kann Spoiler enthalten
Als Jugendliche habe ich die Edelstein- und Silber-Trilogie von Kerstin Gier gelesen und geliebt. Deswegen war ich umso glücklicher, als ich den ersten Teil der Vergiss-mein-nicht-Trilogie bei der Leserunde gewonnen habe.
Wie immer hat es Kerstin Gier geschafft, eine magische und besondere Welt aufzubauen, in der nicht nur bekannte Fabelwesen wie Feen und Dunkelalben wohnen, sondern auch ein paar andere, besondere Lebewesen, wie z.B. die Zeppelin-Wale. Diese Welt nennt sich Saum, und auch wenn sie noch nicht zu 100% zur Geltung gekommen ist, so hat man bereits im ersten Band einen guten und umfangreichen Einblick bekommen. Manchmal etwas zu umfangreich, wie ich fand. Für mich war es an einigen Stellen schwierig, die ganzen Informationen und Strukturen in und über diese Welt zu verstehen, weswegen ich hoffe, dass es im zweiten Band noch etwas verständlicher erklärt wird.
Wie auch in den anderen Büchern der Autorin gab es auch hier zwei Protagonist:innen - Quinn und Matilda. Durch einen Unfall ist Quinn für eine Zeitlang an einen Rollstuhl gebunden, und die besorgte und in ihn verliebte Matilda wird durch Zufall seine Begleiterin und Helferin.
Der Klappentext verrät ja schon, dass die beiden sich nicht wirklich leiden können, wobei ja eigentlich nur Quinn ihre Familie nicht leiden kann und Matildas Familie Quinns nicht, denn Matilda ist eigentlich schon seit Jahren in den gut aussehenden Nachbarsjungen, der eine Stufe über sie ist, verknallt. Das ändert aber nichts daran, dass die beiden sich eine Zeitlang angiften und provozieren, was Kerstin Gier auf sehr humorvolle Art und Weise herüberbringt. Generell ist das Buch von einer gewissen Komik durchzogen, die mich auf jeden Fall zum Schmunzeln gebracht hat.
Und dennoch muss ich anmerken, dass ich, wahrscheinlich auch durch den Klappentext, ein etwas falsches Bild von Matilda hatte. Dass sie eine Vorliebe für Fantasyromane hat, kommt zwar an einigen Ecken durch, aber irgendwie entspricht sie null dem Klischee, in welches Quinn sie die ganze Zeit reindrückt - sie ist nämlich ziemlich charismatisch, belesen, intelligent, humorvoll und schlagfertig, und eigentlich ähnelt sie so ziemlich Quinns Charakter. Wenn man einmal von seiner arroganten Seite absieht.
Trotzdem muss ich anmerken, dass ich an vielen Stellen das Gefühl hatte, nicht ein Buch aus den Sichten zweier 16-/17-jähriger Teenager zu lesen, sondern aus der von weitaus jüngeren Protagonist:innen. In der Leserunde blieb ich mit meinem Gefühl nicht allein, und ich kann auch nicht wirklich nicht sagen, woher das kam - aus der Art, wie sie sich unterhalten und verhalten haben vielleicht?
Die Szene am Anfang auf der Party hatte für mich noch das Bild zweier Fast-Volljähriger-Teenager, aber später dachte ich wirklich des Öfteren, sie wären jünger.
Was mir gefallen hat, war, dass sich Quinns und Matildas Sichtweisen nicht gedoppelt, sondern ergänzt haben, und dass sie nicht immer alles zusammen gemacht haben. Während Quinn z.B. im Saum war, hat Matilda sich in der Kirche mit dem Wasserspeier unterhalten. Mein Edelstein-Trilogie-Herz hat auch gleich einen Hüpfer gemacht, als hier eine Anspielung auf diese Reihe kam.
An manchen Stellen fand ich jedoch, dass es sich etwas gezogen hat. Vor allem, als am Anfang immer wieder Szenen rückblickend erklärt und erzählt wurden. Dahingehend verging das Ende etwas schnell und plötzlich. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Erzählung mitten in der Story geendet hat. Zwar war der Kampf beendet, aber dass die beiden sich aufteilen und sich nur noch einen Blick zuwerfen, hat mich etwas unbefriedigt zurückgelassen.
Alles in allem war es dennoch ein gelungener Auftakt, weswegen ich dem ersten Band 4 Sterne gebe. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es weitergeht!