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Veröffentlicht am 10.03.2022

Anna‘s Traum

Unser wirkliches Leben
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Anna ist eine junge Operngesangsstudentin. Dank eines Stipendiums kommt sie ihrem Traum Opernsängerin zu werden zwar näher, aber London ist so teuer, dass sie neben dem Studium noch in einer Kneipe als ...

Anna ist eine junge Operngesangsstudentin. Dank eines Stipendiums kommt sie ihrem Traum Opernsängerin zu werden zwar näher, aber London ist so teuer, dass sie neben dem Studium noch in einer Kneipe als Jazzsängerin jobbt. Dort lernt sie auch eines Abends den wesentlich älteren, verheirateten Banker Max kennen, der nicht nur wohl situiert ist , sondern auch mit beiden Beinen im Leben steht. Es entsteht eine recht ungleiche Liebesbeziehung zwischen beiden.



Der Roman ist aus der Ich-Perspektive der Protagonistin geschrieben. Toll waren die umfassenden Einblick in die Welt der Oper, die Proben und Vorsingen, die Rollen, in die sich Anna voller Leidenschaft hineindachte.

Es tat weh zu sehen, wie sich ihre Prioritäten verschoben und sie sich immer abhängiger und unglücklicher fühlte. Ob, und wie sie aus dieser Lebenskrise wieder herausfindet, werde ich hier natürlich nicht verraten.



Neben den Hauptprotagonisten Anna und Max gab es noch einige spannende Nebencharaktere. So mochte ich besonders Angela, eine Art Mentorin für Anna , habe Anna‘s Freundin Laurie immer wieder als Korrektiv für die Protagonistin empfunden und hatte für die zweifelhaften Vermieter von Anna und Laurie nur ein ungläubiges Kopfschütteln über.



Ich mochte den Roman, der fast hauptsächlich aus Dialogen besteht, auf Anführungszeichen in der wörtlichen Rede gänzlich verzichtet, bis zu einem gewissen Punkt sehr gerne. Leider hat mir der letzte Leseabschnitt und das Ende meine persönliche Gesamtbewertung verhagelt, denn mit diesem Teil der Geschichte wurde ich so gar nicht warm.

Trotzdem hat der Roman mir zu großen Teilen Spaß gemacht . Er liest sich flott und ist feinfühlig erzählt. Man merkt der Autorin an, dass sie sich in der Opernwelt auskennt, und das waren auch im Nachhinein für mich die interessantesten Passagen der Geschichte.

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Veröffentlicht am 02.03.2022

Neues von Tom Babylon und Dr.Sita Johanns

Violas Versteck (Tom-Babylon-Serie 4)
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Der dringend erwartete 4.Teil der Tom Babylon Reihe von Marc Raabe ist endlich da.

Mehr als 20 Jahre sucht LKA Ermittler Tom schon nach seiner kleinen Schwester Viola, die im Alter von 10 Jahren auf dramatische ...

Der dringend erwartete 4.Teil der Tom Babylon Reihe von Marc Raabe ist endlich da.

Mehr als 20 Jahre sucht LKA Ermittler Tom schon nach seiner kleinen Schwester Viola, die im Alter von 10 Jahren auf dramatische Weise verschwunden ist. (Der Mann hat Durchhaltevermögen) Obwohl es ein offizielles Begräbnis gab, ist Tom überzeugt davon, dass Vi noch lebt und seine Hartnäckigkeit zeigt Wirkung. Endlich taucht eine Spur seiner kleinen Schwester ausgerechnet in seinem Elternhaus auf. Tom findet ein Foto, dass eine ältere Viola mit einem ihr ähnlich sehenden Kind an der Hand zeigt.

Kurz darauf stirbt Tom’s Vater bei einem U-Bahn Überfall, der im Prolog geschildert wird und Tom wacht in einem Londoner Krankenhaus mit deutlichen Gedächtnislücken auf.

Natürlich geht es auch wieder um Bruckmann, den Antagonisten aus den Vorbänden, der inzwischen in Sicherheitsverwahrung in der forensischen Klinik Burg Tauenstein irgendwo im Nirgendwo einsitzt und der auch von dort aus, da sind sich Tom und seine vertraute Kollegin Sita einig, weiterhin die Fäden zieht. Es bleibt spannend und mitreißend und die Geschichte findet ein Ende, in dem alle noch offenen Fragen geklärt werden können. Der Autor springt nicht nur zwischen der Jetztzeit und der Vergangenheit wild hin und her auch die Schauplätze wechseln von London nach Berlin und in die Alpen. Marc Raabe ist wieder ein Pageturner gelungen, den man besonders zum Ende hin kaum aus den Händen legen möchte. Trotzdem fand ich den Abschlussband etwas schwächer als die Vorgänger. Man hätte die Geschichte sicher noch etwas straffer erzählen können und die imaginäre 10jährige Viola, mit der Tom seit Beginn der Reihe eine innere Zwisprache führt, ging mir manchmal schon ein bisschen auf die Nerven. Trotzdem ist das ein Meckern auf hohem Niveau und das Buch auf jeden Fall lesenswert. Allerdings empfehle ich die Buchreihenfolge auf jeden Fall einzuhalten.

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Veröffentlicht am 22.02.2022

Ein faszinierendes Selbstmordkommando

Der Astronaut
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Es geht um nicht weniger, als die Rettung der Erde in diesem Roman. Man sollte meinen, die Menschen seien ganz alleine in der Lage ihre eigene Spezies auf Dauer auszurotten, doch noch schneller könnte ...

Es geht um nicht weniger, als die Rettung der Erde in diesem Roman. Man sollte meinen, die Menschen seien ganz alleine in der Lage ihre eigene Spezies auf Dauer auszurotten, doch noch schneller könnte es vielleicht gehen, wenn sich die Sonne plötzlich immer mehr verdunkelt und rasant ihre lebensspendende Energie verliert.

Ryland Grace ist Wissenschaftler und kein Astronaut. Trotzdem wacht er nach einem komatösen Schlaf in einem Raumschiff auf und hat große Erinnerungslücken. Er ist nicht nur allein mit den Leichen 2er Crewmitglieder , er befindet sich ganz offensichtlich in einem anderen Sonnensystem und hat einen Auftrag zu erfüllen. Mühsam kämpft sich sein Gedächtnis zurück und was er herausfindet ist nicht schön.

Andy Weir hat sich wieder eine irre Geschichte ausgedacht, die durch ihren Humor und ihre Selbstironie einfach einen großen Unterhaltungswert hat. Sie ist gespickt mit Physik, Mathematik und wissenschaftlichen Erklärungen, mit denen ich nicht wirklich etwas anfangen kann, aber das macht gar nichts. Ich muss das als Leser nicht wirklich verstehen, um der Geschichte folgen zu können. Vermutlich ist es für Mathe und Physikfreaks nochmal ein doppelter Spaß, denn was der Autor schreibt, hat sicher Hand und Fuß. ( behaupte ich mal in meinem Nichtwissen)

Die handelnden Figuren waren mir sehr sympathisch. Ryland Grace ist ein brillanter Wissenschaftler, der unter den gegebenen Umständen bereit ist sich für das Überleben der Menschheit zu opfern. Man folgt ihm gerne durch die Geschichte und fühlt sich ihm emotional schnell verbunden. Die Geschichte selbst hat immer wieder überraschende Wendungen, so dass es nie langweilig wird. Neben dem Geschehen im Weltraum, dass in der Ich-Perspektive von Grace erzählt wird, gibt es einen zweiten Erzählstrang, der über die Entstehung der Mission berichtet.

Ich mochte den Roman sehr gerne. Allerdings hätte ich mir das Ende vielleicht anders gewünscht, auch wenn es durchaus schlüssig war.

Auf jeden Fall war auch „Der Astronaut“ wieder ein großer Lesespaß, den ich gerne weiterempfehle. Ich lese nicht gerade viel Science Fiction aber zu Andy Weir greife ich gerne.

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Veröffentlicht am 06.02.2022

Eindringlich und beklemmend

Perfect Day
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Für Ann Lesniak bricht eine Welt zusammen, als sie in Erwartung eines Pizzaboten einem Einsatzkommando der Polizei die Tür öffnet und ihr Vater vor ihren Augen verhaftet wird. Abscheuliches wird ihm vorgeworfen. ...

Für Ann Lesniak bricht eine Welt zusammen, als sie in Erwartung eines Pizzaboten einem Einsatzkommando der Polizei die Tür öffnet und ihr Vater vor ihren Augen verhaftet wird. Abscheuliches wird ihm vorgeworfen. 10 kleine Mädchen soll er im Laufe der letzten Jahre entführt und ermordet haben. Er, Professor für Anthropologie und Philosophie und liebevoller, alleinerziehender Vater soll ein Monster, nämlich der berüchtigte „Schleifenmörder“ sein? Ann kann und will das nicht glauben und ist fest entschlossen seine Unschuld zu beweisen. Recht schnell hat sie auch einen Verdacht dem sie nachgeht und bekommt Hilfe von einer früheren Freundin und einem jungen Mann, den sie auf ihrer Arbeitsstelle kennengelernt hat. Ihre Nachforschungen stehen im Fokus des Buches . Die Polizeiarbeit läuft eher im Hintergrund ab. Der Roman wird sowohl aus Ann‘s Perspektive als auch aus einer Wir- Perspektive erzählt, die erst im Laufe der Geschichte aufgedeckt wird. Dann gibt es noch Kinderaufsätze und Briefe, die den Thriller abwechslungsreich machen.

Ann ist eine sympathische Protagonistin, mit der man gut mitfühlen kann. Ihre Situation ist unvorstellbar und furchtbar, und sie ist zerrissen zwischen ihrer felsenfesten Überzeugung von der Unschuld ihres Vaters und Zweifeln, die sie immer wieder einholen. Als Leser ist man absolut bei ihr, folgt ihren Spuren und weiß doch nicht, ob sie sich vielleicht verrennt. Romy Hausmann schaffte es durch ihren ganz besonderen Schreibstil und viele Minicliffhanger mich zu packen und mitzureißen. Im Mittelteil gab es zwar auch Längen aber das Ende war nicht nur überraschend, sondern auch ungewöhnlich und interessant und ließ keine Fragen mehr offen.

Ich fand es war wieder ein Thriller, der unter die Haut geht, der gut unterhält und auf jeden Fall empfehlenswert ist.

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Veröffentlicht am 22.01.2022

Eindrucksvolle Lebensgeschichte eines geflüchteten Afghanen

Im Winter Schnee, nachts Sterne. Geschichte einer Heimkehr
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Der italienische Autor Fabio Geda hatte für diese wunderschöne und sehr emotionale Geschichte einen Co-Autoren, seinen afghanischen Protagonisten Enaiatollah Akbani. Es ist das 2. Buch, dass die beiden ...

Der italienische Autor Fabio Geda hatte für diese wunderschöne und sehr emotionale Geschichte einen Co-Autoren, seinen afghanischen Protagonisten Enaiatollah Akbani. Es ist das 2. Buch, dass die beiden zusammen schreiben. Der Vorgängerband „Im Meer schwimmen Krokodile“ war ein großer Erfolg und handelte von Enaiat’s Flucht als 10jähriger aus seinem Heimatland.

Inzwischen ist er erwachsen, anerkannter Flüchtling mit Wohnsitz Italien, wo er sich gut eingelebt hat. Hier beginnt Band 2 , dass auch ohne Vorkenntnis des 1 Buches gut gelesen werden kann. Nach den vielen Jahren fern seiner Heimat, quält den Protagonisten die Sorge um seine Familie. Zu seiner Mutter, seiner Schwester und seinem kleinen Bruder hatte er seit so vielen Jahren keinen Kontakt mehr. Wie durch ein Wunder spürt er von Italien aus seine Mutter auf und kann Kontakt aufnehmen zu ihr. In der Folge bemüht er sich um ein Wiedersehen und versucht alle bürokratischen Hürden zu überwinden, um seine Liebsten nach all den Jahren wieder in die Arme schließen zu können.

In einer einfachen aber sehr eindringlichen und bildhaften Sprache erfährt der Leser erfährt der Leser mehr über Afghanistan und seine Menschen und seine Kultur. Das Buch beginnt mit einem kurzen Abriss der Geschichte und auch Landkarten helfen zur besseren Orientierung.

Man wird beim Lesen ganz demütig und dankbar für all die Privilegien, die wir in unserem Land genießen dürfen. Soviel im Leben ist bestimmt von dem Ort, an dem wir geboren werden, und Frieden und Freiheit können gar nicht hoch genug geschätzt werden.

Das Buch hat mich sehr berührt, und ich habe Hochachtung vor diesem jungen Mann , der es geschafft hat sich nach einer furchtbaren Odyssee fern der Heimat eine Zukunft in Europa aufzubauen. Es war spannend in eine mir fremde Kultur einzutauchen, erschreckend von Krieg, Armut und Korruption zu lesen. Trotzdem hat das Buch einen sehr hoffnungsvollen und positiven Grundton. Es wirbt auch für mehr Verständnis gegenüber Flüchtlingen und ist mit seiner eher einfachen Sprache auch gut für Jugendliche zu empfehlen.

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