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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.03.2022

Die schlechtesten Geiseln der Weltgeschichte

Eine ganz dumme Idee
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Eine Geschichte um einen Bankraub, eine Brücke, ein Kaninchen und ganz viel Ironie, Witz, Liebe und Poesie.
Der neue Roman von Frederik Backman ist wieder überaus gut gelungen. Was habe ich mich amüsiert ...

Eine Geschichte um einen Bankraub, eine Brücke, ein Kaninchen und ganz viel Ironie, Witz, Liebe und Poesie.
Der neue Roman von Frederik Backman ist wieder überaus gut gelungen. Was habe ich mich amüsiert über die Story an sich und die Ideen, die er wieder eingebracht hat.
Eigentlich beginnt die Geschichte ganz harmlos. Doch Backman entwickelt daraus ein Szenario, das durchaus skurril anmutet. Und auf keinen Fall alltäglich. Immer wieder zaubert er am Ende eines Kapitels –sprichwörtlich und auch wörtlich– ein Kaninchen aus dem Hut, das die ganze Handlung wieder um 180 Grad dreht.
Eine Handvoll willkürlich zusammengewürfelter Menschen wird bei einer Wohnungsbesichtigung plötzlich in eine Geiselnahme verwickelt. Doch der Geiselnehmer wollte das doch gar nicht. Schon allein dieser Einfall an sich ist ja schon sehr witzig. Was sich dann daraus entwickelt ist schon etwas Besonderes. Und dann ist da ja immer noch die Brücke. Was es mit der auf sich hat, erfährt man zwar schon früh im Buch, aber halt auch nur scheibchenweise und erst am Ende wird die finale Auflösung präsentiert. So rätselt man automatisch mit und durch die kurzen, sich in der Handlungsebene abwechselnden Kapitel entwickelt das Buch einen sehr starken Sog und man möchte gerne schnell weiterlesen.
Nach und nach werden die Charaktere vorgestellt und entwickelt. Im Wandschrank kommen sie sich näher und erzählen ihre Geschichten. Aus Sorge kommen sie darauf, dem Geiselnehmer helfen zu wollen.
Eigentlich mochte ich alle Charaktere sehr gerne. Bis auf die Maklerin, die war mir etwas zu aufgedreht. Jim und Jack, die beiden Polizisten kommen in der Story teilweise nicht so gut weg, wobei mir aber vor allem Jack sehr am Herzen lag. Und man muss zugeben: Backman macht es den beiden ja auch wirklich nicht leicht.
Fazit: Ich mochte schon Ove sehr gerne, aber auch Ro, Julia, Anna-Lena, Roger, Estelle, Zara, Jack, Jim und Lennart konnten mich begeistern.

Veröffentlicht am 02.03.2022

Geht unter die Haut

Das Mädchen mit dem Drachen
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Léna weiß in ihrer Trauer um ihren Ehemann nicht mehr aus und ein und beschließt, sich eine Auszeit in Indien zu nehmen. Das dortige Leid bringt sie zum Umdenken und auf eine Idee, die ihr Leben und das ...

Léna weiß in ihrer Trauer um ihren Ehemann nicht mehr aus und ein und beschließt, sich eine Auszeit in Indien zu nehmen. Das dortige Leid bringt sie zum Umdenken und auf eine Idee, die ihr Leben und das vieler anderer verändern wird.
Ein sehr bewegendes Buch. Von Anfang bis Ende. Léna ist eine starke Frau, sie weiß es nur nicht. Die Autorin schildert ihren Kampf auf so anschauliche Weise, dass man förmlich an den Zeilen klebt und eine Seite nach der anderen verschlingt.
Eine der Protagonistinnen kennt man schon aus dem Buch „Der Zopf“ und freut sich über ein Wiedersehen. Hat mich Lalitas Geschichte bereits in dem Vorgängerband begeistert, war ich nun umso erfreuter, von ihrem weiteren Schicksal zu lesen.
Colombani hat ein Buch geschrieben, das einschlägt. Jeder kennt Indien, aber kennt man Indien wirklich? Wie kann das sein, dass es in diesem zivilisierten Land Kinder gibt, die keinen Zugang zu Bildung haben, und die mit 12 Jahren zwangsverheiratet werden? Diese Zeilen haben mich wirklich sehr betroffen und demütig gemacht.
Fazit: ich fand das Buch viel zu kurz, hätte gerne noch so viel mehr von Léna, Lalita und dem Land Indien gelesen.

Veröffentlicht am 27.02.2022

Mördertempo

Null gleich eins
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Während Berger und Blom einem Fall von Morden nachgehen, die an jedem 5. des Monats begangen werden, wird Deer auf den Fall des Axtmörders angesetzt. Doch beiden werden von Deers Vorgesetztem Steine in ...

Während Berger und Blom einem Fall von Morden nachgehen, die an jedem 5. des Monats begangen werden, wird Deer auf den Fall des Axtmörders angesetzt. Doch beiden werden von Deers Vorgesetztem Steine in den Weg gelegt. Warum handelt Conny so? Was die drei dann herausfinden hätte keiner von ihnen zu denken vermocht.
Und auch ich war überrascht, welchen Weg das Buch einschlägt. Beginnt das Buch noch relativ harmlos mit der Suche nach den Tätern, nimmt es eine Fortsetzung, die mehr als futuristisch anmutet.
Ich kann nur sagen: Wahnsinn – was für ein Buch.
Und was für ein Mördertempo. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn der Täter ist Berger und Blom immer einen Schritt voraus. Dabei spielt er Katz und Maus mit ihnen und gibt ihnen schier unlösbare Rätsel mit.
Die arme Deer! Vor allem als sie den Film zugespielt bekommt, wie ihr Bein amputiert wird – das will keiner sehen. Für mich als Leser war es aber schön gruselig und hat dem Buch noch mehr Intensivität gegeben als es eh schon hatte. Deers lange Rekonvaleszenz und wie sie kämpft war sehr hart zu lesen.
Berger und Blom haben inzwischen eine Tochter, sind aber offiziell (noch) nicht zusammen. Hier bin ich gespannt, ob die beiden je ein richtiges Paar werden.
Arne Dahls Schreibstil kann man nur als klasse bezeichnen. Die Handlung wird vorangepeitscht, Wendungen eingebaut und das Ganze sehr detailreich und anschaulich geschildert. Man kann gar nicht anders, als das Buch in einem Rutsch zu verschlingen.
Fazit: volle Punktzahl für eins meiner Lieblingsermittlerduos.

Veröffentlicht am 26.02.2022

Wistings 1. Fall

Wisting und die Stunde der Wahrheit
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Wistings erster Fall

Wie kam Wisting eigentlich auf die Idee, Cold Cases lösen zu wollen? Sein erster Fall bringt hier Klarheit. Ein alter Brief löst ein Rätsel aus der Vergangenheit.
Wisting ist noch ...

Wistings erster Fall

Wie kam Wisting eigentlich auf die Idee, Cold Cases lösen zu wollen? Sein erster Fall bringt hier Klarheit. Ein alter Brief löst ein Rätsel aus der Vergangenheit.
Wisting ist noch jung und seine Zwillinge gerade geboren, als ein skurriler Bankraub ihn auf die Fährte eines lange zurückliegenden Falles bringt. Wisting juckt es in den Fingern, diesen alten Fall zu lösen und sein Vorgesetzter unterstützt ihn dabei. Der Erfolg gibt ihm recht.
Wie schön war es zu lesen, wie sich Wisting am Anfang seiner Karriere zwar noch etwas ungeschickt, aber dennoch sehr pfiffig angestellt hat. Und von den Zwillingen, die gerade ein halbes Jahr alt waren.
Der Fall an sich ist unspektakulär, aber nichtsdestotrotz spannend. Das alte Auto in der Scheune als Auslöser und der spektakuläre Bankraub hatten beide das Zeug mich zu fesseln. Vor allem aber hat mir Wistings Ermittlungsarbeit gefallen.
Der Schreibstil des Autors war gewohnt kurzweilig und mitreißend und ich habe das Buch in kurzer Zeit verschlungen.
Fazit: Der Rückblick in Form eines neuen Wisting-Bandes hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 20.02.2022

Volle 5 Sterne

Violas Versteck (Tom-Babylon-Serie 4)
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Seit Jahren ist Tom Babylon auf der Suche nach seiner Schwester Viola. Er kann einfach nicht glauben, dass sie wirklich tot sein soll. Ein altes Foto führt ihn auf ihre Fährte, aber die steckt voller Gefahren ...

Seit Jahren ist Tom Babylon auf der Suche nach seiner Schwester Viola. Er kann einfach nicht glauben, dass sie wirklich tot sein soll. Ein altes Foto führt ihn auf ihre Fährte, aber die steckt voller Gefahren und Tom gerät an seine Grenzen.
Von der ersten bis zur letzten Zeile klebt man förmlich an den Seiten. Bereits der Einstieg ist durch Toms Gedächtnisverlust mehr als spannend. Die Handlung spielt anfangs auf zwei Zeitebenen: eben jener, in der Tom ohne Gedächtnis in London erwacht und der 4 Wochen vorher, die ein wenig Licht ins Dunkel bringen soll und die Geschehnisse aufdeckt, wie es so weit kommen konnte.
Da das Buch auf seinen 3 Vorgängerbänden aufbaut, sollte man diese vorher gelesen haben. Raabe baut durch Rückblenden kleine Brücken, die man aber auch als Leser der anderen Bände gut gebrauchen kann, da die Handlung schon sehr komplex ist und durch die vielen Charaktere auch nicht einfach zu verfolgen.
Tom muss in diesem Buch ganz schön viel einstecken und teilweise verlangen die brutalen Szenen dem Leser auch einiges ab. Faszinierend fand ich die akribischen kleinen Mosaiksteinchen, die es Tom ermöglichten, seine Suche fortzusetzen und weiterzukommen. Hier hat Raabe wirklich einiges an Überraschungen parat und vor allem auch Sitas Aufenthalt in der Psychiatrie fand ich sehr gelungen.
Schade, dass die Reihe um Tom Babylon nun zu Ende erzählt scheint. Dennoch bin ich schon gespannt auf Raabes nächstes Werk, das er im Nachwort schon ankündigt.
Fazit: ein Thriller der Extraklasse, der von Anfang bis Ende fesselt.