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Veröffentlicht am 19.03.2022

Richtig guter Arztroman

Die Landärztin - Aufbruch in ein neues Leben
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Auf „Die Landärztin“ von Felicia Otten bin ich durch das Cover in knalligen Farben aufmerksam geworden. Die Narzissen am Bildrand strahlen Frühlingsstimmung aus und passen somit perfekt zur Jahreszeit. ...

Auf „Die Landärztin“ von Felicia Otten bin ich durch das Cover in knalligen Farben aufmerksam geworden. Die Narzissen am Bildrand strahlen Frühlingsstimmung aus und passen somit perfekt zur Jahreszeit. Die abgebildete Frau sieht sehr hübsch und sympathisch aus, weswegen ich mir die Protagonistin Thea genauso vorgestellt habe.
Die Geschichte spielt in den 50er Jahren und erzählt von der jungen Ärztin Thea Graven. Medizin war damals überwiegend noch eine Männerdomäne und in den Krankenhäusern existierte eine klare Hirarchie. Als Thea den Kunstfehler eines Professors zur Anzeige bringt, wird sie prompt entlassen. Schockiert und enttäuscht bietet sich ihr durch Zufall die Chance, in eine kleinen Landarztpraxis einzusteigen. Thea ist froh, überhaupt so schnell einen Job gefunden zu haben und nimmt dafür einen unfreundlichen Chef und ebenso distanzierte Patienten in Kauf.
Felicia Otten – ein Pseudonym der Autorin Beate Sauer – holt den Leser von der ersten Seite an ab. 550 Seiten lang war ich mitten dabei und habe Thea in ihr neues Leben und zu Patienten begleitet.
Es gibt ja mittlerweile viele Bücher auf dem Markt, die zwar xy Ärztin im Titel haben, aber der Inhalt dreht sich dann hauptsächlich um das Privatleben der Protagonisten.
Hier ist es eine gute Mischung aus beidem. Man lernt den anstrengenden Arbeitsalltag eines Landarztes in den 50ern kennen, als es scheinbar nie einen Feierabend gab und Bezahlungen in Naturalien an der Tagesordnung waren. Unterschiedliche Krankheitsfälle kommen in der Geschichte vor und man hat hier wirklich das Gefühl einen Arztroman zu lesen.
Der Roman wird durchgängig aus der Sicht von Thea erzählt und so ist man als Leser insbesondere an ihr und ihren Emotionen sehr nah dran. Ich konnte mich gut mit ihr identifizieren und habe ihr bei allen Widrigkeiten mit denen sie konfrontiert wird die Daumen gedrückt.
Ihr Chef Georg Berger wirkt zunächst einmal wie ein Anti-Hero. Trotzdem hat er mich von Anfang an fasziniert, da ich ziemlich schnell vermutet habe, dass hinter all dem Sarkasmus und der schlechten Laune ein guter Kern steckt. Jedes Aufflackern von Mitgefühl habe ich mit Begeisterung verfolgt und wollte unbedingt hinter sein Geheimnis kommen. Spätestens nach dem ersten Viertel des Buches war ich ein richtiger Fan von ihm.
Während Thea ein schwieriges Verhältnis zu ihrem Vater hat, stehen sie und ihre beiden Schwestern Marlene und Katja sich sehr nah. Die Szenen mit den drei Frauen sind sehr erfrischend und geben der Geschichte oft etwas Leichtigkeit.
Bereits durch den Klappentext und das Cover hatte ich mich in diesen Roman verliebt und meine Erwartungen wurden komplett erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen. Ich fand das Buch einfach toll und konnte wunderbar darin abtauchen. Das Ende ist rund und obwohl es keinen Cliffhanger gibt, brenne ich darauf, die Fortsetzung zu lesen und wünschte, ich würde sie bereits in den Händen halten.
„Die Landärztin – Aufbruch in ein neues Leben“ ist ein Anwärter auf mein Monatshighlight und ich kann ich euch nur empfehlen dieses Buch zu lesen!

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Alles andere als Einheitsbrei

Der Herzgräber
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Allein vom Klappentext her sticht „Der Herzgräber“ aus der Flut der Thriller nicht besonders hervor. Schon nach wenigen Seiten stellt sich allerdings das Gefühl ein, dass man hier ein besonderes Buch in ...

Allein vom Klappentext her sticht „Der Herzgräber“ aus der Flut der Thriller nicht besonders hervor. Schon nach wenigen Seiten stellt sich allerdings das Gefühl ein, dass man hier ein besonderes Buch in der Hand hält. Je weiter ich las, desto mehr fühlte ich mich in meiner Vermutung bestätigt. Ich fand den „Herzgräber“ einfach klasse!
Jen Williams kreiert eine mysteriöse, düstere Stimmung, die mich völlig in den Bann gezogen hat.
Nach dem Selbstmord ihrer Mutter findet Heather heraus, dass diese scheinbar über Jahre hinweg eine Brieffreundschaft mit dem inhaftierten Serienmörder Michael Reaves unterhalten hat. Ratlos und neugierig beginnt Heather Fragen zu stellen und taucht dabei tief in die Vergangenheit ihrer Mutter ein, bis hin zu einer ominösen „Naturfreunde-Sekte“.
Was mir besonders gefallen hat, war der unheimliche Unterton der Geschichte und dass man nicht einschätzen konnte, wohin die Reise führt. Gibt es eine reale Bedrohung oder haben wir es mit einem übernatürlichen Feind zu tun? Die Autorin spielt hier sehr geschickt mit dem Leser, so dass man sich beide Optionen vorstellen konnte.
Heather ist eine arbeitslose Journalistin, die sich völlig darin verbeißt, den rätselhaften Suizid ihrer Mutter zu klären, obwohl – oder vielleicht sogar gerade weil – das Verhältnis zu ihr zerrüttet war. Dabei geht sie völlig unerschrocken vor, teilweise schon naiv, so wie man es von Personen in Horrorfilmen kennt, und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und sich in Gefahr zu begeben.
Polizeiarbeit spielt in diesem Thriller eine untergeordnete Rolle. Es wird überwiegend aus Sicht von Heather erzählt, unterbrochen von kurzen Kapiteln, in denen man mehr über die Jugend des Mörders Michael Reave erfährt. Diese Einblicke sind grausam und erzeugen beim Leser ein unwohl es Gefühl. An manchen Stellen möchte man fast Mitleid mit dem jungen Michael haben, nur um kurze Zeit später fassungslos Zeuge seiner kranken Taten zu werden.
Am Ende führt Jen Williams alle Fäden zu einem völlig verrückten und auch blutigen Ende zusammen, welches die Geschichte sehr gut abrundet.
Dieser Thriller ist weit weg von Einheitsbrei und bekommt von mir 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 26.02.2022

Toller Abschluss der Trilogie

Eine Liebe unter Sternen - Stonebridge Island 3
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Nach dem sehr guten Reihenauftakt und dem etwas langweiligen Mittelband war das Finale von Ella Thompsons Stonebridge Island Trilogie wieder sehr gelungen. Vom ersten Kapitel an spürte ich, dass ich ein ...

Nach dem sehr guten Reihenauftakt und dem etwas langweiligen Mittelband war das Finale von Ella Thompsons Stonebridge Island Trilogie wieder sehr gelungen. Vom ersten Kapitel an spürte ich, dass ich ein 5 Sterne Buch in der Hand halte. Ich konnte völlig in die Geschichte eintauchen. Die Protagonisten haben zwar mit etlichen Problemen zu kämpfen und dennoch ist „Eine Liebe unter Sternen“ ein richtiges Wohlfühlbuch, bei dem man wunderbar vom Alltag abschalten kann.
Dieses Mal ging es um Megan, die letzte der drei Schwestern, die noch Single ist. Egal wie sehr sie versucht sich wehren, kann sie es doch nicht verhindern, dass sie immer stärkere Gefühle für Finn Morgan entwickelt. Eine Romeo und Julia Entwicklung nimmt ihren Lauf, denn die Coopers und die Morgans sind zwei seit Generationen zerstrittene Familien.
Endlich kam nun auch Benedict mit seinen Racheplänen in die Pötte. Seit Band 1 wurden diese immer wieder angeteasert und für meinen Geschmack zu sehr in die Länge gezogen, denn erst auf den letzten 200 Seiten geht in dieser Angelegenheit mal etwas vorwärts.
Die Liebesgeschichte zwischen Megan und Finn fand ich sehr schön und mitreißend. Finn ist kein Pferdemensch, weswegen Pferde dieses Mal eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Dafür hat er sich vor kurzem einen Hund zugelegt. Will ist ein eigensinniger Vierbeiner, dessen Verhalten und Späße die Handlung immer wieder auflockern.
Neben romantischen Szenen kommen auch dramatische Momente nicht zu kurz, wodurch die Geschichte sehr abwechslungsreich und kurzweilig wird. Ich habe die liebenswerten Charaktere von Stonebridge Island richtig ins Herz geschlossen und bin deswegen ein wenig traurig, dass die Reihe nun beendet ist.

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Veröffentlicht am 13.02.2022

Ein würdiges Jubiläum

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Für den Jubiläumsfall ihrer Taunuskrimi-Reihe hat sich Nele Neuhaus eine Umgebung ausgesucht, in der sich jeder Leser automatisch wohlfühlt. Die Handlung spielt in der Welt der Bücher, insbesondere der ...

Für den Jubiläumsfall ihrer Taunuskrimi-Reihe hat sich Nele Neuhaus eine Umgebung ausgesucht, in der sich jeder Leser automatisch wohlfühlt. Die Handlung spielt in der Welt der Bücher, insbesondere der fiktive Verlag Winterscheid steht im Zentrum und so erhält man nebenbei ein paar Einblicke in die Abläufe, bevor ein Buch auf den Markt kommt. Ich fand dieses Setting sehr interessant, vor allem, da auch immer wieder real existierende Verlage und Parallelen zu bekannten Bestsellern eingeflochten wurden. Pias Exmann Henning ist mittlerweile Krimiautor und schreibt die Taunusreihe. Im Universum von Sander und Bodenstein existieren die Bücher also auch, sogar mit identischen Titeln aber mit anderen Charakternamen. Eine Idee, die ich extrem witzig und originell finde. Die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit vermischen sich, selbst die Personen im Buch kommen teilweise durcheinander und irgendwie hatte man beim Lesen das Gefühl, dass alles real ist und nicht nur ausgedacht.
Nach so vielen Jahren, in denen ich die Reihe begleite, fühlt es sich tatsächlich immer ein wenig wie Heimkommen an, wenn ein neuer Krimi erscheint.
Ich kann das komplette Team vom K11 Hofheim, allen voran natürlich Oliver und Pia, ausgesprochen gut leiden. Henning Kirchhof, den ich in früheren Bänden eher zickig empfunden habe, kam dieses Mal ungewohnt attraktiv rüber und ich habe begonnen, ein wenig für ihn zu schwärmen.
Der Fall selber befasst sich mit einer Clique, in der nacheinander zwei Personen ums Leben kommen. Es ist toll, wenn man über Jahrzehnte hinweg mit den selben Leuten befreundet ist, doch je tiefer die Polizei gräbt, desto klarer wird, dass alles nur Fassade ist. Diese angeblichen Freunde sind voller Neid und Hass. Mit jeder Enthüllung wurde man fassungsloser über das Ausmaß der Lügen.
Schon aufgrund der Größe der Clique gibt es hier viele Personen, die für die Geschichte eine Rolle spielen. Trotzdem war es für mich leicht, den Überblick zu behalten. Mehrmals dachte ich, das Verbrechen wäre schon aufgeklärt und jedes Mal überraschte mich Nele Neuhaus mit neuen Fragen und Details.
Zu keiner Zeit war mir beim Lesen des 520 Seiten starken Krimis langweilig. Ich war wirklich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Ich liebe diese Reihe einfach und freue mich auch immer, wenn es im Privatleben der Ermittler neue Entwicklungen gibt.
Oliver wird gleich von mehreren schwerwiegenden Problemen gebeutelt und ich kann nur sagen „Hut ab!“, wie er alles meistert.
Im nächsten Band würde ich gerne wieder etwas mehr von Pia und ihrem Zoodirektor erfahren.
Dieser 10. Fall hat mir ausgesprochen gut gefallen und war ein richtiges Highlight für mich.

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Veröffentlicht am 06.02.2022

Kriegsgeschichte mit weniger bekannten Themen

Die Klänge der Freiheit
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Ich habe schon sehr viele Romane gelesen, die während des zweiten Weltkriegs spielen, so eine Geschichte wie in „Die Klänge der Freiheit“ hatte ich bisher allerdings tatsächlich noch nicht in den Fingern ...

Ich habe schon sehr viele Romane gelesen, die während des zweiten Weltkriegs spielen, so eine Geschichte wie in „Die Klänge der Freiheit“ hatte ich bisher allerdings tatsächlich noch nicht in den Fingern gehabt.
Dies war mein erstes Buch von Tara Haigh und ich fand es einfach großartig. Im Mittelpunkt steht die junge Inge, die DRK Schwester wird, um „etwas von der Welt zu sehen“. Ihr großer Traum ist ein Einsatz in Afrika. Stattdessen wird sie zur Ostfront nach Russland geschickt. Inge und die anderen Schwestern sind schockiert. Der Arbeitsalltag hat überhaupt nichts mit den Werbeplakaten des DRK's zu tun. Sie werden mit Blut, Tod, Triage, Mangel an Hygiene und Medikamenten sowie Arbeitszeiten rund um die Uhr konfrontiert.
Als klar wird, dass Deutschland die Ostfront nicht länger halten kann, geht Inge zusammen mit dem Nazi Heinrich Preuss, der Gefallen an ihr gefunden hat, nach Italien, wo sie ein neues Lazarett aufbauen soll.
Tara Haigh beschreibt die Grauen und die Sinnlosigkeit des Krieges sehr bildhaft. Was mich besonders schockiert hat war, wie sehr die Menschen belogen und mit zensierten Nachrichten in falscher Sicherheit gewiegt wurden.
Sowohl in Russland als auch in Italien treffen die unterschiedlichsten Personen aufeinander. Linientreue Menschen, die fest an den Endsieg glauben, Soldaten, die komplett desillusioniert sind und andere, die für den Frieden kämpfen.
Zu Beginn des Romans ist Inge ein etwas naives Mädchen, die aus einem behüteten Zuhause stammt und gerne auf ihrer Geige spielt. Mit der Ankunft in Russland wird sie sehr schnell erwachsen und entwickelt eine enorme Kraft. Ich war sehr beeindruckt, wie sie sich an die neuen Situationen angepasst und den Patienten und Kollegen Mut gegeben hat. Ich konnte sie sehr gut leiden und habe gefesselt ihren Weg verfolgt.
Mir hat besonders gefallen, dass Tara Haigh sich auf weniger bekannte Themen konzentriert hat. Die Handlung spielt nicht in Deutschland und die geschichtlichen Details, die sie aus Russland und Italien beschreibt, haben mich sehr betroffen gemacht.
Der Wechsel nach Italien ist zunächst wie ein Aufatmen. Pasta, tolle Landschaften... doch der Krieg zerstört auch diese Idylle.
Heinrich Preuss wird immer wieder als Wolf im Schafspelz beschrieben und so kam er bei mir auch an. Auch wenn er sich nach außen freundlich gibt, wird er von einer gefährlichen Aura umgeben. Mir war dieser Mensch unangenehm, gleichzeitig war er ein toller Charakter, der der Geschichte eine gute Würze gegeben hat.
Was ich persönlich in diesem Roman nicht gebraucht hätte, war die Liebesgeschichte. Im Gegensatz zu den sonstigen Beschreibungen kam Lorenzo sehr blass rüber und ich fand die Beziehung ziemlich konstruiert.
Auf den letzten 100 Seiten drückt Tara Haigh noch einmal richtig auf Gaspedal und die Ereignisse überschlagen sich nur noch so.
Ich fand dieses Buch wirklich sehr gelungen. 525 eng beschriebene Seiten, die jede Minute meiner Freizeit wert waren!

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