Interessanter Erzählstil und spannend zu lesen. Das Ende ist allerdings fragwürdig
"Future - Die Zukunft gehört Dir" von Dan Frey zeichnet sich durch einen originellen Erzählstil aus: anstelle des ‚üblichen‘ Fließtextes stehen diverse kürzere Dokumente, die von privaten Emails bis hin ...
"Future - Die Zukunft gehört Dir" von Dan Frey zeichnet sich durch einen originellen Erzählstil aus: anstelle des ‚üblichen‘ Fließtextes stehen diverse kürzere Dokumente, die von privaten Emails bis hin zu Zeitungsartikeln reichen. Den roten Faden bildet hierbei der Protokollverlauf einer Anhörung. Dieses Rahmengerüst wird von weiteren Textzeugnissen mit Leben gefüllt. Die ersten 90% des Buches sind somit eine Art spannendes Puzzle, das sich nach und nach zu einem Gesamtbild über Entwicklung, Vermarktung und einsetzenden Folgen einer neuen Technologie zusammenfügt, die den Blick in die Zukunft zum privaten Konsumgut macht.
Der Schreibstil liest sich flüssig. An wenigen Stellen lässt sich deutlich merken, dass es sich um eine Übersetzung aus dem Englischen handelt (high ground meme), aber das tut dem Ganzen keinen Abbruch.
Handlungstechnisch besitzt Frey ein gutes Gespür dafür, wann er dem Leser wie viele Informationen zur Verfügung zu stellen hat, ohne den Leser zu Überlasten oder den Spannungsaufbau der Handlung zu behindern.
Allerdings bilden nicht ‚sci-fi‘ Überlegungen, sondern Persönlichkeiten und Beziehungen der Hauptcharaktere das Herzstück des Romans. Besonders Ben und Adhi sind hierbei aufgrund der ambivalenten Interpretationsmöglichkeiten ihres Verhaltens interessant. Störend hingegen empfand ich die teils sehr vorhersehbaren Konflikte auf der romantischen Ebene.
M.E. wirken die genannten psychischen/Verhaltensstörungen mitunter sehr ‚angeheftet‘ und nicht authentisch.
Das Ende ist ein weiteres Manko, nicht weil es offengehalten ist, sondern den fesselnden Erzählstil nachträglich zu begründen versucht. Diese ‚Legitimierung‘ ist unnötig und - schlimmer noch - widersprüchlich: das Vorhandensein mehrerer der Textdokumente (bspw. die Korrespondenzen Adhis mit seiner Mutter oder einige der Konversationen Adhis mit Leila) machen unter Berücksichtigung der Intention des Zusammenstellers der Schriftstücke keinen Sinn mehr.
Alles in allem ist der Roman spannend und leicht zugänglich, perfekt geeignet um ihn auch nach einem langen Arbeitstag, der einem den Großteil der mentalen Kapazitäten abverlangt hat, zu lesen.