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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.02.2022

Atmosphärische Lektüre

HOME – Haus der bösen Schatten
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Im Wechsel mit Maggies Suche nach der Wahrheit in der Gegenwart werden einzelne Kapitel aus jenem Buch, welches ihr Vater 25 Jahre zuvor über die Ereignisse schrieb präsentiert. Dabei entstehen Parallelen ...

Im Wechsel mit Maggies Suche nach der Wahrheit in der Gegenwart werden einzelne Kapitel aus jenem Buch, welches ihr Vater 25 Jahre zuvor über die Ereignisse schrieb präsentiert. Dabei entstehen Parallelen und Unterschiede, der Leser rätselt mit, ob es sich bei den Vorkommnissen um Übernatürliches handelt oder nicht. Allerdings ist dies kein Thriller, indem Ereignisse Schlag auf Schlag erfolgen, vielmehr wird eine spannungsgeladene Atmosphäre erzeugt und rasche plot twists gibt nur zum Ende hin. Absolut Empfehlenswert.

(Da ich die englische Ausgabe gelesen habe, kann ich hier den deutschen Schreibstil nicht kommentieren)

Veröffentlicht am 19.02.2022

Poetisches Märchen um einen Mörder

Das Parfum
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Süskinds Parfum ist eine jener wenigen Pflichtlektüren meiner Schulzeit, die mir positiv in Erinnerung geblieben ist. Eben deshalb entschloss ich mich kürzlich, es noch einmal zu lesen:

Der Schreibstil ...

Süskinds Parfum ist eine jener wenigen Pflichtlektüren meiner Schulzeit, die mir positiv in Erinnerung geblieben ist. Eben deshalb entschloss ich mich kürzlich, es noch einmal zu lesen:

Der Schreibstil Süßkinds ist angenehm zu lesen, vorallem seine Beschreibungen der Gerüche bzw. der Geruchwahrnehmungen des Hauptcharakters Grenouille sind mit rhetorischem Feingefühl als wahrhaft poetisch-lebendigen Momente inszeniert.

Die Handlung betreffend erschien mir der Verlauf in sich schlüssiger und stringenter, als ich ihn zur Schulzeit empfand (vorallem was das Handlungsende angeht). Leider sinkt im mittleren Teil des Buches der Spannungsbogen merklich, das Lesen wird nicht zäh, aber doch deutlich weniger kurzweilig.

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Veröffentlicht am 24.09.2022

Biographischer Roman über Apollonia Radermecher

Allzeit aus Liebe
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"Allzeit aus Liebe" von Günter Krieger berichtet vom Werken der Apollonia Rademecher, die um 1622 in Aachen ein heruntergekommenes Spital übernahm und dieses aus eigenen Mitteln und gegen zahlreiche Widerstände ...

"Allzeit aus Liebe" von Günter Krieger berichtet vom Werken der Apollonia Rademecher, die um 1622 in Aachen ein heruntergekommenes Spital übernahm und dieses aus eigenen Mitteln und gegen zahlreiche Widerstände zu einer der modernsten Einrichtungen ihrer Zeit machte. Dabei zögert die tatkräftige Apollonia nicht, auch ungewöhnliche Wege zu beschreiten.
Auf unterhaltsame Weise werden historische Fakten – durch Zitate aus ihren Briefen kommt Apollonia wortwörtlich selbst zur Sprache – und fiktive Ergänzungen miteinander verwoben. Das Ergebnis ist ein Roman, dessen ausgezeichnete Recherche und latenter Sinn für Humor einen rasch in den Bann ziehen.
Die Missstände und alltäglichen Verhältnisse der Zeit werden von Günter Krieger auf eingängliche Weise vermittelt und wirken weder erschlagend noch unzureichend. Einziger Kritikpunkt: Beim Lektorat sind ein paar Kleinigkeiten übersehen worden, z.B. S. 69 ist die Rede von rabenschwarzem Haar wie Rabengefieder, S. 73 fehlt in einem Satz „ich“ und der Name des Onkels variiert in seiner Schreibweise von „Matthias“ und „Mathias“.
Alles in allem kann ich den Roman allen empfehlen, die mehr über ein Stück vergessener Aachener Geschichte erfahren möchten.

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Veröffentlicht am 06.06.2022

Historische Kurzgeschichten mit Momenten des Unheimlichen

Der Schatten aus der Tiefe
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Der Schatten aus der Tiefe. Unheimliche Geschichten von Nathali Gutz ist eine Sammlung von Kurzgeschichten die zu Beginn des 19. Jahrhunderts spielen. Als Protagonisten treten Personen aus der Textilherstellung ...

Der Schatten aus der Tiefe. Unheimliche Geschichten von Nathali Gutz ist eine Sammlung von Kurzgeschichten die zu Beginn des 19. Jahrhunderts spielen. Als Protagonisten treten Personen aus der Textilherstellung auf, deren Existenz durch die rasant fortschreitende Industrielle Revolution bedroht wird. Sie zeichnen sich neben erfrischend positiven familiären und freundschaftlichen Beziehungen durch Sympathien für die Ludditen aus. Das Unheimliche begegnet ihnen, nicht auf schleichende Art, sondern direkt, plötzlich und unvermittelt, es bricht in ihre (mehr-oder-weniger) heile Alltagswelt ein.
Diese Phänomene bleiben für Figuren wie Leser unerklärt und laden somit zum eigenständigen Spekulieren ein.
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, schlicht ohne größere Ausschmückungen, wodurch die über- bzw. unnatürlichen Aspekte stärker hervortreten. Die einzelnen Geschichten werden am Ende geschickt durch ein Schreiben, welches ich hier nicht vorwegnehmen möchte, miteinander verbunden bzw. zusammengefasst. Gleichzeitig wird an dieser Stelle eine mögliche Fortsetzung vorbereitet.
Alles in allem ist die Sammlung von Geschichten allen historisch Interessierten zu empfehlen, die nach ein paar Stunden leichter Unterhaltung suchen.

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Veröffentlicht am 19.02.2022

Interessanter Erzählstil und spannend zu lesen. Das Ende ist allerdings fragwürdig

Future - Die Zukunft gehört dir
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"Future - Die Zukunft gehört Dir" von Dan Frey zeichnet sich durch einen originellen Erzählstil aus: anstelle des ‚üblichen‘ Fließtextes stehen diverse kürzere Dokumente, die von privaten Emails bis hin ...

"Future - Die Zukunft gehört Dir" von Dan Frey zeichnet sich durch einen originellen Erzählstil aus: anstelle des ‚üblichen‘ Fließtextes stehen diverse kürzere Dokumente, die von privaten Emails bis hin zu Zeitungsartikeln reichen. Den roten Faden bildet hierbei der Protokollverlauf einer Anhörung. Dieses Rahmengerüst wird von weiteren Textzeugnissen mit Leben gefüllt. Die ersten 90% des Buches sind somit eine Art spannendes Puzzle, das sich nach und nach zu einem Gesamtbild über Entwicklung, Vermarktung und einsetzenden Folgen einer neuen Technologie zusammenfügt, die den Blick in die Zukunft zum privaten Konsumgut macht.

Der Schreibstil liest sich flüssig. An wenigen Stellen lässt sich deutlich merken, dass es sich um eine Übersetzung aus dem Englischen handelt (high ground meme), aber das tut dem Ganzen keinen Abbruch.

Handlungstechnisch besitzt Frey ein gutes Gespür dafür, wann er dem Leser wie viele Informationen zur Verfügung zu stellen hat, ohne den Leser zu Überlasten oder den Spannungsaufbau der Handlung zu behindern.

Allerdings bilden nicht ‚sci-fi‘ Überlegungen, sondern Persönlichkeiten und Beziehungen der Hauptcharaktere das Herzstück des Romans. Besonders Ben und Adhi sind hierbei aufgrund der ambivalenten Interpretationsmöglichkeiten ihres Verhaltens interessant. Störend hingegen empfand ich die teils sehr vorhersehbaren Konflikte auf der romantischen Ebene.

M.E. wirken die genannten psychischen/Verhaltensstörungen mitunter sehr ‚angeheftet‘ und nicht authentisch.

Das Ende ist ein weiteres Manko, nicht weil es offengehalten ist, sondern den fesselnden Erzählstil nachträglich zu begründen versucht. Diese ‚Legitimierung‘ ist unnötig und - schlimmer noch - widersprüchlich: das Vorhandensein mehrerer der Textdokumente (bspw. die Korrespondenzen Adhis mit seiner Mutter oder einige der Konversationen Adhis mit Leila) machen unter Berücksichtigung der Intention des Zusammenstellers der Schriftstücke keinen Sinn mehr.

Alles in allem ist der Roman spannend und leicht zugänglich, perfekt geeignet um ihn auch nach einem langen Arbeitstag, der einem den Großteil der mentalen Kapazitäten abverlangt hat, zu lesen.

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