Poetisch, philosophisch, märchenhaft
Meine Meinung:
Nach „Monsieur Mounk und die kleinen Wunder des roten Hauses“ wollte ich auch unbedingt das neue Buch von Sophia Verena lesen.
Das Buch beginnt mit Melusina, die bei ihrer Großmutter lebt. ...
Meine Meinung:
Nach „Monsieur Mounk und die kleinen Wunder des roten Hauses“ wollte ich auch unbedingt das neue Buch von Sophia Verena lesen.
Das Buch beginnt mit Melusina, die bei ihrer Großmutter lebt. Sie führen ein sehr bescheidenes Leben. Das Größte für sie sind neue Geschichten. Geschichten von Feen, Trollen und Hexen, die sie sich gegenseitig erzählen und immer wieder verändern, mal zum Guten, mal zum Schlechten. Auch, wenn die beiden gerade genug zum Überleben haben, sind sie zufrieden, weil sie etwas haben, das viel wichtiger ist: Liebe.
Ich fand die Beziehung zwischen Melusina und ihrer Großmutter sehr schön. Obwohl sie sich nie gegenseitig ihre Gefühle gestehen, merkt man in ihren Gesten, wie gut sie sich kennen und wie nahe sie einander sind. Eine wirklich besondere Beziehung.
Doch als die Großmutter stirbt, ist Melusina trotz Verwandter plötzlich ganz allein. Niemand will sie wirklich haben und nirgends bekommt sie noch Zuneigung. Deshalb flüchte sie zu den Tieren und in ihre Geschichten. Denn Melusina sieht so viel mehr, als nur Landschaften und Gegenstände. Aus Steinen werden Trolle, aus der Wiese graben sich Zwerge und Hexen geben freundlichen Menschen ein Geschenk. Die junge Frau hat wirklich eine außerordentliche Fantasie, die sie über so manch schwere Zeit rettet. Ähnlich geht es mir auch, wenn ich lese, dann vergesse ich für einen Moment all meine Sorgen und erlebe dafür ein Abenteuer.
Melusina macht dieses Abenteuer aber schließlich wahr, als sie sich mit Erik und seinem Wohnwagen quer durch Island aufmacht. Sie wünscht sich, dass all ihre Geschichten lebendig werden. Auf ihrer Reise findet sie jedoch nicht nur Trolle, Hexen, Feen und Lindwürmer, sondern findet auch mehr über sich selbst und die Liebe heraus, wobei ich von der Liebesgeschichte ehrlich gesagt nicht so ganz überzeugt war. Für mich war es fast schon eine toxische Beziehung und ich muss gestehen, ich hätte mir für Melusina einfach mehr gewünscht.
Dieses Buch ist aber trotzdem wirklich etwas Besonderes. Ich würde es weniger als Roman bezeichnen, als mehr als Märchen oder sogar Poesie. Man muss zwischen den Zeilen lesen, um all die Botschaften zu verstehen und man muss sich auf dieses Buch einlassen können. Es hat zwar nur wenige Seiten, lässt sich aber nicht so einfach locker-leicht weglesen, was jedoch nicht negativ gemeint ist. „Melusinas wundersame Reise“ geht einfach tiefer, philosophisch und regt zum Nachdenken an. Wenn man sich dafür öffnet, kann man auch für sein eigenes Leben als Leser etwas mitnehmen.
Fazit:
„Melusinas wundersame Reise“ ist kein Fantasy-Roman zum Entspannen und mitfiebern, sondern ein kleiner Schatz, der die Leser nicht nur auf eine fantastische Reise durch Island, sondern auch zu sich selbst mitnimmt. Es ist philosophisch, poetisch, märchenhaft.
Von mir bekommt das Buch 4 Punkte von 5.