„Und ja, es tut weh, aber manchmal tun Veränderungen eben weh.“
(Grace zu Henry in Dunbridge Academy 1)
Worum geht’s?
Sich zu verlieben, das stand nicht auf Emmas Agenda, als sie für ein Auslandsjahr an der schottischen Dunbridge Academy angenommen wird - dem Internat, an dem sich ihre Eltern kennengelernt haben. Hier will sie Hinweise auf ihren Vater finden, der die Familie vor Jahren verlassen hat. Ablenkung von ihrem Plan kann sie dabei nicht gebrauchen, aber als sie Schulsprecher Henry trifft, weiß Emma sofort, dass sie ein Problem hat. Während geheimer Mitternachtspartys und nächtlicher Spaziergänge durch die alten Gemäuer der Schule wachsen Gefühle zwischen ihnen, gegen die Emma schon bald machtlos ist. Doch Henry hat eine Freundin und Emma kein Bedürfnis, sich das Herz brechen zu lassen ...
Dunbridge Academy – Anywhere ist Band 1 der Dunbridge Academy-Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen, die Charaktere der Folgebände kommen allerdings schon vor.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Die Geschichte wird durch Emma und Henry in der Ich-Perspektive. Die Geschichte verläuft linear. Der Schreibstil ist locker, angenehm lesbar und kann einen mitreißen. Das Buch beinhaltet potenziell triggernde Inhalte sowie Intimszenen.
Meine Meinung
Was macht man mit Büchern, die einen überhaupt nicht begeistern können, bei denen man sich aber fragt, ob es daran liegt, weil man zu hohe oder vielleicht auch falsche Erwartungen hatte? Dieser Frage musste ich mich in Bezug auf Dunbridge Academy vor kurzem leider stellen. Bisher habe mir die Bücher von Sarah Sprinz sehr gut gefallen, ich mochte ihren Schreibstil, es hat mir Spaß gemacht, die What If-Reihe zu lesen. Als es nun hieß, es kommt eine neue Reihe, die auch noch in den Bereich Dark Academia fällt, war ich doch sehr interessiert. Nur leider konnte der Reihenauftakt in keiner Form überzeugen. Woran lag das?
Zunächst möchte ich voranstellen, dass ich bei der Wahl des Buches sicher einige „Warnhinweise“ überlesen habe. Das lag vermutlich daran, dass ich den eigentlichen Klappentext gar nicht gelesen habe, sondern mich primär auf Berichte in sozialen Medien, die von dem Buch erzählt haben, verlassen habe. Hierbei geht es vor allem um das Alter der Charaktere (Emma ist 17 Jahre alt), worauf man hätte kommen können, wenn man bedenkt, dass Emma ein Auslandsjahr macht – ergo noch zur Schule geht. Gleichzeitig ist mir beim LYX-Verlag bislang aber kein Buch untergekommen (zumindest soweit ich mich erinnere), wo die Ausrichtung eher im Young Adult statt New Adult Bereich lag. Aber kommen wir zur eigentlichen Meinung:
Der Einstieg in das Buch hat mir tatsächlich noch recht gut gefallen. Man lernt Emma kennen, die sich auf den Weg nach Schottland macht, um hier an der Dunbridge Academy ein Auslangsjahr zu machen. Schon ihre Eltern waren Schüler hier und das ist auch einer der Gründe, wieso sie hinmöchte: Emma sucht ihren Vater, der aktuell als Musiker in Schottland sein soll. Emma hat mir von Anfang an zwiespältige Gefühle gegeben. Man wirkt sie wahnsinnig reif und abgeklärt, dann wiederum wirkt sie naiv, planlos und überfordert. Das hat es manchmal ganz schön anstrengend gemacht, mit ihr mitzuhalten. Jedenfalls hetzt Emma zum Flughafen und stößt hier – im wahrsten Sinne des Wortes – auf Henry, ebenfalls Schüler an der Dunbridge Academy. Beide verstehen sich auf Anhieb gut, es knistert auf unerklärliche Weise sogar sofort zwischen ihnen. Blöd nur: Als sie in Schottland landen, darf Emma feststellen, dass Henry eine Freundin namens Grace hat.
Und somit kommen wir zum ganz großen Problem Nummer 1: Henry ist vergeben. Kein Geheimnis, wenn man den Klappentext gelesen hätte – habe ich aber ja nicht. Jetzt kommt man nur zu Frage, wie die Autorin damit umgeht. Es gibt verschiedene Möglichkeiten und die Autorin hat sich für eine nette, unschuldige entschieden, die ehrlich gesagt gleichzeitig aber auch wahnsinnig unglaubwürdig daherkommt. Grace, in diesem Buch ein wahrer Engel, ist so unglaublich verständnisvoll und lieb, ich hätte sie schütteln können. Henry zieht in meinen Augen viel zu spät die Notbremse, auch wenn er vorher schon immer reflektiert, was er nicht machen sollte und wie es ja um die Beziehung mit Grace steht. Es hat mich nicht abholen können und ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht, wieso die Autorin sich überhaupt für so eine Konstellation entschieden hat, weil streng genommen spielt es gleichzeitig keine wirkliche Rolle für den Fortgang der Geschichte. Aber menschlich fühlt es sich nicht gut an.
Jedenfalls ist Emma nun an der Academy und findet dort sehr schnell Anschluss. Alle sind wahnsinnig nett, man erlebt ein wenig vom Unterricht. Gleichzeitig stellt man fest, dass ein Lehrer es offenbar auf Emma abgesehen hat und die Autorin hat hierfür noch große Pläne, die dann aber bei mir leider dafür gesorgt haben, dass sich die Geschichte etwas durcheinander und schräg angefühlt hat. Ein lang gehegter Groll, zurückgewiesene Gefühle, unüberlegtes Handeln vor lauter Verliebtheit – hier kommt alles zusammen. Leider hat sich aber eben auch alles auf einem sehr kindischen Niveau abgespielt, wo ich wieder beim Kritikpunkt bin, dass ich leider zu oft das Gefühl hatte, es handelt sich hier um einen Young Adult Roman. Das wird auch davon unterstützt, wie die Charaktere miteinander umgehen, was sie in ihrer Freizeit teilweise machen und auch die Schulszenen haben eben dazu beigetragen. Das Setting an der Dunbridge Academy war für mich leider auch hochgradig austauschbar. Ich hatte viel erwartet, auch da ganz massiv mit dem Trend Dark Academia geworben wurde, aber ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wo das hier zutrifft. Hin und wieder werden die Örtlichkeiten beschrieben, die aber jedes x-beliebige Internat hätten sein können. Auch der Schottlandfaktor ist willkürlich und irrelevant. Es ist ironisch, weil ein riesiger Kritikpunkt ist für mich, dass das Buch unfassbare Längen hat, die mit Belanglosigkeiten und Drumherum gefüllt sind, gleichzeitig hatte man in meinen Augen vom Setting wenig. Generell habe ich mich bis heute gewundert, wie wenig Handlung das Buch auf 460 Seiten eigentlich hat, da die Kernhandlungen überschaubar sind. So haben wir die Liebesgeschichte (zu der komme ich gleich), die Suche nach dem Vater (wird dann sehr fix abgehakt und hinterließ einen faden Beigeschmack) und ein bisschen Stress an der Dunbridge mit einem Lehrer – das war’s im Grunde genommen. Ich kann leider gar nicht sagen, wie oft ich das Buch abbrechen wollte, wirklich. Nach den ersten 20%, die mich noch relativ fesseln konnte, war ich eigentlich nur noch genervt. Und dann kommt der obligatorische große Knall…
Die Liebesgeschichte um Emma und Henry steht schon auf wackligen Beinen, als es losgeht. Hierzu habe ich ja bereits einiges gesagt. Henry hat in meinen Augen an vielen Stellen einfach falsch gehandelt und entsprechend wenig konnte ich Henry und Emma shippen, auch weil es sich mir nicht erschlossen hat, wie sich beide ineinander verlieben. Aber sei’s drum. Jedenfalls kommt es dann zum großen Knall in der Geschichte, bei dem Henry ein persönliches Drama erleiden muss und Emma, um ihm zu helfen, Grenzen überschreitet, was zu einem kleinen Chaos führt, gleichzeitig aber auch eine Intrige aufdeckt. Gern würde ich jetzt sagen, dass hier also Spannung reinkam (ja, okay, tat es), aber gleichzeitig hat es sich leider unpassend angefühlt. Henrys Verlust, das Drama um Emmas Entscheidung, alles fliegt ihnen um die Ohren, aber ihre junge Liebe ist ja so viel stärker. Es konnte mich nicht abholen, es hat nicht gepasst. Im Übrigen haben für mich die Intimszenen, die in dem Buch eingebaut sind, auch nicht gepasst. Auf der einen Seite wird hier leider durchweg das Gefühl vermittelt, man sei im Young Adult Bereich, gleichzeitig gibt es explizite Sexszenen, die man eher in anderen Büchern warten würde.
Leider wurde ich den Eindruck nicht los, dass die Autorin selbst nicht so ganz wusste, wie die Ausrichtung von dem Buch sein soll. Das führte bei mir dazu, dass Dunbridge Academy nach „ein bisschen von allem, aber nichts wirklich konsequent“ wirkt. Es ist mehr als fraglich, ob ich Band 2 und 3 noch lesen werde, weil mich leider Band 1 schon nicht vom Hocker reißen konnte. Ich habe einfach zu viel – oder eben das falsche – erwartet.
Mein Fazit
Dunbridge Academy – Anywhere ist ein in meinen Augen nicht gelungener Reihenauftakt, der nicht ganz weiß, was er möchte. Die Liebesgeschichte ist wackelig, das Drama wirkt komisch und das Setting wird viel zu wenig ausgespielt. Leider konnte mich eigentlich nur der Schreibstil begeistern, der Rest war nichts für mich und führte dazu, dass ich das Buch x-Male abbrechen wollte. Von mir leider keine Empfehlung.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]