Horror-Adaption des Kinder-Klassikers ...
Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland"Ich hatte nie die Chance zu werden, wer ich wirklich bin. Ich hab mich schon vorher verlaufen."
"Finsternis im Wunderland" ist der erste von drei Bänden der "Chroniken von Alice" von der amerikanischen ...
"Ich hatte nie die Chance zu werden, wer ich wirklich bin. Ich hab mich schon vorher verlaufen."
"Finsternis im Wunderland" ist der erste von drei Bänden der "Chroniken von Alice" von der amerikanischen Autorin Christina Henry. Die Autorin hat aus dem Kinderbuch-Klassiker eine jugendliche Horror-Version adaptiert. Leider konnte mich dies aber nicht überzeugen, auch wenn mir die Idee grundsätzlich zugesagt hat.
Inhalt: Alice ist seit 10 Jahren in einer Irrenanstalt gefangen. Jede Nacht wird sie im Schlaf von einem Mann mit Kaninchenohren verfolgt, doch sie kann sich nicht an die Geschehnisse vor ihrer Einweisung erinnern. Bei einem Brand gelingt ihr, gemeinsam mit dem geisteskranken Axtmörder Hatcher, die Flucht. Doch nicht nur die Beiden sind aus der Irrenanstalt entkommen, denn in den Tiefen des Gebäudes war der gefürchtete Jabberwock gefangen und macht jetzt Jagd auf Alice und Hatcher. Dabei zieht er eine Blutspur durch die ganze Stadt ...
Cover und Design: Das gestaltete Cover des Buches finde ich super ansprechend. Im Vordergrund ist das klassische "Wunderland"-Kaninchen mit der Taschenuhr in der Hand zu sehen. Düster aber dennoch kindlich verspielt, verspricht das Buch eine schaurige Märchenadaption von Alice im Wunderland. Das Buch ist zwar ein Hardcover, aber in Form und Größe eines Taschenbuchs, was es sehr handlich, aber dennoch stabil und hochwertig macht. Und sogar einen besonderen Buchschnitt in Form von Fußspuren hat es.
Meine Meinung: Leider kann der Inhalt des Buches nicht mit dem einzigartigen Cover mithalten. Grundsätzlich sollte das Buch eine blutig düstere Adaption von "Alice im Wunderland" sein, jedoch haben mich weder das Worldbuilding, noch der Aufbau der Geschichte überzeugen können. Die Geschichte wurde ganz nach dem Motto "We're all mad here" aufgebaut und vieles war wirr und undurchsichtig. Auf den ersten Seiten des Buches wurde man in den Inhalt reingeschmissen und es fehlten entscheidende Informationen, um mich in der Geschichte zurechtzufinden. Die fehlenden Informationen haben sich auch durch das ganze Buch hindurchgezogen, so dass ich am Ende fast noch mehr Fragezeichen im Kopf hatte als zu Beginn.
Zuerst einmal das Worldbuilding: ich habe keine Ahnung wie die Stadt heißt, in der sich die Story abspielt, noch wo sich diese Stadt befindet. Es gibt zwei Stadtteile, wobei die "Alte Stadt" anscheinend von Bandenführern regiert wird, was aber leider nie anschaulich erklärt wird. In diesem Stadtteil stehen Verbrechen jeglicher Art inkl. Drogenmissbrauch, Vergewaltigung, Menschenhandel und Mord an der Tagesordnung. Anscheinend gibt es weder Gesetzeshüter, noch irgendeine Art von Politik in dieser Stadt, zumindest bekommt man als LeserIn keine weiteren Informationen darüber. Der Weltenaufbau war für mich viel zu undurchsichtig.
Auch die Handlung konnte mich nicht wirklich überzeugen. Die Grundidee fand ich zwar gut - eine verrückte Alice, die sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit macht - jedoch hat mir die Umsetzung nicht wirklich zugesagt. Oft fühlte es sich für mich so an, als wollte die Autorin so viele grausame und blutige Szenen wie möglich in die Geschichte reinpacken, was mehrmals bei den Haaren herbeigezogen wirkte. Wenn Alice ein Gebäude betritt, dann gibt es kaum Überlebende. Sie zieht ungewollt eine Blutspur durch die halbe Stadt. Sehr viel Blut davon war absolut unnötig und machte das Ganze dann auch ein bisschen lächerlich. Es kommen viele Charaktere aus der originalen "Alice im Wunderland"-Geschichte vor, aber nur stark abgewandelt. Die rauchende Raupe ist z.B. ein grausamer Mafiosi, der sich schöne Frauen als "Schmetterlinge" hält. Grundsätzlich war die Idee zwar nicht schlecht, aber mir hat der typische "Alice im Wunderland"-Flair gefehlt. Alles Verrückte und Irrsinnige wurde zu grausam umgewandelt.
Dann wurde auch noch eine Liebesgeschichte eingebaut, die für mich nicht nachvollziehbar war. Ich konnte im ganzen Buch keine Gefühle spüren, aber plötzlich wird von Liebe gesprochen. Eine Freundschaft wäre mir hier lieber gewesen.
Auch die Charaktere von Alice und Hatcher waren blass. Ihre Persönlichkeiten waren nicht detailliert zu fassen und viele Handlungen und Reaktionen der Beiden waren für mich nicht nachvollziehbar. Außerdem ist Alice sehr sprunghaft in ihren Meinungen. Ich hatte bis zum Schluss kein detailliertes Bild der Charaktere in meinem Kopf.
Geendet hat das Ganze dann viel zu schnell. Der ganze Inhalt des Buches wurde auf ein Ziel aufgebaut, das dann in einigen wenigen Seiten überraschend abgehandelt wurde. Die Autorin hat auf ein großes Ereignis hingearbeitet, den Faden dann aber in Nebensächlichkeiten verloren und das Ende viel zu einfach und unbefriedigend gelöst.
Nachdem mir "Die Chroniken von Peter Pan" so gut gefallen hat, hat mich dieses Buch in ganzer Linie enttäuscht. Einzig den fesselnden Schreibstil der Autorin kann ich loben, der ganze Rest war für mich ein Flop. Der Aufbau der Welt und des Inhalts waren zu undurchsichtig und mir haben die typischen "Alice im Wunderland"-Merkmale gefehlt. Dabei hätte man mit dieser Idee eine so tolle, düster-blutige Geschichte weben können. Da wurde sehr viel Potential verschenkt. Ich werde der Autorin dennoch noch eine Chance geben, vielleicht kann mich der zweite Teil mehr von sich überzeugen. Das Ende von "Finsternis im Wunderland" arbeitet bereits auf die Fortsetzung hin, was mich doch sehr neugierig gemacht hat.