Viktorianisches Familiendrama
Die Forsyte Saga„Die Forsyte Saga“ ist die Neuauflage des Literaturnobelpreisgewinners. In drei Bänden wird die Familie Forsyte im viktorianischen England, London, bis zu den Goldenen Zwanzigern begleitet. Der Zerfall ...
„Die Forsyte Saga“ ist die Neuauflage des Literaturnobelpreisgewinners. In drei Bänden wird die Familie Forsyte im viktorianischen England, London, bis zu den Goldenen Zwanzigern begleitet. Der Zerfall der Familie wird von Skandalen und Intrigen begleitet.
Zunächst möchte ich loben, wie wunderschön ich die Aufmachung der Neuauflage finde. Der Schuber zeigt, was der Familie wichtig ist. Zudem ist ein Stammbaum beigelegt, der das Lesen unterstützt. Allerdings empfehle ich, sich nicht zu sehr an diesem festzuhalten und stattdessen frei zu lesen. Nach einigen Kapiteln kann man auch trotz der Vielzahl an Charakteren die einzelnen Personen voneinander unterscheiden. Auf einigen Buchseiten sind auch Illustrationen eingefügt.
An den Inhalt hatte ich große Erwartungen, da es mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Allerdings war ich mir auch des Alters des Textes bewusst. Daher würde ich zunächst raten, dass man bereits Klassiker gelesen haben sollte, sonst könnte der Schreibstil einen langweilen. Ich persönlich mochte die Schreibweise. Das Tempo wird durch die umfangreicheren Beschreibungen langsamer. Ich finde es geschickt gelöst, dass man als Leser zwischen den einzelnen Perspektiven der Mitglieder wandert. Somit versteht man die Gründe für gewisse Handlungen, behält aber auch die Spannung, indem andere Charaktere nicht zu Wort kommen.
Die Handlung hat mich als Leser mitgezogen. Ich wollte wissen, wie Konflikte gelöst werden, leider oft mit keinem Happy End. Nicht jeder der Charaktere ist gut, schließlich ist die Saga auch Literatur und kein Wohlfühlroman. Der Fokus liegt auf Besitz und Schönheit, wodurch die Zeit reflektiert wird. Leider gibt es auch Themen im Buch, die nicht ganz unserem heutigen Weltbild entsprechen. Dazu gehören Vorurteile gegenüber Juden und fehlende Rechte von Frauen. Hier liegt auch mein Kritikpunkt. Mir wurde nicht deutlich, ob der Autor diese Einstellungen vertritt oder einen Versuch der Veränderung wagt (im Rahmen des möglichen zur damaligen Zeit). Da Charaktere negative Konsequenzen hinterher erleiden, kann man wohl in beide Richtungen urteilen.
Abschließend sage ich, dass Reclam eine optisch wunderschöne Neuauflage mit gelungener Übersetzung geschaffen hat, die ich Klassikliebhabern empfehlen kann.