Gute Ansätze, insgesamt aber flach bleibend
Zum Inhalt:
Der 7. Fall für das Ermittlerduo Jan Krömer und Lisa.
Ein ganz normaler Freitag in Ostfriesland. Auch Johann und Talea Schmees gehören zu den Horden, die sich ins Einkaufsgetümmel von Aurich ...
Zum Inhalt:
Der 7. Fall für das Ermittlerduo Jan Krömer und Lisa.
Ein ganz normaler Freitag in Ostfriesland. Auch Johann und Talea Schmees gehören zu den Horden, die sich ins Einkaufsgetümmel von Aurich stürzen. Doch auf dem Weg zu Taleas Eltern machen sie plötzlich eine grausige Entdeckung. Mitten auf der Landstraße liegt ein großer weißer Sack, aus dem verschiedene Leichtenteile ragen. Hände und Füße verschiedener toter Personen.
Jan und Lisa stehen vor einem Rätsel. Und dann bekommen sie auch noch einen Flüchtling als Praktikanten aufs Auge gedrückt. Und plötzlich ist nicht nur die Lösung des Falls wichtig, sondern es kommen auch Themen wie Fremdenhass auf...
Werden es Jan und Lisa schaffen, auch diesen Fall trotz aller Widerstände zu lösen?
Der erste Satz:
"Es gibt Momente im Leben eines Menschen, da muss er sich entscheiden, wie sein weiteres Leben verlaufen soll."
Meine Meinung:
Vorneweg: Für mich ist es das erste Buch, das ich von Moa Graven lese, ich kenne also auch die Vorgänger der Reihe bisher nicht.
Dies stellt aber kein Problem dar, auch der unwissende Leser findet schnell in die Personen und ihre jeweiligen Lebenssituationen hinein.
Das Buch fängt sofort mit Tempo an, mit der Entdeckung der Leichenteile, und Jan und Lisa nehmen ihre Ermittlungen auf. Allerdings habe ich während des gesamten Buches keinen wirklichen Zugang zu den beiden Protagonisten bekommen. Es hat sich ein bisschen so angefühlt, als würde man eine einzelne Episode von Criminal Minds oder Navy CIS anschauen - man bekommt zwar mit, dass es eine grobe Haupthandung über die gesamte Serie gibt, sieht aber nur einen kleinen Ausschnitt davon und kann sich so nicht wirklich mit den Personen identifizieren. Zumal sie eben auch im Verlauf des Buches keine wirkliche Entwicklung durchmachen.
Spanend fand ich immer wieder die Einblicke in die Sicht des Täters, die Beschreibung seiner Handlungen. Allerdings hat mir auch hier die Tiefe gefehlt, was ihn wirklich beschäftigt oder antreibt bleibt ein Rätsel.
Auch der eigentlich sehr spannende Fall rückt irgendwie total in den Hintergrund. Zurück bleibt irgendwie das Gefühl, dass den beiden Ermittlern das Schicksal ihres Praktikanten Helif und die Gewalt und Ausländerfeindlichkeit ihm gegenüber (so schlimm diese ist), wichtiger war als die Lösung des eigentlichen Falles mit seinen unzähligen Mordopfern... Es passt für mich einfach nciht zusammen, dass die Asylpolitik und Ausländerfeindlichkeit in diesem Buch genauso viel oder sogar noch mehr Raum bekommen. Und auch bei der letztendlichen Auflösung hat man das Gefühl, dass den Ermittlern der Ausgang irgendwie egal ist...
Damit hängt auch zusammen, dass das Tempo nicht das gesamte Buch über gehalten wird. Der Fall plätschert lange vor sich hin, die immer wieder auftretende Spannung wird immer wieder gedrückt und zur Seite geschoben. Dies ändert sich lediglich im letzten Drittel des Buches. Hier nimmt das Buch plötzlich Fahrt auf, man kommt der Lösung des Falles in plötzlich riesigen Schritten näher. Allerdings geht mir das ganze dann auch schon wieder zu schnell. Da plätschert das Buch so lange mit mehr oder weniger wichtigen Themen daher, und plötzlich hat man innerhalb von drei Kapiteln den gesamten Fall gelöst... Für mich schafft es die Autorin nicht, den roten Faden beizubehalten, und driftet viel zu sehr zu vermeintlichen Nebenschauplätzen und -handlungen ab.
Toll fand ich, wie sich der Titel des Buches durch die gesamte Handlung gezogen hat. Das Ehepaar Schmees, die sich über die langen Ehejahre fremd geworden sind, desillusionierte Bauern, die vom modernen Leben abgehängt wurden, Jan und Lisa, die sich im eigenen Land mit all den rechten Tendenzen plötzlich fremd fühlen. Dazu noch Helif, der selber komplett fremd in diesem Land ist, aber allen anderen den Spiegel vorhält, wie man sich eigentlich verhalten und welche Tugenden man leben sollte...
Allerdings fehlt mir dann auch hier der eigentliche Bezug zum Täter. So gut ich das Thema bei den beschrieben Personen und Situationen einordnen kann, so sehr fehlt mir der Bezug zum eigentlichen Täter. Bei ihm kann ich nicht wirklich nachvollziehen, inwiefern er eigentlich fremd sein soll...
Mein Fazit:
Ein Buch mit tollen Ansätzen und Ideen, dem allerdings komplett der rote Faden fehlt. Mit den Ermittlern und allen anderen Personen bin ich die gesamte Zeit irgendwie nicht warm geworden, mir fehlt die unbedingte Spannung, das Mitfiebern bei der Lösung des Falles, sodass ich dem Buch selber einigermaßen fremd geblieben und vom Fall unbeeindruckt geblieben bin.
Dennoch ist es ein gerade im letzten Drittel sehr spannend werdender Krimi, den man gut mal zwischendurch lesen kann. Wer aber komplett in die Situation eintauchen will, und einen hochpackenden, jederzeit spannenden und temporeichen Krimi/ Thriller erwartet, ist meiner Meinung nach hier weniger gut aufgehoben.
Dennoch für eine einigermaßen solide Leistung noch wohlwollende 2,5 bzw. 3 Sterne.
Vielen Dank an Moa Graven und den cri-ki-Verlag für das Rezensionsexemplar.