Geniale Charaktere und amüsante Sitzungen
Monster auf der Couch
Worum geht’s?
Für ihr Buch bittet die Psychologin die monströsen Figuren der Literatur zu sich auf die Couch. Sei es Dr. Jekyll, die Vampirin Carmilla, Dorian Gray oder Dr. Frankenstein, sie versucht, ...
Worum geht’s?
Für ihr Buch bittet die Psychologin die monströsen Figuren der Literatur zu sich auf die Couch. Sei es Dr. Jekyll, die Vampirin Carmilla, Dorian Gray oder Dr. Frankenstein, sie versucht, ihren Psychosen auf den Grund zu kommen und sie alle zu therapieren.
Meine Meinung:
Mit „Monster auf der Couch“ schreiben Jenny Jägerfeld und Mats Strandberg ein Buch bestehend aus mehreren Patientenakten, so kann man es wohl am ehesten bezeichnen. Die Aufmachung des Buches ist so außergewöhnlich wie genial. Bereits die Haptik des Covers begeistert und nicht nur das: Die Aufmachung ist tatsächlich in Form von Patientenakten. Mit Randnotizen, Gesprächsmitzeichnungen, Haftnotizen, Skizzen – manchmal hinterfragend, manchmal sarkastisch aber immer ein Hingucker!
Dann die Sitzungen selbst, einfach genial! Das Autorenduo erstellt ein perfektes Bild der Charaktere und man kann die Stimmung in den Sitzungen richtiggehend fühlen. Mein Lieblingscharakter in dem Buch ist wohl das von Dr. Frankenstein erschaffene Monster, die Psychologin nennt es das Wesen, das so empathisch ist und eigentlich nur geliebt werden möchte. Doch auch die anderen Charaktere kommen perfekt herüber, als wären sie tatsächlich mit einer Zeitmaschine ins Hier und Jetzt transportiert worden. Der überhebliche Dorian Gray, der sehr von sich überzeugte Dr. Frankenstein, Carmilla, die Vampirin, die sich nicht auf die Beziehung mit nur einer Frau einlassen kann. Alle waren einfach zu köstlich und selbst in Situationen, in denen die Sitzungen eskaliert sind, perfekt dargestellt!
Und das alles vor dem Hintergrund, dass wir zwar diese Persönlichkeiten kennen oder zumindest eine gewisse Ahnung vom Background haben, die Psychologin jedoch komplett ahnungslos ist. Gerade durch diese Ahnungslosigkeit kommt es oftmals zu Dialogen, bei denen man nur Schmunzeln kann und die mich auch tatsächlich zum Lachen gebracht haben. Z.B. in Bezug auf Frankensteins Monster, bei dem zunächst der Gedanke an ein uneheliches Kind aufkam. Einziger negative Punkt ist vielleicht, dass es gemäß Untertitel und Klappentext darum geht, das Verschwinden der Psychologin aufzuklären, das kommt in dem Buch nicht wirklich vor und wir erhalten hierzu nicht wirklich Hinweise und keine Lösung. Ansonsten war das Buch ein Fest der Fantasie mit absolut treffenden Diagnosen und sehr spannenden Sitzungen. Zu gerne würde ich noch mehr Akten über noch mehr Monster lesen, die Umsetzung und Darstellung war einfach zu köstlich!
Fazit:
Mit „Monster auf der Couch“ bringen Jenny Jägerfeld und Mats Strandberg Charaktere aus der Literatur, die wir alle kennen, in Therapiesitzungen und versuchen, ihren Psychosen auf den Grund zu kommen und sie zu therapieren. Sei es Dr. Jekyll, Dorian Grey oder – mein Lieblingscharakter – das Monster des Dr. Frankenstein, hier treffen wir sie alle und die Sitzungsaufzeichnungen sind einfach der Hammer! Man fühlt sich in der Zeit zurückversetzt, erlebt amüsante Dialoge, sehr genial auch die Familientherapie der Frankensteins. Und das alles in einem Buch, das wirklich genial gestaltet ist, als hätte man tatsächlich die Patientenakte mit all ihren Randnotizen, Vermerken und Artikeln zur Gedächtnisstütze in der Hand. Auch wenn das Buch für mich mit dem Verschwinden der Psychologin nicht viel zu tun hat – wofür ich einen Stern in Abzug bringen muss – war es mehr als genial zu lesen und ich habe mehr als einmal lachen müssen!
4 Sterne von mir und ich würde mir so sehr wünschen, noch mehr Monster zu ihren Therapiesitzungen begleiten zu dürfen!