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Veröffentlicht am 02.03.2024

Der brutalste Teil der Reihe

Opfer 2117
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„Opfer 2117“ von Jussi Adler-Olsen erschien im Jahr 2019. Trotzdem und leider ist dieser Thriller noch immer tagesaktuell. Bootsflüchtlinge, Kriege und Terrorismus sind normalerweise keine Themen, über ...

„Opfer 2117“ von Jussi Adler-Olsen erschien im Jahr 2019. Trotzdem und leider ist dieser Thriller noch immer tagesaktuell. Bootsflüchtlinge, Kriege und Terrorismus sind normalerweise keine Themen, über die ich in Unterhaltungslektüren gerne lesen möchte. Da ich ein Fan der Sonderdezernat Q Reihe bin, ist jeder Band Pflicht für mich, erstmal egal, um was es geht.
Ich las das Buch im direkten Anschluss an „Selfies“, deswegen scharrte ich bei den ersten Kapiteln quasi mit dem Hufen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es Rose geht, mich aber zunächst seitenlang durch eine Handlung mit fremden Charakteren kämpfen musste.
Mit den Kapiteln über den Journalisten Joan Aquilera bin ich bis zuletzt nicht warm geworden. Joan schreibt nicht aus Leidenschaft, sondern einzig aus monetären Gründen. Er wünscht sich den großen Ruhm mit minimalem Aufwand und gerät dabei mitten in eine Sache, die zu groß für ihn ist und ihn in Lebensgefahr bringt. Man merkt deutlich, dass der Charakter Joan einzig kreiert wurde, um einen Erzähler für die Ereignisse um den Terroristen Gaalib zu haben, wodurch die gesamt Joan Handlung recht konstruiert wirkt.

In „Opfer 2117“ erfahren wir endlich mehr über Assads Vergangenheit, was deutlich weniger Überraschungen mit sich bringt, als erhofft. Aufgrund der Andeutungen in den vorherigen Büchern und dem Klappentext, kamen meine Theorien den tatsächlichen Begebenheiten ziemlich nah. Da ich die Reihe noch zwei Bücher weitergeht, war außerdem klar, dass Assad seinen ganz persönlichen Show-down überleben wird.

Carl erwies sich in „Opfer 2117“ von seiner zahmen Seiten, der als guter Freund und Fels in der Brandung Assad zur Seite steht.

Nach kleinen Startschwierigkeiten wurde das Buch von Kapitel zu Kapitel spannender und hat mich nach einer Weile völlig in den Bann gezogen, so dass alles, was mich Anfang gestört hatte, nicht mehr wichtig war und ich keine andere Bewertung als 5 Sterne geben kann.

Noch immer geht es mir so, dass ich in Handlungen bevorzuge, die etwas abstrakter sind. Jussi Adler-Olsen spielt hier gekonnt mit der Angst des Lesers vor Gewalt, Bomben und Terror. Er beschreibt sehr anschaulich die Gedanken und Motivationen der Täter und schafft ein grausiges Szenario. Bei all der Brutalität gab es natürlich wenig Spielraum für den humorigen Unterton, den man sonst aus der Reihe gewohnt ist und macht „Opfer 2117“ zu einem der düstersten Teile.
Parallel zu den Ereignissen um Assad gibt es noch einen zweiten Handlungsstrang um einen jungen Amokläufer, der ebenfalls sehr spannend war, auch wenn sich dieser Teil der Handlung im Verlauf des Buches immer weiter vom Hauptteil abkapselt, bis die beiden Geschichten kaum noch etwas miteinander zu tun haben.
Hier haben die Mitglieder vom Sonderdezernat Q auch die Gelegenheit, in ihrer üblichen eigenwilligen Art zu agieren. Trotz der Tragik und der Gewalt gelang es Jussi Adler-Olsen, dass ich beim Lesen der letzten Zeilen kurz aufgelacht habe, bevor ich das Buch schloss.

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Veröffentlicht am 06.01.2024

Atmosphärisch und mystisch

Waiseninsel
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4,5 Sterne.
Max Seecks Thrillerreihe hat optisch einen sehr hohen Wiedererkennungswert. Das blau-rote Design sticht sofort ins Auge und gefällt mir gut.

In „Waiseninsel“ steht die Kriminalkommissarin ...

4,5 Sterne.
Max Seecks Thrillerreihe hat optisch einen sehr hohen Wiedererkennungswert. Das blau-rote Design sticht sofort ins Auge und gefällt mir gut.

In „Waiseninsel“ steht die Kriminalkommissarin Jessica Niemi im Mittelpunkt. Nach einem Vorfall wird sie vom Dienst suspendiert und beschließt Urlaub auf einer schwedischen Insel zu machen. Aus der Erholung wird allerdings nichts, als eine alte Dame ermordet wird und ihr Tod seltsamerweise Parallelen zu zwei Fällen aus den 80er Jahren hat.

„Waiseninsel“ ist ein atmosphärisch sehr dichter Thriller. Die kleine Insel ist einsam, ein Sturm zieht auf und mehr als ein Charakter ist psychisch nicht ganz zurechnungsfähig, allen voran Jessica. Sie wird immer wieder von Halluzinationen heimgesucht, die sehr detailliert beschrieben werden. Diese Szenen haben mich teilweise etwas verwirrt. Für mich war es nämlich der erste Band dieser Reihe. Ich denke, es wäre von Vorteil, beim Lesen die Chronologie einzuhalten, um Jessicas Background besser zu verstehen. Ich konnte manchmal nicht einordnen, ob es sich bei ihren Halluzinationen um reale Erinnerungen oder um Fantasie handelt
Davon mal abgesehen ist der Fall komplett in sich abgeschlossen und theoretisch ist es möglich, es als Einzelband zu lesen.
Psychische Erkrankungen sind ein Thema des Thrillers, denn neben Jessica gibt es noch weitere Charaktere, bei denen man nicht so genau weiß, wie man den Wahrheitsgehalt des Gesagtem einschätzen soll. Es entstehen „Shutter Island“ Vibes und zusammen mit dem sehr ungemütlichem Wetter, der ständigen Dunkelheit, dem Sturm und den erschwerten Bedingungen, die Insel zu verlassen ist die Stimmung wirklich sehr düster und an der Grenze zum Unheimlichen. Dies hat mir wahnsinnig gut gefallen.
Der komplette Fall ist ein Mysterium, welches man als Leser unbedingt durchschauen möchte. Wer ist für diesen Spuk und die Morde auf der Insel verantwortlich?
In Rückblicken in die 40er Jahre wird die triste Geschichte einer Handvoll Waisenkinder erzählt. Die Rückblicke beschreiben Einsamkeit und Mobbing und enden mit dem Verschwinden eines kleinen Mädchens. Dieses Mädchen scheint der Schlüssel zu allen Verbrechen zu sein.
Ca. in der Hälfte des Thrillers war ich mir ziemlich sicher, dass ich den Ausgang des Buches ungefähr ausgerätselt hatte. Umso überraschter war ich, als Max Seeck auf den letzten 100 Seiten begann, einen Twist nach dem anderen auf den Tisch zu hauen. Ein ums andere Mal musste ich meine Theorien überdenken und anpassen. Das Finale von „Waiseninsel“ ist wahnsinnig fesselnd und rasant und brachte ein unerwartetes Ende mit sich.
Dieser Thriller hat mir richtig gut gefallen und ich werde die drei Vorgänger auch noch lesen.

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Veröffentlicht am 07.10.2023

Richtig fesselnder Krimi

Taubenschlag
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Die Idee hinter „Teit und Lehmann“ ermitteln hat mich an die „Grenzfall“ Reihe erinnert und so bin ich neugierig auf den Krimi geworden. Auch hier ermitteln Kommissare aus zwei verschiedenen Ländern. Rudi ...

Die Idee hinter „Teit und Lehmann“ ermitteln hat mich an die „Grenzfall“ Reihe erinnert und so bin ich neugierig auf den Krimi geworden. Auch hier ermitteln Kommissare aus zwei verschiedenen Ländern. Rudi Lehmann aus Deutschland und Lykke Teit aus Dänemark. Der Fall selbst ist allerdings nicht grenzübergreifend, sondern Lykke wird nach Deutschland ausgeliehen um bei der Auflösung einer besonders verzwickten Mordserie zu helfen. Die Taten sind gleichermaßen brutal als auch kurios. Ältere Menschen werden erschossen und mit toten Tauben im Schoß zurück gelassen.
Der Aufbau und der Plot dieses Krimis haben mir gut gefallen. Einerseits musste ich ein wenig schmunzeln. Wenn ein ausländischer Autor einen Krimi schreibt, der in Deutschland spielt, muss es natürlich etwas mit Stasi (alternativ Nazis) sein. Dennis Jürgensen gelingt es allerdings einen vielschichtigen und komplexen Fall zu konzipieren, den ich sehr originell fand. Bemerkenswert fand ich, dass obwohl der Name des Täters sehr früh bekannt gegeben wurde und auch das Motiv spätestens 100 Seiten vor Ende aufgedeckt ist, die Spannungskurve trotzdem hoch bleibt und sogar noch zunimmt, obwohl man schon so viele Informationen hat. Ich habe richtig mitgefiebert und gehofft, dass der Mörder geschnappt wird, bevor weitere Menschen sterben müssen.

Mit dem Ermittlerduo bin ich sehr schnell vertraut geworden. Lykke ist eine sympathische junge Frau. Bei Rudi hatte ich immer das Bild eines Herrn, der in meiner Stadt bei der Poststelle arbeitet vor Augen, da sie sich vom Typ her so ähnlich sind. Mitfünfziger, die am Fließband Sprüche klopfen und Witze reißen, die im Grunde überhaupt nicht lustig sind. Müsste ich mit so jemandem zusammenarbeiten, würde ich wohl irgendwann anfangen, vor Verzweiflung meinen Kopf an die Wand zu schlagen.
Rudi ist ein guter, zuverlässiger Kerl, aber diese Sprüche nerven schon leicht bis mittelschwer. Aber gerade dieses Nervige macht ihn zu einem Charakter, der im Gedächtnis bleibt.

Mir hat „Taubenschlag“ richtig gut gefallen und ich werde an der Serie auf jeden Fall dran bleiben. Band 1 habe ich noch nachzuholen und dann hoffe ich, dass Dennis Jürgensen noch weitere Teile schreibt.

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Emotionale Achterbahnfahrt

Jeder Tag für dich
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Ich weiß nicht genau, was meine Erwartungen an „Jeder Tag für dich“ waren, ich weiß nur, dass ich nicht auf die emotionale Achterbahnfahrt vorbereitet war, durch die mich Abbie Greaves geschickt hat.
Der ...

Ich weiß nicht genau, was meine Erwartungen an „Jeder Tag für dich“ waren, ich weiß nur, dass ich nicht auf die emotionale Achterbahnfahrt vorbereitet war, durch die mich Abbie Greaves geschickt hat.
Der Klappentext hatte mich angesprochen und ich wollte unbedingt wissen, warum sich ein Mensch 7 Jahre lang mit einem „Komm nach Hause, Jim“ Schild an den Bahnhof stellt. Kein „Wo ist Jim?“ sondern eine direkte Botschaft „Komm nach Hause“. Dieses Unterfangen erschien mir zwar süß aber gleichzeitig sinnlos. Wieso sollte der verschollene Jim plötzlich am Bahnhof stehen und das Schild lesen? Mein Interesse war geweckt und ich begann zu lesen. Am Anfang wirkte der Schreibstil und die Hauptfigur Mary ein wenig naiv auf mich und ich benötigte ein paar Kapitel um so richtig in die Geschichte einzutauchen.
Erzählt wird auf zwei Zeitebenen.
In der Gegenwart kämpft die junge Journalistin Alice um ihren Job. Als sie zufällig auf Mary mit ihrem Schild trifft, wittert sie eine Story, die ihr zum erhofften Erfolg verhelfen könnte.
In der Vergangenheit begleiten wir Mary und Jim vom ersten Kennenlernen durch ihre Beziehung. Alles ging wahnsinnig schnell bei den beiden. Vom ersten Tag an ist Jim voller kitschiger Gefühlsbekundungen, schon nach dem dritten Treffen zieht Mary zu ihrer neuen Liebe. Die Beschreibungen sind voller Zuckerwatte und rosa Wolken – bis zu dem Augenblick, als die Stimmung kippt. Die Geschichte wird von Kapitel zu Kapitel düsterer und aufwühlender.
Abbie Greaves erzählt über Verlust, davon, wie sehr es einen Menschen prägt, wenn jemand plötzlich aus dem Leben verschwindet. Sie schreibt von Alkoholmissbrauch, fehlendem Selbstwertgefühl und Depressionen. Davon, wie schwierig es ist, sich einzugestehen, dass man Hilfe benötigt und wie belastend diese Situation für die Familienangehörigen sind.
„Jeder Tag für dich“ geht unter die Haut, es ist ein Buch voller Tiefgang und weit entfernt von der leichten Lektüre, die ich erwartet hatte.
Ich durchlief verschiedene Emotionen beim Lesen. Hoffnung und Trauer wechseln sich ab. Dies ist ein Liebesroman, aber keiner nach Schema F. Am Ende ist alles irgendwie gut aber auch wieder nicht und ich las die letzten Zeilen mit einer Träne im Auge.
Für mich war dies ein toller, sehr besonderer Roman und ich bin sehr froh, ihn gelesen zu haben!

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Veröffentlicht am 16.10.2021

Spannender Krimi mit sehr viel Charakter Background

Die Opfer, die man bringt
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Es ist mehrere Jahre her, dass ich einen Sebastian Bergmann Krimi gelesen habe und doch habe ich mich gleich wieder zu Hause gefühlt. Die wichtigsten Zusammenhänge werden noch einmal aufgefrischt, so dass ...

Es ist mehrere Jahre her, dass ich einen Sebastian Bergmann Krimi gelesen habe und doch habe ich mich gleich wieder zu Hause gefühlt. Die wichtigsten Zusammenhänge werden noch einmal aufgefrischt, so dass ich mich nach und nach wieder erinnern konnte, an welchem Punkt wir die Protagonisten verlassen haben. Wie in jeder Krimiserie kann man auch bei dieser die Bücher theoretisch unabhängig von einander lesen, aber da die Reihe wirklich sehr charakterlastig ist, empfehle ich, auch die Vorgänger zu kennen.
Die Mordkommission umfasst ein verhältnismäßig großes Team und jeder hat sein Päckchen zu tragen. Ich fand es fast interessanter mehr über das Privatleben zu erfahren, als über das Verbrechen, welches ohnehin eher wie eine Nebenhandlung wirkt.
Insbesondere Billys Handlungsstrang ist schon fast ein Krimi für sich.
Im aktuellen Fall geht es um einen Serienvergewaltiger, der in Uppsala und Umgebung sein Unwesen treibt. Während die Polizei zunächst völlig im Dunkeln tappt, erhält der Leser durch kurze Einschübe bereits Einblicke in das Motiv. Letztendlich kommt auch das Team bestimmt 100 Seiten vor Ende und ziemlich konkret und spontan dahinter, warum die Überfälle geschehen.
Die Enthüllung des Täters war allerdings trotzdem eine Überraschung für mich.
Eigentlich war ich mir die meiste Zeit über sicher, dass ich „Die Opfer, die man bringt“ mit 5 Sternen bewerten werde. Am Ende gab es noch einen Cliffhanger, der eine potenzielle Entwicklung andeutet, die so geschmacklos wäre, dass ich in meiner Gesamtnote einen halben Stern abziehen muss.

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