Profilbild von ReiShimura

ReiShimura

Lesejury Profi
offline

ReiShimura ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit ReiShimura über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.06.2017

Über verlorene Gegenstände und verlorene Seelen

Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge
0

Am schwärzesten Tag seines Lebens hat Anthony Peardew die wichtigsten zwei Sachen in seinem Leben verloren, seine große Liebe und Verlobte Therese und ein Medaillon, welches er von ihr bekommen hatte. ...

Am schwärzesten Tag seines Lebens hat Anthony Peardew die wichtigsten zwei Sachen in seinem Leben verloren, seine große Liebe und Verlobte Therese und ein Medaillon, welches er von ihr bekommen hatte. Unter den beiden Verlusten leidet Anthony auch Jahre später noch schwer und er hofft noch immer zumindest das Medaillon irgendwann wieder zu finden. Auf seinen Spaziergängen hält er daher ständig die Augen und offen und findet so einiges, nur nicht das was er sucht. Doch jeden gefundenen Gegenstand nimmt Anthony mit, etikettiert ihn liebevoll und bewahrt ihn auf. In der Hoffnung die Dinge irgendwann an den Besitzer zurückgeben zu können. Doch er weiß, dass ihm nicht mehr gelingen wird diese Aufgabe zu vollenden. So verfügt er, dass seine Assistentin und Haushälterin Laura sein Erbe fortführen soll. Laura tritt dieser Mammutaufgabe völlig unvorbereitet entgegen und weiß nicht wirklich wie sie dies bewältigen soll.
„Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge“ setzt sich aus mehreren Handlungssträngen zusammen. Neben der Geschichte von Anthony und Laura und der einzigartigen Sammlung gibt es auch noch einen Erzählstrang über Eunice und Bomber. Außerdem werden immer wieder kleine Geschichten der verlorenen Gegenstände eingeflochten. Trotz dieser vielen und auf den ersten Blick unzusammenhängenden Erzählstränge ergibt dies von Anfang an ein rundes Bild. Ich persönlich habe beim Lesen gespürt, dass alles irgendwie zusammengehört, auch wenn die Verbindung nicht sofort greifbar war.
Neben den vielen kleinen Episoden sind es vor allem die Charaktere die dieses Buch auszeichnen und zu etwas ganz besonderem machen. Autorin Ruth Hogan beschreibt ihre Charaktere mit einer unglaublichen Liebe und Hingabe und sehr detailreich, dass ich die Personen von Anfang an vor mir gesehen habe. Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern trifft dies hier auch nicht nur auf die Hauptpersonen, sondern auch auf die, vielleicht eher unwichtigeren, Nebencharaktere zu.
Mein persönlicher Favorit war und ist Sunshine, das Nachbarsmädchen mit Daunendron (Down-Syndrom) und einer unglaublichen Begabung. Sie strahlt eine unglaubliche Lebensfreude und Herzenswärme aus und ist für mich der heimliche Star des Buches. Das sie des Öfteren unter ihrer Andersartigkeit gelitten hat wird kurz und vor allem ohne erhobenen Zeigefinger thematisiert. Trotzdem sind diese Passagen sehr ergreifend und regen, jedenfalls mich, zum Nachdenken an. Aber nicht nur Sunshine, sondern auch Laura, Freddy, Eunice und Bomber habe ich sehr in mein Herz geschlossen und der Abschied ist mir schwer sehr gefallen.
Die Stimmung des gesamten Buches ist eher eine ruhige und gediegene. Spannung und Action sucht man vergeblich, dies sollte aber von Anfang an klar sein, bei so einem „Feel good“ Titel. Der fehlende Spannungsanteil wird durch eine Achterbahn der Gefühle und ansprechende Wortwahl ausgeglichen. Ruth Hogan erschafft mit ihren Worten eine unglaubliche Stimmungskulisse die die Geschichte perfekt untermalt. An manchen Stellen musste ich laut lachen, während ich an anderen ein wenig zum schniefen kam oder den Kopf geschüttelt habe über diesen Irrsinn. Nach Abschluss des Buches saß ich minutenlang da, habe das Buch in Händen gehalten und über das gelesene nachgedacht. Dies passiert mir eigentlich eher selten, denn fertig, ist Ende ist aus. „Mr. Peardew“ hat bei mir aber deutlich nachgewirkt und tut es noch immer. Dies ist wieder mal eine dieser Geschichten die einem im Gedächtnis bleiben und nicht mehr loslassen.
„Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge“ ist meiner Meinung nach auf jeden Fall eines der Highlights des bisherigen Jahres. Liebenswerte Charaktere, eine herzerwärmende Botschaft und eine unglaubliche Stimmung machen dieses Buch zu etwas ganz besonderem.

Veröffentlicht am 19.05.2017

Prickend, leicht, süffig und mit der richtigen Mischung aus Herbheit und Süße

True North - Wo auch immer du bist
0

Audrey ist auf dem Weg nach Vermont, dort soll sie für ihren Arbeitgeber, die Restaurantkette BPG, diverse Farmen besuchen und Biolebensmittel einkaufen. Die Begeisterung für diesen Auftrag hält sich in ...

Audrey ist auf dem Weg nach Vermont, dort soll sie für ihren Arbeitgeber, die Restaurantkette BPG, diverse Farmen besuchen und Biolebensmittel einkaufen. Die Begeisterung für diesen Auftrag hält sich in Grenzen, doch Audrey weiß, dass sie derzeit keine andere Wahl hat. Die erste Farm auf ihrer Liste ist die Shipley-Farm und dort erwartet Audrey eine Überraschung. Denn der Besitzer der Farm ist Griffin Shipley, genau der Griffin Shipley mit dem Audrey am College eine heiße Affäre hatte. Und der scheint wenig begeistert von Audreys Besuch zu sein, vor allem weil sie ihm seinen Bio-Cider um einen lächerlichen Preis abkaufen möchte.
Audrey weiß, dass sie alles dran setzen muss um ihren Auftrag für die BPG zu erfüllen, denn auf dem Spiel steht nicht nur ihr Job, sondern auch ihr großer Traum: Ein eigenes Restaurant.
„True North – Wo auch immer du bist“ ist der erste Band der „True North“ Reihe von Autorin Sarina Bowen. Im Juli 2017 ist das Erscheinen von Band 2 „Schon immer nur wir“ und im September von Band 3 „Du bist alles für immer“ geplant. Die Geschichte von „Wo auch immer du bist“ ist allerdings in sich abgeschlossen, daher ist man nicht gezwungen die Nachfolgebände zu lesen.
Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus der Perspektive von Griff und von Audrey. Die Sichtweise wird dabei kapitelweise geändert. Aufgrund dessen bekommt man einen sehr guten Einblick in die Gedanken und Gefühle der beiden Protagonisten. Schon zu Beginn merkt man die unglaubliche Spannung zwischen den beiden und schnell ist klar, dass die Chemie stimmt. Das Kribbeln zwischen den beiden erreicht relativ schnell einen Höhepunkt und endet immer wieder in einem kleinen erotischen Intermezzo. Die erotischen Szenen sind teilweise sehr ausführlich und detailliert beschrieben und wirken nicht billig oder erzwungen. Für meinen Geschmack waren es aber ein wenig zu viele und teilweise empfand ich die Handlungsweise der beiden nicht ganz passend.
Neben den beiden Hauptpersonen gibt es aber auch eine Reihe an Nebencharakteren die eine mehr oder weniger große Rolle spielen. Dazu gehören unter anderem Griffs Familie und die beiden Farmarbeiter Zach und Jude. Die Beschreibungen der Nebencharaktere sind nicht ganz so umfangreich wie die der beiden Hauptpersonen, dennoch ausführlich genug um sich einen guten Eindruck zu verschaffen. Über die Vergangenheit der beiden Farmarbeiter bekommt man nur wenige Informationen, dies liegt aber wahrscheinlich daran, dass sie die Hauptrollen in den zwei Nachfolgebänden einnehmen werden (Jude in Band 2 und Zacharias in Band 3). Erwähnen möchte ich hier allerdings, dass ich nie das Gefühl hatte, dass eine der Nebenpersonen überflüssig war. Meiner Meinung nach wurden die vor allem Zacharias und Jude nicht nur eingeführt um die weiteren Bücher zu verkaufen. Sie sind zwar für den Hauptstrang der Geschichte nicht ausschlaggebend, ihr Fehlen wäre aber ein herber Verlust für das Buch gewesen. Gerade die Star Wars Anspielungen zwischen Zacharias und Griff haben die Geschichte immer wieder aufgelockert und mich sehr zum Lachen gebracht.
Auch wenn die Geschehnisse an vielen Stellen sehr vorhersehbar sind, muss ich trotzdem sagen, dass mich „True North – Wo auch immer du bist“ sehr begeistern konnte. Dies liegt insbesondere an den liebevoll gestalteten Charakteren, dem immer wieder eingestreuten Humor und den unglaublich authentischen und detaillierten Erklärungen. Sarina Bowen beschreibt mit einer faszinierenden Hingabe sowohl die Landschaft wie auch die Lebensmittel. Dies geht soweit, dass mir während des Lesens der Kochszenen das Wasser im Mund zusammen gelaufen ist. Sehr positiv finde ich auch, dass es sich hier nicht um einen weiteren seichten Liebesroman handelt, sondern auch immer wieder ernstere Themen angesprochen werden. Dies rundet das Ganze noch zusätzlich ab.
Die Seiten sind beim Lesen nur so an mir vorbeigeflogen, was vor allem der wunderbar spritzigen und leichten Schreibweise der Autorin geschuldet ist. Dies in Kombination mit den liebevollen Charakteren hat mir ein angenehmes Leseerlebnis beschert und die Lust auf die Nachfolgebände geweckt. Meiner Meinung endlich wieder mal ein Liebesroman der sich aus der Masse hervorhebt und nicht ins kitschige abdriftet.

  • Einzelne Kategorien
  • Charaktere
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Gefühl
  • Cover
Veröffentlicht am 02.05.2017

Quest im Stile von Douglas Adams

Saint Lupin´s Academy 1: Zutritt nur für echte Abenteurer!
0

Anne hat zwei große Wünsche: Das Waisenhaus Saint Lupin’s verlassen und auf eine Abenteurerakademie zu gehen. Doch beides gestaltet sich schwieriger als erwartet. Doch plötzlich überstürzen sich die Ereignisse. ...

Anne hat zwei große Wünsche: Das Waisenhaus Saint Lupin’s verlassen und auf eine Abenteurerakademie zu gehen. Doch beides gestaltet sich schwieriger als erwartet. Doch plötzlich überstürzen sich die Ereignisse. Nicht nur das Anne auf einer kleinen, unbekannten Abenteuerakademie aufgenommen wird, sie aktiviert auch gleich eine Mission der Stufe 13. Ohne Ausbildung und mit einem Zeitfenster von drei Tagen muss sie die Mission erfolgreich abschließen. Immer an ihrer Seite ihre beste Freundin Penelope und der geheimnisvolle Hiro. Ohne wirklichen Plan und dürftiger Ausstattung stürzen sich die drei in ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Aber ihnen ist klar, wenn sie scheitern endet nicht nur ihre Karriere als Abenteurer, nein, es bedeutet das Ende der Welt.
Anne ist ein 13jähriges Mädchen und hatte es bis jetzt in ihrem Leben nicht besonders leicht. Aufgewachsen im Waisenhaus des Grauens musste sie schreckliches erleben. Harte körperliche Arbeit im Kohlebergwerk, nur Haferschleim zu essen und gemeine Strafen der Oberin. Sie weiß nicht wo sie herkommt, geschweige denn wer ihre Eltern waren. Einzig ihre Freundin Penelope und die Bücher die sich heimlich aus der Bibliothek „ausborgt“ versüßen ihr ihren harten Alltag ein wenig. Und natürlich die Aussicht möglichst bald das Waisenhaus zu verlassen und Abenteuer zu erleben.
Anne und Penelope gehen mutig an die Dinge heran auch wenn sie weder eine richtige Ausbildung, noch eine vernünftige Ausrüstung geschweige denn einen Plan haben. Zusammen sind sie stark und trotzen jeglichen Schwierigkeiten die ihnen in den Weg gelegt werden. Der Leser merkt sofort, dass die beiden eine sehr innige Freundschaft verbindet.
Die Geschichte selbst erinnert sehr stark an eine Quest und ist an vielen Stellen total skurril und abgedreht. Autor Wade Albert White erzählt die ganze Geschichte mit einem Augenzwinkern und immer wieder gibt es Momente bei denen man lauthals Lachen möchte. Obwohl es sich hierbei definitiv um einen Abenteuerroman handelt, hatte ich doch immer das Gefühl dass der Autor das komplette Genre immer wieder durch den Kakao zieht. Er überspitzt viele Dinge und zieht sie dadurch ins Lächerliche, bindet dies aber wunderbar in die Geschichte ein, sodass man in einem fantastischen und völlig abgedrehten Abenteuer gefangen ist. Ein wenig erinnert mich dies an Douglas Adams‘ Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“, allerdings die Jugendvariante davon. Wobei auch Erwachsene auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen.
Mit Saint Lupin’s Academy schafft der Autor das, womit Disney schon seit einigen Jahren großen Erfolg hat: Mit dem gleichen Werk Kinder und Erwachsene zu unterhalten und zu faszinieren. Natürlich interpretieren Erwachsene andere Dinge hinein, lachen an anderen Stellen oder aus anderen Gründen, aber Spaß haben sie sicher gleich viel wie der Nachwuchs.
Das Sprachniveau ist für das empfohlene Lesealter (ab 10 Jahren) angemessen, wirkt dabei aber nicht zu kindlich oder einfach. Die Spannungskurve zieht sich über das ganze Buch und ich persönlich hatte nie das Gefühl das sich der Autor in langatmigen oder ausschweifenden Erklärungen verheddert. Einige offene Punkte werden nicht restlos aufgeklärt, was in Anbetracht kommender Nachfolgebände aber zu erwarten war. Die Geschichte ist aber in sich abgeschlossen; die offenen Punkte betreffen hierbei eher die Charakterentwicklung.
Für mich als Fantasy-Fan war dieses Buch auf jeden Fall eine Überraschung. Einen klassischen Fantasy-Roman sollte man sich hierbei aber nicht erwarten, das dürfte aber bereits durch die Lektüre des Klappentextes klar sein. Dafür bekommt man einen wunderlichen, teilweise bizarren und fantastisch schrulligen Abenteuerroman mit einzigartigen Charakteren.

Veröffentlicht am 24.04.2017

Packendes Spiel um Leben und Tod

Des Teufels Gebetbuch
0

Tadeus Boch, ein ehemaliger Spieler, arbeitet im Casino Baden-Baden als Wachmann und trifft dort eines Abends auf den jungen Russen Lasarow. Dieser überredet Boch ihn zu einer geheimen, privaten Kartenrunde ...

Tadeus Boch, ein ehemaliger Spieler, arbeitet im Casino Baden-Baden als Wachmann und trifft dort eines Abends auf den jungen Russen Lasarow. Dieser überredet Boch ihn zu einer geheimen, privaten Kartenrunde als sein Bodyguard zu begleiten. Dort trifft er unter anderem auf die koreanisch stämmige Chirurgin Hyun Poe. Ihr Verlobter hat nach einer solchen privaten Kartenrunde vor kurzem angeblich Selbstmord begangen. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände befindet sich Boch alsbald im Besitz einer historischen Spielkarte und auf der Flucht vor ihm bis dato unbekannten Gegnern, im Schlepptau Hyun Poe. Beide merken schnell, dass die Karten ein Geheimnis umgibt und ein Spiel um Leben und Tod beginnt.

Normalerweise verliere ich in meinen Rezensionen kein Wort über das Cover, da es für mich persönlich kein Kaufargument darstellt. Im vorliegenden Fall breche ich aber mit meiner Regel, da ich selten ein so großartiges Cover gesehen habe. Wobei es mir weniger um die optische Wahrnehmung geht, obwohl die auch äußerst ansprechend und treffend ist, sondern um die haptische Wahrnehmung. Diese ist etwas ganz besonderes, da sich da Buch wirklich alt und abgegriffen anfühlt. Man sieht nicht nur, sondern man spürt auch Flecken und Kratzer. Die Haptik entschädigt meiner Meinung nach auch dafür, dass es sich um kein Hardcover Exemplar, sondern nur um eine Klappenbroschur handelt.
Aber genug der Äußerlichkeiten, es geht ja um die inneren Werte. Und diese stehen die äußeren um nichts nach. Der Einstieg ins Buch ist rasant und man merkt gleich, dass wir uns hier durch die verschiedensten Epochen bewegen. Dies bleibt auch im Laufe der gesamten Geschichte so. Die Zeit und vor allem die Schauplätze werden sehr häufig gewechselt. Beides ist aber meiner Meinung nach keineswegs störend oder verwirrend. Die einzelnen Abschnitte sind sehr gut gegliedert und man verliert nicht sofort den Faden. Auch die Spannungskurve wird durch die diversen Orts- und Personenwechsel nicht unterbrochen, ganz im Gegenteil. In sehr vielen Fällen wird der Wechsel vollzogen wenn die Spannung ihren Höhepunkt erreicht hat. Sehr geschickt flechtet der Autor diverse kleine Nebenhandlungen ein, die zum Schluss ein großes Ganzes ergeben. An manchen Stellen ist nicht offensichtlich wie das eine jetzt zum anderen passt, mit der Zeit löst sich der gordische Knoten aber auf und man wird mit einem wunderbaren Aha-Erlebnis belohnt.
Haupt- und Nebencharaktere gibt es unzählige in „Des Teufels Gebetbuch“ und die Charakterisierung zwischen den beiden Kategorien ist nicht immer leicht. Dies liegt vor allem daran, dass Autor Markus Heitz einerseits alle Personen sehr detailreich beschreibt und andererseits daran, dass er gerne den Tod bringt. Gestorben wird in „Des Teufels Gebetbuch“ reichlich und meistens auch sehr blutig. Auch hier geizt der Autor nicht mehr sehr anschaulichen Beschreibungen, wobei diese wirklich der besseren Vorstellungskraft dienen und es sich nicht um Effekthascherei handelt. Schwache Gemüter dürften aber auf jeden Fall an der einen oder Szene ein wenig zu knabbern haben.
Wer klassisches Schwarz-Weiß denken mag und eine klare Unterscheidung zwischen Gut und Böse braucht wird keine große Freude mit diesem Buch haben. Eine klare Trennung gibt es nämlich nicht und der Held wird ganz schnell zum Antihelden. Mich persönlich hat es weder gestört noch überrascht, bin ich es doch aus andern Heitz Büchern schon gewohnt.
Aber nicht nur die Unterscheidung der Guten und der Bösen fällt schwer, sondern auch die Charakterisierung sympathisch und unsympathisch. Ich persönlich kann keine Person nennen, die mir während des gesamten Buches immer sympathisch war. Aufgrund der Vielschichtigkeit und der Tiefgründigkeit der Charaktere erlebt der Leser immer wieder Wesenszüge der einzelnen die anziehen oder abstoßen. Wie auch im richtigen Leben ist niemand nur gut oder nur böse, meistens sind es die Umstände die uns zu dem einen oder dem anderen machen.
Die Stimmung des Buches ist wie beim Anblick des Covers bereits vermutet, eine sehr dunkle und mystische. Die Sprache und der Schreibstil sind perfekt abgestimmt und äußerst harmonisch. Wenige Worte reichen aus und man fühlt sich wirklich ins 18. Jahrhundert hineinversetzt. Und obwohl das Buch im Fantasy Bereich angesiedelt ist, erscheint es über weite Strecken durchaus realistisch. Ins Besondere bei den Szenen mit Goethe bekommt man das Gefühl, dass es sich hierbei um eine reale Überlieferung handelt.
Der Anhang zum Thema Karten und Kartenspiele ist in typisch heitz’scher Manier äußerst ausführlich ausgeführt und vortrefflich recherchiert. Diesen kann man gerne auch vor dem eigentlichen Buch lesen, da hier in keiner Weise auf die Handlung des Buches eingegangen wird. Es bietet viel mehr einen Überblick über die Entstehung und Bedeutung von Karten und Kartenspielen.
Markus Heitz hat mir mit dem vorliegenden Roman ein unfassbar abwechslungsreiches und spannendes Leseerlebnis beschert. Die Lektüre hat mich vollends in ihren Bann gezogen und ich habe mit den Protagonisten mitgefiebert und mitgelitten. „Des Teufels Gebetbuch“ ist nervenaufreibend, actiongeladen, mysteriös und voller kleiner Geheimnisse. Wie nicht anders zu erwarten bin ich restlos begeistert. Wer gerne anspruchsvolle und abwechslungsreiche Urban Fantasy liest ist hier auf jeden Fall richtig, aber auch für Neulinge in dem Genre bietet sich dieses Buch an.

Veröffentlicht am 21.04.2017

Süß und köstlich

Traumtörtchen
0

Nina Seiler hat ein nahezu perfektes Leben: Ihr attraktiver Freund Sören möchte unbedingt Kinder mit ihr und als Unternehmensberaterin ist sie äußerst erfolgreich. Doch trotz allem ist sie nicht wirklich ...

Nina Seiler hat ein nahezu perfektes Leben: Ihr attraktiver Freund Sören möchte unbedingt Kinder mit ihr und als Unternehmensberaterin ist sie äußerst erfolgreich. Doch trotz allem ist sie nicht wirklich zufrieden mit ihrem Leben. Denn schon länger spielt sie mit dem Gedanken ihren großen Traum zu erfüllen: Ein eigenes Café. Sie kündigt ihren Job und setzt alles daran ihren Traum wahr werden zu lassen. Dank ihres BWL Studiums und ihrer Ausbildung aus Konditorin nimmt das Projekt auch bald Form an.
Leider beginnt es aber gleichzeitig in ihrem Privatleben zu kriseln. Sören ist nicht wirklich begeistert von ihrer plötzlichen Selbstständigkeit und zieht sich immer mehr zurück. Und dann ist da auch noch Matthias, der nette Kinderzahnarzt, der seine Praxis genau neben Ninas Café hat. Ob Nina ihr berufliches und privates Glück finden wird?
Als allererstes möchte ich eine Warnung aussprechen: Lesen Sie dieses Buch keinesfalls wenn Sie gerade eine Diät machen. „Traumtörtchen“ ist voller herrlicher, kleiner Köstlichkeiten und beim Lesen ist mir ständig das Wasser im Mund zusammengelaufen. Ein unbändiger Guster auf Kuchen, Torten, Cookies und dergleichen hat mich während dem Lesen überfallen und mich bis zum Schluss nicht mehr losgelassen.
Autorin Julia Simon erschafft mit ihren Worten eine unglaublich schöne Stimmung und man sieht sowohl das Café, als auch die vielen Köstlichkeiten vor seinem inneren Auge. Ihre Beschreibungen sind äußerst anschaulich und mit einer großen Liebe zum Detail ausgeführt, ohne dabei zu plakativ oder zu ausschweifend zu werden.
Nina ist ein äußerst bodenständiger Charakter, der auf der Suche nach ihrer Erfüllung ist. Man merkt beim Lesen sehr gut die inneren Konflikte die sie durchmacht auf der Suche nach ihrem privaten und beruflichen Glück. Mir persönlich war Nina von Anfang an sympathisch und ich konnte mich auch sehr gut in ihre Lage versetzen. Auch die anderen Hauptpersonen sind sehr gut ausgeführt, auch wenn mir nicht alle unbedingt so sympathisch waren. Dies ist aber nicht schlimm, denn in jedem Buch gibt es die sympathischen und die unsympathischen Charaktere und nur durch dieses Zusammenspiel werden die sie zu dem was sie sind.
Obwohl es sich bei „Traumtörtchen“ um einen klassischen Vertreter des Liebesroman Genres handelt, hat dieses Buch doch mehr zu bieten, als nur eine Liebesgeschichte. Es regt sowohl zum Träumen, wie auch zum Nachdenken an. Hier geht es nicht nur um Liebe im klassischen Sinne, sondern auch um Selbstliebe bzw. Selbstachtung und die Leidenschaft für seinen Beruf. Julia Simon schafft es dies alles in einen sommerlich leichten Roman zu verpacken, ohne dabei allzu sehr ins klischeehafte oder kitschige abzurutschen. Gefördert wird dies durch den lockeren und erfrischenden Schreibstil. Ich persönlich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Den einzigen Kritikpunkt den ich anzubringen habe, ist das Biskuitrezept bei den Petit fours. Ich kann nämlich absolut nicht nachvollziehen warum eine ausgebildete Konditorin geschmolzene Butter in einen Biskuitteig gibt. Sehr schön finde ich dafür, dass am Ende des Buches einige Rezepte angehängt sind, damit man nach der Lektüre gleich mit dem Nachbacken starten kann.
Mir persönlich hat „Traumtörtchen“ ein zauberhaftes Leseerlebnis beschert und greift mit dem Backthema einen der heutigen Trends sehr gut auf.