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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.05.2022

Konnte mich nicht vollkommen überzeugen

Die hundert Jahre von Lenni und Margot
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Die 17-jährige Lenni leidet unter einer unheilbaren Krankheit, es bleibt ihr nur noch wenig Zeit. Unzählige Fragen beschäftigen sie und zwar ganz andere als Jugendliche ihres Alters. In einem Malkurs lernt ...

Die 17-jährige Lenni leidet unter einer unheilbaren Krankheit, es bleibt ihr nur noch wenig Zeit. Unzählige Fragen beschäftigen sie und zwar ganz andere als Jugendliche ihres Alters. In einem Malkurs lernt sie die 83-jährige Margot kennen und es entsteht eine ganz besondere Freundschaft, die beide an alle kostbaren Augenblicke ihres Lebens zurückdenken lässt. Beiden wird klar, dass jeder Moment im Leben zählt!

100 Bilder für 100 Jahre Leben: Was für eine schöne Idee. Schade dabei ist nur, dass die Hauptperson des Buches, die ja erst 17 ist, im Vergleich zur 83-jährigen Margot ziemlich in den Hintergrund gerät. Weite Teile des Buches beschäftigen sich aus diesem Grund mit der Lebensgeschichte von Margot. Lennis Leben wirkt dagegen häufig nur wie eine Randgeschichte, ohne schöne Momente, an die es sich zu erinnern lohnt. Auch empfand ich die Rückblicke in die 100 Jahre Leben häufig als zu oberflächlich. Es wurde erzählt, was passiert war, aber es gab nur selten eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit in der Gegenwart. So wurde auch nur wenig gemeinsam über das Erzählte gesprochen oder gar eine Erkenntnis oder ein Fazit gezogen. Dafür, dass Lenni sonst so viele Fragen hat, bleibt sie in Gegenwart von Margot vergleichsweise sprachlos. Vielleicht ist das der Grund, warum mich die doch eigentlich sehr traurige Geschichte nur selten berührt hat.

Und auch wirklich in den Bann gezogen, hat mich die Geschichte nicht. Keine Frage, das Buch ist lesenswert und die Idee dahinter wunderschön, aber nicht fesselnd. Ich hatte nicht das Bedürfnis unbedingt zu erfahren, wie es weitergeht. Oder Probleme damit, das Buch aus der Hand zu legen. Irgendwie fehlte mir etwas. Irgendwie hatte ich mehr erwartet. Hätte mir einen anderen Fokus, mehr Tiefe gewünscht.

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Veröffentlicht am 26.04.2022

Eine besondere Liebesgeschichte

Léon und Louise
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Manche Dinge brauchen ihre Zeit. Und dennoch fragt man sich zuweilen, warum es nicht früher geschehen ist. So habe ich gerade erst meinen ersten Roman von Alex Capus beendet und frage mich eigentlich seit ...

Manche Dinge brauchen ihre Zeit. Und dennoch fragt man sich zuweilen, warum es nicht früher geschehen ist. So habe ich gerade erst meinen ersten Roman von Alex Capus beendet und frage mich eigentlich seit der ersten Seite: „Warum habe ich nicht schon zuvor von ihm etwas gelesen?!“ Ich weiß es nicht. Was ich aber ganz sicher weiß, ist, dass ich auch seine anderen Werke unbedingt lesen muss.
Mir gefällt besonders die mitreißende, intensive Erzählweise dieser besonderen Lebens- und Liebesgeschichte, die einem das Gefühl gibt, dass man als Leser Teil der Geschichte ist und bei der es scheint, als würde man die Hauptcharaktere wirklich kennenlernen. Dabei bleibt der Roman von der ersten bis zur letzten Seite absolut authentisch, kraftvoll und nie rührselig oder kitschig. Ich habe mehrmals während des Lesens infrage gestellt, ob es tatsächlich eine Liebesgeschichte ist, denn eigentlich leben Leon und Luise 2/3 des Buches aneinander vorbei und haben so gut wir keinen Kontakt. Nach Beendigung des Buches und mit etwas Abstand kann ich das aber eindeutig mit einem Ja beantworten. Und ehrlich gesagt, erscheint mir diese Liebesgeschichte noch viel realer und bedingungsloser als sehr viele andere Liebesgeschichten, die ich bisher gelesen habe. Gerade weil sie wie aus dem Leben gegriffen ist, geprägt von einer tiefen Verbundenheit, die nicht darauf basiert, um jeden Preis zusammen zu sein, sondern darauf, dass es dem anderen gut geht, auch wenn dessen Leben ohne einen voranschreitet.

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Hat viel Potenzial

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
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Ich bin ja ein großer Fan von Geschichten, die auf mehreren Zeitebenen spielen. Und in dieser Hinsicht ist das Buch wirklich eine gute Wahl gewesen. Nach und nach entschlüsselt der Leser zusammen mit der ...

Ich bin ja ein großer Fan von Geschichten, die auf mehreren Zeitebenen spielen. Und in dieser Hinsicht ist das Buch wirklich eine gute Wahl gewesen. Nach und nach entschlüsselt der Leser zusammen mit der Hauptprotagonistin Hannah deren bewegende Familiengeschichte. Das ist gut umgesetzt, auch wenn es mir teilweise an Spannung fehlte. Andererseits lässt genau das die Geschichte realistischer wirken.

Die Themen des Buches sind vielversprechend: Juden-Verfolgung während der Nazi-Zeit, enteignete Kunst, Aufarbeitung der Familiengeschichte über mehrere Generationen hinweg, Muttersein, Beziehungen zwischen Müttern und Töchtern, die Schuld-Frage, fehlende Aufarbeitung, toxische Beziehungen… Vielleicht fehlte mir gerade aufgrund dieser Fülle stellenweise etwas die Tiefe. Die Rückblicke auf Sentas Geschichte sind sehr detailreich, emotional und lebendig geschrieben. Die Gegenwart von Hannah ist mir dagegen häufig eher zu eindimensional, oberflächlich und einfach gestrickt. Hier fehlte mir eine tiefere Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte, ein tieferer Einblick und Wandel in Hannahs Seelenleben, ein tieferes Gespräch mit ihrer Großmutter… Das Potenzial war da.

Doch was mir am meisten fehlte, ist ein schlüssiges Ende. Das ist für mich leider gar nicht stimmig. Mehr als 300 Seite wurde darauf hingearbeitet und dann gab es eine Aufschlüsselung aller Erzählstränge, die nicht nur total kurz und lapidar rüberkam, sondern meiner Meinung nach vor allem nicht glaubhaft war. Von dem vorherigen Schreibstil, der zuvor echt überzeigend war, war hier nichts mehr zu spüren. Als hätte es an Zeit und Ideen gefehlt.

Zusammengefasst: Ein lesenswertes Buch, das leider nicht das volle Potenzial ausschöpft und deren Thematik und Schreibstil leider nicht über die Schwachstellen hinwegtrösten können.


⭐⭐⭐⭐

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Schön

Ein Winter in Wien
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Trübes und regnerisches Januarwetter, plötzliche Quarantäne, Warten auf das Ergebnis des PCR-Tests… Da musste jetzt etwas Fröhliches fürs Herz daher, das die Laune hebt. Hier kam „Ein Winter in Wien“ von ...

Trübes und regnerisches Januarwetter, plötzliche Quarantäne, Warten auf das Ergebnis des PCR-Tests… Da musste jetzt etwas Fröhliches fürs Herz daher, das die Laune hebt. Hier kam „Ein Winter in Wien“ von Petra Hartlieb aus meinem SUB wie gerufen.

Schon der liebevoll gestaltete Einband hat mich begeistert. Äußeres und Inhalt sind perfekt aufeinander abgestimmt und entführen den Leser in das Wien zur Zeit des Jugendstils. Die Geschichte ist ebenso zauberhaft und lässt sich problemlos in einem Rutsch weglesen. Perfekt für einen regnerischen Nachmittag auf der Couch. Ein wunderschöner Wohlfühl-Roman, herrlich unaufgeregt, dafür aber umso mehr detailreich und liebevoll ausgeschmückt. Perfekt gegen den Winterblues. Ich freue mich jetzt schon auf den Folgeband und den Frühling in Wien.

⭐⭐⭐⭐ (4 von 5 Sternen)

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Nach schwachem Start super

Eine ganz dumme Idee
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Dieses Buch macht einen die Urteilsfindung wirklich nicht leicht. Ich konnte kaum zählen, wie häufig ich auf den ersten 100 bis 120 Seiten darüber nachgedacht habe, das Buch abzubrechen oder wenigstens ...

Dieses Buch macht einen die Urteilsfindung wirklich nicht leicht. Ich konnte kaum zählen, wie häufig ich auf den ersten 100 bis 120 Seiten darüber nachgedacht habe, das Buch abzubrechen oder wenigstens zu einem späteren Zeitpunkt – mit viel gutem Willen – weiterzulesen. Ich fand zunächst überhaupt keinen Zugang zur Geschichte und den Charakteren. Alles kam mir so wahnsinnig auf gesetzt vor. Nicht ohne Grund, wie sich später herausstellte.

Doch ich habe durchgehalten, denn eigentlich bin ich ein großer Fan von Fredrik Backmans Schreibstil. Ich liebe sein großartiges Gespür für kleine Zwischentöne, besondere Momente, die Dynamik zwischen seinen Figuren… Und ich bin so froh, dass ich durchgehalten habe, denn ab Seite 150 platzte förmlich ein Knoten. Die Story zog mich von Seite zu Seite mehr in ihren Bann und die Figuren wuchsen, wie man es von Beckmans Figuren gewohnt ist, mit all ihren Fehlern und Stärken an Herz. Wieder einmal legt er sein Augenmerk auf wichtige gesellschaftliche Themen, spricht ganz große Gefühle an – gekonnt, mit viel Feingefühl, Menschlichkeit und sooooo viel Liebe zum Detail. Das Buch bringt einem zum Schmunzeln, regt zum Nachdenken an und öffnet das Herz.

⭐⭐⭐⭐ (4 von 5 Sternen)

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