Pageturner!
Die VerlorenenIn „Die Verlorenen“ geht es um Jonah Colley, Teil der Spezialeinheit der Londoner Polizei, der aufgrund eines Anrufes seines besten Freundes mitten in einen rätselhaften Mordfall stolpert. Schnell wird ...
In „Die Verlorenen“ geht es um Jonah Colley, Teil der Spezialeinheit der Londoner Polizei, der aufgrund eines Anrufes seines besten Freundes mitten in einen rätselhaften Mordfall stolpert. Schnell wird klar, dass seine Vergangenheit ihn einholt. Als die Ermittler ihn dann auch noch als Verdächtigen listen, formt sich in Jonah der Drang, auf eigene Faust zu ermitteln, die Wahrheit ans Licht und den Täter zur Strecke zu bringen.
Der Protagonist ist für mich sehr authentisch und rund gezeichnet. Jonah wird von allen Seiten beleuchtet, um dem:der Leser:in einen möglichst allumfassenden Überblick zu geben. Der dramatische Verlust seines Sohnes spielt noch immer eine allgegenwärtige Rolle in Jonahs Leben, da er von Schuldgefühlen und Erinnerungen geplagt wird. Das Verschwinden seines Sohnes ergibt für ihn keinen Sinn, weswegen er nicht fähig ist, abzuschließen und nach vorn zu blicken.
Beckett-üblich sind die übrigen Charaktere ein wenig undurchsichtiger und bis zum Schluss für Überraschungen und unerwartete Wendungen gut.
Ich hatte immer mal wieder verschiedene Theorien, die sich leider genauso schnell zerschlugen, wie sie gekommen waren. Und obwohl die Auflösung im Nachhinein betrachtet eigentlich gar nicht so überraschend ist, hatte ich einen absoluten Aha-Moment und lief blind in die Auflösung rein. Für mich daher ein unerwarteter Pageturner, der mir die Kinnlade hat runterfallen lassen. Ich bin also auf jede vom Autor konstruierte Fährte reingefallen.
Becketts Schreibstil ist gewohnt flüssig und so klar, dass man nicht durch Nebensächlichkeiten abgelenkt wird, sondern ohne Probleme der Geschichte folgen kann. Anders als in den Hunter-Thrillern, in denen die Ermittlungen und deren Methoden im Mittelpunkt standen, ist dieser Thriller viel persönlicher geprägt und wird durch die Schuldgefühle von Jonah geleitet.
Vergleiche zu ziehen ist eigentlich immer schwierig, aber irgendwie fehlten mir die wirklich gut recherchierten pathologischen Züge der Hunter-Reihe sehr. Ich hatte gehofft, auch hier einige davon wiederzufinden, jedoch ist es vielleicht auch Absicht, etwas komplett Neues einzuführen, um nicht dauernd im Schatten von Hunter zu stehen.
Wie auch immer: An sich ein absolut solider Thriller, der mich gut unterhalten konnte und überrascht hat.