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Veröffentlicht am 04.03.2022

Empfehlung für das Hörbuch

Das zaubernde Klassenzimmer – Achterbahn statt Stundenplan (Das zaubernde Klassenzimmer 1)
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Der erste Band von „Das zaubernde Klassenzimmer“ beginnt mit einem Blick in die Vergangenheit: Es ist Januar 1951, als der kleine Alois an der Leberecht-Grundschule in Eigam sein magisches Zauberbuch verliert ...

Der erste Band von „Das zaubernde Klassenzimmer“ beginnt mit einem Blick in die Vergangenheit: Es ist Januar 1951, als der kleine Alois an der Leberecht-Grundschule in Eigam sein magisches Zauberbuch verliert und ihm nur ein Lesebändchen als Erinnerung bleibt. Das Resultat ist ein verzaubertes Klassenzimmer, indem sich mehr als 70 Jahre später, auch Alois Enkel Felix wiederfindet und von merkwürdigen Ereignissen berichtet.
Der Auftakt, dieser magischen Reihe, behandelt den ersten Schultag nach den Sommerferien. Hauptprotagonisten sind die neu zugezogenen Elena, die mit ihren Eltern und ihrem großen Bruder nun auf der Alpaka-Farm wohnt und wiederwillig den ersten Tag in ihrer neuen Klasse erlebt, und Felix, der mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester in Eigam aufgewachsen ist. Es war durchweg unterhaltsam, wie sich die Geschichte entwickelt und angenehm, dass sich für diese Einführung ausreichend Zeit genommen wurde.

Der Schreibstil ist lebendig und ansprechend. Eine gelungene Mischung aus Bildlichkeit und Dialogreichtum, mit einer unterhaltsamen Idee und vielversprechendem Potential für die kommenden Fortsetzungen. Die Protagonisten sind vielfältig und interessant. Friedlinde Loberecht ist die Nachfahrin des damals strengen Oberstudienrats Loberecht, und übernimmt resolut das Komando. Doch die Protagonisten sind in ihrer Rolle nicht festgelegt und fähig, sich weiterzuentwickeln. Während Elena sich um Anschluss in der Klasse bemüht, ist Felix eher ein entspannter Typ, der die Natur und insbesondere Schnecken liebt. Ganz nebenbei lernt man auch etwas über die Lehrmethoden des Unterrichts im Wandel der Zeit.

Die angenehm tiefe Stimme des Spreches Boris Aljinovic hat eine beruhigende Wirkung. Seine Stimmvielfalt verleiht jeder Figur ihren ganz eigenen Charakter und macht die Geschichte so lebendig, dass ich auch bei der Fortsetzung wieder auf das Hörbuch zurückgreifen werde, obwohl ich dadurch nicht in den Genuss der Illustrationen komme.

Fazit: Für Kinder und Erwachsene gleichermaßen interessant. Insgesamt ein kurzes zweistündiges Hörvergnügen, das Appetit auf mehr macht. Humorvoll, voller verrückter Ideen und interessanter Charaktere. Von der Fortsetzung erhoffe ich mir weitere Verrücktheiten des zaubernden Klassenzimmers und das ein paar Geheimnisse gelüftete werden. Ich bin auf jeden Fall gespannt, auf den weiteren Verlauf und empfehle bevorzugt das Hörbuch.

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Veröffentlicht am 18.02.2022

Kurze Kapitel und tolle Bebilderung

Dachs und Rakete. Ab in die Stadt!
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Herr Dachs und seine Freundin Rakete führten ein idyllisches Leben in einem ruhigen Dachsbau im Grünen. Bis der Maulwurf sie mit seinem Bagger aus dem Schlaf reist. Ein Räumungsbefehl macht die beiden ...

Herr Dachs und seine Freundin Rakete führten ein idyllisches Leben in einem ruhigen Dachsbau im Grünen. Bis der Maulwurf sie mit seinem Bagger aus dem Schlaf reist. Ein Räumungsbefehl macht die beiden Gefährten obdachlos, die sich dazu entschließen, ein neues Heim zu suchen. Als Landflüchtige finden sie schließlich eine Zuflucht in der Stadt - einem trubeligen Ort, der so viel Neues für sie bereithält. Die Freunde werden mit fremdartigen Verhaltensweisen konfrontiert und müssen lernen, dass man in der Stadt Geld benötigt, wenn man Hunger hat und ein Heim sucht.

„Ach du dickes Ei…“ ist Herr Dachs liebster Ausspruch, wenn er überrascht ist. Wenns unbehaglich wird, hat er auch ein Lied auf den Lippen oder erinnert sich gern an die Ratschläge seiner Eltern: „Mach dir nicht so viele Sorgen, was heut nicht klappt, passiert halt morgen.“ Rakete hat eine beruhigende Wirkung auf ihren Freund und unterstreicht mit ihrem liebenswerten Charaktere seine hilfsbereite Tüftlerei. Irgendwie lässt sich doch schließlich immer alles wieder reparieren. Mutig und erfinderisch lassen sie sich nicht unterkriegen und bleiben offen für alles, was auch kommt, und so findet sich immer eine Lösung - die dann meistens sogar richtig nachhaltig und praktisch ist. So verstecken sich schöne Botschaften und Weisheiten in den Bildern und Texten. Besonders herausragend sind die tollen - teilweise seitenfüllenden - Illustrationen von Kai SchSchüttler. In den Bildern tummeln sich viele unterschiedliche Tiere, die mit viel Erheiterung und Vielfalt die Handlung detailreich ergänzen. Natürlich sind die Tiere vermenschlicht, was noch verstärkt wird, als sie vom Dachsbau in die Stadt ziehen, aber das macht es besonders lustig (Dachse haben Schnecken nämlich eigentlich zum Fressen gern).

Fazit: Das neue Zuhause der Freunde bietet reichlich Handlung für eine Fortsetzung. Da die liebenswerten Gefährten und der ironische Wortwitz bei uns gezündet haben, freuen wir uns auf neue Abenteuer von Herr Dachs und Rakete. Wir empfehlen das gemeinsame Vorlesen und Endecken für Kinder ab 8 Jahren.

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Veröffentlicht am 18.02.2022

Vom zerdenkendem Publikum und der Klimakrise

Die Feuer
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„Wenn Summer im Publikum sitzt, wünscht sie sich oft, sie könnte in die Köpfe der Menschen hineinsehen. Achsen sie auf das Stück, oder sitzen sie einfach nur da und hängen irgendwelchen belanglosen Gedanken ...

„Wenn Summer im Publikum sitzt, wünscht sie sich oft, sie könnte in die Köpfe der Menschen hineinsehen. Achsen sie auf das Stück, oder sitzen sie einfach nur da und hängen irgendwelchen belanglosen Gedanken nach, oder müssen sie dringend aufs Klo und können die Pause kaum erwarten?“

In diesem außergewöhnlichem Roman geht es um drei verschiedene Frauen, die sich eine Theateraufführung ansehen, während in den australischen Bergen ein Buschfeuer wütet. Extreme Hitze, andauernde Dürreperioden und einer Stadt voller Buschfeuerqualm, während das Theater eine unberührte Kulturblase darzustellen scheint. Alle drei Frauen kennen das Stück bereits und sind mit ihren Gedanken ganz woanders.

Die Tragikomödie von Samuel Beckett wurde 1961 uraufgeführt und ist eines seiner mistgespielten Werke. Es zeigt das menschliche Ableben im Zyklus apokalyptischer Szenarien und spiegelt die Paradoxie des Lebens und seiner Protagonisten in ihrer naiven Absurdität wieder. Claire Thomas verstrickt dessen darstellende Kunst gekonnt mit ihren Figuren, bei denen es Erinnerungen, innere Bilder und Kommentare auslöst. Sie verlieren sich immer wieder sinnierend in ihren Gedanken, wodurch für den Leser ein persönliches Bild entsteht.

„Aber vielleicht interpretiere ich zu viel hinein. Vielleicht zerdenke ich das.“

Die Gedanken der Frauen enthalten teilweise skurrile Ideen und übereifrige Problemstellungen: Pornographie im Weltall, umweltfreundliche Ei-Bestattungen, Rassismus, Liebe, Demenz, Angststörung und Weltschmerz. Deutlicher Schwerpunkt liegt auf der Umweltzerstörung und Klimakrise. Hier zeichnet sich eine wichtige Botschaft des Romans ab. Während die Älteste der Frauen selbstkritisch auf ihre persönlichen Dramen blickt und die etwa vierzigjährige Mutter ihre Höhen und Tiefen beleuchtet, scheint die zweiundzwanzigjährige Summer für alle, die Angst wegen der Brände, auf ihren schmalen Schultern geladen zu haben.

„Ich kann unmöglich die Einzige hier drinnen sein, die sich über die Feuer da draußen Gedanken macht.“

Auch die Erzählweise ist interessant: das Bühnenstück läuft chronologisch und die Figuren wechseln sich in ihrer Innenschau jede Szene ab; sowohl der allwissende Erzähler berichtet, als auch die Figuren erzählen aus ihrer eigenen Perspektive.
Was mir auch besonders gefallen hat, war der außergewöhnliche Aufbau des Romans. Die Pause nach dem ersten Akt verhält sich wie ein Bühnenstück in vier Szenen, welches die losen Fäden der Figuren durch unverhoffte Begegnungen miteinander verbindet. Mit diesen Erkenntnis kommt es im zweiten Akt zur finalen Schlussszene, in der jede der Frauen einen Entschluss fast.

Einerseits ist der Roman irgendwie spannend, obwohl kaum etwas passiert, weil man erfahren möchte, worauf die Geschichte abzielt. Es fallen einem viele Dinge auf und es wird ausreichend Gesprächsstoff geboten. Die Idee dahinter fand ich außergewöhnlich; den Interpretationsspielraum geistreich und erfrischend. Andererseits hat mir ein tieferer Bezug zu den Figuren gefehlt. Trotz all der persönlichen Einblicke und schmückendem Beiwerk, stand ich ihnen leidenschaftslos gegenüber.

Fazit: Ein vielversprechender Roman mit gekonnten Überleitungen, einer raffinierten Erzählweise, vielfältigen Ideen und einer Fülle von Themen, dem ein absurdes Bühnenstück als Rahmen dient. Wer diesen Roman liest, benötigt mentale Disziplin, Neugier und eine Schwäche für literarische Kreativität.

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Veröffentlicht am 04.02.2022

Der unerschütterliche Wille eines Hundes

Tamons Geschichte
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Der Autor Seishū Hase bekam für dieses Buch einen der wichtigsten japanischen Literaturpreise. Deswegen war ich sehr neugierig auf dieses Buch; erinnert es doch an den japanischen Akita Hachiko, dessen ...

Der Autor Seishū Hase bekam für dieses Buch einen der wichtigsten japanischen Literaturpreise. Deswegen war ich sehr neugierig auf dieses Buch; erinnert es doch an den japanischen Akita Hachiko, dessen beispielhafter Treue und Beharrlichkeit seit 1935 in Japan gedacht wird.

„Tamons Geschichte“ erzählt von der außergewöhnlichen Reise eines Schäferhundmischlings nach dem katastrophalen Tsunami in Japan, verursacht durch das Tōhoku-Erdbeben 2011. Während seiner langen Wanderung Richtung Süden, begegnet Tamon unterschiedlichsten Charakteren: zwei Dieben, einem unglücklichen Ehepaar, einer Prostituierten und einem alten Jäger. Tamon bereichert mit seiner kurzen Anwesenheit das Leben dieser Menschen auf ganz unterschiedliche Weise. Friedlich, loyal, schlau und ruhig präsentiert Tamon sich als der Inbegriff von Treue und dient seinen vorübergehenden Herrchen und Frauchen als schützender Begleiter. Der Name ›Tamon‹ bedeutet nämlich soviel wie Schutzgott. Schnell stellt sich eine Vertrautheit ein und es entsteht bei den Charakteren das Gefühl, sie würden schon jahrelang mit dem Hund zusammenleben. Auch wenn manche sich an Tamon klammern, wird er stets mit Respekt behandelt und zieht weiter, wenn die Zeit gekommen ist. Denn jeder spürt: „Tamon hat schon eine Familie. Er war von ihr getrennt worden und suchte nach ihr.“ Und so bewegt sich Tamon, der unter besonderem Schutz zu stehen scheint, beharrlich seinem Ziel entgegen.

Nüchtern und distanziert schreibt Seishū Hase über Tamons Reise, und die Erbarmungslosigkeit des Lebens. Tamon wirkt dabei ganz bewusst wie das Ideal eines Hundes, der der lebendigen Vielschichtigkeit eines realistischen Tieres nicht gerecht wird. Trotzdem ist die Geschichte sehr bewegend. Man erfährt allerdings nur etwas aus der Zeit, die Tamon mit Menschen verbringt; was er erlebt, wenn er sich alleine durchschlägt, bleibt der Fantasie überlassen. Was Tamon wirklich antreibt, erschließt sich einem erst am Ende.

Fazit: Ein Hymne, auf die wunderbaren Fähigkeiten von Hunden und ihr treues Wesen. Eine kurzweilige Geschichte, die das Herz berührt und Einblicke in die japanische Kultur gewährt.

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Veröffentlicht am 04.02.2022

Lesenswert wegen der bezaubernden Hauptfigur Molly

The Maid
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Als das Zimmermädchen Molly Gray das Hotelzimmer wieder in seine ursprüngliche Perfektion zurückversetzen will, findet sie sich an einem Tatort wieder: ein Mann liegt tot in seinem Bett. Schließlich gerät ...

Als das Zimmermädchen Molly Gray das Hotelzimmer wieder in seine ursprüngliche Perfektion zurückversetzen will, findet sie sich an einem Tatort wieder: ein Mann liegt tot in seinem Bett. Schließlich gerät Molly, aufgrund ihrer besonderen Persönlichkeit, selbst ins Visier der Ermittler.

Dieser amüsante Cosy-Krimi lebt von seiner bezaubernden Hauptfigur Molly, die in der Ich-Perspektive von ihrem innerem und äußerem Erleben berichtet. Die erste Hälfte konzentriert sich auf die Vorstellung der Charaktere und den Todesfall im Hotel, indem Molly als erste Person am Tatort eine entscheidende Rolle spielt. Freundlich und immer hilfsbereit plauderte sie sich mit einer Mischung aus Charme und Naivität in die Herzen der Leser:innen. Molly vermisst ihre verstorbene Großmutter und lebt ihre Berufung als Zimmermädchen. Der Aspekt der Unschuld eines Kindes verstärkt sich dadurch, wie Molly von ihrer Großmutter spricht, an dessen Sprichwörtern und moralischen Vorstellungen sie sich zu orientieren versucht. Dazu erkennt Molly oft nicht die sozialen Regeln der Erwachsenen und reagiert überfordert, wenn eine Situation nach Etikette verlangt oder starke Emotionen eine Reaktion erfordern. Das birgt natürlich Konfliktpotential und macht sie zu einem leichten Opfer. Es gibt viele Ähnlichkeiten zu der Filmfigur Forrest Gump, der ebenfalls mit seiner sanftmütigen und naiven Persönlichkeit in soziale Verstrickungen geriet. Aus ähnlich überraschenden Fügungen bestehen Mollys Erlebnisse. In der zweiten Hälfte nehmen diese an Fahrt auf und Molly macht eine interessante Figurenentwicklung durch. Hier fühlte ich mich schon etwas mehr an Columbo erinnert. Besonders das Ende hat mir gefallen.

Fazit:
Eigentlich ist es weniger ein Krimi, sondern eben ein Cosy-Krimi - um zu hohe Erwartungen vorweg zu nehmen -, die Story einer wunderbaren Figur, dessen Leben sich völlig verändert, als sie in einen Mord verwickelt wird. Mit gemächlichem Erzähtempo, Humor zum Schmunzeln, dichter Atmosphäre und interessanten Figuren ist es eine wirklich schöne Geschichte, die man wunderbar an einem entspannten Wochenende hören kann. Hier lohnt sich auch das Hörbuch, denn Anna Thalbach trifft mit ihrer Stimmlage gekonnt Mollys sanftmütige Persönlichkeit und verleiht auch anderen Charakteren ein hörbares Unterscheidungsmerkmal, weshalb ich immer wieder zum Hörbuch greifen würde. Interessant für alle, die positive Unterhaltungslektüre mit liebenswerten Charakteren und kriminalistischen Elementen mögen.

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