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Veröffentlicht am 04.02.2022

Vita brevis, ars longa?

Unser wirkliches Leben
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Anna (24) stammt aus einfachen Verhältnissen. Um als Studentin in London zu überleben, jobbt sie in einer Jazzkneipe; naheliegend, wenn man bedenkt, dass sie Gesang studiert. Eines Tages trifft ...

Anna (24) stammt aus einfachen Verhältnissen. Um als Studentin in London zu überleben, jobbt sie in einer Jazzkneipe; naheliegend, wenn man bedenkt, dass sie Gesang studiert. Eines Tages trifft sie in ihrem Nebenjob auf Max, einen Banker, der natürlich eine Ecke älter ist. Anna lässt sich auf eine Art Beziehung mit ihm ein, doch es herrscht ein ökonomisches Ungleichgewicht. Eigentlich ist die Oper die große Liebe der Protagonistin. Mit ihrer besten Freundin Laurie kann Anna über alles reden, feministische Idealvorstellungen treffen auf die harte Realität. Wird Anna ihre Ziele erreichen?
Als Leser/in verfolgt man das Geschehen aus Annas Perspektive, man taucht in ihr Gefühls- und Gedankenuniversum ein. Besonders faszinierend fand ich die Welt der Oper, dieser Aspekt des Romans war für mich neu und aufregend. Der Kampf einer Vertreterin der Arbeiterklasse ist mir jedoch vertraut, viele Leser mögen dieses Detail exotisch finden. Auch der Konkurrenzdruck im Studium an sich ist kein Alleinstellungsmerkmal der Geschichte.
„Unser wirkliches Leben“ von Imogen Crimp besteht formal aus 4 Teilen. Zu Beginn konnte mich die Erzählung fesseln, der Stil ist frisch und modern, auch der Verzicht auf Anführungszeichen trägt dazu bei.
Die Exposition ist wirklich gelungen, ab der Mitte konnte mich das Ganze aber nicht mehr wirklich packen, als Autorin hätte ich die Erzählung stellenweise gestrafft. Im Vorfeld habe ich mir einfach mehr von der Geschichte erhofft.
Eine amour fou, der mögliche Verlust der eigenen Identität, ein älterer, manipulativer Partner, der eine jüngere Frau ausnutzt (oder ist es umgekehrt?): Das kenne ich schon aus Zeruya Shalevs „Liebesleben“. Imogen Crimp setzt natürlich eigene Akzente, ich hatte beim Lesen dennoch ein Déjà-Vu.
Selbstermächtigung durch Sexualität, der weibliche Körper als Instrument (hier im doppelten Wortsinn), masochistische Tendenzen – auch Sally Rooney widmet sich in „Normale Menschen“ diesen Themen, was nicht heißen soll, dass Crimp etwas kopiert. Da sie nach ihrem Studium zeitweise selbst Operngesang an einem Londoner Konservatorium lernte, fand ich die Passagen zum Thema besonders spannend, sie waren mein Highlight.


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Veröffentlicht am 28.12.2021

Eine Amerikanerin in GB

All You Wish For
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Ich liebe Samantha Youngs Romane! „Fallen Dreams“ oder „Boston Nights“ bieten beste Unterhaltung. Auch „Forever and Ever“, ein Buch, welches die Autorin zusammen mit Kristen Callihan verfasst hat, gefiel ...

Ich liebe Samantha Youngs Romane! „Fallen Dreams“ oder „Boston Nights“ bieten beste Unterhaltung. Auch „Forever and Ever“, ein Buch, welches die Autorin zusammen mit Kristen Callihan verfasst hat, gefiel mir sehr. Meistens haben Youngs Protagonistinnen und Protagonisten Ecken und Kanten, die Handlung ist abwechslungsreich und natürlich romantisch.
Auf die Lektüre von „All you wish for“ (wieso hat man nicht einfach den passenderen Originaltitel „Much Ado about You“ übernommen?) habe ich mich daher sehr gefreut!
Worum geht’s?
Das Grundgerüst der Geschichte erinnert vage an den Weihnachtsfilm „Liebe braucht keine Ferien“, im Roman betreibt die Heldin jedoch kein house sitting, sie übernimmt als Amerikanerin gleich einen ganzen Buchlanden in der englischen Provinz.
Die 33jährige Evangeline „Evie“ Starling aus Chicago möchte gerne Redakteurin werden. Nebenbei rezensiert der selbsternannte Büchernerd freiberuflich Manuskripte. Ihre beste Freundin Greer ist Evies große Stütze, da Evies Kindheit problematisch war, Evies Verhältnis zur Mutter ist immer noch angespannt. Als eine Internetbekanntschaft die junge Frau versetzt und sie bei einer Beförderung schlicht übergangen wird, platzt Evie der Kragen, und sie beschließt, die Buchhandlung „Much Ado about Books“ im britischen Alstner für vier Wochen zu übernehmen. Von der Männerwelt hat die Amerikanerin die Nase gestrichen voll, doch sie hat nicht mit dem attraktiven Farmer Roane Robson gerechnet…
Leider konnte mich „All you wish for“ nicht begeistern. Der Stil ist ausgesprochen simpel, die Handlung kommt nur langsam in Fahrt, und die Figuren sind stereotyp gestaltet, bis hin zum treuen Vierbeiner. Der treudoofen Evie konnte ich die Shakespeare – Begeisterung nicht wirklich ‚abnehmen`. Ich konnte kaum glauben, dass Young das Buch geschrieben hat, da Raffinesse und Witz fehlen. Dabei kann die Autorin es viel besser!
Samantha Young versucht zu krampfhaft, eine Wohlfühllektüre zu präsentieren. Tolle „Zutaten“ führen nicht automatisch zum Ziel, Youngs Schreibe wirkt dieses Mal leider mechanisch und uninspiriert, die Figuren sind (wie bereits erwähnt) furchtbar flach, auch die Konflikte wirken ausgelutscht – Homosexualität in der Kleinstadt, die Emanzipation einer jungen Frau, die sich „altbacken“ kleidet, der Beau hat ein Geheimnis etc.
Fazit:
Eigentlich kann man mit einem Liebesroman aus Samantha Youngs Feder nicht viel falsch machen. Sie zählt zu meinen Lieblingsautorinnen und jeder neue Schmöker wandert sofort auf meine Wunschliste.
„All you Wish for“ wirkt jedoch reichlich uninspiriert, für mich war der Roman eine Enttäuschung, weil ich weiß, dass Samantha Young ihr Potential nicht ausgeschöpft hat.

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Veröffentlicht am 10.12.2021

Weihnachten kann kommen

Geld oder Lebkuchen
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Eckdaten:
Geld oder Lebkuchen: Fast ein Krimi von Dora Heldt, gesprochen von Katja Danowski, erschienen im Jumbo Verlag (Audio),GoyaLit am 20. Oktober 2021.

In der Vorweihnachtszeit höre ich gerne nebenbei ...

Eckdaten:
Geld oder Lebkuchen: Fast ein Krimi von Dora Heldt, gesprochen von Katja Danowski, erschienen im Jumbo Verlag (Audio),GoyaLit am 20. Oktober 2021.

In der Vorweihnachtszeit höre ich gerne nebenbei gute Audiobooks. „Geld oder Lebkuchen“ konnte mich mit einem interessanten Klappentext anlocken. Eigentlich bevorzuge ich männliche Sprecher, hier konnte mich Katja Danowski mit ihrem Vortrag jedoch begeistern, da sie die Senioren & Situationen gekonnt zum Leben erweckt. Hörspaß garantiert!
Worum geht’s?
Weihnachten steht vor der Tür. Die Adventszeit auf der Insel Sylt kann Ernst Mannsen jedoch nicht vom Hocker reißen – keine Touristen, Leere und Langeweile trüben das Inselglück. Schmuddelwetter ahoi! Während Ernst sich langweilt, freut sich seine Gattin Gudrun auf den Besuch der Familie, sie freut sich darauf, Haus & Hof festlich zu dekorieren und zu schmücken und über den Weihnachtsmarkt zu schlendern. Da erfährt Ernst, dass die Spenden für bedürftige Kinder vom raffgierigen Bankfilialleiter geraubt worden sind! Ernst beschließt, den norddeutschen Robin Hood zu mimen. Das Geld für die Weihnachtsgeschenke will schließlich besorgt sein, ein paar Freunde sind sofort dabei, vor allem Helga ist sofort Feuer und Flamme, die schlaue Bankangestellte Martina hat immer ein As im Ärmel, doch der ganz große Wurf wird das Ganze nicht, da der Coup anders als geplant verläuft…
„Fast ein Krimi“ – der Name ist Programm, ein richtiger Thriller ist die Erzählung nicht, aber es ist eine story mit Herz und Humor. Ideal, um lauschenderweise ein paar schöne Stunden zu verbringen, das Hörbuch ist die ideale Hintergrundbeschallung beim Weihnachtsgeschenke – Verpacken…

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Veröffentlicht am 06.12.2021

anstrengend

Sommersprossen – Nur zusammen ergeben wir Sinn
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Allegra hält sich selbst für eine praktisch veranlagte junge Frau, die stets vom Pragmatismus geleitet wird. Bis zu ihrer Internatszeit wuchs sie bei ihrem Vater, einem Musikdozenten, auf Valentia Island ...

Allegra hält sich selbst für eine praktisch veranlagte junge Frau, die stets vom Pragmatismus geleitet wird. Bis zu ihrer Internatszeit wuchs sie bei ihrem Vater, einem Musikdozenten, auf Valentia Island in Irland auf. Die Internatszeit war kräftezehrend für sie, daher verband sie ihre „Sommersprossen“ mit einem Stift zu Sternbildern. „Freckles“ wurde der Spitzname des Mädchens. Allegras Berufswunsch erfüllte sich nicht, da ihre Bewerbung bei der Polizei abgelehnt wurde, also ging sie als Hilfspolizistin nach Dublin. Im ruhenden Verkehr verteilt sie Strafzettel, bis sie die Bekanntschaft eines Parkrowdys macht, der ihr sagt, dass im Leben 5 Menschen prägend seien. Allegra, die als Untermieterin in einer Villa von Yuppies über einem Fitnessraum wohnt, macht sich aufgrund dieser Theorie endlich auf die Suche nach Carmencita Casanova, ihrer leiblichen Mutter…

Ich hatte mich sehr auf die Lektüre von „Sommersprossen“ gefreut. Cecilia Ahern steht für gute Unterhaltung mit Anspruch. Doch leider konnte mich dieser Roman nicht richtig überzeugen. Das pacing gefiel mir nicht, der plot ist schwerfällig, die Figuren sind sehr eigen, es gibt einen deprimierend – melancholischen Unterton und es dauert, bis die Handlung richtig in Fahrt kommt. Natürlich handelt es sich nicht um hirnlose Chicklit, schreiben kann die Autorin definitiv, aber die Geschichte erweist sich als sperrig, ich hatte im Vorfeld einfach mehr erwartet. Schon immer gab es Gerüchte um Allegras Vater, und da er als älterer Herr einer Kirchenmitarbeiterin das Knie tätschelt, verliert er endgültig seinen Job und wohl auch den Halt. Bei einem Osterbesuch muss Allegra feststellen, dass ihr Erzeuger geistig deutlich abgebaut hat, ihre beste Freundin ist schwanger von Freckles‘ Exfreund, und ein Kumpel hört nicht auf, sie anzubaggern, obwohl sie mehr als einmal ablehnt. Es ist anstrengend, das zu lesen. Ich war dennoch neugierig auf die Geschichte, doch der Verlauf ist schlicht zäh. Schade, Potential ist definitiv vorhanden!

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Veröffentlicht am 26.11.2021

Ungenutztes Potential

Nordlichtträume am Fjord
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Julie Larsen kannte ich vor der Lektüre als New-Adult-Autorin Nora Welling. Der Roman „Alles, was Du für mich bist“ gefiel mir ausgesprochen gut. Der zweite Teil einer Reihe war ein absoluter „Volltreffer“, ...

Julie Larsen kannte ich vor der Lektüre als New-Adult-Autorin Nora Welling. Der Roman „Alles, was Du für mich bist“ gefiel mir ausgesprochen gut. Der zweite Teil einer Reihe war ein absoluter „Volltreffer“, da die Figuren fein ausgearbeitet waren, ferner war die Handlung voller Spannung und es gab eine große Portion Tiefgang. Diversität ist für die Autorin kein leeres Schlagwort, und auch in „Nordlichtträume am Fjord“ integriert sie Menschen mit Stärken, Schwächen und Handicaps spielend in die Geschichte – ein großes Plus! In der Vorweihnachtszeit wollte ich gerne einen Roman mit winterlichem setting lesen, daher fiel meine Wahl auf „Nordlichtträume am Fjord“. Norwegen als Handlungsort ist einfach top.
Worum geht’s?
Annabell aus Deutschland möchte als Aushilfe auf einem Hof in Elvasund anheuern, da sie gefeuert wurde & Single ist. Doch bei ihrer Ankunft im Dorf ist die Eigentümerin Berit überrascht – wer hat inseriert? Trotzdem stellt die Dame mit „Peggy Bundy“ – Frisur die Hamburgerin ein. Annabell soll eine alte Spinnerei, die zum Hof gehört, herrichten & als Marketingfachfrau ein Tourismuskonzept entwickeln. Der schüchterne Schäfer Bjarne hat ein Auge auf die Hanseatin geworfen, und auch Annabell fühlt sich zum wortkargen Rotschopf hingezogen, aber sie muss noch eine wichtige Entscheidung treffen…

Der Beginn des Romans gefiel mir sehr. Die Figuren haben sehr viel Potential, die Handlung ist spannend. Den Mittelteil fand ich jedoch eher langweilig, ich bin mit Annabell nicht richtig warm geworden und trotz dramatischer Ereignisse (in der Vergangenheit) gewinnen die Protagonisten für meinen Geschmack nicht genügend Profil, dabei kann die Autorin es besser. Pfiffige Sätze wie „Er bevorzugte einen Platz im Hintergrund, doch von dort nahm er umso mehr wahr“ treffen auf Aussagen wie „Rote Haare waren zurzeit beliebt bei der Damenwelt, […]“.Ich habe keine großen Erwartungen, wenn ich einen Unterhaltungsroman zum Entspannen lesen will, „Nordlichtträume am Fjord“ war mir dennoch zu seicht und stilistisch zu simpel. Außerdem kannte ich das Erzählkonzept „Eine Deutsche mit schwieriger Kindheit findet im Ausland eine Ersatzfamilie & die Liebe“ schon aus der „Everything for you“-Reihe. Das Finale der story war okay, ich hatte jedoch nach der Lektüre das Gefühl, einen Roman gelesen zu haben, der nicht mit vollem Einsatz bzw. „mit angezogener Handbremse“ geschrieben wurde.

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