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Veröffentlicht am 14.03.2022

Grandiose Neuinterpretation

Tell
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Joachim B. Schmidt hat mit "Tell" eine grandiose Neuinterpretation von Schillers Drama geschaffen. Er lässt den schweizer Volkshelden in einem ganz anderen Licht erscheinen; nicht als furchtlosen Freiheitskämpfer, ...

Joachim B. Schmidt hat mit "Tell" eine grandiose Neuinterpretation von Schillers Drama geschaffen. Er lässt den schweizer Volkshelden in einem ganz anderen Licht erscheinen; nicht als furchtlosen Freiheitskämpfer, sondern als sehr zurückgezogenen und antipathischen Mann, der am liebsten nur für sich ist. Die Handlung wird in sehr kurzen Kapiteln aus der Sicht der verschiedenen Protagonisten erzählt. Dies gibt dem Ganzen ein sehr hohes Tempo sowie neue und ungewohnte Blickwinkel auf die Person Wilhelm Tell oder den Landvogt Gessler. Dessen Darstellung als mitfühlenden und differenzierten Menschen hat mich überrascht und beeindruckt.
Den Stoff der Tell-Sage hat Schmidt gekonnt genutzt und ein neues Drama, auch mit teilweise überraschend aktuellen Bezug, geschaffen. Ein Drama, ein Thriller, eine Neuerzählung, wie auch immer man dieses Werk bezeichnen möchte, es ist absolut Lesenwert!

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Veröffentlicht am 12.03.2022

Sehr emotional und persönlich

Meine Medizin seid ihr!
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Marlene ist 18 Jahre jung, als sie die Diagnose "metastasiertes Medulloblastom" erhält: Hirntumor. Das Leben der Jugendlichen ist nicht nur auf den Kopf gestellt sondern vollkommen zerbrochen. Anstatt ...

Marlene ist 18 Jahre jung, als sie die Diagnose "metastasiertes Medulloblastom" erhält: Hirntumor. Das Leben der Jugendlichen ist nicht nur auf den Kopf gestellt sondern vollkommen zerbrochen. Anstatt Abi-Klausuren zu schreiben, unterzieht sie sich im Krankenhaus einer Hirn-OP und bekommt Chemotherapie. Den Kampf gegen den Krebs aufzugeben, kommt für Marlene nicht in Frage. Auf ihre ganz eigene Weise, mit viel Energie, Optimismus und Humor, kämpft sie gegen den Krebs und sich selbst zurück ins Leben.
Schonungslos berichtet Marlene über diese schreckliche Zeit in Ihrem Leben, die sie trotz allem oder womöglich genau aus diesem Grund nur noch stärker gemacht hat. Für mich war es sehr emotional dieses Buch zu lesen, ich konnte vieles nur zu gut nachvollziehen, sodass ich das Buch immer wieder zur Seite legen musste, weil es mich sehr belastet hat. Marlene ertränkt sich allerdings nicht in Selbstmitleid, sie schreibt auch sehr humorvoll, denn eines will sie auf keinen Fall: Mitleid. Mit einem eigenen Blog tritt sie sogar in die Öffentlichkeit, lässt andere an ihrem Kampf gegen Krebs teilhaben und macht auch so Leidensgenossen Mut.
Im Nachwort schreibt Marlene, dass sie sich älter fühlt als sie ist, weil sie so viele Tiefs bereits in Ihrem Leben durchmachen musste. Auch das kann ich sehr gut nachvollziehen. Wichtig ist, niemals zu vergessen, wie froh man sein kann, am Leben zu sein. Marlene hat aber noch eine wichtige Botschaft an alle.
Vergesst niemals: das Leben ist schön!

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Veröffentlicht am 25.02.2022

Spannend bis zur letzten Seite

Vertrauen
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Der Polizist Avi Abraham ist ein guter und gewissenhafter Polizist, doch seine Arbeit stellt ihn nicht zufrieden, selbst wenn er Fälle aufklärt. Denn dann ist es meist schon zu spät und den Opfern ist ...

Der Polizist Avi Abraham ist ein guter und gewissenhafter Polizist, doch seine Arbeit stellt ihn nicht zufrieden, selbst wenn er Fälle aufklärt. Denn dann ist es meist schon zu spät und den Opfern ist nicht mehr zu helfen.
Plötzlich gibt es direkt an einem Tag zwei vielversprechende Fälle. Vor einem Krankenhaus wird ein Neugeborenes ausgesetzt und ein vermeintlicher Tourist lässt nicht nur sein Gepäck im Hotelzimmer zurück, sondern verschwindet spurlos und ohne das Zimmer zu bezahlen. Avi Abraham stürzt sich in diesen Vermisstenfall, nichts ahnend wohin er ihn führen wird.
Der Kriminalroman besteht aus zwei Handlungssträngen, die gleichzeitig beginnen und sich immer wieder überkreuzen. Einer ist der von Liora Talias. Die Frau, die mutmaßlich das Neugeborene ausgesetzt hat und die im Fokus der Ermittlungen steht, die allerdings nicht von Abraham geleitet werden, sondern einer Polizistin.
Im zweiten Handlungsstrang steht Inspektor Avi Abraham im Vordergrund. Nicht nur seine Ermittlungsarbeit, auch sein Privatleben und seine Vergangenheit werden beleuchtet.
Dies ist der erste Roman, den ich von Dror Mishani gelesen habe und ich bin sehr begeistert. Die Figuren sind sehr lebensnah dargestellt. Avi Abraham war mir von Beginn an sympathisch. Er ist kein Ermittler, der dubiose Methoden oder eine besondere Fähigkeit hat, die ihn unglaubwürdig erscheinen lässt. Er ist einfach ein Mensch, der nicht locker lässt, der sich viele Gedanken macht und dabei auch eigene Schwächen zeigen darf.
Besonders gefallen haben mir die kleinen Einblicke in den Alltag des Lebens in Israel und die Bedeutung, die der Glaube in diesem Alltag spielt. Dies ist ein etwas anderer Kriminaroman, ohne Blutvergießen und Gänsehaut-Momente. Es geht mehr um die (Zwischen-)Menschlichen Beziehungen und um gute alte Ermittlungsarbeit. Die Handlung kann ich mir gut in einer Verfilmung vorstellen. Ich habe stets mitgerätselt, wurde überrascht und habe das Buch bis zur letzten Seite genossen.

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Veröffentlicht am 22.02.2022

Göttlich!

Mythos
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Ich weiß gar nicht, wie ich eine angemessene Rezension zu dieser wahnsinnig unterhaltsamen Lektüre schreiben soll, ohne zu viel Begeisterung hinein zu bringen. Schon seit meiner Kindheit bin ich fasziniert ...

Ich weiß gar nicht, wie ich eine angemessene Rezension zu dieser wahnsinnig unterhaltsamen Lektüre schreiben soll, ohne zu viel Begeisterung hinein zu bringen. Schon seit meiner Kindheit bin ich fasziniert von der Mytholgie und Geschichte der Antike. Ich habe viele Bücher gelesen, Dokumentationen gesehen und bin nach Griechenland gereist.
Stephen Fry bringt uns in diesem Buch die griechische Mythologie auf sehr unterhaltsame Weise näher. Na klar, es werden sehr viele Personen, Götter und diverse Persönlichkeiten behandelt. Und wenn ich sage viele, dann meine ich auch viele.
Ich wünschte, ich könnte mir all diese Informationen merken. Denn zu allem findet Fry wundervolle Anmerkungen und Verweise. Den Ausdruck 'Die Büchse der Pandora' kennt jeder. Aber wer weiß, was genau darin war, oder sich noch immer darin befindet? Woher hat das Uran seinen Namen? Wieso sind Raben schwarz? Es sind unglaublich viele Details, die dieses Buch so besonders machen. Heute, in unserem Alltag, nutzen wir so viele Begriffe, die vom Griechischen und aus der griechischen Mythologie stammen, einfach toll.
Die Griechen haben auf ihre ganz eigene Weise versucht, die Natur zu erklären. Dabei haben sie sehr fantasievolle Geschichten geschaffen, die auch noch heute faszinieren. Die Götter sind alles andere als perfekt dargestellt, eigentlich sogar sehr menschlich.
Stephen Fry wählt einige Formulierungen vielleicht manchmal etwas zu flapsig, aber insgesamt hat mich dieses Buch so sehr begeistert, dass ich einfach 5 Sterne vergeben muss! Ich freue mich schon auf die Fortsetzung "Helden" und "Troja".

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Veröffentlicht am 17.02.2022

Vom Verlieren und Wiederfinden

Das Fundbüro der verlorenen Träume
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Helen Frances Paris hat mit ihrem Debütroman "Das Fundbüro der verlorenen Träume" ein kleines literarisches Kunstwerk geschaffen.
Dorothea Watson, genannt Dot, hat mit ihrem Job im Fundbüro scheinbar ihre ...

Helen Frances Paris hat mit ihrem Debütroman "Das Fundbüro der verlorenen Träume" ein kleines literarisches Kunstwerk geschaffen.
Dorothea Watson, genannt Dot, hat mit ihrem Job im Fundbüro scheinbar ihre Berufung gefunden. Hingebungsvoll kümmert sie sich um die Gegenstände, die Menschen verloren haben. Sie katalogisiert diese Dinge, liebt die Ordnung und die Kontrolle, die sie damit ausüben kann. Denn in ihrem privaten Leben scheint diese Kontrolle, nach dem tragischen Tod ihres Vaters und dem Abbruch ihres Traumes eines Lebens in Paris, verschwunden. Dot lebt zurückgezogen, ihr Leben besteht aus der Arbeit und den regelmäßigen Besuchen bei ihrer Mutter, die an Demenz erkrankt ist und im Pflegeheim lebt. Mit ihrer älteren Schwester Philippa verbindet sie nur wenig.
Als eines Tages Mr. Appleby im Fundbüro den Verlust einer Handtasche meldet, versucht Dot alles um dem älteren Herrn zu helfen. Denn die Handtasche ist ein Andenken an seine verstorbene Frau und wer, wenn nicht Dot, könnte den emotionalen Wert eines solchen scheinbar banalen Gegenstandes erkennen und wertschätzen?
Dot ist eine sehr charismatische, gebildete und kultivierte Frau, ich habe sofort Zugang zu ihr gefunden und sie ins Herz geschlossen. Sie ist voller Emotionen und das trifft ebenso auf die Geschichte zu. Traurigkeit, Hoffnung, Liebe und ganz viel Herzenswärme! Der Roman hat mir viel mehr gegeben als ich erwartet habe. Ich bin sehr beeindruckt und kann das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen!

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