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Veröffentlicht am 14.02.2022

Bis auf das furchtbare Cover wieder genial geschrieben!

Die zerbrochene Feder
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Klappentext:

„Ende 1815, Zeit der Restauration: Die junge Witwe Henriette wird nachts aus dem Schlaf gerissen und muss laut Polizeierlass binnen einer Stunde Preußen verlassen. Ihre Schilderungen des ...

Klappentext:

„Ende 1815, Zeit der Restauration: Die junge Witwe Henriette wird nachts aus dem Schlaf gerissen und muss laut Polizeierlass binnen einer Stunde Preußen verlassen. Ihre Schilderungen des Kriegsleides und Herrscherversagens vor, während und nach der Völkerschlacht haben in allerhöchsten Kreisen Missfallen geweckt. Der Oheim Friedrich Gerlach, Verleger und Buchhändler im sächsischen Freiberg, nimmt sie auf. Doch rasch merkt sie, dass sich auch hier die Zeiten geändert haben: verschärfte Zensur, die Rückkehr zum Korsett und der gesellschaftliche Druck, sich wieder zu vermählen, setzen ihr zu. Mit der Rückkehr des wie sie traumatisierten Kriegsfreiwilligen Felix Zeidler trifft sie einen Freund und Vertrauten wieder. Doch erst nach einer drohenden Katastrophe wird ihr klar, dass er ihr mehr als nur ein Freund ist. Gemeinsam stellen sich Felix und Henriette gegen den aufziehenden Geist, in dem Bücherverbrennungen und Attentate als Heldentaten gefeiert werden.“



Endlich etwas Neues aus der Feder von Sabine Ebert! Die Freude war groß und auch der Anspruch hoch, aber als Stammleser wurde ich hier keineswegs enttäuscht. Die Geschichte rund um Henriette ist, wie alle Geschichten Eberts, wunderbar bildhaft, geschichtsträchtig und detailliert beschrieben. Ihre Ortsbeschreibungen fesseln mich immer sehr, da ich einige davon sehr genau kenne. Als Henriette bei Friedrich ein neues Heim bekommt, kann sie auch hier der neuen Zeit und dessen alten Tun und Handeln nicht entkommen. Man spürt den Druck auf Henriette, möchte ihr gern helfen aber Geschichte ist Geschichte und in die sollte niemand eingreifen. Sie wird geschehen…Als dann Felix wieder in ihr Leben tritt, ändert sich einiges aber auch er trägt einen gewaltigen Seelenrucksack mit sich. Die beiden kommen sich in allen Richtungen näher und werden zu einer Art Verbündete die vieles in Gang bringt, was nicht jedem gefällt.

Wer zuvor vielleicht Eberts Werk „1815“ gelesen hat, ist natürlich bestens geschichtlich gerüstet für dieses Buch. Es ist keine Fortsetzung sondern eine Geschichte die für sich selber steht und in allem abgeschlossen ist. Ebert setzt wieder gekonnt die damalige Zeit mit ihrem niederen Lebensstandard und den politischen Situationen hervorragend recherchiert heraus. Als Fan historische Literatur mit realen Fakten kommt man hier wieder voll auf seine Kosten und ich vergebe sehr gern 5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 14.02.2022

Gift auf jeder Seite, in jedem Buchstaben…der pure Lesewahnsinn!

Kleine Grausamkeiten
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!ein Lesehighlight 2022!



Klappentext:

„Drei Brüder bei einer Beerdigung, einer von ihnen liegt im Sarg, betrauert von seinen Geschwistern. Aber welcher? Und warum? Nur jeweils ein Jahr sind die Drumm-Brüder ...

!ein Lesehighlight 2022!



Klappentext:

„Drei Brüder bei einer Beerdigung, einer von ihnen liegt im Sarg, betrauert von seinen Geschwistern. Aber welcher? Und warum? Nur jeweils ein Jahr sind die Drumm-Brüder William, Brian und Luke auseinander und doch könnten sie unterschiedlicher nicht sein. William hat als Filmproduzent Karriere gemacht und glaubt, ihm stehe einfach alles zu, Brian, der mittlere Bruder, Lehrer und Künstleragent betätigt sich als wenig selbstloser Friedensstifter, Luke, psychisch instabiles Nesthäkchen, ist ein international gefeierter, sehr einsamer Popstar. Aber keiner von ihnen ist der, der er zu sein scheint. Vom Tag ihrer Geburt an hat ihre narzisstische, ziemlich abgefeimte Mutter die Brüder darauf abgerichtet, um ihre Aufmerksamkeit zu buhlen. Sie spielen Spielchen, doch im Laufe der Jahre werden diese Spiele – die kleinen Grausamkeiten – immer unheimlicher, gnadenloser und gefährlicher. Toxisch geradezu, denn nur zwei der Brüder werden überleben.“



Welch ein Buchtitel, welch ein Cover und welch eine Geschichte! Im ersten Augenblick scheint es eine Geschichte von 3 Brüdern zu sein aber das täuscht, denn wir werden immer mehr mit ihrer Mutter vertraut gemacht und das ist der Abgrund selbst für uns Leser. Autorin Liz Nugent scheint hier entweder allen Hass in dieser, ihrer Figur der Mutter abgeladen zu haben, denn so jemanden kann es doch nicht geben, dass man ihn sich als Abbild für diesen Roman vornimmt. Oder doch? Nugent‘ Schreib-und Sprachstil sind brillant, klar und ungemein scharfzüngig. Ihr Ausdruck ist wechselnd und das passt sehr gut um in die Geschichte weiter einzusteigen. Sie treibt nicht nur ihre 3 männlichen Brüder an den Rande des Wahnsinns, sondern auch uns Leser. Ich weiß nicht wie oft ich bei diesem Buch die Luft angehalten habe oder nach Fassung gerungen habe! Meine Güte! Wir werden recht kühl und auch etwas stoisch an die Erzählung heran geführt. Wir erleben die Situation am Grab, dann die einzelnen Stricke und Gedanken der Brüder, alles scheint verschwommen und nicht richtig greifbar. Sie scheinen sich selbst verloren zu haben und warum? Ihre Mutter ist der Grund, nur stellt sich bei diesem Kriminalroman immer wieder die Frage „Wer hat den einen Bruder umgebracht?“ „Ist er überhaupt umgebracht worden?“. Fragen über Fragen und ein sehr gekonntes Fallkonstrukt bildet sich hier. Seelische Gewalt? Innere Zerstörtheit? Mir blieben die Protagonisten bis zum Schluss distanziert und das ist auch gut so. Wir sind hier stille Beobachter, haben nichts zu melden oder zu denken. Das einzige was uns erlaubt ist, ist uns aufzuregen, zu staunen, zu grübeln…einfach nur Aufregung. Der rote Faden ist schnell erkennbar. Nugent spinnt hier aber gekonnt Zwischenfäden ein und lässt uns immer wieder verwirren. Dieser Fall ist so sonderbar, unheimlich, so sprachgewaltig und das Cover hätte besser nicht gewählt sein können. Das Buch wird als „toxisch“ bezeichnet und das ist es in jeder Seite. Man könnte meinen die Seiten sind vergiftet. Die Mutter speit förmlich mit ihrer Art aus dem Buch heraus und will uns verunsichern. Nugent hat hier alle psychologischen Tricks angewendet um uns Leser auf falsche Fährten zu schicken. Das war einfach nur großartig und so extrem giftig…giftig gut… Dafür gibt es 5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 14.02.2022

Wow!

Das kulinarische Erbe der Alpen - Honig der Alpen
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Klappentext:

„Wussten Sie, dass jeder Honigjahrgang einen eigenen Charakter hat? Dass Imker im Alpenraum rund 50 sortenreine Honige gewinnen können? Zum Beispiel Heidekrauthonig aus Graubünden, Wildlavendelhonig ...

Klappentext:

„Wussten Sie, dass jeder Honigjahrgang einen eigenen Charakter hat? Dass Imker im Alpenraum rund 50 sortenreine Honige gewinnen können? Zum Beispiel Heidekrauthonig aus Graubünden, Wildlavendelhonig aus den Westalpen, Löwenzahnhonig aus dem Chiemgau oder Bastardindigohonig aus Friaul. Wie kein anderes Lebensmittel steht der Honig in einer engen Beziehung zur Landschaft, in der er gewonnen wird. Die Autoren stellen alle Sortenhonige des Alpenraums vor. Sie schildern die Geschichte und den Wandel der Honiggewinnung und erzählen von den Menschen, die sich mit diesem einzigartigen Produkt beschäftigen. Mit dieser ausdrucksstark bebilderten Dokumentation findet ein weiteres charakteristisches Lebensmittel seinen Platz in der beliebten Buchreihe.“



Welch wunderschönes Buch uns hier vorliegt! Wow! Beginnen wir mit Optik und Haptik: die Größe mutet einem Coffetable-Book gleich und das hat es auch verdient. Die Seitenstruktur und dessen Qualität ist hervorragend. Die Bilder und Texte harmonieren im Einklang, geben ein stimmiges und ruhiges Bild ab. Wir erleben hier ein echtes Sahnestück oder besser ein Honig-Stück?!

Dieses Buch zeigt uns Imker in den Alpen auf und wie sie mit ihren „Mitarbeitern“ leben. Es ist mehr als erstaunlich das in diesem Lebensraum 50 sortenreine! Honige gewonnen werden können. Aber nicht nur das erstaunt sondern eben auch die Menschen, die dieses Gut fördern und nutzen. Mit ruhigen Stimmen und beeindruckenden Bildern werden uns hier auch die Imker vorgestellt und ihre Intentionen näher erläutert.

Die Frage nach dem Preis des Buches ist berechtigt und die Antwort fällt ebenso klar und deutlich aus: ja, das Buch ist es definitiv wert!

Alles in allem ein wirklich besonderes und schönes Buch und genau deshalb verdient es auch 5 von 5 Sterne!

Veröffentlicht am 12.02.2022

Was für ein tolles Buch!

Selma Lagerlöf - sie lebte die Freiheit und erfand Nils Holgersson
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Klappentext:

„Charlotte von Feyerabend macht in ihrem großen Roman Selma Lagerlöf mit all ihren Zweifeln und schillernden Träumen greifbar. Die LeserInnen begleiten sie, wenn ihr Zuhause wegen Geldnöten ...

Klappentext:

„Charlotte von Feyerabend macht in ihrem großen Roman Selma Lagerlöf mit all ihren Zweifeln und schillernden Träumen greifbar. Die LeserInnen begleiten sie, wenn ihr Zuhause wegen Geldnöten verkauft wird, sie ihre erste Freundin und Reisegefährtin Sophie Elkan trifft, mit der sie nicht nur nach Jerusalem, sondern auch durch Schweden reisen wird, um für Nils Holgersson zu recherchieren. Ständig bricht sie mit gängigen Normen und Vorgaben und erschafft dabei Großes und ist dabei von einem unerschöpflichen Glauben an sich selbst erfüllt. Als erste Frau erhält sie den Literaturnobelpreis, einen Sitz in der Schwedischen Akademie und lebt in einer teils Kräfte zehrenden Dreiecksbeziehung. Mit dem Gewinn aus ihren Buchverkäufen kauft sie sich ihr altes Zuhause zurück und lebt den Traum, den ihr Vater nicht verwirklichen konnte: den, einer Gutsbesitzerin, und teilt mit ihrem großen Herzen das Glück, das sie sich hart erkämpft hat.



Charlotte von Feyerabend lässt Originaltexte der Schriftstellerin mit einfließen und greift deren poetische Sprache auf, um die Leser mit einer starken faszinierenden und humorvollen Persönlichkeit auf eine Reise durch Schweden zu nehmen. Der Glaube an sich selbst kann nicht nur Berge versetzen, er erschafft sie sogar und manchmal setzt er dem Berg auch noch ein Krönchen auf….“



Zugegeben, der Klappentext ist mal ein ganz anderer als was man sonst so als Leser gewohnt ist. Stellt sich dann die berechtigte Frage: Was erwartet denn den Leser hier?. Klare Antwort: Eine Romanbiografie der anderen Art. Denn hier werden nicht nur die Person und das Leben von ‚Selma Lagerlöf‘ beschrieben, sondern auf ihre Intentionen zu ihrer Erfolgsgeschichte „Nils Holgersson“ und eben Originaltexte miteinander sehr gekonnt verbunden. Dieses Buch war eine besondere Erfahrung für mich, denn ich gebe es gern zu: ich liebte die Geschichte rund um Nils Holgersson und die Gans Martin schon in der Kinderzeit und selbst auch heute noch abgöttisch. Sie hat so viele besondere Momente inne, enthält so viele erzieherische/pädagogische sinnvolle Ansätze und ist eben einfach nur liebenswert. Auch wenn die Trickserie Hamster Krümel dazu gedichtet hat, in Wahrheit ist er in der Geschichte nie erschienen - eine kleine Kindheitserinnerung wurde zerstört, aber die Wunde heilte schnell. Nun zum Buch: wir steigen eigentlich in ein recht dunkles Kapitel ein, denn das Zuhause von Selma muss verkauft werden. Ein schwieriger Kampf beginnt und eine ungewisse Zeit ebenso. Es eröffnen sich viele gute Situationen, aber es gibt auch Rückschläge. Das Schreiben ist Selmas größtes Glück aber auch die Arbeit als Lehrerin hat einen gewissen Zauber in ihr geweckt, ihre Sichtweise geprägt. Als sie später Sophie Elkan kennenlernt, öffnet das wieder neue Blickwinkel für Selma. Aber nicht nur das. Es entwickeln sich Liebe, Freundschaften und Bekanntschaften in allen Facetten. Sie steht es durch wie man es nur durchstehen kann. Und auch eines schreibt sich Lagerlöf auf die Fahne: die Rechte der Frauen (Frauenwahlrecht). Sie wird zu einer Vorreitern ihrer Zeit und ihres Geschlechts. Autorin Charlotte von Feyerabend hat hier ein ganz, ganz feines Händchen bewiesen und das in jeder Hinsicht. Ihr Sprachstil ist rund, der Zeit angepasst, sie wertet nicht sondern legt dem Leser das Wissen dar und jeder kann sich sein eigenes Bild machen. Der Ausdruck und auch die eingefügten Originaltexte passen hervorragend zusammen. Es ist eine runde Sache, in jedem Punkt. Wir Leser bekommen dadurch nochmal einen feineren Blick auf Lagerlöf und hier und da erkennen wir auch den kleinen Nils Holgersson wieder, sowie Martin und unvergessen Leitgans Akka von Kebnekaise. Fazit: eine ganz besondere und stilvoll zusammen gesetzte Romanbiografie die bestens getroffen wurde. 5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 12.02.2022

5 Sterne

Der einsamste Eisbär
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Klappentext:

„Der Eisbär ist eines der gefährlichsten Raubtiere der Welt und steht wie kaum ein anderes Tier für die unmittelbaren Folgen des menschengemachten Klima-Wandels. Es ist an der Zeit, uns diese ...

Klappentext:

„Der Eisbär ist eines der gefährlichsten Raubtiere der Welt und steht wie kaum ein anderes Tier für die unmittelbaren Folgen des menschengemachten Klima-Wandels. Es ist an der Zeit, uns diese Folgen bewusst zu machen – und dem Klima-Wandel nicht nur ein Gesicht, sondern auch eine Geschichte zu geben. Das ist Noras Geschichte …



Als Nora 2015 im Columbus Zoo in Ohio zur Welt kommt, ist sie seit Jahrzehnten das erste Eisbär-Junge, das dort überhaupt mehr als ein paar Tage überlebt. In der Nachfolge des wohl berühmtesten Eisbär-Babys Knut wird auch sie zum internationalen Phänomen und Liebling des Zoos. Doch ihr Start ins Leben ist kein leichter: Von ihrer Mutter verlassen, kämpft das winzige, quietschende Jungtier verzweifelt ums Überleben, und den ihr anvertrauten Tierpflegerinnen bleibt keine Wahl: Sie müssen Nora von Hand aufziehen, um den vom Aussterben bedrohten Eisbären zu retten. Ein Kampf ums Überleben beginnt, den Noras Artgenossen im schmelzenden Eis Alaskas schon längst auszutragen haben …



Kale Williams erzählt anhand der herzzerreißenden und dabei doch stets hoffnungsvollen Geschichte eines verlassenen Eisbär-Jungen die Geschichte des Klima-Wandels noch einmal ganz neu. Denn: Die ungewisse Zukunft der Eisbären in der sich beschleunigenden Klima-Krise ist eng verbunden mit unserer eigenen.“



Diese Geschichte tut einfach weh beim lesen. Der Klimawandel nimmt den Tieren und der Natur ihr Zuhause. In der Geschichte von Kale Williams wird einem das nicht nur richtig bewusst, man schämt sich regelrecht als Mitverantwortlicher hier so eine Schande begangen zu haben und diese wird sich noch weiter fortsetzen. Ich muss gestehen, ich bin überhaupt kein Fan von Zoo‘s und von Zirkussen ganz zu schweigen. Tiere sollten meiner Meinung nach in ihrer natürlichen, freien Umgebung groß werden und dort auch leben. Aber….(den ganzen Zirkus-Kram mal ganz ausgeklammert), ein Zoo ist auch irgendwo Bestandsschützer. Durch ihre Züchtungen bleibt immer wieder eine gewisse kleine Anzahl an Tiere/Lebewesen in der Welt erhalten. Aber egal ob in der freien Wildnis oder im Zoo: Tiere müssen kämpfen und so auch Eisbärin Nora. Kale Williams erzählt so eindringlich so gefühlvoll und direkt, das einem oft die Tränen kommen beim lesen. Einerseits haben wir eine Sichtweise nach außen und den Klimawandel, andererseits auch den Blick in die vermeintlich geschützte Welt Zoo und Co.. Wir Leser erleben hier andere Blickwinkel auf die Natur und die Wissenschaft gleichermaßen.

Ich vergebe hier sehr gern 5 von 5 Sternen, denn eindrücklicher hätte man das alles nicht beschreiben und erklären können!