Profilbild von 65_buchliebhaber

65_buchliebhaber

Lesejury Star
offline

65_buchliebhaber ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit 65_buchliebhaber über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.02.2022

Hebamme mit Selbstbewusstsein

Fräulein Gold: Die Stunde der Frauen
0

Band 4 dieser Reihe rund um Protagonistin Hulda Gold, einer Hebamme, spielt im Jahr 1925 in Berlin. Nach wie vor geht sie total in ihrem Beruf auf. Inzwischen ist sie in führender Position in einer Frauenklinik ...

Band 4 dieser Reihe rund um Protagonistin Hulda Gold, einer Hebamme, spielt im Jahr 1925 in Berlin. Nach wie vor geht sie total in ihrem Beruf auf. Inzwischen ist sie in führender Position in einer Frauenklinik tätig und kämpft um mehr Rechte für berufstätige Frauen, insbesondere aber um Eigenbestimmung. Immer wieder wird der bis heute gültige §218 thematisiert. Ihr Privatleben spielt dieses Mal eine größere Rolle und zeigt die Unterschiede der einzelnen Stände in einem atmosphärisch gut beschriebenen Berlin auf. Ein Kriminalfall darf natürlich auch nicht fehlen, auch wenn er dieses Mal eher zur Nebensache gerät.

In ihrer Reihe rund um die umtriebige Hebamme schafft Anna Stern es immer wieder, mehrere Aspekte gekonnt miteinander zu verbinden. Kommen dieses Mal die politischen Aktivitäten nur am Rande vor, gibt es ein authentisches Bild der Gesellschaft. Besonders gut haben mir die Wanderungen durch die Stadt gefallen, hilfreich für die Nachverfolgung der Wege ist hier die Karte auf der vorderen Umschlaginnenseite. Gerne habe ich Hulda und ihre Zeitgenossen begleitet. Sicher ist es zum Verständnis aller Umstände besser, die ersten Bände zu kennen, aber da es eine abgeschlossene Geschichte mit Hinweisen zu notwendigen Ereignissen der Vergangenheit ist, lässt sich das Buch auch ohne Vorkenntnisse genießen. Empfehlen möchte ich es allen Lesern historischer Romane und Berlin-Liebhabern, die sich über die 1920er Jahre in dieser Stadt unterhaltsam informieren möchten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.02.2022

Das Porträt einer Kaiserin

Sisi - Kaiserin wider Willen
0

Elisabeth von Österreich-Ungarn ist insbesondere bekannt durch die Verfilmungen mit Romy Schneider, die romantisch angehaucht sind und nicht immer der Biographie der Kaiserin von Österreich und Königin ...

Elisabeth von Österreich-Ungarn ist insbesondere bekannt durch die Verfilmungen mit Romy Schneider, die romantisch angehaucht sind und nicht immer der Biographie der Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn entsprechen. In diesem Buch ist auch eine romantische Seite zu finden, aber die Unwägbarkeiten ihres Lebens finden hier ebenfalls Beachtung. Sehr jung wird eine bayrische Prinzessin mit einer von höfischer Etikette weit entfernten Erziehung zur Kaiserin. Verliebt startet das Paar in sein Leben am Hof von Wien, doch viele Widrigkeiten und Intrigen pflastern ihren Weg und führen zu Problemen.

Die Autorin hält sich eng an die Biographie und nutzt offene Fragen, um ihre fiktiven Ideen einzubringen. Ihr Schreibstil passt sehr gut zum Thema des Buches und der Geschichte der Kaiserin. Man findet Zugang zum Leben und der Gedankenwelt der Protagonistin, ihre Umgebung wird authentisch dargestellt. Man wird mit ihr zusammen erwachsen, verfolgt ihre Wandlung vom unreifen Mädchen zur erwachsenen und selbstbewussten Frau. Der Aufbau der Geschichte, vom Kennenlernen bis zur Krönung in Budapest, ist gelungen und nachvollziehbar. Gerne empfehle ich die Lektüre des eng an die Historie angelehnten und doch phantasievollen Romans.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.02.2022

Vom Waisenkind zur bewunderten Violinistin

Signorina Vivaldi
0

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts werden in Venedig Waisenhäuser eröffnet, um die Sterblichkeit von Säuglingen zu reduzieren. In einem dieser Häuser, dem Ospedale della Pietà, das Wert auf die musikalische ...

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts werden in Venedig Waisenhäuser eröffnet, um die Sterblichkeit von Säuglingen zu reduzieren. In einem dieser Häuser, dem Ospedale della Pietà, das Wert auf die musikalische Bildung der betreuten Mädchen legt, wächst Anna Maria auf. Schon früh wir­d ihr Talent auf der Geige entdeckt und gefördert. Als musikalischer Leiter fungiert der Komponist Antonio Vivaldi, der ihr den Weg zu einer beispiellosen Karriere ebnet, als Teil des Orchesters und als Solokünstlerin.

Die Verschmelzung von Fiktion und Realität sind gut gelungen. Die Charaktere in diesem Buch sind absolut nachvollziehbar entwickelt; die Szenen rund um die Musik haben mir besonders gut gefallen. Die Geschichte passt hervorragend in die damalige Zeit. Der bildhafte Schreibstil der Autorin sorgt dafür, dass ich mich mitten ins Geschehen versetzt fühle. Die Entwicklung des kleinen, begabten Mädchens zur selbstbewussten Violinistin ist beeindruckend und authentisch beschrieben. Ihre Gefühlswelt ist zu jedem Zeitpunkt glaubhaft dargestellt. Die wenigen belegten Informationen zu Anna Maria dal Violin bieten der Autorin die Möglichkeit, aus einer tollen Vorlage diesen gut recherchierten und empfehlenswerten Roman zu entwickeln.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.01.2022

Die Entstehung eines Bauwerks

Die Brücke der Ewigkeit
0

Das Buch spielt im 14. Jahrhundert in Prag, dessen Regent Kaiser Karl IV. sich eine steinerne Brücke über die Moldau wünscht, die ewig halten soll. Viele Protagonisten sorgen für reichlich Action und müssen ...

Das Buch spielt im 14. Jahrhundert in Prag, dessen Regent Kaiser Karl IV. sich eine steinerne Brücke über die Moldau wünscht, die ewig halten soll. Viele Protagonisten sorgen für reichlich Action und müssen Widrigkeiten unterschiedlichster Art überstehen. Neben den Geschichten rund um die Charaktere steht der Brückenbau im Mittelpunkt. Hier ist die Kraft der Wassermassen die höchste Herausforderung für die Erbauung einer Brücke für die Ewigkeit.

Die fiktive Geschichte ist in einen interessanten historischen Rahmen eingebunden, man erhält viele Informationen über die damalige Zeit in Sachen Politik, Lebensumstände und Gefahren. Durch die bildhafte Sprache des Autors fühlt man sich zurück versetzt in die damalige Zeit und fiebert förmlich mit. Der angenehm zu lesende Schreibstil schafft eine plausible Verbindung von Fiktion und belegten historischen Ereignissen. Die authentischen Charaktere finden sich in einem gut gesponnenen Spannungsbogen wieder. Der Aufbau des Buches mit Rückblenden bis zu einem nachvollziehbaren Ende finde ich gelungen, ebenso das passende Cover. Ich hätte mir jedoch mehr Details zum Brückenbau gewünscht, insbesondere im letzten Viertel des Buches.

Als hilfreich habe ich den Stadtplan des historischen Prag, das Personenverzeichnis, die Zeittafel sowie das Glossar empfunden. Das Nachwort bietet noch einmal tiefer gehende Eindrücke in die Thematik des Buches, das ich mit seinen interessanten historischen Details geschichtlich interessierten Lesern ans Herz legen möchte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.01.2022

Die Macht der Rhetorik

Die Schule der Redner
0

Das besondere an diesem historischen Roman ist sein Bezug zur Themenwelt der Rhetorik, die interessant verpackt wird.

Das Mittelalter bietet eine tolle Grundlage für diesen Roman. Der wortgewandte Leon ...

Das besondere an diesem historischen Roman ist sein Bezug zur Themenwelt der Rhetorik, die interessant verpackt wird.

Das Mittelalter bietet eine tolle Grundlage für diesen Roman. Der wortgewandte Leon schwebt auf der Burg seines Onkels in Lebensgefahr und flieht. Seine abenteuerliche Flucht endet vorerst bei einer Familie im Wald, denn er hat sein Gedächtnis verloren. Nach einer Weile kann er sich erinnern, dass er auf dem Weg zur Schule der Redner war. Zusammen mit seinem neuen Freund Flint folgt er seinem Plan und dort angekommen, zeigt sich ihm und den Lesern die Welt der Rhetorik. Eingebunden in die historische Zeit und ihre Unwägbarkeiten entwickelt sich, unterstützt durch interessante Perspektivwechsel, eine rasante Story mit einem schlüssigen Ende. Einzig die „wunderlichen“ Elemente waren mir etwas zu zahlreich.

Mir hat insbesondere der Rhetorik-Part sehr gut gefallen. Hier werden viele Elemente der Rhetorik verständlich erklärt und passen auch hervorragend in die Geschichte Es wird gezeigt wie mit Worten manipuliert werden kann und man die Macht des gesprochenen Wortes nicht unterschätzen darf. Die Sprache ist auch ein wichtiges Element für den Umgang miteinander. Johann Seeger zeigt auf imposante Art und Weise überzeugende Beispiele für die Anwendung von angewandter Rhetorik. Der atmosphärische Plot in Verbindung mit einem Sprachgebrauch der Zeit wird in einem wortgewaltigen und bildhaften Schreibstil bestens umgesetzt.

Das Personenverzeichnis lässt die Vielzahl der facettenreichen Charaktere übersichtlich und verständlich werden. Als besonders hilfreich habe ich die Karte der Schule der Redner empfunden und sie häufig genutzt, um mich auf dem Gelände zurecht zu finden. Das Gesamtbild aller Elemente weiß zu überzeugen, macht diesen Roman zu einem unterhaltsamen Schmöker und einer empfehlenswerten Lektüre.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere