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Veröffentlicht am 02.04.2022

Spannende und bewegende Geschichte über eine fiktive Hollywoodikone, die nach Jahren ihr Schweigen bricht, um die Wahrheit über ihr Leben und ihre Lieben zu erzählen. Leidenschaftlich und authentisch.

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
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Die berühmte Hollywoodschauspielerin Evelyn Hugo ist bereit, ihre Memoiren zu verfassen und die ungeschönte Wahrheit über ihr Leben zu berichten. Über die Zeitschrift Vivant, der sie vorgibt, ein Interview ...

Die berühmte Hollywoodschauspielerin Evelyn Hugo ist bereit, ihre Memoiren zu verfassen und die ungeschönte Wahrheit über ihr Leben zu berichten. Über die Zeitschrift Vivant, der sie vorgibt, ein Interview führen zu wollen, heuert sie die junge Journalistin Monique Grant als Ghostwriterin an. Monique wittert einerseits eine Chance, endlich als Journalistin ernst genommen zu werden, ist jedoch auch misstrauisch, warum sich die millionenschwere Filmikone ausgerechnet sie dafür ausgesucht hat.
Evelyn beginnt von ihrer Lebensgeschichte zu erzählen, von ihrem Aufstieg als Schauspielerin, von ihren Ehen, ihren Fehlern, ihren Sehnsüchten und ihrer großen Liebe. Monique lauscht gebannt und kommt der fast 80-jährigen Frau, die immer nur mit der Presse gespielt hat, sehr nahe. Geld und Erfolg haben zwar zu Evelyns Glück beigetragen, sie aber letztlich nicht glücklich gemacht. Jahrzehntelang hat sie Geheimnisse gehütet und konnte als Berühmtheit nie so sein, wie sie wirklich war. Am Ende offenbart sie Monique, was die beiden Frauen miteinander verbindet und Monique wird klar, warum Evelyn ihr die Chance gibt, Millionen mit ihrer Biografie zu verdienen.
Der Roman besteht überwiegend aus Rückblicken in die Vergangenheit. Die Gegenwart und Monique, die gerade vor der Scheidung ihres Ehemannes steht, bilden nur einen Teilaspekt. Im Fokus steht die fiktive Hollywoodikone Evelyn Hugo, die von den 1950er- bis in die späten 1980er-Jahre als Schauspielerin erfolgreich war, bevor sie sich in ihr Privatleben zurückgezogen hat.
Evelyn erzählt und lässt sich von Monique nur ungern unterbrechen. Sie gibt das Preis, was sie preisgeben möchte und legt den Zeitpunkt dafür fest. Ihre sieben Ehen geben die Chronologie ihrer Lebensgeschichte vor. Die einzelnen Kapitel werden dabei durch Zeitungsartikel aus der damaligen Zeit ergänzt, was nur belegt, wie wenig die Presse eigentlich über Evelyn und ihre Ehen wusste und wie geschickt Evelyn diese immer wieder um die Nase geführt hat.
Evelyn wusste schon als 14-jährige genau, was sie wollte und wie sie es bekommen konnte. Als ungelernte Schauspielerin hat sie sich in Hollywood on den 1950er-Jahren hochgearbeitet und dabei immer wieder Männer benutzt. Sie hat hart gekämpft, um ihr Leben in Hell's Kitchen hinter sich zu lassen, aber auch ihr gutes Aussehen hat viel zu ihrem Erfolg beigetragen, was ihr durchaus bewusst ist.
Ihre Ehen ist sie oft nur aus Berechnung und weniger aus Liebe und Zuneigung geheiratet. Dennoch ist sie keine unsympathische, eiskalte egoistische Frau, sondern tatsächlich liebenswert, leidenschaftlich und stark. Sie gewinnt viel, verliert jedoch auch viel. Sie macht Fehler, die sie bereit und stellt ihre Berühmtheit über ihre große Liebe. Dennoch hat man das Gefühl, dass ihr gar nichts anderes übrig blieb, um ihr Geheimnis zu wahren und die die sie liebt, zu schützen.
Nachdem vor zwei Jahren aber nun auch ihre Tochter Connor im Alter von 41 Jahren ab Brustkrebs gestorben ist, hat sie alle, die sie je geliebt hat, überlebt, und keine Hemmungen mehr, ihr Leben vor Monique und der Welt zu offenbaren.
Die Geschichte über Evelyn Hugo, die einen Blick hinter die Kulissen Hollywoods wirft und offen über ihr Leben und ihre Gefühle spricht, ist spannend und bewegend zugleich. Diese leidenschaftliche und ehrgeizige Frau war eine perfekte Schauspielerin, denn nicht nur ihre Filme haben sie zu einer Berühmtheit werden lassen, auch mit den Männern und der Presse hat sie gespielt und sie manipuliert. Sie hat keinen Skandal ausgelassen, aber nie die Möglichkeit gehabt, ihre große Liebe zu heiraten.
Der Roman ist so eindringlich und authentisch, dass man selbst das Gefühl hat, neben Evelyn zu sitzen und ihr zuzuhören. Trotz ihrer Berühmtheit wirkt sie nicht überheblich oder wie eine klassische Hollywooddiva, sondern menschlich und nahbar. Es kommt einem so vor, als hätte es die Ikone, die trotz so viel Geld und Erfolg kein perfektes Leben hatte, tatsächlich gegeben. Man fühlt mit ihr und spürt, dass sie sich mit ihren Memoiren endlich Gehör verschaffen, gleichzeitig aber auch ihr Gewissen erleichtern möchte.
Es ist eine Geschichte über eine leidenschaftliche, ehrgeizige und geheimnisvolle Frau, ein Roman über Freundschaft und die verschiedenen Arten von Liebe, über Lügen und Geheimnisse. Der Hollywoodglamour, aber auch die Schattenseiten der Filmbranche und Prominenz werden dabei deutlich. Am Ende schließt sich der Kreis und Monique lernt auch durch Evelyn mehr über ihre Leben.

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Veröffentlicht am 25.03.2022

Mischung aus Drama und Kriminalroman mit einem spannenden Cold Case, authentischen Ermittlungen und lebensnahen Charakteren.

Das versunkene Dorf
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Bei dem Versuch einen Drogendealer festzunehmen, wird Capitaine Noémie Castain durch eine Schussverletzung in das Gesicht schwer verletzt. Nach wenigen Wochen der Regeneration möchte sie ihren Dienst bei ...

Bei dem Versuch einen Drogendealer festzunehmen, wird Capitaine Noémie Castain durch eine Schussverletzung in das Gesicht schwer verletzt. Nach wenigen Wochen der Regeneration möchte sie ihren Dienst bei der Pariser Kriminalpolizei wieder antreten, leidet jedoch an Albträumen und scheitert jedoch an einer Schießübung. Auch der Polizeichef möchte die gezeichnete Polizisten nicht mehr im Außendienst sehen, da er ihr die Leitung eines Teams nicht mehr zutraut. Sie wird deshalb befristet in ein kleines Dorf in Südfrankreich versetzt, um zu prüfen ob der Polizeistandort dort rentabel ist oder geschlossen werden kann. Kurz vor Abschluss ihres Berichts, der in Ermangelung schwerer Straftaten negativ ausfällt, wird eine Leiche im See des Dorfes gefunden. Es stellt sich heraus, dass das Dorf Avalone vor 25 Jahren geflutet wurde und kurz zuvor drei zehnjährige Kinder verschwunden, vermeintlich entführt worden sind.
Capitaine Noémie Castain bleibt vor Ort um den Cold Case, der bei den Einwohnern tiefe Narben hinterlassen hat, aufzuklären.

"Das versunkene Dorf" ist eine Mischung aus Drama und Kriminalroman. Zunächst steht das persönliche Schicksal von Noémie im Vordergrund, die verständlicherweise unter ihrem entstellten Gesicht leidet und von ihren Vorgesetzten als polizeiuntauglich angesehen wird.
In dem Dorf Avalone begegnet man der gestandenen Pariser Kommissarin jedoch überwiegend mit Respekt und nach einer öden Anfangszeit kann Noémie nach dem Bergen einer Leiche wieder zeigen, was in ihr steckt. Ihre Narben treten dadurch in den Hintergrund.
Die Charaktere sind zwar etwas stereotyp, passen aber zu dem abgelegenen Dorf. Hier kennt jeder jeden, die Polizeibeamten sind provinziell und der Bürgermeister offen rassistisch.

Der Fall um die verschwunden Kinder ist spannend aufgebaut und das überflutete Dorf, das unter dem See neben dem neu aufgebauten Zwillingsdorf liegt, birgt so manches Geheimnis. Die Ermittlungen sind authentisch dargestellt, die Personen lebensnah. Auch Noémies Entwicklung wirkt glaubwürdig, die Liebesgeschichte, die ihr zusätzlich Mut und Hoffnung gibt, hätte es für meinen Geschmack für diesen Roman nicht benötigt. Die spannende Schilderung der Aufklärung des Cold Cases und die geheimnisvolle und die unweigerlich gespenstische Atmosphäre, die sich durch die verlassenen Dorfruinen unter der Oberfläche des Sees verbergen, können für sich allein überzeugen.

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Veröffentlicht am 16.03.2022

Tragische, aufwühlende Geschichte über eine Teenagerfreundschaft und eine fesselnde Geschichte über einen mysteriösen Unfalltod.

DIE LÜGEN
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Lizzie und Alice waren als 13-jährige beste Freundinnen. Auch wenn Lizzies Eltern von der einzigen Freundin, die Lizzie aufgrund ihrer Epilepsie hatte, nicht begeistert waren, haben sie sich fast täglich ...

Lizzie und Alice waren als 13-jährige beste Freundinnen. Auch wenn Lizzies Eltern von der einzigen Freundin, die Lizzie aufgrund ihrer Epilepsie hatte, nicht begeistert waren, haben sie sich fast täglich getroffen. Auch am ersten Tag der Sommerferien im Jahr 2007 haben sie einen Spaziergang an den Gleisen unternommen, wie sie es häufig getan haben. Doch an diesem Tag kommt Alice nicht lebend zurück. Sie wurde auf tragische Weise von einem Zug erfasst und Lizzie benommen durch einen epileptischen Anfall aufgefunden.
Zwölf Jahre später hat Lizzie ihre Krankheit im Griff und ist mit Ross frisch verlobt und in ein gemeinsames Haus gezogen. Als in den Nachrichten von einem Mädchen berichtet wird, dass wie Alice an einem unbeschrankten Bahnübergang ums Leben gekommen ist, wird Lizzie erneut von Albträumen gequält. Zusätzlich wird sie mit anonymen Anrufen belästigt und dann trifft sie auch noch auf Alices ältere Schwester Catherine, die sie nach dem Unfall beschuldigt hat, Schuld am Tod von Alice zu sein.
Lizzie kann oder möchte sich nicht an den 19. Juli 2007 erinnern, doch irgendjemand scheint mehr zu wissen. Zudem scheinen auch ihre Eltern ihr gegenüber nicht immer ehrlich gewesen zu sein und etwas zu verbergen zu haben.

"Die Lügen" ist kein nervenaufreibender Thriller, aber ein Spannungsroman, der fesselnd und wendungsreich ist und auf zwei Zeitebenen erzählt wird. Beginnend mit dem Schockmoment des Todes der 13-jährigen Alice beschreibt die Vergangenheit aus Sicht von Lizzie die Zeit vor und nach dem Unfalltod. Die Gegenwart beginnt mit den Nachrichten von dem tragischen Unfalltod eines Mädchens, das von einem Zug erfasst wurde und katapultiert Lizzie, die sich als Erwachsene endlich ein gefestigtes Leben aufgebaut hatte, zurück in die Vergangenheit, die sie auch nach zwölf Jahren noch aufwühlt.
Die Geschichte ist durch den Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit geschickt konstruiert. Je mehr man über die Vergangenheit und die Freundschaft zwischen Alice und Lizzie erfährt, desto mehr Zweifel kommen an der Ehrlichkeit und Integrität von Lizzie auf.
Die Freundschaft war nicht ganz so harmonisch wie Lizzie vorgibt, sondern von Eifersüchteleien, Enttäuschungen und auch Wut geprägt. Aber hätte Lizzie es tatsächlich über das Herz gebracht ihre beste und einzige Freundin in Gefahr zu bringen?
Bewusst führt die Autorin die/ den Leser*in auf falsche Fährten, denn neben Vergangenheit und Gegenwart gibt es noch einen dritten Erzählstrang, der von einer toxischen Beziehung einer Person erzählt, die Lizzie nahesteht und ihr Leben als Erwachsene wiederum in ein anderes Licht rücken lässt. Auf raffinierte Art und Weise wechseln die verdächtigen Personen und die Frage, wer Opfer und wer Täter ist und treiben die Spekulationen nach klassischer Thrillermanier weiter voran, auch wenn ich auf einen Aspekt als Teil der Lösung hätte verzichten können.

"Die Lügen" ist einerseits eine tragische, aufwühlende Geschichte über eine Teenagerfreundschaft und die typischen Probleme unter Freundinnen und Schulkameradinnen, die mit der an Epilepsie erkrankten Lizzie ein beliebtes Opfer gefunden haben. Andererseits ist es eine fesselnde Geschichte über einen mysteriösen Unfalltod der aufgrund der Erinnerungslücken Lizzies nie zufriedenstellend aufgeklärt werden konnte und deshalb bis in die Gegenwart für unbequeme Fragen, Schuldgefühle, Anschuldigungen und Rachegelüste sorgt.

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Veröffentlicht am 23.02.2022

Emotionaler Roman mit einer schmerzhaften Geschichte, die spannend erzählt wird und am Ende mit einer wichtigen Botschaft aufwarten kann.

Jeder Tag für dich
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Jeden Abend steht Mary O'Connor mit einem Schild am Bahnhof Ealing Broadway in London und wartet auf ihren Lebensgefährten Jim. Dieser ist seit sieben Jahren verschwunden und hat sich nicht mehr bei Mary ...

Jeden Abend steht Mary O'Connor mit einem Schild am Bahnhof Ealing Broadway in London und wartet auf ihren Lebensgefährten Jim. Dieser ist seit sieben Jahren verschwunden und hat sich nicht mehr bei Mary gemeldet. Sie vermisst ihn und wartet hartnäckig auf seine Rückkehr, während ihr Leben an ihr vorbeizuziehen scheint.
Als ein Video im Internet über sie viral wird und zeitgleich die junge Journalistin Alice auf sie und diese bewegende Geschichte aufmerksam wird, muss sich Mary ihrer Vergangenheit stellen. Sie muss sich entscheiden, ob sie lieber mit der unangenehmen Ungewissheit über den Verbleib Jims leben oder eine möglicherweise schmerhafte Wahrheit erfahren möchte.

Der Roman handelt im Jahr 2018, als Mary bereits sieben Jahre auf Jim wartet. In Rückblenden wird geschildert, wie sich Mary und Jim im Jahr 2005 kennenlernten und in einander verliebten. Sie waren so glücklich mit einander bis nach zwei Jahren erste Wolken am Horizont aufzogen, die trotz aller Anstrengungen und einer innigen Liebe über die Jahre nur noch dunkler wurden. Mary konnte Jim nicht halten und führt seitdem ein Leben, das nur auf seine Rückkehr ausgerichtet zu sein scheint. Sie arbeitet tagsüber im Supermarkt, wartet anschließend stundenlang am Bahnhof und arbeitet nachts bei der Telefonseelsorge NightLine, wo sie von einem anonymen Anrufer aufgeschreckt wird, bei dem es sich um Jim handeln könnte.

Journalistin Alice ist die zweite wichtige Figur des Romans, die Alice helfen möchte über den Verlust von Jim hinwegzukommen. Aus Mitgefühl und Freundschaft zu Mary möchte sie herausfinden, was passiert ist und wo sich Jim aufhält, hat aber auch ein Eigeninteresse an der Suche, das auch mit ihrer Vergangenheit in Zusammenhang steht.

"Jeder Tag für dich" ist eine einfühlsame Geschichte mit lebendigen Charakteren, in der viel mehr steckt, als nur eine tragische Liebesgeschichte. Sie handelt vom Verlassenwerden, von Verzweiflung, einem Gefühl des Ungeliebtseins, von Einsamkeit, psychischen Erkrankungen, Alkoholmissbrauch, aber auch von Liebe, Freundschaft und Hoffnung.
Trotz vieler bedrückender Themen, die eine Erklärung für das Verschwinden Jims und für Marys spleeniges Verhalten sowie Alices Einmischung liefern, ist der Roman auch dank der vielen schönen Momente des Verliebtseins, die gerade zu Beginn geschildert werden, nicht deprimierend zu lesen. Der Roman enthält neben aller Schwere, Tränen und Trauer auch im weiteren Verlauf wunderbar leichte, witzige Episoden und kann zudem auch mit individuell gezeichneten Nebencharakteren überzeugen, die für Unterhaltung sorgen. Die Spannung um den Hintergrund für Jims Verschwinden und seinen ungeklärten Verbleib wird lange aufrechterhalten und erst durch Alices investigatives Handeln offenbar - einer Wahrheit, der sich Mary bisher nicht stellen konnte.

Es ist ein emotionaler Roman mit einer schmerzhaften Geschichte, die anders ausgeht, als man es für Liebesgeschichten erwarten würde und am Ende eine wichtige Botschaft liefert.

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Veröffentlicht am 21.02.2022

Vielschichtiger Roman über Einsamkeit, Vertrauensverlust, Freundschaft, Liebe und neue Anfänge, der einfühlsam und warmherzig geschrieben ist - gemeinsam und mit etwas Kuchenmagie ist alles leichter.

Zusammen sind wir wundervoll
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Seit ihre Großmutter Gertraud ihr das seit Jahrzehnten im Familienbesitz befindliche Café Sonnigsüß überschrieben hat, ist Anna alleinige Besitzerin der Konditorei samt Café. Sie ist eine leidenschaftliche ...

Seit ihre Großmutter Gertraud ihr das seit Jahrzehnten im Familienbesitz befindliche Café Sonnigsüß überschrieben hat, ist Anna alleinige Besitzerin der Konditorei samt Café. Sie ist eine leidenschaftliche Kuchen- und Tortenbäckerin und liebt es, ihre Kunden mit neuen Rezeptideen zu verwöhnen. Ihre Stammkunden verspüren sogar eine Magie, die von ihren Kreationen ausgeht. Wenig kann dagegen der Besitzer des Restaurants Las Vegans gegenüber mit ihrem Gebäck anfangen. Der überzeugte Veganer Marco hat zusammen mit einem Freund das vegane Bistro neu eröffnet und verhält sich Anna gegenüber abweisend, obwohl doch eine nicht erklärbare Anziehkraft seit ihrer ersten Begegnung auf dem Schrannenmarkt zwischen ihnen besteht.
Die zwölfjährige Mira kommt jeden Tag nach der Schule ins Sonnigsüß, isst Kuchen und macht ihre Hausaufgaben. Auf Anna macht sie einen verlorenen Eindruck, aber da sie sich als Kind selbst so fühlte, drängt sie Mira nicht, sich zu öffnen und fragt nicht, warum sie nach der Schule nicht direkt nach Hause geht. Der ältere Herr Augustin Havel genießt zudem die Gesellschaft der intelligenten Mira und die Gespräche mit ihr, denn seit dem Tod seiner Frau Hilde ist er einsam.

Der Roman handelt in Salzburg und durch die Wege, die die Figuren gehen, sowie das historische und kulturelle Fachwissen, das Herr Havel gerne ungefragt weitergibt, ist der Charme der Mozartstadt spürbar. Durch die Beschreibungen der Backkreationen und der anstrengenden Arbeit in der Backstube sowie die zwischen den Kapitel abgedruckten Rezepte kann man auch Annas große Leidenschaft nachempfinden und hat den Duft von Wiener Gugelhupf, Apfelstrudel oder Rosenmuffins in der Nase.

Die Geschichte zielt jedoch nicht nur auf Anna, ihr Café und ihr Singledasein ab, an dem ihre beste Freundin Mel unbedingt etwas ändern möchte, auch die anderen Figuren erhalten genügend Raum für ihre eigenen Geschichten. Jede von ihnen - egal ob der einsame ältere Herr Havel, die intelligente, aber in sich gekehrte Mira oder der undurchschaubare Marco - hat mit Verlusten und Ängsten zu kämpfen. Sie alle finden ein Stück Halt und Geborgenheit in Annas Café und sammeln mit der Zeit Erfahrungen, die neue Hoffnung schenken. So kommt Herr Havel seiner verwitweten Nachbarin näher, Miras Situation zu Hause erscheint weniger verzweifelt und ausweglos, Marco findet wieder einen Zugang zu seiner Familie und auch Anna kann ihr unter Schneemassen begrabenes Herz langsam ausgraben. Bis dahin gilt es jedoch für sie alle einige Hürden zu überwinden und Klippen zu umschiffen, denn das Leben macht es den Protagonisten nicht leicht.

"Zusammen sind wir wundervoll" ist ein vielschichtiger Roman über Einsamkeit, Vertrauensverlust, Freundschaft, Liebe und neue Anfänge, der einfühlsam und warmherzig geschrieben ist. Die Charaktere sind lebendig gezeichnet und nahbar, so dass man unweigerlich von ihren ganz unterschiedlichen Schicksalen betroffen ist, mit ihnen bangt und hofft, dass sie mit Hilfe von Kuchenmagie und verlässlichen Freunden ein Tor zum Glücklichsein für sie öffnen möge. Es ist eine Wohlfühllektüre und eine Hommage an die Freundschaft, die vor allem durch ihre bittersüßen Momente Tiefgang erhält, die Hoffnung schenkt und mit vielen verlockenden Rezepten zum Nachbacken aufwartet.

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