Anstrengende Möchtegern-Ermittlerin
Wave of LiesIch mag Jugendthriller, in denen Jugendliche Straftaten aufdecken, weil sie einen ganz anderen Zugang zu den Gleichaltrigen haben als die erwachsenen Ermittler. Entsprechend neugierig war ich auf diesen ...
Ich mag Jugendthriller, in denen Jugendliche Straftaten aufdecken, weil sie einen ganz anderen Zugang zu den Gleichaltrigen haben als die erwachsenen Ermittler. Entsprechend neugierig war ich auf diesen Roman, in welchem Chloe in den Ferien zu ihrem Vater zu Besuch kommt und versuchen will, das Verschwinden des jungen Henry vor drei Monaten aufzuklären.
Aufgebaut ist das Buch in mehreren Zeitebenen vor und nach Henrys Verschwinden. Leider gestaltet sich Chloes Part stellenweise als anstrengend, da sie keine vernünftigen Schlüsse zieht, sondern lieber nach Beweisen für ihre vorgefertigte Meinung und ihre Vorurteile sucht. Dabei sieht sie leider den Wald vor lauter Bäumen nicht: Gewalt und Alkoholsucht in Henrys Familie, in Form der alleinerziehenden Mutter. Vor allem der große Bruder Mason hat seit Jahren darunter zu leiden, seinen jüngeren Bruder immer wieder vor den Ausbrüchen der Mutter beschützen wollen. Und was macht Chloe? Hackt sogar noch auf Mason rum. Himmel, in solchen Momenten hätte ich sie für ihre Borniertheit schütteln können. Der einzige Vernünftige ist ihr Vater, der von der Problematik weiß und Mason auf unaufdringliche Art zu helfen versucht.
Die Auflösung des Ganzen, wohin Henry verschwunden ist, hat eine gewisse Dramatik, dennoch wunderte ich mich, warum die Polizei nicht längst selbst darauf gekommen sein soll. So schwierig war der Fall nicht und hätte den Bewohnern des Ortes ein paar nervige Auftritte und haltlose Anschuldigungen von Chloe erspart.
Zum Miträtseln ganz nett, aber Chloes Schnellschüsse sind zu stupide, um die Leser auf falsche Fährten zu locken.