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Veröffentlicht am 19.02.2022

Flieg Vogel, flieg (Puhdys)

Diana (Ikonen ihrer Zeit 5)
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Die junge Diana Spencer träumt von ihrem Prinzen - Charles, der einmal König des Vereinten Königreiches werden wird, hat es dem Teenie angetan. Keine Zeitschrift ist vor ihr sicher, kein Fernsehinterview ...

Die junge Diana Spencer träumt von ihrem Prinzen - Charles, der einmal König des Vereinten Königreiches werden wird, hat es dem Teenie angetan. Keine Zeitschrift ist vor ihr sicher, kein Fernsehinterview wird ausgelassen, denn Diana hat ihr Herz unrettbar an diesen Mann verloren.

Als sie dann ihrem großen Schwarm gegenübersteht, setzt sie alles daran, ihn mit ihrem Charme um den Finger zu wickeln und einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Aus dem Flirt wird nach Jahren mehr und als Diana in einem Traum aus Taft und Seide den Gang der St Paul's Cathedral hinunter schreitet, um ihrem Prinzen vor den Augen der Welt ihr Ja-Wort zu geben, scheint das Märchen wahr geworden zu sein. Doch hinter den Türen des Palasts hat die Verwandlung des Traumes in einen Alptraum schon längst begonnen..

Julia Heiland reiht sich in die vielen Bücher über Lady Di ein und veröffentlicht einen teilbiografischen Roman, der die Leser:innen mitnimmt in einen Jungmädchentraum, der von Liebe und Romantik handelt, aber auf dem Boden der Tatsachen von Leid, Zurückweisung, Misstrauen, Lügen und Selbstzweifeln erzählt.

Der Blick hinter die Palasttüren gibt sehr viele intime Momente frei, die sich eventuell so zugetragen haben könnten, da die Autorin hier geschickt Realität mit Fiktion verwebt und so die Grenzen zwischen Tatsachen und schriftstellerischer Freiheit verschwimmen lässt.

Der Weg von Diana von der schwärmenden jungen Frau über die ersten zarten Berührungen mit Charles, die Jahrhunderthochzeit und den schmerzhaften Enthüllungen wird in sehr ergreifenden Szenen geschildert. Manchmal jedoch drängt die Schreibende Diana zu sehr in die Opferrolle und macht sie dadurch schwächer, als sie eigentlich gewesen ist. Ihre Sehnsucht nach Anerkennung, Liebe und Zuwendung lässt sie nach den erlittenen Niederlagen nämlich stärker denn je werden und ihren eigenen Weg gehen.

Es gehört viel Mut dazu, aus dem goldenen Käfig auszubrechen, dem gesamten Königshaus die Stirn zu bieten und den Gang in die Öffentlichkeit zu wagen, um die wahre Geschichte zu erzählen. Dianas Charme und ihr Einfühlungsvermögen sorgen bis heute dafür, dass sie wirklich die Königin der Herzen und unvergessen ist.

Ein sehr gelungener Einblick in die Strukturen des Königshauses, den eisernen Zügeln des Protokolls und der Macht der Krone, die unbarmherzig über Aufstieg und Fall eines Mitglieds der Royal Family entscheidet.

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Veröffentlicht am 18.02.2022

Bücher, Bücher, Bücher

Worte und Wunder
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Einst war die Buchhandlung Klinger d e r Treffpunkt für alle, die sich für gute Literatur, große Schriftsteller und Büchern in Hülle und Fülle interessiert haben. Doch nach dem Krieg steht die Buchhandlung ...

Einst war die Buchhandlung Klinger d e r Treffpunkt für alle, die sich für gute Literatur, große Schriftsteller und Büchern in Hülle und Fülle interessiert haben. Doch nach dem Krieg steht die Buchhandlung auf wackligen Füßen. Wer kauft schon ein Buch und taucht ein in das Reich der Fantasie, wenn der Magen knurrt und die Lebensmittel knapp sind? Aber genau das ist es, was Ruth antreibt, denn sie möchte es den Menschen in Berlin wieder ermöglichen, einen Platz für gute Geschichten, aufregende Abenteuer und seriöse Literatur in ihrer Buchhandlung zu finden. Da bleibt nur eines übrig...Ärmel hochkrempeln und loslegen...

Ann-Sophie Kaiser erzählt in ihrem Buch "Worte und Wunder" nicht nur die Geschichte von Ruth und ihrer Familie im Nachkriegsdeutschland, sondern sie ermöglicht den Leser:innen mitzuerleben, wie sich der Hunger nach guten Büchern ausbreitet und die Lust aufs Lesen wieder erwacht.

Es ist ein Streifzug durch die Wiederauferstehung der Buchverlage, die mit Hilfe von emsigen Buchhändler:innen Ende der 1940er Jahre wieder Romantik, Fantasie und Abenteuer in Buchform auf den Markt bringen können.

Ruth geht mir leider zu oft mit angezogener Handbremse durch das Leben und bremst dabei nicht nur sich, sondern auch die Leser:innen aus. Es gelingt ihr nicht ganz, die Lesenden von sich zu überzeugen und sie mit in ihre Geschichte zu ziehen.

Ganz anders Rosa - wenn sie den Raum betritt, scheint sofort die Sonne und sie verbreitet gute Laune. Ihre Liebe zu Büchern schwappt regelrecht aus den Seiten über und lädt die Leser:innen dazu ein, sich von ihr beraten zu lassen und ein Buch zu finden, dass zu ihr/ihm passt.

Die Autorin beschreibt die Handlungsorte inmitten der Trümmerberge von Berlin sehr authentisch und zeigt die Gesichter der Stadt im Wandel der Nachkriegszeit. Währungsreform, Spätheimkehrer, Wirtschaftsblockade und die aufgeheizte Stimmung am 17.Juni 1953 werden hier zum historischen Hintergrund für die Familiengeschichte. Die Spuren des Krieges in Herz und Seele verankert, wagen Ruth und Rosa einen Neustart und beweisen, dass es sich immer lohnt, für seine Träume zu leben und diese in die Tat umzusetzen.

Manchmal wird es mir ein bisschen zu kitschig und der Schluss wirkt wie das Ende eines typischen 50er-Jahre Kinofilmes, aber irgendwie passt trotzdem alles zusammen und ergibt ein stimmiges Bild.

Ein Buch mit Herz über Bücher und den Mut, die eigenen Träume niemals aufzugeben.

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Veröffentlicht am 10.02.2022

Die Macht (hinter) der Lüge

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
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Michael Hartung lebt mehr schlecht als recht von den Einnahmen seiner Videothek. Das ändert sich, als ein Reporter bei ihm anfragt, ob er seine Geschichte als Fluchthelfer zum Jahrestag des Mauerfalls ...

Michael Hartung lebt mehr schlecht als recht von den Einnahmen seiner Videothek. Das ändert sich, als ein Reporter bei ihm anfragt, ob er seine Geschichte als Fluchthelfer zum Jahrestag des Mauerfalls veröffentlichen darf. Hartung, eigentlich eher bescheiden, ziert sich erst und gibt dann doch freiwillig Auskunft auf die Fragen des Journalisten. Aber was er dann in der Zeitung liest, entspricht so gar nicht dem, was vorgefallen ist. Es scheint niemand zu interessieren, dass der Artikel von vorne bis hinten erlogen ist, denn plötzlich ist Hartung ein Held....


Maxim Leo erzählt vor dem Hintergrund des dreißigsten Jahrestages des Mauerfalls eine Geschichte, die die Macht der Lüge zeigt und wie sich die Sichtweise der Menschen verändert, wenn aus einem scheinbar unsichtbaren Mann ein Held des Alltags wird, der sogar Zeitgeschichte schreibt.

Mit Michael Hartung ist ein echter Anti-Held in denn Seiten unterwegs, dessen Leben eher auf Scheitern als auf Erfolg gepolt ist. Beziehung im Eimer, kein Kontakt zur bereits erwachsenen Tochter, beruflich läuft es auch eher mau, aber Freunde, die hat Hartung.

Erst als die große Lüge veröffentlicht wird, wendet sich das Blatt und Hartung wird zum Star. Von den Medien geliebt und hochgejubelt, lernt der bescheidene Mann die Sonnenseite des Lebens kennen. Wie oft habe ich mich gefragt, wann ihm die Lüge um die Ohren fliegt und dem Ganzen ein Ende setzt.

Die Erzählung befasst sich mit der fiktiven Geschichte um eine gelungene Flucht aus der DDR und dem immer noch vorhandenen Schubladendenken zwischen Ost und West, auch wenn die Wiedervereinigung mehr als 30 Jahre her ist. Vorurteile lassen sich neben nicht einfach mal bei Seite wischen, erst recht nicht, wenn sie immer wieder von den Medien befeuert werden. Auch wird hier deutlich, wie sehr wir uns nach "Helden" sehnen, zu denen wir aufblicken und sie verehren können.

Der Einblick in das Machtgefüge der Medienwelt gelingt Leo sehr gut, zeigt er doch seinen Leser:innen, wie einfach es ist, die Wahrheit sich so zurechtzubiegen, dass aus wenigen Worten einer Lüge ein großer Held geboren werden kann. Die Botschaft kommt an, denn wie oft lesen wir Schlagzeilen und hinterfragen sie nicht.

Der Autor demonstriert sehr anschaulich,, wie leicht sich ein Mensch "lenken" lässt, wenn im Hintergrund Personen agieren, die die Fäden der Macht in den Händen halten.

Aus dem Mann von nebenan wird im Handumdrehen ein Star, aber Hartung fühlt sich als Hochstapler nicht wohl und merkt, dass er so nicht weitermachen kann. Mit Wortwitz und Charme lässt der Autor seine Figur auf dem rutschigen Parkett von Politik und Medien auftreten, hält den Leser.innen einen gesellschaftskritischen Spiegel vor und zeigt, wie einfach es ist, mit den richtigen Mitteln Menschen zu manipulieren.

Der Roman galoppiert leider am Ende etwas davon und es wirkt so, als ginge dem Schreibenden auf den letzten Metern die Puste aus, da sich hier die Ereignisse überschlagen. Ansonsten ein kurzweiliges Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 05.02.2022

Reha-Geschichten mit Augenzwinkern

"...nehmen Sie doch schwarze, Herr Professor, die sind erotischer..."
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Um nach den schweren Brandverletzungen an Kopf und Händen die Agilität des Patienten wieder herzustellen, wechselt Professor Decker-Voigt die Plätze und wird vom Behandelnden zum Patienten.

Aber mit Titeln ...

Um nach den schweren Brandverletzungen an Kopf und Händen die Agilität des Patienten wieder herzustellen, wechselt Professor Decker-Voigt die Plätze und wird vom Behandelnden zum Patienten.

Aber mit Titeln ist das so eine Sache - er selbst legt keinen Wert darauf, aber sein reha-klinisches Umfeld lässt sich nicht davon abbringen, ihm immer wieder mit seinem Titel anzusprechen.

Aus der "Leidensgemeinschaft" mit den Tischnachbarn entwickelt sich langsam aber sicher eine verschworene Gemeinschaft, die für so manche Überraschung gut ist.

Der Klinikalltag ist mit einer Prise Selbstironie und Augenzwinkern geschildert und es ist amüsant zu lesen, wie der Professor einmal den anderen Blickwinkel kenne- und verstehen lernt. Herrlich eindeutig zweideutige Gesprächsthemen finden ebenso den Weg ins Buch, wie die Sinnhaftigkeit von belanglosen Unterhaltungen im Fahrstuhl. Ebenso darf die Erkenntnis nicht fehlen, dass über Religion und Politik nicht diskutiert werden sollte, da hier die Meinungen doch sehr weit auseinander gehen.

Dem Schreibenden gelingt es, den Klinikalltag sehr glaubwürdig nachzustellen, seine Leser:innen zu einem Teil der eingeschworenen Gemeinschaft werden zulassen und mit ihm gemeinsam den angeregten Austausch über Sinn und Unsinn von Hypnose, schwarzen Kompressionsstrümpfen und erotischen Beziehungen zu pflegen.

Eine kurzweiliges Lesevergnügen, das ganz ohne Abgabe der Versichertenkarte für gute Laune sorgt

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Veröffentlicht am 05.02.2022

Kinder einfach besser kennen- und verstehen lernen

Beobachten und Dokumentieren im pädagogischen Alltag
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Um sich einen Eindruck über den Stand der Entwicklung eines Kindes in der KiTa zu machen, ist es wichtig, es besser kennenzulernen. Dies gelingt durch systematische Beobachtung und Dokumentation, um hier ...

Um sich einen Eindruck über den Stand der Entwicklung eines Kindes in der KiTa zu machen, ist es wichtig, es besser kennenzulernen. Dies gelingt durch systematische Beobachtung und Dokumentation, um hier die gewonnenen Erkenntnisse nicht nur aufzuschreiben , sondern auch als Impulsgeber für die weitere Arbeit im KiTa-Alltag zu nutzen.

Ziel eines solchen Verfahren ist es, dass die pädagogischen Fachkräfte die Sicht der Erwachsenen abstreifen und sich auf den Kita-Alltag aus Sich des Kindes einlassen, um zu ermitteln, welche Interessen das Kind vertritt, welche Bedürfnisse es noch zu decken gilt und vor allen Dingen, welche Wünsche es hat.

Gibt es Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung ? Kann das Kind des Sinn von Regeln und Werten verstehen ? Wie ist es in die Gruppe integriert ?

Diese Beispielfragen sind nur erste Ansätze, um hier in die genauere Beobachtung einzusteigen, um die individuelle Entwicklung es jeden Kindes intensiver zu verfolgen, es zu fördern und zu fordern. Den pädagogischen Fachkräften gelingt es, sich ein sehr detailliertes Bild von der zu betreuenden Gruppe zu erstellen, um die Planung der pädagogischen Angebote nach eben jenen speziellen Bedürfnissen auszurichten. Um die Kinder in die Beobachtung mit einzubeziehen ist es wichtig, in einen kindgerechten Dialog mit ihnen zu treten und ihnen das Gefühl zu geben, wertgeschätzt und mit ihren Anliegen ernst genommen zu werden.

Der Ratgeber bietet sehr gute Ansätze, um den Einstieg in die systematische Beobachtung und Dokumentation in den Kita-Alltag zu integrieren und ist für pädagogische Fachkräfte sowie für Auszubildende gut geeignet, um die ersten Erfahrungen mit der Entwicklungsdokumentation zu sammeln.

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