Ein New Adult Debüt, das leider eine Menge Potential verschenkt...
Burning BridgesHandlung: "Burning Bridges" ist mein erstes Buch von Tami Fischer, dass trotz einer ewigen Flut an begeisterten Rezensionen viel zu lang auf meiner Wunschliste und dann auf meinem SuB ausharren musste. ...
Handlung: "Burning Bridges" ist mein erstes Buch von Tami Fischer, dass trotz einer ewigen Flut an begeisterten Rezensionen viel zu lang auf meiner Wunschliste und dann auf meinem SuB ausharren musste. In dem Auftakt ihrer Fletcher-Trilogie, der gleichzeitig das Romandebüt der Bookstagrammerin und Booktuberin war, wird eine süße College-Geschichte mit einem düsteren Untergrundthriller gemixt, was die Geschichte definitiv von anderen New Adult Romanen abhebt. Leider erschien mir diese Kombination an vielen Stellen nicht ganz rund. Ein geheimnisvoller Club namens "der Käfig", illegale Kämpfe, Drogenbosse und Gangs - das sind Motive, die eigentlich nur schlecht in die aufgeräumte Welt unserer Protagonistin Ella passen. Auch wenn sie der Geschichte ordentlich Spannung verleihen und gerade am Ende dafür sorgen, dass die Handlung eine anderen als den typischen Verlauf nimmt, wünschte ich, die Autorin hätte sich für eine der beiden Handlungsalternativen entschieden. Angesichts des sehr unschuldigen, lockeren Beginns hätte es besser gepasst, auch den Rest der Geschichte in einem solchen Ton zu belassen. Um dem düsteren thrillerartigen Ende jedoch mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen, wäre es dringend notwendig gewesen, diese schon im ersten Drittel atmosphärisch und mit Informationen vorzubereiten. Auf diese Art und Weise erfolgte mir der Wechsel des Erzähltempos und der Atmosphäre viel zu plötzlich und erschien mir wie eine Art Bruch im Handlungsgefüge.
Schreibstil: Großzügig über diese kleinen Mängel im Plot hinwegsehen ließ mich jedoch der flüssige, humorvolle und emotionale Schreibstil von Tami Fischer. Die Dialoge sind knackig, Popkulturreferenzen und Anspielungen erweichen das Nerdherz und in den romantischen Szenen knistert es ordentlich. Was wünscht man sich für einen NA-Roman also mehr? Allein wegen Tami Fischers süchtigmachenden Art zu schreiben habe ich mir gleich die zwei Nachfolger von "Burning Bridges" besorgt (und weil mir zu Ohren gekommen ist, dass die Reihe mit jedem Band besser wird).
Figuren: Bei den Figuren fiel leider am stärksten auf, dass es sich hier um ein Debütroman handelt. Zwar waren sowohl Ches als auch Ella grundsätzlich sehr liebenswert angelegt, über beide musste ich in einigen Situationen aber ordentlich die Augen verdrehen. Besonders die naive, impulsive Ella hat es mir in einigen Szenen nicht gerade leicht gemacht, sie als stimmige Figur zu akzeptieren. (Spoiler 1: Beispiel 1 - Sie entgeht eines Abends nur äußerst knapp einer Vergewaltigung und stattdass sie dieses Ereignis länger beschäftigt, lädt sie einfach den undurchsichtigen, blutenden Schlägertyp zu sich in die Wohnung ein, der sie gerettet hat? Ähm, schon mal was von Selbsterhaltungstrieb gehört, Mädel? Beispiel 2 - Ja okay, das mit dem Schlägertyp hat sich dann doch als nicht gefährlich entpuppt, aber wer bitte lebt so lange mit einem praktisch Fremden zusammen, ohne ihm auch nur EINE relevante Frage zu stellen. Beispiel 3 - Das zarte Mauerblümchen arrangiert hinter Ches´ Rücken ein Treffen mit dem potentiell sehr gefährlichen Leiter des Käfigs, ohne die genauen Hintergründe des Arrangements zu kennen, steigt zu ihm ins Auto (was an sich schon dämlich ist) und verrät ihm dann auch noch einfach so den Namen und den Wohnort von Ches´ Bruder. Beispiel 4 .... ja okay, ich denke, Ihr versteht meinen Punkt, dass soll ja auch eine Kurzrezension werden, haha)
Aber auch Ches steht nach der Auflösung am Ende ein wenig idiotisch da (Spoiler 2: Sein ganzer Konflikt beruht darauf, dass er zu doof war, sich mal nach seinem Bruder zu erkundigen, mal die Zeitung zu lesen oder mit jemanden aus seiner Vergangenheit Kontakt aufzunehmen. Hätte er das getan, wäre die gesamte Handlung hinfällig). Dennoch sind mir die Schicksale der beiden sehr ans Herz gegangen. An der emotionalen Schwingungsfähigkeit scheiterte es hier also weniger als an den grundsätzlichen Überlegungen. Im Endeffekt denke ich, dass die Geschichte sehr von einer Erzählung aus beiden Perspektiven profitiert hätte. Einige Elemente der Handlung hätten durch zusätzliche Einschübe aus Ches´ Perspektive wohl weniger übertrieben gewirkt und auch dessen Charakter hätte von vornherein weniger klischeebehaftet gewirkt. Auch die Clique rund um Ches und Ella wirkt auf den ersten Blick ein wenig 0815, hat aber gut erkennbar noch riesiges Potential, welches hoffentlich in den Folgebänden ausgeschöpft werden wird.
Die Zitate
Erster Satz: "Ich holte aus und schleuderte ihm meinen Drink ins Gesicht"
"Ches musste kämpfen, weil es sein Kampf war, den er austragen musste, bis nichts mehr von ihm übrig war. er hatte nicht nur sein Leben und seine Träume aufgegeben. Er hatte sich selbst aufgegeben. Vielleicht nicht in dem Moment, als er dem Käfig beigetreten war, aber innerhalb der letzten drei Jahre. Irgendwo in dieser Zeit hatte er sich verloren."
"Ich gebe auf", sagte er mit einem tiefen Seufzen und schlang einen Arm um meine Mitte. Sein Blick brannte sich in meinen, voll von Hunger und Entschlossenheit, die dafür sorgte, dass sich mein Magen fest zusammenzog. Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, als er sich herunterlehnte und sein Atem auf meine Lippen traf. "Ich habe mein Bestes versucht und bin kläglich gescheitert."
"Was meinst du?", fragte ich verwirrt.
"Ich habe versucht, dir zu widerstehen, Ella. Aber es hat nicht funktioniert."
Das Urteil:
Ein New Adult Debüt, das eine süße College-Geschichte mit einem düsteren Untergrundthriller mixt, dabei aber leider eine Menge Potential verschenkt.