„Ich brauchte keinen Prinzen. Schließlich musste ich nicht gerettet werden. Wenn hier jemand Rettung brauchte, war das Jayden.“
(Hailey in Fading fame)
Worum geht’s?
Mit einem Traum, Fotografin zu werden, verließ Hailey ihr kleines Örtchen Carmi. Jetzt in der Großstadt muss sie aber kämpfen und jeden Cent zweimal umdrehen. Daher kann sie ihr Glück gar nicht fassen, als der schmierige Fotograf Stewart ihr eine immense Summe anbietet, wenn sie für ihn bei einem Job einspricht und den bekannten Sänger Jayden Payne fotografiert. Noch fassungsloser ist Hailey, als Jayden sie darum bittet, als Tourfotografin mitzukommen. Die Aussicht auf eine tolle Bezahlung lässt Hailey ihre Zweifel vergessen. Doch je mehr Zeit sie mit Jayden verbringt, desto mehr knistert es. Aber die Abgründe in Jaydens Leben sind tief und auf einmal sieht Hailey, welchen Tribut das Starleben wirklich fordert…
Fading Fame ist Band 1 der Fading-Reihe und nicht in sich geschlossen. Die Geschichte wird in Fading Doubt fortgesetzt.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Die Geschichte wird wechselnd durch Hailey und Jayden in der Ich-Perspektive erzählt, wobei Haileys Anteil überwiegt. Die Geschichte verläuft linear. Der Schreibstil ist zeitgemäß, gut lesbar und kann Emotionen gut transportieren. Das Buch beinhaltet Intimszenen. Im Buch werden zudem triggernde Inhalte wie Drogenmissbrauch thematisiert.
Meine Meinung
Man möge mir einen kaputten Rockstar geben und mein kaltes Herz verliebt sich. Die Rechnung ist simpel, aber effektiv. Zumindest meistens. Kombiniert man diese kaputten Rockstar mit einer taffen Protagonistin und dem mitreißenden Schreibstil von Kim Valentine, kann eigentlich wirklich nichts mehr schiefgehen. Das dachte ich mir auch, als ich zu Fading Fame (der Neuauflage von Snow White Lines – was für ein genialer Titel, im Übrigen, der wie der neue Titel auch perfekt zum Buch passt) griff. Und ich wurde absolut nicht enttäuscht!
Das Buch startet bereits mit einer unglaublichen Energie. Der Leser darf Hailey kennenlernen, die mit ihrer aktuellen Unterkunft in einer WG mehr als unzufrieden ist. Blöd nur, dass sie kein Geld hat und sich nichts anderes suchen kann. Entsprechend glücklich ist sie, als sich der Fotograf Stewart meldet, der einen Auftrag nicht wahrnehmen kann und den Hailey gnadenlos hochpokern kann, was ihre Gage angeht. Zu wichtig sind Stewart aber die Bilder von Jayden Payne, weltbekanntem Teenie-Idol auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Beim Auftrag angekommen muss Hailey allerdings feststellen, dass Jayden hochgradig unsympathisch, eingebildet und anstrengend ist. Seinen divenhaften Auftritt lässt sie jedoch nicht unkommentiert und so fliegen bereits nach wenigen Seiten ordentlich die Fetzen. Jayden ist von der jungen Fotografin beeindruckt und bittet sie kurzerhand, auf Tour mitzukommen und ihn für seine Biografie zu fotografieren. Zwischen Konzerten, Kurzstreckenflügen und Terminen wird Jayden feststellen, dass Hailey ein wichtiger Anker für ihn ist, während Hailey Einblicke in eine fremde Welt zwischen Verkaufszahlen, Fanmanipulation und PR-Tricks kennenlernt. Je mehr sie zu sehen kriegt, desto größer wird ihre Sorge um Jayden. Denn der Sänger verliert sich zunehmend selbst: An den Druck, an die Erwartungen der Fans und nicht zuletzt an die Suchtmitel… Stück für Stück zerbricht Jayden vor Haileys Augen und sie muss sich fragen, ob sie überhaupt noch eine Chance hat, ihn zu retten.
Das tat weh. Wirklich. Dies ist eine Warnung: Dieses Buch wird wehtun. Es wird einen in die Verzweiflung treiben, leiden lassen, wütend werden und gleichzeitig hoffen. Als ich mit Fading Fame anfing, hat mir besonders die explosive Stimmung zwischen Hailey und Jayden sehr gefallen. Hailey ist von Anfang an eine Protagonistin zum Lieben. Mutig, nicht auf den Mund gefallen, aufmerksam und zugleich empathisch führt sie durch die Geschichte. Ich habe ja bereits mehrfach erklärt, wie sehr ich die Protagonistinnen bei Kim Valentine liebe und ich kann es nur noch einmal sagen. Starke Frauen, die aber nicht overpowered und nervig sind, die auch mal Fehler machen, verzweifeln dürfen und mit einem blendenden Sarkasmus durch die Geschichte tingeln. Genau so ist auch Hailey. Sie lässt sich nicht blenden, sie interessiert sich für den Menschen Jayden und nicht den Superstar. Entsprechend schnell erfährt der Leser, welche Abgründe sich hinter der überdrehten, eingebildeten Fassade von Jayden Payne verstecken. Erfolgsdruck, fehlender Rückhalt in seinem Umfeld, eine unglaublich biestige Managerin – es kommt viel zusammen, vor allem aber auch jede Menge Lügen. Das Buch gewährt einen kraftvollen Einblick in das Backstage-Leben auf Tour, aber auch in gezielte PR-Maßnahmen. So wird Hailey dazu gezwungen, mit Jayden auf eine Gala zu gehen, nur damit die Presse spekuliert, wer die tolle Unbekannte ist. Die Grenzen zwischen Echt und Fake, zwischen Richtig und Falsch scheinen immer weiter zu verschwimmen. Man lernt Jaydens Umfeld kennen, wunderbare und schreckliche Leute, einige die sich um ihn sorgen, aber längst aufgegeben haben und andere, die sich um ihn sorgen sollten, aber nur an Geld und Macht denken.
Fading Fame ist eine Reise hinter die Kulissen einer glitzernden Scheinwelt. Die Handlung als solche ist dabei nicht großartig besonders oder umfangreich, das Grundgerüst der Story ist überschaubar. Es geht bei diesem Buch eher um die Gefühlswelt und die Dämonen, die Jayden heimsuchen. Ich würde sogar soweit gehen und das Buch ein wenig mit Midnight Blue von LJ Shen, einer meiner absoluten Lieblingsautorinnen, vergleichen. Beide Bücher gewähren schmerzhafte Einblicke in die Welt des Ruhms und beide männliche Protagonisten sind sich ähnlich, die Geschichten entwickeln sich jedoch etwas anders. Das Buch kommt mit einigen überraschenden Twists daher, verzichtet aber gänzlich auf übertriebenes Drama oder anstrengendes Hin und Her. Das braucht die Geschichte aber auch gar nicht, da die rohen Emotionen für sich sprechen. Während die erste Hälfte durch Leichtigkeit, freche Wortgefechte und Einblicke in das Tourleben geprägt ist, wird die zweite Hälfte um einiges dunkler. Ich habe beim Lesen gelitten, wollte Jayden anschreien und ihn aufhalten, mehr und mehr in den Strudel herabzusteigen. Ich wollte Hailey schützen, die danebensteht und als eine der wenigen zu realisieren scheint, was passiert. Doch die Einschläge kommen immer schneller, gehen immer tiefer und dann explodiert alles. Die Kernszene des Buches ist definitiv nichts für schwache Gemüter, aber ich muss der Autorin Tribut zollen, wie wahnsinnig gut, intensiv und ergreifend sie diese Szene geschrieben hat. Das Entsetzen ist groß und gleichzeitig sitzt man da und denkt sich „ich habe es befürchtet“.
Die Beziehungsentwicklung von Jayden und Hailey war für mich gar nicht so sehr im Fokus der Geschichte. Beide passen gut zusammen, für mich aber nicht zwingend als Liebespaar, aber gleichzeitig liegt eine starke sexuelle Anspannung im Raum und daher passt die Entwicklung sehr gut. Für die Geschichte ist es allerdings eigentlich auch irrelevant, ob sie Freunde und Liebende sind, außer vielleicht für das Ende. Jedenfalls hat mir die generelle Entwicklung der beiden sehr gut gefallen, wie Jayden einerseits versucht, Hailey von sich zu stoßen, indem er ihr alle Hässlichkeit seines Lebens zeigt, gleichzeitig aber Hailey an sich zieht, weil sie seine Hoffnung wird. Hailey hingegen steht daneben, während Jayden sich verliert, und obwohl sie vielleicht weglaufen sollte, gibt sie ihn nicht auf. Das zeigt sich vor allem beim Finale des Buches, wo Hailey und Jayden ein gewagtes Unterfangen durchziehen, wo ich anfangs ein wenig gezweifelt habe, ob das eine gute Idee ist, dank Haileys Familienhintergrund dann aber doch überzeugt wurde. Mit einem fiesen Cliffhanger und entsprechend jeder Menge Fragezeichen endet das Buch und ich kann es gar nicht erwarten, Band 2 zu lesen, um zu erfahren, wie es mit Hailey und Jayden weitergeht.
Mein Fazit
Fading Fame ist ein grandioser, schmerzhafter Auftakt der Fading-Reihe und tut weh, wirklich weh. Witzige Wortgefechte treffen auf tiefe Verzweiflung, Hoffnung auf mitreißende Abgründe, eine mutige Protagonistin auf einen zerbrochenen Superstar. Großartig geschrieben, catchy von Seite 1 bis zum Ende und dann wird man mit einem fiesen Cliffhanger zurückgelassen. Dieses Buch ist für alle eine absolute Leseempfehlung, die die dunkle Seite des Ruhms mögen und sich das Herz brechen lassen wollen.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]