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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.02.2022

Einblicke

Das Vorkommnis
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Im Mittelpunkt von "Das Vorkommnis" steht eine Frau um die 40, Mutter mehrer Kinder. Sie scheint Schriftstellerin und Dozentin für neuere Literatur zu sein und wird auf einer Lesung von einer Fremden angesprochen, ...

Im Mittelpunkt von "Das Vorkommnis" steht eine Frau um die 40, Mutter mehrer Kinder. Sie scheint Schriftstellerin und Dozentin für neuere Literatur zu sein und wird auf einer Lesung von einer Fremden angesprochen, die ihre Halbschwester ist. Nach dieser Begegnung kommt es aber zu keinen weiteren Treffen, die Geschichte ihrer Halbschwester und damit auch die ihres Vaters und ihrer Mutter lassen sie danach aber nie mehr ganz los. Auch nicht, als sie beruflich für einige Zeit an eine Uni in den USA geht und ihre Mutter und ihre Kinder mitnimmt, ihr Mann aber in Deutschland zurückbleibt. Sie denkt immer wieder über das Verhältnis ihrer Eltern zueinander, ihr doch recht distanziertes Verhältnis zu ihrer "echten" Schwester, mit der sie aufgewachsen ist, zu ihren Kindern und ihrem Mann nach und darüber, wie viele Menschen wissentlich oder unwissentlich Halbgeschwister haben.

Den größten Teil des Romans nimmt die Zeit in den USA ein. Die Kapitel sind oft sehr kurz und episodenhaft, vieles wird nur knapp angerissen, ohne, dass es sich komplett klärt. Dadurch fehlen mir persönlich ein bisschen der rote Faden und eine echte Handlung, wobei es der Autorin andererseits sehr gut gelingt, ihre durcheinander geratenen Gefühle authentisch und eindrücklich in Worte zu fassen. Die weiteren Personen bleiben für meinen Geschmack dagegen zu blass, man kann sich kein wirkliches Bild von ihnen machen. Damit bleiben für mich interessante Gedankengänge beeindruckend in Worte gefasst, aber eine Geschichte, die noch mehr Potential gehabt hätte.

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Veröffentlicht am 26.11.2021

Bereit für einen Neuanfang?

The Sky in your Eyes
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Bei Kira Mohns neuestem Roman haben mich Cover und Klappentext direkt angesprochen, da Nordlichter mich faszinieren und ich Island als Schauplatz auch sehr spannend finde.

Die 24-jährige Protagonistin ...

Bei Kira Mohns neuestem Roman haben mich Cover und Klappentext direkt angesprochen, da Nordlichter mich faszinieren und ich Island als Schauplatz auch sehr spannend finde.

Die 24-jährige Protagonistin Elin, die als Assistentin bei einem Rechtsanwalt arbeitet, wurde schon als Kind aufgrund ihrer Figur gehänselt. Nun wohnt sie seit kurzem wieder bei ihren Eltern, weil die Beziehung zu ihrem Exfreund auseinander ging, da dieser sie zu dick fand. Bei einem veganen Kochkurs lernt sie den sehr gut aussehenden Jón kennen, der sehr sympathisch wirkt und Interesse an ihr zu haben scheint. Dennoch lassen es ihre Selbstzweifel nicht zu, sich wirklich auf ihn einzulassen.

Elin als Protagonistin war mir durchaus sympathisch, allerdings war sie mir auf Dauer zu sehr auf ihr Gewicht fixiert, auch wenn ich verstehen kann, wie sehr sie das belastet, aber manchmal waren mir die Komplexe doch zu viel und nicht mehr der Situation angemessen. Da konnte Jón mit seiner ungezwungenen und zugleich verständnisvollen Art mehr bei mir punkten. Durch den veganen Kochkurs, den beide besuchen, erfährt man als Leser auch etwas mehr über diese Ernährungsform, das ist sicher auch interessant für viele, die sich bisher noch nicht weiter damit befasst haben.

Der Schreibstil von Kira Mohn war gewohnt gut lesbar, stellenweise spielt auch die ungewöhnliche isländische Landschaft eine Rolle. Für mich hätte es aber durchaus noch etwas mehr Lokalkolorit sein dürfen.

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Veröffentlicht am 26.11.2021

Tolles Konzept, die Umsetzung ist aber nicht perfekt

Reality Show
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An Heiligabend dringen bewaffnete Gruppen in die Häuser von zehn sehr einflussreichen Menschen ein, die gemeinsam haben, dass sie durch das, womit sie selbst reich wurden, anderen Menschen geschadet haben. ...

An Heiligabend dringen bewaffnete Gruppen in die Häuser von zehn sehr einflussreichen Menschen ein, die gemeinsam haben, dass sie durch das, womit sie selbst reich wurden, anderen Menschen geschadet haben. Die Eindringlinge bedrohen sie und ihre Familien und lassen sie quasi an einer "Reality Show" teilnehmen, die live auf jedem Fernsehsender in die Wohnzimmer der Familien übertragen wird, die ihre Weihnachtsfeiern ebenfalls unterbrechen, als sich herumspricht, was gerade passiert. Auch sie dürfen an der Show teilhaben, indem sie über das Schicksal der an den Pranger gestellten Mächtigen mitentscheiden und Teile deren Vermögens gewinnen können.

Die Idee hinter dem Buch hat mir sehr gut gefallen und ich fand es auch gut, dass eine ordentliche Dosis Gesellschaftskritik enthalten ist und auch dem Leser selbst teilweise der Spiegel vorgehalten wird. Was mich aber total überfordert hat, waren die vielen verschiedenen Personen, die teilweise sogar noch abwechseln mit ihrem Codenamen und ihrem echten Namen erwähnt wurden. Da habe ich einfach nicht mehr durchgeblickt und ich denke, es wäre besser gewesen, sich zumindest auf die Hälfte zu beschränken. Auch dann wäre noch ausreichend Stoff vorhanden gewesen. Für mich hätten auch die "Vergehen" der Mächtigen noch mehr im Mittelpunkt stehen dürfen und dafür hätte ich auf manche Informationen zum Privatleben der verschiedensten Personen verzichten können.

Nichtsdestotrotz ist der Roman sehr interessant zu lesen und man sieht manche Dinge, die man selbstverständlich mitmacht, im Nachhinein vielleicht mit etwas anderen Augen. Der Erzählstil der Autorin ist sehr gut lesbar und anschaulich.

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Veröffentlicht am 26.11.2021

Bonnie und Clyde in Schweden

Die Früchte, die man erntet
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In der schwedischen Kleinstadt Karlsham geschehen innerhalb weniger Tage mehrere Morde, zwischen den Opfern scheint es aber zunächst kaum Gemeinsamkeiten zu geben. Vanja Lithner und ihre Kollegen von der ...

In der schwedischen Kleinstadt Karlsham geschehen innerhalb weniger Tage mehrere Morde, zwischen den Opfern scheint es aber zunächst kaum Gemeinsamkeiten zu geben. Vanja Lithner und ihre Kollegen von der Reichsmordkommission vermuten aber, dass es sich um einen Serientäter handeln könnte, der bald wieder zuschlagen wird, wenn es ihnen nicht gelingt, diesen zu schnappen. Das bleibt aber nicht der einzige Fall, der sie und Sebastian Bergman, der mittlerweile als Therapeut arbeitet, beschäftigen wird. Auch in ihren eigenen Reihen gibt es jemanden, der schwere Schuld auf sich geladen hat.

Ich war anfangs etwas überfordert mit den vielen verschiedenen Personen, was sich aber im Laufe der Zeit halbwegs gegeben hat. Die Charaktere sind auch alle recht überzeugend ausgestaltet. Es ist ausreichend Spannung vorhanden, auch wenn manches sich irgendwann erahnen lässt, dennoch sind die Fälle interessant gewählt und geschildert. Der Schreibstil des Krimis ist angenehm lesbar, anschaulich und lebendig, aber nicht zu blutig.

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Veröffentlicht am 07.11.2021

Eine Zeitreise nach Berlin zwischen den beiden Weltkriegen

Berlin Friedrichstraße: Novembersturm
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Berlin Friedrichstraße - Novembersturm ist der erste Band um den Bau des Bahnhof Friedrichstraße, der hier aber eher am Rande eine Rolle spielt. Die Geschichte handelt im Berlin der 20er Jahre, kurz nach ...

Berlin Friedrichstraße - Novembersturm ist der erste Band um den Bau des Bahnhof Friedrichstraße, der hier aber eher am Rande eine Rolle spielt. Die Geschichte handelt im Berlin der 20er Jahre, kurz nach dem ersten Weltkrieg. Johann und Robert sind seit ihrer Kindheit in Luise verliebt, die mit ihnen im Vorderhaus aufwuchs. Johanns Schwester Ilse fühlt sich zu Frauen hingezogen und Ella stammt aus dem Hinterhaus, weshalb sie von den restlichen Kindern immer ausgeschlossen oder auch ausgenutzt wurde. Nach Ende des Ersten Weltkrieges sind alle junge Erwachsene, Johann ist zunächst im Krieg verschollen und alle vermuten, er wäre tot, sodass Luise nach kurzem Zögern den Heiratsantrag von Robert annimmt, der den Bau des Bahnhofes mit verantwortet. Ausgerechnet am Tag deren Hochzeit kehrt Johann jedoch überraschend doch noch zurück.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen, zumindest in diesem Teil, mehr die verschiedenen Personen und ihre Probleme, weniger der Bau des Bahnhofes, durch den Titel hätte ich erwartet, dass dieses Bauprojekt doch eine größere Rolle einnimmt. Die Protagonist:innen sind alle recht sorgfältig ausgestaltet, wobei ich nicht all ihre Handlungen voll nachvollziehen kann und mir manche Wendung etwas zu viel war. Besonders die Frauen führen ein, für diese Zeit, schon sehr selbstbestimmtes Leben, was ich gut finde. Aber auch die Schattenseiten dieser Zeit werden nicht verschwiegen. Immer wieder fließen historische Ereignisse in die Handlung ein, die gut recherchiert wirken. Es wird gut veranschaulicht, wie die Nationalsozialisten immer mehr an Einfluss gewinnen, was teilweise schon erahnen lässt, wie es in Teil 2 weitergeht. Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt anschaulich und gut lesbar. Teilweise wäre es aber hilfreich gewesen, die Zeitsprünge von Rückblicken noch besser kenntlich zu machen.

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