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Veröffentlicht am 19.06.2022

Eine gelungene Fantasygeschichte mit progressiven Elementen

Das Erbe der Elfenmagierin
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„Das Erbe der Elfenmagierin“ von James A. Sullivan ist der erste Band der „Chroniken von Beskadur“-Dilogie, in der es um die Suche der Elfen nach der verlorenen Seelenmagie geht. Erschienen ist der Roman ...

„Das Erbe der Elfenmagierin“ von James A. Sullivan ist der erste Band der „Chroniken von Beskadur“-Dilogie, in der es um die Suche der Elfen nach der verlorenen Seelenmagie geht. Erschienen ist der Roman bei Piper im Oktober 2021.

Die Elfen haben vor langer Zeit ihre Seelenmagie verloren, doch es gibt eine Prophezeiung, die besagt, dass die Inkarnationen der berühmten Magierin Naromee diese zurückbringen können. Ardoas ist eine der Inkarnationen. Er trägt ihre Seele und ihre Erinnerungen in sich, doch den Zugriff auf diese Erinnerungen muss er erst noch erlangen. Kurz nach seinem 32. Geburtstag begibt er sich daher auf eine Reise. Diese ist von Gefahren gespickt und bringt ihn auf die Spur eines Orakels, über das sich nur schwer etwas herausfinden lässt.

Ich wollte schon längere Zeit etwas von James A. Sullivan lesen und darüber hinaus wurde es auch mal wieder Zeit für ein bisschen Fantasy auf meinem Blog. Ich folge dem Autor schon seit Längerem auf Twitter und das was ich bisher mitbekommen habe, hat mich angesprochen. Es wurde daher endlich Zeit zu diesem Buch zu greifen.
Ich bin wunderbar in die Geschichte reingekommen. Es ist auf den ersten Blick wirklich sehr typische High Fantasy. Etwas ist verloren gegangen, jemand muss sich auf die Suche begeben und natürlich müssen dabei Herausforderungen gemeistert werden. Das hat mir den Einstieg sehr leicht gemacht. Ich habe mich direkt wohl gefühlt und war neugierig darauf, mehr über die Elfen und die anderen Wesen in dieser Welt zu erfahren.
Die Beschreibungen zur Lebensweise der Elfen haben mir sehr gut gefallen. Die Idee mit den Inkarnationen finde ich spannend. Schnell wird klar, dass es eben nicht nur typische High Fantasy ist, sondern das auch Progressivität in dieser Reihe groß geschrieben wird. Der Autor hat dies nicht nur in seiner Twitterbio stehen, sondern er liefert auch ab. Polyamorie, trans, non-binär, POC, etc. sind alles Dinge, die in dieser Reihe vorkommen. Mir hat die Umsetzung sehr gut gefallen, ob es gute Repräsentation ist, kann ich nicht beurteilen, da ich selber weiß und cis bin. Ich sehe nur, dass es ein selbstverständlicher Teil des großen Ganzen sind. Es wird kein großes Brimborium drum gemacht und es fügt sich harmonisch in die Gesamtgeschichte ein.
Sehr erfrischend in diesem Buch fand ich den Umgang vieler miteinander. Respekt, Empathie, Verständnis für die Situation anderer wurde hier sehr groß geschrieben. In diesem Buch gab es niemals den Moment, dass ich mir gedacht habe, dann redet doch miteinander und das Problem ist gelöst. Es gab in diesem Buch so tolle Gemeinschaften, wo ich mir dachte, so ähnlich hätte ich das gerne auch im echten Leben. Es wurde sich gegenseitig unterstützt, geschätzt, Raum gegeben, es wurde miteinander geredet, es wurden Bedürfnisse zum Ausdruck gebracht und noch vieles mehr. In dieser Hinsicht könnte ich wirklich kaum begeisterter sein und hoffe, dass dies auch im zweiten Teil weiterhin so ist. So etwas würde ich gerne viel häufiger lesen.
Der Aufbau der Geschichte hat mir gut gefallen. Zuerst wird einem Raum gegeben, um die Welt kennenzulernen, bevor dann Fahrt aufgenommen wird und Ardoas Abenteuer beginnt. Viele neue Eindrücke prasseln auf ihn ein und ich bin gerne Teil dieser Reise gewesen. Gerade im letzten Drittel nimmt der Roman nochmal an Intensität zu und hat mich extrem in seinen Bann gezogen. Das Ende hat mir gut gefallen. Es ist kein Cliffhanger, sondern ein Teil der Geschichte ist beendet, aber es gibt genügend Fragen, so dass man gerne recht schnell weiterlesen möchte, aber eine Pause um das Gelesene zu verarbeiten auch nicht schlecht ist. Ich mag diese Art von Geschichten. Wenn ich den übermäßigen Drang habe, direkt weiterzulesen, ist das auch irgendwie toll, aber manchmal habe ich dann das Gefühl, dass ich einige Nuancen einer Geschichte gar nicht so recht mitbekomme.
Ardoas ist der Protagonist in diesem Buch und ich bin seiner Geschichte gerne gefolgt. Er genießt eine Sonderstellung im Gefüge dieses Romanes, da er die Inkarnation Naromees ist. Für mich hat allerdings die Gemeinschaft, die sich im Laufe der Geschichte bildet, für das gewisse Etwas gesorgt und ich habe eher hier richtig mitgefiebert als mit Ardoas alleine. Die Stärken und Schwächen jedes Einzelnen spielen eine Rolle und in der Gemeinschaft schaffen sie es über sich hinauszuwachsen.
Die Fantasy-Elemente, die in diesem Roman genutzt wurden, sind recht typisch. Es gibt unterschiedliche Völker und Magie und diese bedürfen nur kurzer Erklärungen. Für mich hat sich alles recht natürlich und selbsterklärend angefühlt. Die Welt ist vom Mittelalter angehaucht. Es gibt Burgen und Barone, es wird auf Pferden geritten, etc. Das kann mich nicht unbedingt in Begeisterungsstürme versetzen, aber auch Altbewährtes hat seinen Reiz, erleichtert es einem doch den Zugang zu dieser Welt.
Als Zusatzmaterial findet ihr ein Glossar und ein Personenverzeichnis sowie Triggerwarnungen, die bereits am Anfang des Buches angekündigt werden, aber erst im Anhang weiter ausgeführt werden. Ein Nachwort gibt es nicht. Mich hätte tatsächlich interessiert, ob es Sensitivity-Reader gab, aber vielleicht werde ich in dieser Hinsicht noch woanders fündig.

Fazit: Eine gelungene Fantasy-Geschichte, die einen mit ihren typischen Elementen den Einstieg erleichtert, die zusätzlich aber mit ihren progressiven Elementen zu überzeugen weiß. Ich habe selten eine Geschichte gelesen, wo mich der Umgang der Einzelnen miteinander so sehr begeistern konnte. Ich bin gespannt, wie es im zweiten Band weitergeht und kann diesen Roman jedem Fantasy-Fan wärmstens ans Herz legen.

Veröffentlicht am 12.02.2022

Eine äußerst spannender Roman, der an Aktualität kau zu übertreffen ist

Never - Die letzte Entscheidung
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Mit „Never“ verlässt Ken Follett die Gefilde des historischen Romanes und legt nach längerer Zeit mal wieder einen Thriller vor. Inspiriert von seiner Jahrhunderttrilogie entwirft er ein Szenario, dass ...

Mit „Never“ verlässt Ken Follett die Gefilde des historischen Romanes und legt nach längerer Zeit mal wieder einen Thriller vor. Inspiriert von seiner Jahrhunderttrilogie entwirft er ein Szenario, dass zum Ausbruch des dritten Weltkrieges führen könnte. Erschienen ist der Roman im November 2021 bei Pan Macmillan auf Englisch bzw. Bastei Lübbe auf Deutsch.

In der Sahara verfolgen zwei Geheimagenten mit der Hilfe eines Spions einen Drogenschmuggelring, der auch Menschenhandel betreibt. Kiah, eine junge Witwe, sieht keine Zukunft mehr in der Nähe des Chad-Sees und so begibt sie sich auf eine ungewisse Reise in der Hoffnung Europa zu erreichen.
In China kämpft ein junger Regierungsmitarbeiter gegen Kräfte, die eine militärische Konfrontation zwischen Amerika und China heraufbeschwören wollen. Die ältere Kommunisten-Garde sieht ihr Vermächtnis in Gefahr und tut alles dafür den Kommunismus stark aussehen zu lassen.
In Amerika ist Präsidentin Green die erste Frau an der Spitze des mächtigsten Landes der Welt. Die Vorbereitungen zur Wiederwahl laufen, als die größte Krise, die die Welt sich vorstellen kann, ihren Lauf nimmt. Jeder Akt der Aggression führt zu weiteren Maßnahmen und die Welt ist in einem komplexen Geflecht aus Allianzen gefangen. Kann Präsidentin Green den Ausbruch des dritten Weltkrieges und den Einsatz von Nuklearwaffen verhindern?

Ich gebe zu, ich war etwas enttäuscht als ich gesehen habe, dass Ken Folletts nächster Roman kein historischer Roman ist, gleichzeitig war ich froh, dass schon ein Jahr nach der letzten Erscheinung ein weiteres Buch erscheint. So schnell habe ich nicht damit gerechnet. Der Klappentext klang dann auch interessant und so habe ich mich doch an dieses Buch gewagt.
Ich liebe Ken Folletts Schreibstil. Ich kann mir alles gut vorstellen und alles ist klar erzählt. Auch diesmal habe ich wieder auf englisch gelesen. Ich brauchte diesmal öfter das Wörterbuch, habe dann allerdings meist feststellen müssen, dass ich ein gutes Gefühl für seine Sprache habe und die Richtung, in die die Bedeutung der Wörter geht.
Der Spannungsbogen baut sich in diesem Roman eher langsam auf und es hat tatsächlich etwas gedauert bis ich richtig gefangen von der Geschichte war, aber ab 25% ahnt man, wie aktuell dieses Buch ist und die Arbeit, die er in den Aufbau dieses Szenarios gesteckt hat, zahlt sich aus. Ken Follett möchte ein Situation hervorrufen, die der Situation vor Ausbruch des ersten Weltkrieges ähnlich ist und ich muss sagen, ich kann mir das genauso vorstellen. Wenn man aktuelle Nachrichten verfolgt, finden sich viele Ereignisse, die ein ähnliches Szenario auslösen könnten.
Der Autor hat ein spannendes Ensemble aus Personen für diesen Roman erschaffen und ich habe an allen Enden mitgefiebert. Eine große Stärke des Romanes ist es, dass er vielen Personen eine Stimme abseits der politischen sowie diplomatischen Bühne gegeben hat und wir diese so auch als normale Menschen erleben. Manchmal mag es fast ein bisschen zu viel Nebengeplänkel sein, aber für mich persönlich war es wichtig, weil es mich noch mehr in die Geschichte gezogen hat. Eine Lieblingsperson kann ich nicht nennen, denn alle Erzählstränge waren spannend und haben ihre Berechtigung.
Präsidentin Green in Amerika ist entschlossen einen weltweiten Krieg und den Einsatz von Atomwaffen zu verhindern. Als erste Frau an der Spitze der mächtigsten Nation steht sie ständig unter Druck. Sie muss weltweite diplomatische Krisen lösen, Amerika führen und darf ihre Popularität dabei nicht aus dem Blick lassen. Gleichzeitig hat sie aber auch ein normales Leben, ist Ehefrau und Mutter einer 14jährigen Tochter.
Chang Kai, eine hoher Regierungsbeamter, hat hohe Ambitionen, ist mit einer berühmten Schauspielerin verheiratet und gehört zur fortschrittlichen Fraktion innerhalb der kommunistischen Partei. Er hat einen schweren Stand, muss sich gegen Angriffe auf seine Person wehren und die alte Garde innerhalb der Partei besänftigen. Gleichzeitig weiß er aber auch mit Menschen umzugehen und kommt so immer wieder an wichtige geheime Informationen.
Der Erzählstrang rund um die Geheimdienstagenten Tamara und Tab sowie den Spion Abdul hat mich sehr eingenommen. Das Leben in der Wüste Afrikas wird hier beschrieben und ein möglicher Weg, wie Menschen sowie Drogen nach Europa geschmuggelt werden. Wir erleben wie sich Terroristen verhalten, aber auch wie fragil insgesamt die politische Lage in Afrika ist und wie das alles weltweit verbunden ist. Denn sowohl Amerika als auch China verfolgen ihre eigenen Interessen auf diesem Kontinent.
Mit Abdul habe ich mitgefiebert als er sich undercover auf einem Flüchtlingstreck, organisiert von einer Schlepperbande, eingeschleust hat. Manchmal hatte er für meinen Geschmack etwas zu viel Glück auf seiner Reise und anderseits habe ich es ihm vom Herzen gegönnt.
Es war aber auch spannend die Arbeit von Tamara und Tab mitzuverfolgen. Wie lebt es sich als Geheimdienstagent in einem fremden Land, wie kommen sie an ihre Informationen, welche Entscheidungen müssen sie treffen.
Ein Nachwort gibt es im Roman selber nicht. Zu Beginn beschreibt Ken Follett wie die Idee zu diesem Buch entstand. Im Internet finden sich allerdings einige Interviews zum Buch, die Aufschluss zur Recherche geben. Man merkt, dass er sich viele Gedanken dazu gemacht hat, was für eine Geschichte er erzählen möchte, woher die Spannung kommen soll und welche Personen in ihr eine Rolle spielen sollen. Bei mir ist seine Strategie zu 100% aufgegangen.

Fazit: Ein äußerst spannender Roman über eine internationale Krise, die immer weiter zu eskalieren droht und die ein erschreckendes Szenario zeichnet. Ich wurde immer mehr in die Geschichte hineingezogen und habe mit allen Personen im Buch mitgefiebert. Wer es genauso wie ich liebt, wie Ken Follett seine Geschichten aufbaut und erzählt, wird auch diesmal wieder begeistert sein. Interesse für Geheimdienstarbeit, Diplomatie und Politik kann nicht schaden, denn das sind Dinge, die in diesem Roman eine wichtige Rolle spielen.

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Veröffentlicht am 23.10.2021

Ich habe dieses Gedankenexperiment geliebt

Universum
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„Universum“ ist das neueste Science-Fiction Werk von Phillip P. Peterson. In diesem geht es um ein Raumschiff, dass im Hyperraum verschwindet und einen Weg dort raus finden muss. Erschienenen ist der Roman ...

„Universum“ ist das neueste Science-Fiction Werk von Phillip P. Peterson. In diesem geht es um ein Raumschiff, dass im Hyperraum verschwindet und einen Weg dort raus finden muss. Erschienenen ist der Roman Ende September bei Fischer Tor.

Die Raumfahrt hat sich enorm weiter entwickelt. Im 22. Jahrhundert ist das Reisen zwischen unterschiedlichen Sternen kein Problem mehr und auch die Sicherheit der neuen Antriebe ist sehr hoch.
Christine Dillinger begibt sich mit der Challenger auf ihre letzte Reise. Das Ziel ist der entlegene Planet Omicron 3. Mit an Bord hat sie weitere Siedler, Geschäftsleute und Soldaten. Alles sieht nach einem ruhigen Flug aus, doch dann versagt der Antrieb im Überlichtflug und die Challenger samt ihrer Passagiere ist im Hyperraum gefangen. Gibt es einen Weg aus dem Hyperraum raus? Und wenn ja, wo ist die Challenger dann gelandet?

Ich habe schon lange kein Buch mehr innerhalb von 24 Stunden gelesen, aber „Universum“ von Phillip P. Peterson hat es geschafft und das obwohl ich mir anfangs gar nicht sicher war, ob mir das Thema des Buches mit dem verschollenen Raumschiff im Hyperraum liegt.
Am Schreibstil kann ich kaum etwas auszusetzen haben, wenn ich innerhalb von 24 Stunden durch eine 450 Seiten starkes Buch rase. Der Autor versteht es wissenschaftliche Zusammenhänge so zu erklären, dass man sich das auch als Laie gut vorstellen kann und wir bekommen hier einige Theorien geboten. Es ist alles wirklich sehr hypothetisch, aber das hat mir nicht den Spaß am Vorstellen des Ganzen genommen.
Es hat mich persönlich ein bisschen an meine Kindheit erinnert. Habt ihr euch auch mal Gedanken dazu gemacht, wie unser Universum beschaffen sein könnte und was nach unserem Universum kommt? So ungefähr ist dieses Buch. Es bietet genau dafür ein Gedankenspiel an und das mit echten wissenschaftlichen Theorien, wie es sein könnte. Es gibt natürlich unterschiedliche Theorien und einige widersprechen sich, doch in diesem Buch hat der Autor ein rundum stimmiges Bild geschaffen und ich liebe es.
Dabei fängt die Geschichte recht unspektakulär an. Wir lernen erstmal die Crew, das Schiff und die Passagiere kennen und erfahren etwas über die Beweggründe diese Reise anzutreten. Doch spätestens beim Überlichtsprung ist es mit der Langeweile vorbei. Ab da hat sich für mich ein WTF-Moment an den nächsten gereiht und das obwohl ich die ein oder andere Konsequenz schon geahnt habe. Durch die sehr heterogene Gruppe wurde es teilweise etwas komplizierter als es hätte sein müssen, aber im Endeffekt ist das wahrscheinlich wieder realistisch. Besonders das Ende dieser Geschichte hat mir sehr gefallen. Ich werde hierzu natürlich keine Details verraten, aber für mich war das einfach nur wow und ich habe mir den Ausgang von allem gerne so vorgestellt.
Ich habe mit allen Menschen an Bord mitgefiebert. Am Rande wurden gesellschaftliche Themen gestreift. Alle müssen hier zusammenwachsen, wenn eine Chance auf Überleben bestehen soll. Jeder muss sein Talente einbringen ungeachtet seines Hintergrundes oder man muss über sich und sein Können hinauswachsen. Christine Dillinger zum Beispiel ist der Captain des Schiffes, dennoch versteht sie nicht wirklich was von Menschen, was nicht unbedingt die besten Voraussetzungen sind so eine Ausnahmesituation zu meistern. Mike Warnock ist zusammen mit seiner Familie an Bord. Er flieht vor der Ausgrenzung, die ihm überall aufgrund seines Einsatzes als Bomberpilot in einem Krieg, begegnet. Doch Ausgrenzung kann man sich nicht leisten, wenn diese Person wichtiges Wissen zum Meistern dieser Ausnahmesituation hat.
Zusatzmaterial wird hier keines geboten, was ich fast schon etwas schade finde. Ein Nachwort hätte mir durchaus gut gefallen. Im Endeffekt wurde alles während der Geschichte ausreichend erläutert und jedem sollte klar sein, dass es sich hier nur um Theorien handelt, wie es sein könnte. Zwar durchaus berechtigte Theorien, nichtsdestotrotz lässt das natürlich gewisse Freiheiten in der Ausgestaltung. Wer bereits den ein oder anderen Roman des Autors gelesen hat, wird unter Umständen das ein oder andere aus anderen Büchern wiedererkennen.

Fazit: Spätestens jetzt zählt Phillip P. Peterson zu meinen Lieblingsautoren im Science-Fiction Genre. Trotz des ruhigen Startes habe ich alles an diesem Buch geliebt. Dieses Gedankenexperiment war für mich persönlich einfach grandios. Wer WTF-Momente liebt und gerne wissenschaftliche Theorien schriftstellerisch umgesetzt erleben möchte, der ist hier genau richtig.

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Veröffentlicht am 02.10.2021

Science-Fiction wie sie für mich sein soll

Paradox - Am Abgrund der Ewigkeit
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„Paradox“ von Phillip P. Peterson erzählt die Geschichte einer Weltraummission zum Rande unseres Sonnensystems mit ungeahnten Erkenntnissen. Erschienen ist der Roman zunächst einmal im August 2015 im Selfpublishing. ...

„Paradox“ von Phillip P. Peterson erzählt die Geschichte einer Weltraummission zum Rande unseres Sonnensystems mit ungeahnten Erkenntnissen. Erschienen ist der Roman zunächst einmal im August 2015 im Selfpublishing. Nach dem Gewinn des kindle storyteller Awards wurde der Roman im Dezember 2015 erneut veröffentlicht. Diesmal jedoch bei Bastei Lübbe.

Als die dritte Raumsonde in einer Entfernung von 134,3 AE verschwindet, beschließt die Firma Centauri ein bemanntes Raumschiff dorthin zu schicken. Technische Entwicklungen in den letzten Jahren machen es möglich, dass dieser Flug nicht mehrere Jahrzehnte dauern wird. Zu den Mitgliedern der Crew gehört niemand geringerer als Ed Walker, dessen letzte Mission mit dem Verlust der ISS endete. Er und seine Crew konnten sich retten, dennoch rechnete er mit dem Ende seiner Astronautenlaufbahn nach diesem katastrophalen Ereignis. Außerdem fliegt der junge Wissenschaftler David Holmes mit, der das Verschwinden der Raumsonden bisher von der Erde aus untersucht hat. Was wird die Crew dort vorfinden? Und viel wichtiger: Werden sie und die Erde mit diesen Erkenntnissen umgehen können?

Mittlerweile frage ich mich echt, warum ich nicht früher Science-Fiction ausprobiert habe. Umso schöner, dass ich jetzt viele tolle Romane entdecken kann. Mit dem Verschwinden der Raumsonden und einer bemannten Mission genau zu diesem Ort konnte Phillip P. Peterson mein Interesse wecken.
Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen. Ich war schnell in der Geschichte drin und die wissenschaftlichen Hintergründe und Phänomene werden verständlich erklärt. Ich konnte mir alles gut vorstellen. Es ist viel an wissenschaftlichem und technischen Wissen ins Buch eingeflossen. Ich habe das alles mit Freude aufgesogen, könnte mir aber vorstellen, dass das für einige zu viel ist.
Für mich war das Buch durchgehend spannend, obwohl es ziemlich lange braucht, bis man zur eigentlichen Weltraummission kommt. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es sich um den ersten Teil einer Trilogie handelt. Ed Walkers letzter Einsatz auf der ISS ist hier ebenso enthalten sowie das Verschwinden der Raumsonden. Wir erleben mit, was es bedeutet im Weltraum zu sein, sind bei Außeneinsätzen dabei, erleben die Vorbereitung und Planung der bemannten Mission zum interstellaren Raum, lesen von den technischen Entwicklungen, die dies möglich macht und sind zuletzt beim ersten bemannten Flug dabei, bei dem vier Astronauten unglaubliche 20 Milliarden km zurücklegen.
Ich bin so extrem fasziniert von solchen Dingen. Der Weltraum ist einer der lebensfeindlichsten Orte, den wir kennen. Wenn der neuartige Antrieb ausfällt, dann war es das für die Crew mit der Rückkehr zur Erde. In diesem Buch ist es ja nicht so, dass es normal wäre, im Weltraum umherzureisen und das jemand kommen könnte, um die Astronauten zu retten. Trotz dieser Umstände den Mut zu haben, sich auf diese Reise zu begeben, verdient meinen vollen Respekt und ich bin mir sicher, es würden sich in echt Menschen finden, die das wagen. Mir hat dieser Roman einige Dinge erst so richtig bewusst gemacht. Ich hatte zwar das Wissen, aber deren Bedeutung hatte ich bisher nicht so richtig erfasst. Zum Ende hin wird das Buch etwas wild in seinen Theorien und ich wäre gedanklich fast ausgestiegen. Eine kurze Denkpause hat dann allerdings dafür gesorgt, dass ich doch noch so richtig Spaß an dem Gedankenexperiment gefunden habe.
Die Personen in diesem Roman sind etwas klischeehaft, letztendlich habe ich aber mit der vierköpfigen Crew des Raumschiffes mitgefiebert. Hier treffen sehr unterschiedliche Charaktere aufeinander, die im normalen Leben nicht unbedingt so zusammenkommen würden, aber die sich gerade dadurch teilweise positiv beeinflussen. Jeder muss seinen Beitrag zum Erfolg der Mission leisten, über sich hinauswachsen und in gewissen Situationen zur Selbstreflektion bereit sein.
Am Ende des Buches gibt es ein Nachwort, dass Lesetipps beinhaltet, mit denen man sich näher mit den behandelten Themen im Buch beschäftigen kann. Für mich hat es auch nochmal deutlich gemacht, dass wir zwar jetzt noch nicht soweit reisen können, die wissenschaftlichen Theorien, die eine Reise zum interstellaren Raum möglich machen könnten, gibt es allerdings wirklich. Sie müssten nur noch umgesetzt werden, was wiederum nicht so einfach ist.

Fazit: Ein Science-Fiction Roman genau nach meinem Geschmack. Es gibt viel Fachwissen, tolle wissenschaftliche Theorien und verständliche Erklärungen. Die Grenzen des Vorstellbaren werden wunderbar ausgereizt. Die etwas klischeehaften Figuren haben mich manchmal etwas gestört. Der Faszination für diese Geschichte konnte dies jedoch nichts anhaben. Empfehlenswert für alle, die sich nicht so schnell von Wissen erschlagen fühlen und die der Weltraum genauso fasziniert wie mich.

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Veröffentlicht am 05.06.2021

Ein Sachbuch, dass mich gleichzeitig fasziniert und sprachlos gemacht hat

Acht Tage im Mai
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„Acht Tage im Mai“ von Volker Ullrich ist ein Sachbuch, dass sich mit den letzten Tagen des Dritten Reiches auseinandersetzt. Erschienen ist das Buch bei C. H. Beck im Juni 2020. Ich habe die Sonderausgabe ...

„Acht Tage im Mai“ von Volker Ullrich ist ein Sachbuch, dass sich mit den letzten Tagen des Dritten Reiches auseinandersetzt. Erschienen ist das Buch bei C. H. Beck im Juni 2020. Ich habe die Sonderausgabe für die Landeszentrale für politische Bildung gelesen, die 2021 erschienen ist.

Auch nach dem Selbstmord Hitlers am 30.04.1945 ist der 2. Weltkrieg noch nicht zu Ende. Das Ende der Naziherrschaft ist eingeläutet, dennoch ist in diesen letzten Tagen bis zur endgültigen Kapitulation am 08.05.1945 noch einiges geschehen. Die Dönitz-Regierung hat sich in Flensburg gebildet, wichtige Städte wurden erobert, Konzentrationslager befreit. Es gab letzte Gewaltmärsche, erste Vertreibungen und etliche Gewaltexzesse. Das alles beschreibt Volker Ullrich in seinem Sachbuch über die letzte Woche des dritten Reiches.

Ich hätte niemals erwartet, dass mich ein Sachbuch so faszinieren kann, dabei war es ein echter Zufall, dass ich dieses Buch überhaupt bestellt habe. Wie bereits oben erwähnt, ist es eine Sonderausgabe, die ich über Landeszentrale für politische Bildung Schleswig-Holstein erworben habe. Aufmerksam darauf, dass das möglich ist, wurde ich durch eine instagram-Story von einer Bloggerin. Inhaltlich unterscheidet sich diese Ausgabe nicht von der Version aus dem Buchladen. Es ist allerdings ein Taschenbuch und kein Hardcover.
Das Buch lies sich für mich gut lesen, allerdings nicht wirklich schnell. Ich habe zwei Wochen gebraucht. Obwohl es kein Roman ist, hat der Autor es dennoch geschafft, teilweise Stimmung zu erzeugen. Es gab Szenen, die geschildert wurden, da habe ich richtig das Knacken und Rauschen während der Radioübertragung von Ansprachen gehört.
Das Sachbuch ist in die einzelnen Tage untergliedert und schildert die Ereignisse vom 30. April 1945 bis zur endgültigen Kapitulation am 08. Mai 1945. Dabei betrachtet es unterschiedliche Schauplätze und Blickwinkel, was mir sehr gut gefallen hat. Es gibt Zitate aus Reden und Ansprachen, es gibt eine Karte, die zeigt wie prekär die Lage für die deutschen Truppen Anfang Mai war und darüber hinaus gibt es viele Tagebucheinträge und Auszüge aus Memoiren von Zeitzeugen.
Es war so vieles im Buch drin, von dem ich vorher nie gehört habe. Es ist einfach unglaublich was in diesen Tagen alles noch passiert ist und ich habe so viel neues Wissen erworben. In dem Buch werden die Ereignisse am Tage des Selbstmord Hitlers geschildert und welche letzten Anweisungen er noch gegeben hat. Man erfährt was wichtige zukünftige Politiker in diesen Tagen gemacht haben und welche Weichen für die Zukunft gestellt worden sind, sowohl auf Seiten der BRD als auch der späteren DDR. Man erfährt von Gräueltaten, die in diesen Tagen passiert sind und zwar nicht nur auf Seiten von Nazideutschland, sondern auch von den Siegermächten, die sich nun rächen konnten.
Ich wurde bei diesem Buch so oft zum Nachdenken angeregt. Die Konzentrationslager und das Ausmaß der Gewalt, dass viele zwar geahnt haben, aber das dann zur Gewissheit wurde, wie haben sich die Menschen gefühlt, die aus diesen Lagern befreit wurden, wie war es als Kriegsgefangener in den unterschiedlichen Besatzungszonen, wie wurde die Bevölkerung nach dem Sieg behandelt und noch so vieles mehr. Das ist jetzt wirklich nur ein Bruchteil der Fragen, die ich mir bei diesem Buch gestellt habe. Das Buch beschränkt sich nicht ganz strikt nur auf die Ereignisse der einzelnen Tage, sondern schildert teilweise die Entwicklungen über mehrere Monate.
Das Buch hat einen umfangreichen Anhang mit mehr als 50 Seiten. Hier sind Anmerkungen zum Text zu finden sowie eine umfangreiche Bibliographie. Eine kurze Danksagung, ein Bildnachweis und ein Personenregister runden den Anhang ab.

Fazit: Ein Sachbuch, dass mich fasziniert und teilweise sprachlos gemacht hat. Mit einem sehr detaillierten Blick auf die Ereignisse dieser Tage, der es erlaubt, die Ereignisse aus unterschiedlichsten Blickwinkeln zu betrachten. Wenn man sich für diese Zeit interessiert und nicht vor geballten Informationen zurückschreckt, ist man bei diesem Buch genau richtig. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung.