Das Buch gewinnt vor allem mit seinen Charakteren, die alles andere als perfekt sind, aber auch echt und liebenswert.
Sommersprossen – Nur zusammen ergeben wir SinnAllegra „Freckles“ Bird träumte schon immer davon, Polizistin zu werden. Als das nicht klappt, greift sie zu Plan B. Jetzt arbeitet sie beim Ordnungsamt, ist zuständig für den ruhenden Verkehr und verteilt ...
Allegra „Freckles“ Bird träumte schon immer davon, Polizistin zu werden. Als das nicht klappt, greift sie zu Plan B. Jetzt arbeitet sie beim Ordnungsamt, ist zuständig für den ruhenden Verkehr und verteilt Strafzettel. Als sie mal wieder dem widerrechtlich parkenden gelben Ferrari einen Zettel verpassen muss, kommt der Besitzer des Wagens wutentbrannt dazu und beschimpft und beleidigt sie. Das trifft Allegra so tief und regt sie dazu an, ihr Leben zu überdenken.
Wer sind die fünf Leute in deinem Leben, mit denen du die meiste Zeit verbringst und die dich am meisten beeinflussen?
Das ist die Frage – eine der Fragen – mit denen sich Allegra in diesem Buch auseinandersetzen muss. Du bist die Summe der Menschen, mit denen du dich umgibst. Bist du ein:e Verlierer:in oder eine Gewinner:in? Als Allegra feststellt, dass sie eigentlich gar keine fünf Menschen in ihrem Leben hat, sondern nur einen einzigen, bringt sie das ganz schön durcheinander.
Es ist eine ungewöhnliche oder viel mehr außergewöhnliche Geschichte, die Cecilia Ahern in diesem Buch erzählt. Es ist aus Freckles Perspektive geschrieben und wird insgesamt sehr ruhig erzählt.
Allegra ist irgendwie schräg. Aber einnehmend und nicht unsympathisch schräg.
"Der zwischenmenschliche Umgang ist wie ein Tanz, bei dem ich nicht den richtigen Rhythmus finde". S. 60
Das Zitat trifft es eigentlich ganz gut. Ihr Umgang mit Menschen ist ungewöhnlich, manchmal etwas anstrengend, aber auch unterhaltsam. Sie weiß, dass sie anders ist, irgendwie nicht so angepasst, wie alle anderen und das macht sie außergewöhnlich. Sie selbst kann sich manchmal aber keinen Reim darauf machen, warum die Leute ihr gegenüber ablehnend oder verwirrt oder unsicher reagieren.
Manchmal wollte ich sie schütteln und ihr sagen, was sie tun und lassen soll. Einige ihrer Entscheidungen waren mehr als fragwürdig. Aber letzten Endes würde ich sagen, waren sie alle richtig, um am Ende da zu landen, wo sie schließlich hinsollte.
Ihr Denken funktioniert anders. Das muss eine echte Herausforderung für die Autorin gewesen sein, denn trotz der Tatsache, dass die Protagonistin und ich völlig unterschiedlich denken und die Dinge komplett anders angehen, konnte ich mich in sie hineinversetzen, konnte sie verstehen und ihre Handlungen nachvollziehen, auch wenn ich ganz anders gehandelt hätte.
Für mich ist Freckles eine ganz besondere Persönlichkeit, eine von der man viel lernen kann und die ihr Herz am rechten Fleck hat.
Auch die Figuren, die sie in dieser Geschichte begleiten, sind ganz einzigartig. Sie bekommen nicht so viel Aufmerksamkeit und Tiefe, wie Allegra, sind aber essenziell für die Handlung und Allegras Leben. Sie berühren mit ihren liebenswerten Gesten, ihren Fehlern und ihrer Herzlichkeit.
Das Buch gewinnt vor allem mit seinen Charakteren, die alles andere als perfekt sind, nicht mal unbedingt sympathisch, sogar teilweise anstrengend, aber echt und liebenswert.
Die Handlung an sich ging nur sehr schwerfällig voran. Es ging vor allem um Allegras Vergangenheit und ihre Entwicklung innerhalb des Buches und um eine Augen öffnende Erkenntnis, die mich sehr berührt hat.
Und am Ende hab ich geheult.
Das ist kein Buch, das dir gibt, was du brauchst. Es läuft nicht alles rund und deine Erwartungen vom Ausgang für Allegra werden vielleicht nicht erfüllt. Aber das Ende ist sowieso viel besser als alles, was man sich hätte wünschen können und ich muss sagen, es hat nochmal einiges rausgerissen. Es war schwierig, am Buch dranzubleiben, weil es doch sehr langsam und unaufgeregt erzählt wird. Es waren trotzdem wunderschöne Lesestunden, die mich berührt und gut unterhalten haben.