Gut Ding will Weile haben
Ein unverschämt gutes KochbuchJoshua Weissman ist überzeugt von dem, was er mit Leidenschaft tut und was er am besten kann. Kochen. Hierzulande kaum bekannt, ist er in den Vereinigten Staaten ein Star am Herd, vertreten auf sämtlichen ...
Joshua Weissman ist überzeugt von dem, was er mit Leidenschaft tut und was er am besten kann. Kochen. Hierzulande kaum bekannt, ist er in den Vereinigten Staaten ein Star am Herd, vertreten auf sämtlichen Social Media Plattformen. 5,8 Millionen Follower auf TikTok und 5,3 Millionen Abonnenten auf YouTube, Zahlen, die für sich sprechen. Und wer wollte nicht schon immer einmal „Ein unverschämt gutes Kochbuch“ im Regal stehen haben? So der Titel, der nicht nur Interesse weckt, sondern auch suggeriert, dass hier ein Koch am Werk ist, dem es nicht an Selbstvertrauen mangelt. Stellt sich nur noch die Frage, ob die Rezepte diese Erwartungen einlösen.
Gut Ding will Weile haben, so könnte man die Gerichte überschreiben, für die sich Weissman stark macht. Das liegt in erster Linie daran, dass er es vermeidet auf fertige Zutaten zurückzugreifen. Und damit meint er nicht Convenience Food, sondern auch so simple Dinge wie Butter aus der Packung, was ich reichlich übertrieben finde.
Ungefähr ein Drittel des Kochbuchs bietet Anleitungen für selbstgemachte Basics: diverse Brühen, Butter, Käse, Soßen, Dips, Pickles, Marmelade, Backwaren und Pasta. Das ist alles recht zeitintensiv und somit im Alltag kaum zu realisieren. Kann man machen, muss man aber nicht. Manche dieser Rezepte sind interessant, andere wiederum, und hier schreibe ich aus Erfahrung, wohl in erster Linie für amerikanische Ernährungsgewohnheiten gedacht. Deutlich wird das an Weissmans Ketchup: Tomatenmark, Wasser, Essig und jede Menge Maissirup. Das geht auch anders, nämlich mit frischen Tomaten und sparsam dosiertem Rohrohrzucker. Das Ergebnis spricht für sich und ist mit Sicherheit gesünder.
Diese Grundzutaten sind ein elementarer Bestandteil seiner durchaus kreativen Rezepte (knapp 170 Seiten), die von amerikanischen und europäischen Einflüssen sowie von der asiatischen Küche inspiriert sind. Kein Wunder, hat er doch lange in einem japanischen Restaurant gekocht.
Die Einteilung ist nicht weiter überraschend: Frühstück (btw. wer braucht ein Rezept für „Perfekt gekochte weiche Eier“?), Appetizer/Snacks, Fisch, Fleisch, Pasta, Sandwiches & Co., Gemüse und Salate, Suppen, Desserts. Die Rezepte sind detailliert, die Angaben zum zeitlichen Aufwand passen, die Zutaten (fast alle in jedem Supermarkt erhältlich) aufgelistet, die Zubereitung in Einzelschritten ausführlich beschrieben, jedes einzelne Rezept mit qualitativ hochwertigen Fotos garniert. Was ich allerdings vermisse, sind die Nährwertangaben.
Für passionierte Hobbyköche, die weder Zeit noch Mühe scheuen und Spaß am stundenlangen Werkeln am Herd haben, kann ich dieses Kochbuch absolut empfehlen, für die Alltagsküche hingegen ist es allerdings aus genannten Gründen nur bedingt tauglich.