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Veröffentlicht am 19.05.2022

Schweigen in schweren Zeiten

Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Anne Frank
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Damit man nämlich nicht erwischt wird. Schweigen kann man meist nur, wenn man sich allem entzieht und so versteckte sich Annes Franks Familie über zwei Jahre lang in einem winzigen und engen ...

Damit man nämlich nicht erwischt wird. Schweigen kann man meist nur, wenn man sich allem entzieht und so versteckte sich Annes Franks Familie über zwei Jahre lang in einem winzigen und engen Hinterhaus in Amsterdam.

Bis sie leider doch gefunden wurden von den Nazis und/oder ihren Handlangern und in ein KZ gebracht wurden. Die wenigsten überlebten - auch Anne leider nicht.

Aber es blieb etwas von ihr, das unglaublich viele Menschen kennen, nämlich ihr Tagebuch, das gerade durch seine Beschreibung des Alltäglichen so erschüttert. Fast alle kennen es, die meisten haben es sogar gelesen. Oft auch die, die sonst eher keine Bücherwürmer sind.

Deswegen ist es eine tolle Idee, dieses so wichtige Thema auch für jüngere Kinder zugänglich zu machen. Hier ist es in Form einer Graphic Novel vom Aufbau und vom Design her wirklich sehr gelungen.

Doch mangelt es aus meiner Sicht inhaltlich an dem, was Kinder brauchen. Kinder tun sich schwer mit Andeutungen, mit vagen Phrasen. Sie brauchen Konkretes: wenn Schlimmes geschehen ist, sollte man einen Weg finden, es so auszusprechen, dass das Kind es versteht, aber trotzdem ertragen kann. Hier gibt es am Ende Floskeln, die sehr unkonkret formuliert sind. Ich bin schon lange kein Kind mehr, aber wenn ich die Geschichte der Familie Frank nicht aus dem FF kennen würde, hätte ich auch meine Schwierigkeiten damit.

Also damit, die konkreten Ereignisse nachzuvollziehen. Und das empfinde ich leider als wenig hilfreich. Denn es ist wichtig, in schweren Zeiten zu manchen Gelegenheiten - eher zu ziemlich vielen - zu schweigen. Danach jedoch sollte darüber geredet werden, um sie nicht zu vergessen. Und man sollte es den (kleinen) Menschen nicht zu schmerzhaft präsentieren - aber doch so, dass sie es genau verstehen!

Veröffentlicht am 17.05.2022

Entspanntes Morden im Norden

Der Tod macht Urlaub in Schweden
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Nämlich genau zur Urlaubszeit des in ganz Schweden bekannten Stockholmer Mordermittlers Peter Vinston. Er wird gegen seinen Willen krank geschrieben und soll sich auf Ratschlag seines Arztes erholen, weswegen ...

Nämlich genau zur Urlaubszeit des in ganz Schweden bekannten Stockholmer Mordermittlers Peter Vinston. Er wird gegen seinen Willen krank geschrieben und soll sich auf Ratschlag seines Arztes erholen, weswegen er sich nach Schonen begibt, um sich in der Nähe seiner Tochter und Exfrau sowie deren neuem Mann, einem adligen Schlossbesitzer, aber einem der gemütlichen Art, auszuruhen.

Aber zunächst beginnt sein Aufenthalt mit einer Riesenparty aus Anlass des sechzehnten Geburtstags seiner Tochter Amanda. Dort trifft er auf ein sehr egozentrisches Weibsbild, eine Amerikanerin - die er am nächsten Tag wiedertrifft, als er mit seiner Exfrau eine Hausbesichtigung macht. Und zwar zunächst lebendig - später dann tot - ermordet, wie sich schon bald herausstellt.

Sie wollte an einer Stelle Häuser an Reiche verschachern, die eigentlich allen Menschen zugänglich sein sollte, da es sich um einen besonders schönen Strand handelte. Und sie hatte eine ganze Reihe von Menschen um sich, die sie loswerden wollten.

Peter Vinston wird vom lokalen Polizeichef in die Ermittlungen einbezogen, zunächst sehr gegen den Willen der lokalen Polizistin Tove Esping, der der aufgetakelte Kerl - Vinston trägt stets feinste Dreiteiler und ist ganz schön etepetete - zunächst ziemlich gegen den Strich geht.

Ein unterhaltsamer Krimi, bei dem die Figuren aus meiner Sicht teilweise noch nicht ganz ausgereift sind und der sich auch etwas schwerfällig entwickelt. Dennoch freue ich mich auf den zweiten Band der Reihe und bin zuversichtlich, dass dieser an Struktur und Format gewinnen wird!

Veröffentlicht am 23.04.2022

Ein Fundbüro als Start

Das Fundbüro der verlorenen Träume
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für die Geschichte um Dot und ihre Familie: die demente Mutter, zu der sie zurückgezogen ist sowie die wenig liebenswerte, ziemlich besserwisserische große Schwester Philippa. Und der geliebte ...

für die Geschichte um Dot und ihre Familie: die demente Mutter, zu der sie zurückgezogen ist sowie die wenig liebenswerte, ziemlich besserwisserische große Schwester Philippa. Und der geliebte Vater, der schon so lange nicht mehr ist. Irgendein dunkles Geheimnis lastet über ihm.

Dot arbeitet in einem Fundbüro, was für sie eine Herzenssache ist, denn sie liebt es, Menschen Wichtiges zu retournieren, die Dinge zum Beginn zurückzuführen. Doch einige Entwicklungen unterschiedlicher Art bewirken, dass sich das nahezu von einem Moment auf den anderen ändert: Übrig bleibt ein Haufen Scherben.

Nichts anderes ist auch von Dots Leben geblieben, jetzt, wo alles so kurz vor dem Ende steht. Sie möchten wissen, was? Dann versprechen Sie mir aber bitte, nicht zu viel zu erwarten. Denn einige Erzählstränge lösen sich einfach im Nichts, andere in Belanglosigkeiten auf und übrig bleibt - nun, nicht allzu viel. Obwohl das Ganze auf einer netten, liebevoll entwickelten Idee basiert.

Aber leider, leider gibt es diese immer wiederkehrenden Längen. Aus meiner Sicht haben sie teilweise mit der nicht immer ganz geglückten Dastellung der Charaktere bzw. Figuren zu tun. Ich kann mir wenig vor Augen halten - also es gibt kaum Kopfkino und da verwischen mir irgendwie die Bilder. Jedenfalls bei dieser Art von Roman.

Veröffentlicht am 14.03.2022

Sylvia entdeckt die Welt

Bone Music
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Beziehungsweise eine neue, ihr bisher unbekannte Welt, mit der sie auf eine zunächst für sie unerklärliche Weise verbunden ist.

Denn für ihre Mutter ist es eine Rückkehr, doch die geriert sich ...

Beziehungsweise eine neue, ihr bisher unbekannte Welt, mit der sie auf eine zunächst für sie unerklärliche Weise verbunden ist.

Denn für ihre Mutter ist es eine Rückkehr, doch die geriert sich seltsam verschwiegen, ja geheimnisvoll. Warum wissen alle genau, wer Sylvia ist, sie selbst hingegen gar nichts über die anderen?

So sehr die Mutter den Aufenthalt genießt, sie will am liebsten wieder Weg.

Doch dann trifft sie einen kleinen Jungen und dann auch dessen älteren Bruder, der sie mit sich zieht. In einen ganz schön verwirrenden Strudel von Eindrücken und Erlebnissen. Die allesamt aufs Engste mit der Natur verbunden sind.

Das war ein origineller, aber für mich nicht sehr eindringlicher Lesegenuss. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass ihn so manch ein junger Mensch als recht oede bzw. langweilig empfinden wuerde. Eine tolle Idee, deren Realisierung allerdings recht ausbaufähig ist.

Veröffentlicht am 07.02.2022

Ein Loser nach der Wende

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
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Ein Loser: das war Michael Hartung, nachfolgend wie im Roman als Hartung bezeichnet, eigentlich schon immer, auch seine Mitmenschen und vielleicht auch er selbst das Wort nicht verwendet hätten: ...

Ein Loser: das war Michael Hartung, nachfolgend wie im Roman als Hartung bezeichnet, eigentlich schon immer, auch seine Mitmenschen und vielleicht auch er selbst das Wort nicht verwendet hätten: er hat dies und das gelernt, dies und das gearbeitet, und jetzt im 30. Nachwendejahr ist er der Chef und der einzige Mitarbeiter eines schäbigen Videoverleihs, dessen Tage gezählt sind.

Von Frau (und Tochter) längst verlassen, vegetiert er mehr vor sich hin, als das er bewusst leben würde.

Dann, irgendwann im Sommer 2019, kommt ein Journalist zu ihm und will was über eine Aktion wissen, die in den 1980ern stattfand - damals arbeitete Hartung bei der Reichsbahn und soll in bedingungsloser Selbstopferung eine S-Bahn in die BRD und damit über hundert Menschen in die Freiheit geschickt haben. Der Reporter bringt einen ausführlichen Artikel darüber und Hartung eine Menge Geld.

Plötzlich erinnern sich alle an ihn, sogar seine mittlerweile erwachsene Tochter ist endlich mal stolz auf ihren Dad.

Eine amüsante Geschichte, die ich leider als ein wenig gezwungen, konstruiert und streckenweise auch als langweilig empfand.