„Wir. Wir sind diejenigen, die die Welt verändern können. Wir, die verdrehte, leidenschaftliche, schwierige, liebende Jugend.“
Ein fünfzehnjähriges Stadtmädchen verbringt, gemeinsam mit ihrer Mutter, ...
„Wir. Wir sind diejenigen, die die Welt verändern können. Wir, die verdrehte, leidenschaftliche, schwierige, liebende Jugend.“
Ein fünfzehnjähriges Stadtmädchen verbringt, gemeinsam mit ihrer Mutter, ein paar Tage, in einer abgelegenen Gegend und wird von einer magischen Melodie verzaubert. Sie stammt von einer Knochenflöte, gespielt von einem Jungen. So beginnt ein mystischer Wandlungsprozess.
Die Hauptfigur Sylvia Carr ist fremden gegenüber schüchtern, aber in ihr schlägt das mutige Rebellionsherz einer Planetenretterin. Ihr Begleiter ist der gleichaltrige Gabriel; er ist leidenschaftlich, klug und empfindsam. Zu Beginn wirkt er seltsam und etwas verrückt, aber er eröffnet ihr neue Blickwinkel und zeigt ihr den Wald und die weite Landschaft. Zwei sympathische Figuren, denen man sich nahe fühlt, obwohl man nur Bruchstücke aus ihrem Leben erfährt.
Mir haben besonders die Beschreibungen der Natur gefallen. Sehr aufmerksam und lebendig geschildert, kann man sich wunderbar darin verlieren. Der Autor David Almond lebt selbst in Northumberland, dem Teil in Nordengland, indem die Geschichte spielt. Ein wunderschönes Fleckchen Erde und ideale Kulisse für den Roman. Es sind vor allem die Momente in der Natur, die den Roman so lesenswert machen, wenn Sylvia durch ihre Musik Magie erzeugt, mit ihren eigenen Händen eine Knochenflöte herstellt oder gemeinsam mit Gabriel philosophische Gespräche und neue Blickwinkel entstehen. Kann Selbstfindung auch bedeuten, die Natur zu erfahren und so herauszufinden, wofür man bestimmt ist?
„Es nutzt ja nichts, wenn wir Natur in die Welt zurückbringen, aber nicht in uns selbst.“
Ein philosophisches Buch über die Gedanken junger Menschen, zum Thema Umweltzerstörung und Klimaschutz, und dem Druck der Gesellschaft, der auf ihnen lastet. Poetisch und bildhaft geschrieben, regt es zum Nachdenken an, macht Hoffnung, und thematisiert u.a. die Verbundenheit mit der Natur, die Kraft der Schöpfung und unsere Wurzeln der Vergangenheit.
„Die Vergangenheit umgibt uns. (…) Sie ist überall. Sie ist tief in uns drin.“
Der Roman greift mit psychischen Erkrankungen, Selbstverletzung und Krieg auch unbequeme Themen auf, die aber nur peripher eine Rolle spielen.
Fazit:
Eine mystische Geschichte, die magische Bilder im Kopf entstehen lässt, gesellschaftlich relevante Fragen stellt, und die man nur schwer einordnen kann. Verträumt und gleichzeitig brutal realistisch. Beim Lesen hätte ich mir das gut als fantasievollen Animationsfilm vorstellen können.
Ein besonderes Buch, das wahrscheinlich entweder begeistert oder gar nicht gefällt. Ich würde es für Ältere (ab 14) empfehlen, die sich für Philosophie, Umweltschutz und fantasievolle Bücher begeistern können.