreative Idee! Und dann kamen auch noch die atmosphärischen Beschreibungen der einzigartigen Natur Islands sowie der Färöer-Inseln hinzu, toll!

Wie sehr hatte ich gehofft, dass dieses mit einem niedlichen Cover und einem humorvollen Buchtitel ausgestattete Werk mich begeistern würde! Ich liebe Feel-Good-Storys und gerade in Zeiten, in denen sich meine Reisen auf literarische Ausflüge beschränken, bin ich Feuer und Flamme für Geschichten, die mich träumen und fremde Orte erkunden lassen.

Die beiden weiblichen Hauptfiguren, die 38-jährigen besten Freundinnen Steffie ("kinderlos, […] Karrierefrau, von Beruf Chefin eines florierenden Spielwarenladens") und Merle ("alleinerziehend, Single, unterbezahlt und überbeschäftigt"), haben eine Gruppenreise gebucht; mit der Fähre soll es bis zu ihrem Sehnsuchtsreiseziel gehen: Island. Im hohen Norden wohnt übrigens auch eine Onlinebekanntschaft von Merle: ihr Sprachlernpartner Hannes, von dem sie allerdings noch nie ein Foto gesehen hat. Es soll ein Mädelstrip werden, Merle ist vom Vater ihrer Teenagertochter zu sehr verletzt worden und daher nicht auf der Suche nach einer neuen Liebe – Steffie hingegen findet, Merle sei durchaus bereit für etwas Neues und mischt sich prompt fleißig in das Liebesleben ihrer besten Freundin ein.

Mit fortschreitender Handlung wurden mir die Damen zunehmend unsympathischer – Merle, an sich eine herzensgute Person, die dazu neigt, das Wohl anderer über ihr eigenes zu stellen, rutscht in die Rolle eines naiven, wankelmütigen Teenagers und Steffie beweist regelmäßig, dass sie in erster Linie nur an sich selbst denkt. Ihre Freundschaft wirkte auf mich nicht ausgeglichen; Merle gibt und geht Kompromisse ein, Steffi nimmt und macht, was sie will. Beide bleiben blasse Figuren und werden mir nicht so sehr im Gedächtnis bleiben wie die Nebenfiguren, die zum Teil echte Unikate und enorm liebenswert sind, speziell Lasse und Einar.

Der Schreibstil ist umgangssprachlich und unkompliziert. Humor ist allgegenwärtig und manchmal kam er mir etwas arg herbeigezwungen vor, vielleicht lag dies auch an der mal flapsigen, mal over-the-top-möchte-gern-lustigen Ausdrucksweise in den Dialogen, die eher zu zwei Teenagern auf einer Klassenfahrt gepasst hätte als zu fast 40-jährigen Frauen. Es sollte sicher zeigen, wie ulkig, junggeblieben und modern die Damen sind; mir wurde es schnell zu anstrengend. Vor allem erschien es mir nicht glaubwürdig. Interessanterweise beschränkt sich dieser Eindruck der in meinen Augen unpassenden Wortwahl nur auf die Dialoge zwischen Merle und Steffi.

Sehr lobenswert hervorzuheben ist der Spannungsaufbau in der ersten Hälfte des Buches; ich habe gerätselt und gerätselt – wer ist der ominöse Hannes?

Meine 3 Sterne beruhen auf der Storyidee, dem ausgefallenen Setting (inklusive der wirklich schönen Landschaftsbeschreibungen) und der Gesamtaufmachung des Werkes (niedliches Cover, Vokabelübersicht zu Beginn).

Fazit: Mein Herz habe ich zwar nicht verloren an die Hauptfiguren, dennoch bietet "Kein Isländer ist auch keine Lösung" Fans von locker-flockigen Frauenromanen gewiss unterhaltsame Lesestunden und lädt zum Miträtseln ein; und da jeder Mensch einen anderen Sinn für Humor hat, wer weiß – vielleicht treffen die Dialoge genau euren Geschmack. Mein Highlight waren ganz klar die Landschaftsbeschreibungen, weswegen ich das Werk zudem allen Island-Begeisterten empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 01.02.2022

Reihenauftakt mit Luft nach oben

Dance into my World
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Für mich stand von Anfang an fest, dass ich die beim Blanvalet Verlag erschienene, in zauberhaft glitzernde Cover verpackte und in einer meiner Lieblingsstädte spielende Move-District-Reihe von Maren Vivien ...

Für mich stand von Anfang an fest, dass ich die beim Blanvalet Verlag erschienene, in zauberhaft glitzernde Cover verpackte und in einer meiner Lieblingsstädte spielende Move-District-Reihe von Maren Vivien Haase unbedingt lesen muss - eine New Yorker Tanzschule als Setting, wie cool ist das denn?!

Die Geschichte um Jade (aus deren Perspektive in Ich-Form erzählt wird) und Austin entwickelt sich gemütlich und ohne große Überraschungen, ist hier und da gewürzt mit dem genretypischen Drama und fügt sich wunderbar in die literarische Welt der bereits bestehenden New-Adult-Romane ein. Es passiert nicht wahnsinnig viel, doch schon allein aufgrund der einladenden Tanzschulatmosphäre liest sich das Buch unterm Strich angenehm und unterhaltsam. Mit der weiblichen Hauptfigur, Jade, habe ich allerdings ein kleines Hühnchen zu rupfen: Aufgrund der Erlebnisse in ihrer eigenen Vergangenheit sollte gerade sie wissen, wie mies Gerüchte sind und dass man Menschen nicht verurteilen darf, ohne die tatsächlichen Fakten zu kennen. Stattdessen tut sie aber genau das; sie nimmt fremder Leute Geschwätz über Austin unhinterfragt für bare Münze und lässt ihre Wut direkt an ihm aus. Insgesamt blieben sowohl sie als auch Austin mir leider einen Tick zu blass bzw. es fehlte ihnen an Tiefe, das Prickeln zwischen ihnen erreichte mich nicht. Am meisten begeistert hat mich noch die lebenslustige Nebenfigur Olivia.

Der Schreibstil ist jugendlich locker, sehr (!) umgangssprachlich und unkompliziert, lediglich ein paar (Wort-)Wiederholungen haben sich eingeschlichen. Hinsichtlich der Entwicklung der Handlung wäre etwas mehr Spannung zu Beginn und über den Mittelteil schön gewesen, nicht erst gegen Ende, und auch Jades Leidenschaft für Mode blieb für mich irgendwie auf der Strecke. Ein wichtiges, ernstes Thema hätte gerne ausführlicher behandelt werden können. Die authentischen Tanzszenen hingegen gefielen mir gut; man spürt, dass die Autorin selbst gerne tanzt und genau weiß, wovon sie schreibt.

Fazit: Wo kann ich mich zur Hip-Hop-Class anmelden? Ein netter Reihenauftakt, der zwar noch Luft nach oben hat, dafür aber mit tollem Setting und ganz viel Tanz-Liebe punktet!

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Veröffentlicht am 29.01.2022

Leider schwächer als Band 1

Like Fire We Burn
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Nachdem "Like Snow We Fall" mir ziemlich gut gefallen hatte, fieberte ich gespannt dem nächsten Werk von Ayla Dade entgegen und freute mich total darauf, nach Aspen zurückzukehren. Tatsächlich gab es das ...

Nachdem "Like Snow We Fall" mir ziemlich gut gefallen hatte, fieberte ich gespannt dem nächsten Werk von Ayla Dade entgegen und freute mich total darauf, nach Aspen zurückzukehren. Tatsächlich gab es das erhoffte Wiedersehen mit bereits vertrauten Figuren, und auch wenn dieses Mal Aria und Wyatt im Fokus standen, waren es doch die Nebenfiguren, die mich am meisten erreichten.

Das Cover ist ein Traum und ein absoluter Hingucker im Bücherregal! Nur leider hat mich das Feuer bezüglich des Inhalts nicht entzündet, der Funke sprang nicht über.

Mit den Hauptprotagonisten hatte ich dieses Mal meine liebe Not. Was Aria betrifft – es tut mir wahnsinnig leid, aber ich wurde nicht warm mit ihr, teilweise erschien sie mir unreif, unfair und verhielt sich wie ein bockiges Kind. Mit fortschreitender Handlung wurde sie mir immer unsympathischer. Es ging schon damit los, dass ich es nicht mag, wenn Figuren sich in Büchern selbst über den grünen Klee loben. Wer denkt denn bitte über sich selbst: Hach, was bin ich nur für eine "selbstlose" Person? Ich bin ja soooo ein guter Mensch. - Ja, I get it, sie ist 'die Gute', der wehgetan wurde; man soll mit ihr sympathisieren. Aus meiner Sicht hätte das besser funktioniert, wenn andere Menschen ihr solche Dinge sagen (= sie loben) würden oder man es aufgrund ihres Verhaltens von ihr denken würde. Ihr Selbstmitleid und ihr ich-bezogenes Verhalten waren mir auf Dauer zu viel.

Sie und Wyatt drehen sich eine gefühlte Ewigkeit im Kreis, kurz vor knapp gibt es dann eine Kehrtwende und Aria verhält sich (obwohl ich rein plottechnisch diese Entwicklung begrüßte) komplett widersprüchlich zu ihrem bis dahin präsentierten Charakter. Ebenfalls als schwer nachvollziehbar empfand ich, wie leicht sie Gwens sonderbare Erklärung geschluckt hat. Aber Hauptsache, sie ließ Wyatt vorher durch die Hölle gehen und mit ihm - um den doch 95% ihrer Gedanken kreisten - kam kaum eine gescheite Kommunikation zustande. Natürlich hatte er sich schrecklich verhalten, und allein seine Reue sollte nicht als Freifahrtschein ausreichen, damit man ihm verzeiht, aber zwischenzeitlich tat er mir einfach nur leid. Himmel, er kämpfte sich wirklich einen Wolf. Mir kam es so vor, als hätte Aria Wyatt je nach Laune benutzt und dann wieder abgewiesen. Einzig die Liebe zu ihrer Mutter kaufte ich ihr voll und ganz ab, das war glaubwürdig.

Ich bin der Meinung, nach solch einem Vertrauensbruch wie bei Aria und Wyatt gibt es 2 Möglichkeiten: 1.: verzeihen und das Ganze abhaken, was bedeutet, dass man nicht immer wieder bei passender Gelegenheit das alte Drama aufwärmt oder 2.: einen klaren Schlussstrich ziehen und sich auch daran halten, ohne dem Ex-Partner falsche Hoffnungen zu machen. Aber dieses permanente Hü, Hott war hauptsächlich eins: anstrengend. Ich liebe dich noch – aber du hast mich verletzt – aber ich liebe dich noch – aber ich kann nicht vergessen, was du getan hast – aber ich liebe dich noch – aber ich kann dir nicht vertrauen… Irgendwann dachte ich diesbezüglich an Arias eigene Gedanken vom Anfang zurück: "verdammtnochmalwannhörtdasauf".

Der Schreibstil wechselt ebenfalls hin und her, ist mal geprägt von jugendlich lockerer, umgangssprachlicher Wortwahl, von Ausdrücken wie supernice, mindfuck oder diversen Markennamen und schwenkt dann plötzlich wieder zu tiefgründig, hochemotional und (für meinen Geschmack) übertrieben poetisch. In Band 1 übte das noch einen ganz eigenen Zauber auf mich aus, hier erschien es mir jedoch teilweise fast erzwungen bzw. wirkte einfach nicht authentisch.

Lobend zu erwähnen ist auf jeden Fall das Setting, welches wieder einmal so einladend gezeichnet worden ist, dass man am liebsten sofort ein Ticket nach Colorado buchen möchte. Alle Fans von Small-Town-Romance-Werken werden diesbezüglich begeistert sein.

Fazit: Eine Grundidee mit viel Potential, das in der Umsetzung leider nicht ausgeschöpft worden ist. Einige langatmige Passagen, ein überstürztes, unrealistisches Ende und traurig-zerrissene, oftmals wütende Hauptfiguren, die ich nur bedingt mochte. Das fand ich unheimlich schade, denn ich war wild entschlossen gewesen, dieses Buch zu lieben. Für zukünftige Ausgaben empfehle ich zudem eine Triggerwarnung.

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