Die Mühen des Pilgerweges
Camino. Mit dem Herzen gehen„...Es gibt nichts Besseres als Krisen, um der Wahrheit näher zu kommen, auch jener, die man nicht gerne hört und der man seit Jahren aus dem Weg geht...“
Diese Worte stammen aus dem Vorwort des Buches. ...
„...Es gibt nichts Besseres als Krisen, um der Wahrheit näher zu kommen, auch jener, die man nicht gerne hört und der man seit Jahren aus dem Weg geht...“
Diese Worte stammen aus dem Vorwort des Buches. Seit Jahren wollte sie den Jakobsweg gehen, aber immer war etwas Anderes wichtiger. Jetzt nimmt sie sich die Zeit. Es sind 14 Tage im Advent, an dem sie die letzten 300 km in Angriff nimmt. Ihr Weg führt sie von Leon bis Santiago.
Das Buch zeichnet sich durch eine hochwertige Aufmachung aus. Das betrifft die Papierqualität und die vielen eingearbeiteten Fotos. Auch ein Lesebändchen fehlt nicht. Eine Karte lässt mich die Reise mit verfolgen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Hier allerdings hätte ich mir eine etwas größere Schrift gewünscht.
Die Beschreibung der Reise ist so vielfältig, wie die Begleiter, die die Autorin auf ihren Weg kennenlernt. Es fehlt auch nicht an einer Spur Humor oder Sarkasmus. Bei der Ankunft am Gipfelkreuz liest sich das so:
„...Man erwartet einen mystischen Ort, mit mindestens ein paar tanzenden Elfen am Wegrand, und bekommt einen riesigen Parkplatz mit einem trostlosen Steinhügel vorgesetzt...“
Und dann gibt es kurze Sätze, fast Gedankensplitter, die einen Blick in den Seelenzustand dr Pilgerin erlauben.
„…Vielleicht an einem anderen Tag, zu einer anderen Zeit,
mit einem anderen Ich.
Vielleicht mit weniger Frust, mit weniger Enttäuschung
und weniger Erwartung...“
Andererseits gibt es Szenen voller Hoffnung mit Blick in eine überwältigende Landschaft, Hilfe, wenn es nicht mehr weiter geht und Gemeinschaft mit Gleichgesinnten. Im Winter ist der Pilgerweg nicht überlaufen. Das hat Vor- und Nachteile. Auch darauf geht die Autorin ein.
Und der Pilgerweg ist nicht zuletzt eine Auseinandersetzung mit sich selbst. Erinnerungen werden wach, manches überdacht und aufgeräumt.
„...Es hat etwas von Freiheit, aber auch etwas von Davonlaufen. Jeder hat seine Gründe, den Camino zu gehen. Jeder hat Ballast im Rücksack...“
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hält eine gekonnte Balance zwischen Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit.