Amüsant und süß, hätte aber nur zwei Protagonisten gebraucht.
Vorübergehend verschossenAchtung: Die Rezension spoilert nicht explizit, deutet aber durchaus an, in welche Richtung sich die Handlung in Hinblick auf die Liebesgeschichte bewegt.
Der Klappentext zu „Vorübergehend verschossen“ ...
Achtung: Die Rezension spoilert nicht explizit, deutet aber durchaus an, in welche Richtung sich die Handlung in Hinblick auf die Liebesgeschichte bewegt.
Der Klappentext zu „Vorübergehend verschossen“ versprach eine chaotische und amüsante Liebesgeschichte und das Buch enttäuscht dahingehend kein bisschen. Für einige Stunden, in denen ich es in einem Rutsch durchlesen musste, fühlte ich mich sehr gut unterhalten.
Die Autorin schreibt angenehm und leicht und es mischen sich immer wieder auch humorvolle Töne unter, die bei mir mal ein Schmunzeln, mal ein Grinsen heraufbeschworen haben. Neben diesen Tönen schreibt Anke Maiberg aber auch sehr gefühlvoll und versteht es, die Empfindungen ihrer Figuren beim Leser ankommen zu lassen. Sei es Wut, Liebe, Hass oder Leidenschaft.
Sie setzt uns sehr authentische Figuren vor die Nase, die alle ihre Ecken und Kanten haben und für den Leser dadurch wirklich plastisch werden. Nelli und Felix mochte ich unglaublich gerne und ich habe mich jedes Mal auf die Szenen der beiden gefreut – Tim und Doro waren mir dagegen etwas weniger sympathisch und ich habe mich immer wieder dabei ertappt, wie ich nachgesehen habe, wie lange das Kapitel aus Tims oder Doros Sicht noch dauert, bis ich wieder bei Nelli und Felix bin. Die Handlung bei ihnen fand ich einfach nicht fesselnd, weil mich beide Figuren – so hart es klingt – leider überhaupt nicht interessiert haben. Gegen Ende wirkten sie (und das als Lehrer, die sie sind!) wie zwei rebellische Teenager und nicht wie Ende 20.
Umso mehr gefallen haben mir jedoch, wie gesagt, die Szenen zwischen Felix und Nelli, bei denen man richtig mitfiebern kann. Man spürt zwischen ihnen eine echte Verbindung, die sich in vielen süßen, zum Schmunzeln und Schwärmen anregenden Momenten niederschlägt. Zwar kommen die tiefen Gefühle doch recht plötzlich, weil das die Story nun mal erfordert, aber darüber konnte ich großzügig hinwegsehen, weil die Chemie zwischen ihnen glaubwürdig daherkommt.
Bei ihnen liegt auch die Spannung des Plots, da Nelli schließlich als einzige Protagonistin nicht in den Zwillingstausch eingeweiht ist: Als Leser macht es unglaublich viel Spaß, mitzuverfolgen, wie Felix sich in seine Rolle einzufügen versucht und Nelli dabei immer mehr verfällt, während Nelli gerade die Änderungen an ihrem Ehemann zu imponieren scheinen. Durch die Vielschichtigkeit der Charaktere wird diese Entwicklung von Gefühlen auch wirklich nachvollziehbar, weil sie an dem Wesen der Figuren klar festgemacht werden kann. Das hat mir sehr imponiert.
Hätte es dagegen nur Tim und Doro als Protagonisten gegeben, hätte ich das Buch schon früh zugeklappt, denn ihr Handlungsstrang ist schlichtweg unspektakulär, wenn nicht sogar unnötig. Ich glaube eigentlich nicht, dass ich ihn gebraucht hätte.
Fazit
Auf der einen Seite ein sehr schöner Liebesroman, der durch tiefschichtige Charaktere und eine glaubwürdige Verbindung zwischen den Protagonisten punktet – auf der anderen Seite gibt es für mich zwei Protagonisten, deren Perspektive ich nicht gebraucht hätte. 4 Sterne!