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Veröffentlicht am 01.03.2022

Nie die Hoffnung verlieren !

Das rote Band der Hoffnung
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Die 14jährige Ella wird auf dem Heimweg von der Schule aufgegriffen und nach Ausschwitz-Birkenau deportiert. Eben noch behütete Enkelin, die vom eigenen Modesalon träumt, findet sie sich in der Hölle ...

Die 14jährige Ella wird auf dem Heimweg von der Schule aufgegriffen und nach Ausschwitz-Birkenau deportiert. Eben noch behütete Enkelin, die vom eigenen Modesalon träumt, findet sie sich in der Hölle wieder. Nun geht es nur noch darum, zu überleben.

Glücklicherweise wird Ella der Nähwerkstatt zugewiesen. Dort wird exklusive Bekleidung für die Aufseher und ihre Familien angefertigt. Hier trifft Ella das Mädchen Rose, die ständig phantasievolle Geschichten erzählt und ihr Mitgefühl behält. Langsam entwickelt sich Freundschaft zwischen den beiden. Rose gibt Ella Hoffnung mit ihren Träumen von einer besseren Welt. Ella achtet darauf , dass Rose nicht verloren geht in diesem Universum aus Hunger, Niedertracht und Willkür.

Dann wird Rose krank, das schlimmste was passieren kann.

Der Autorin ist es wunderbar gelungen, das Grauen eines Konzentrationslagers darzustellen, ohne zu viele grausame Details darzustellen. So beschreibt sie die tägliche Suppe als braune Brühe und die Freude, wenn eine Karottenscheibe darin schwimmt. Jeder kann sich gut vorstellen, dass diese Suppe nicht satt machen kann. Geschweige denn die Kraft gibt, schere Arbeit verrichten zu können.

Ella will überleben. Kraft gibt ihr ihr Traum vom eigenen Modeatelier und dass sie sich nicht ihren Namen nehmen lässt. Aber Überleben bedeutet auch, die Chance auf mehr essen auch auf Kosten anderer zu ergreifen.

Rose ist der Gegenentwurf zu Ella. Rose lebt in ihren Phantasiegeschichten. Wenn sie etwas zu essen hat, teilt sie bereitwillig. Als sie krank wird und es keine ärztliche Hilfe gibt, war ich unglaublich traurig. Um so heftiger war mein Wunsch, dass Ella diese Hölle überleben möge.

Das Ende ist so märchenhaft wie Roses Geschichten.

Da es sich um ein Jugendbuch handelt, fand ich den Schluss absolut passend, da er Hoffnung auf bessere Zeiten macht. Eine Hoffnung, die angesichts der aktuellen Ereignisse überall auf der Welt, auch heute noch so wichtig ist.

Es ist unerlässlich, dass die Gräuel des Naziterrors nicht in Vergessenheit geraten und junge Menschen erfahren, zu was Menschen fähig sind - im Guten und im Bösen. Der Autorin gelingt es, die Balance zwischen Information und dem Erzählen einer bewegenden Geschichte, auf wunderbare Weise.

Das Buch ist meiner Meinung nach für jede Altersgruppe lesenswert.

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Veröffentlicht am 26.02.2022

Miss Marples ebenbürtige Erben

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar
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Die kleine beschauliche Stadt Marlow ist die Heimat der 77jährigen Judith Potts. Judith liebt Whisky, schwimmt gerne nackt in der Themse, entwirft Kreuzworträtsel und liebt ihre Unabhängigkeit.

Als sie ...

Die kleine beschauliche Stadt Marlow ist die Heimat der 77jährigen Judith Potts. Judith liebt Whisky, schwimmt gerne nackt in der Themse, entwirft Kreuzworträtsel und liebt ihre Unabhängigkeit.

Als sie beim Schwimmen einen Schuss hört und die Polizei alarmiert, findet sie sich unvermittelt in einer Morduntersuchung wieder. Die Polizei geht davon aus, dass Judiths Nachbar, das Opfer, Selbstmord begangen hat, was Judith wiederum nicht glaubt. Kurz entschlossen kümmert sie sich selber um den Fall. Bei ihren Nachforschungen lernt sie die Hundesitterin Suzie und die Pfarrersgattin Becks kennen, die Judith mal mehr, mal weniger begeistert bei den Ermittlungen unterstützen.

Der Fall ist kniffliger als ein Kreuzworträtsel, bis Judith den entscheidenden Hinweis findet und sich dadurch in tödliche Gefahr bringt.

Ich habe mich schon lange nicht mehr mit einem Buch so wohlgefühlt und dabei vor Spannung fast an den Fingernägeln geknabbert, unterbrochen von so manchen Lachanfall.

Zuerst mache ich Judiths Bekanntschaft, die mir mit ihren Macken gleich sympathisch war. Da sich die Polizei Judiths Meinung nach nicht genügend um den Mord kümmert, ergreift sie kurzerhand die Initiative. Ein wenig hat sie mich an die legendäre Miss Marple erinnert.

Der Autor stellt ihr zwei weitere sehr sympathische Mitstreiterinnen zur Seite. Becks geht, ganz vorbildliche Pfarrersfrau, ganz in der Fürsorge für die Familie auf und hält sich strikt an die Konventionen. Man merkt aber schnell, dass es da noch eine andere rebellische Seite gibt. Suzie vervollständigt das Trio. Sie hat mich an die gute alte Hippie-Zeit denken lassen.

Der Fall selbst wird immer undurchsichtiger. Nichts scheint ,Sinn zu ergeben. Mal fehlt das Motiv, dann wieder hat der Verdächtige eine Alibi.

Die Lösung des Falles ist stimmig, aber fast Nebensache, da das Trio zu absoluter Höchstform aufläuft und mir noch einige Schrecksekunden beschert .

Das Buch hat mich in jeder Beziehung überzeugt, so dass ich mich auf eine Fortsetzung freue. Bis dahin ein Glas Whisky bitte !

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Veröffentlicht am 17.02.2022

Ost trifft West und ein spannender Kriminalfall

Im Schatten der Wende
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Tobias Falck, wohnhaft in Dresden, waren Recht und Ordnung schon immer wichtig. Deshalb entscheidet er sich für den Beruf des Polizisten.
Als die Mauer fällt, hat er gerade den Lehrgang für Kriminalisten ...

Tobias Falck, wohnhaft in Dresden, waren Recht und Ordnung schon immer wichtig. Deshalb entscheidet er sich für den Beruf des Polizisten.
Als die Mauer fällt, hat er gerade den Lehrgang für Kriminalisten beendet und wird dem Kriminaldauerdienst zugeordnet. Dort trifft er auf die ihm bereits bekannten Kollegen Schmidt, an den er keine guten Erinnerungen hat und Steffi Bach.
Die Arbeit gestaltet sich eher langweilig, bis die Westkollegin Suderberg auftaucht und Amtshilfe bei der Aufklärung einer ihrer Fälle einfordert. Welten treffen aufeinander, was die Zusammenarbeit nicht erleichtert.
Als Falck die richtigen Schlüsse zieht, hängt das Leben seiner Kolleginnen bereits am seidenen Faden.
Ich lerne Falck kennen, als er noch Volkspolizist in der DDR ist. Er steht fest zu den den Grundsätzen der sozialistischen Republik und kann nicht verstehen, dass man unbedingt in den Westen, den Staat der Ausbeuter, will. Was mich aber für ihn eingenommen hat, sind seine Träume von Familie und eigener Wohnung, sein Gespür für Menschen, seine Empathie und Hartnäckigkeit.
Der Mauerfall ist erstmal ein Schock für ihn. Zum Glück kann er seine Arbeit behalten, wenn auch der Umgang mit den neuen alten Kollegen nicht einfach ist. Schmidt ist mir noch von seinem Auftreten in der DDR her unsympathisch. Er war in meinen Augen brutal und nicht unbedingt an der Aufklärung seiner Fälle interessiert. Kollegin Bach ist sehr darauf bedacht, dass es im Team zu keinen Konflikten kommt. Ich mochte sie, schon allein schon deswegen und weil sie sich um die Aufspürung von Sexualstraftätern bemüht - einer Tätergruppe, die es in der DDR offiziell nicht gab.
Turbulent wird es, als die westdeutsche Kollegin auf der Bildfläche erscheint. Beide Seiten sehen ihre Vorurteile gegenüber dem jeweils anderen bestätigt und arbeiten eher gegen als miteinander. Das führt zu einigen humorvollen Szenen, über die ich mich wunderbar amüsiert habe. Der Fall selbst wird immer verworrener und die Beamten geraten mehrfach in große Gefahr.
Die Lösung des Falles fand ich überzeugend und hat mir auch deshalb gefallen, weil bei allen Unterschieden es eben auch Gemeinsamkeiten gibt.

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Veröffentlicht am 15.02.2022

Auf Glückssuche im Uhrenland

Die Uhrmacher der Königin
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Im 19.Jahrhundert waren Schwarzwalduhren in ganz Europa ein Begriff, besonders auch in England. Die Uhren wurden von den Bauern in Heimarbeit hergestellt und der Verdienst war ein willkommenes und notwendiges ...

Im 19.Jahrhundert waren Schwarzwalduhren in ganz Europa ein Begriff, besonders auch in England. Die Uhren wurden von den Bauern in Heimarbeit hergestellt und der Verdienst war ein willkommenes und notwendiges Zubrot. So auch auf dem Fallerhof. Durch das Schicksal gezwungen, suchen die beiden Fallerbrüder Erwin, der jüngerer der beiden und ein begnadeter Uhrmacher und Johannes, der durch einen Unfall einige körperliche Beeinträchtigungen hat, ihr Glück in England.

Doch die Dinge gestalten sich nicht wie erhofft und das Scheitern ist wahrscheinlicher als der Erfolg. Da kommt der Zufall zu Hilfe. Sophia, ein Kindermädchen im Palast der Königin Viktoria, vermittelt den Brüdern die Möglichkeit, eine Uhr als Geburtstagsgeschenk für die Königin zu fertigen. Abermals stellt das Schicksal die Weichen neu. Die beiden Brüder werden Zeugen eines Attentates auf Ihre Majestät. Sophia, die mit den Brüdern befreundet ist, gerät in Lebensgefahr und Johannes zögert keinen Moment, sie zu retten.

Das Buch hat mir erlaubt, in das Leben der Schwarzwaldbauern einzutauchen und nimmt mich anschließend mit nach England, das damals als das Gelobte Land für Uhrmacher erschien.

Die Geschichte beginnt sehr gemächlich mit den Jugendjahren der Brüder. Mir hat das gut gefallen, denn so erfahre ich viel über die damaligen Lebensbedingungen und lerne die Brüder und den Rest der Familie näher kennen. Durch Ernst mache ich Bekanntschaft mit der Faszination des Uhrenhandwerks und durch Johannes lerne ich schmerzhaft, wie schnell Träume zerplatzen können.

In England soll nun alles besser werden. Doch die goldenen Zeiten für die Schwarzwälder Uhrenmacher sind vorbei und so geht es auch hier nur darum, zu überleben.

Interessant fand ich, dass einmal in England einzelne Kapitel des Romans im Palast der Königin spielen. Ich erhalte Kenntnis über Viktorias Privatleben und wie es in der königlichen Kinderstube zuging.

In meinen Augen war es ein dicker Pluspunkt, dass der Autor fiktive und historische Personen so überzeugend miteinander agieren lässt , dass bei mir keine Zweifel an der tatsächlichen Möglichkeit des Geschehen aufkamen.

Höhepunkt ist das Attentat auf die Königin, das dramatische Auswirkungen auf alle Beteiligten hat .

Ich habe das Buch mit einem zufriedenen Lächeln und auch Bedauern zugeklappt, weil ich einige sehr unterhaltsame, interessante, lehrreiche und bewegende Lesestunden hatte, die gerne noch hätten andauern können.

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Veröffentlicht am 06.02.2022

Eine bewegende Geschichte, die zum Nachdenken anregt

Dschinns
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Hüseyin stirbt in dem Moment, in dem sich sein Lebenstraum erfüllt - eine Wohnung in Istanbul. Seine Frau Emine und die vier Kinder machen sich von Deutschland aus auf den Weg in die Türkei zur Beerdigung.
Der ...

Hüseyin stirbt in dem Moment, in dem sich sein Lebenstraum erfüllt - eine Wohnung in Istanbul. Seine Frau Emine und die vier Kinder machen sich von Deutschland aus auf den Weg in die Türkei zur Beerdigung.
Der Tod des Ehemanns und Vaters bedeutet eine tiefe Zäsur und führt dazu, dass sich alle Beteiligten mit ihrem bisherigen Leben auseinander setzen.
Der jüngste Sohn Ümit, ein Teenager, muss sich mit seiner sexuellen Orientierung beschäftigen.
Die älteste Tochter Sevda kann ihren Eltern und besonders der Mutter nicht verzeihen, dass man sie in ein Leben gedrängt hat, das sie nicht wollte.
Peri ist die Vorzeigetochter, die studiert. Längst hat sie sich ihren Eltern entfremdet und ist auf der Suche nach der eigenen Identität.
Der älteste Sohn Hakan fühlt sich als Versager und hat alles getan, um den Vater nicht zu enttäuschen und darüber seine eigene Persönlichkeit verloren.
Emine ist nie in Deutschland angekommen. Sie findet Halt in der Religion. Sie und Hüseyin haben sich auseinandergelebt und sie kann sich dennoch ein Leben ohne ihn nicht vorstellen.
Auf den ersten Blick erscheint das Buch , die Geschichte einer typischen Gastarbeiterfamilie zu erzählen, wie sie zu tausenden in den 60ziger Jahren nach Deutschland gekommen sind . Das stimmt nur für den Teil, wenn es sich um die Vorurteile handelt, mit denen Menschen mit Migrationshintergrund konfrontiert werden.
Besonders Hakan leidet darunter, dass er mit dem Etikett dumm, gewaltbereit und Drogen abgestempelt wird. Wie soll er mit dieser Bürde den Erwartungen des Vaters gerecht werden ?
Nachdrücklich berührt hat mich Sevdas Schicksal. Ihr Vater holt sie erst mit 13 nach Deutschland. Sie besucht keine Schule und wird mit 18 zur Heirat gedrängt. Trotz der widrigen Umstände emanzipiert sie sich und sucht ihren eigenen Weg.
Darüber hinaus gibt es Gemeinsamkeiten mit jeder beliebigen Familie. Hüseyin arbeite hart, um die Familie zu versorgen. Gleichzeitig verzichtet er auf alle Annehmlichkeiten, um Geld zu sparen, damit er seinen Traum verwirklichen kann. Leben und sich ausruhen will er , wenn er in Rente ist. Doch dazu kommt es nicht mehr.
Ich glaube, wenn wir ehrlich sind, trifft diese Beschreibung auf viele von uns mehr oder weniger zu. Und versuchen wir nicht auch, der Welt da draußen ein bestimmtes, von uns entworfenes Bild zu zeigen und neigen dazu, Dinge, die uns nicht passend erscheinen, zu ignorieren und aus unserem Gedächtnis zu streichen ?
Insoweit hält die Autorin uns allen einen Spiegel vor. Gleichzeitig ist der Roman brillant geschrieben, fesselnd und unterhaltsam

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