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Veröffentlicht am 04.03.2022

Was ist Dein Geheimnis?

Psst! Gute und schlechte Geheimnisse. Ein Zusammenlesebuch für Kinder und Erwachsene. Begleitet vom Kinderschutzbund
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„Zwischen guten und schlechten Geheimnissen zu unterscheiden ist manchmal nicht leicht.“ (S. 8) Aber wie erklärt man (s)einem Kind, welches Geheimnis es problemlos für sich behalten kann und welches es ...

„Zwischen guten und schlechten Geheimnissen zu unterscheiden ist manchmal nicht leicht.“ (S. 8) Aber wie erklärt man (s)einem Kind, welches Geheimnis es problemlos für sich behalten kann und welches es besser einer Vertrauensperson oder zur Not auch jemand Fremden erzählt? Mit dieser Frage beschäftigen sich verschieden Autoren und Illustratoren mit Unterstützung des Kinderschutzbundes in „Psst! Gute und schlechte Geheimnisse“.

In kurzen, wunderschön illustrierten und kindgerechten Geschichten wird auf die Rechte von Kindern, verschiedene Arten von Mobbing, körperliche oder sexualisierte Gewalt und traumatische Erlebnisse eingegangen. Es wird aber auch aufgezeigt, was gute Geheimnisse sind und wie man geheime Wünsche der Kinder vielleicht erfahren kann, um ihnen diese evtl. zu erfüllen. Außerdem bekommen die Kinder erklärt, wie man Streit schlichtet, seinen Gerechtigkeitssinn entwickelt und was Toleranz bedeutet und alles beinhaltet (sei es nun Hautfarbe, Sprache oder Herkunft, oder auch der Wunsch nach einer anderen Identität / einem anderen Geschlecht).
Mir hat gefallen, dass die Probleme zum Teil geschickt umschrieben werden, sodass man die Kinder nicht gleich verschreckt, sie aber trotzdem verstehen, worauf die Herausgeberinnen bzw. der Fragesteller hinauswollen. Diese weisen übrigens ausdrücklich darauf hin, dass die Geschichten zum Zusammenlesen gedacht sind, damit die Kinder aufkommende Fragen sofort beantwortet bekommen. Das wichtigste Mittel sollte immer intensives Beschäftigen und gutes Zuhören sein – das Kind soll sich verstanden und sicher fühlen, es muss sich nicht schämen und braucht keine Angst vor der Schuldfrage zu haben.
Sehr interessant fand ich dabei das System der helfenden Hand, welches ich noch nicht kannte. Dabei steht jeder der 5 Finger für eine Vertrauensperson, die sich das Kind selber aussuchen und an die es sich im Bedarfsfall wenden soll. Das können neben Familienmitgliedern auch andere Eltern oder Lehrer und Erzieher sein.
Abgerundet wird das Buch durch Hintergrundwissen für die Eltern und die Adressen und Telefonnummern von Anlauf- und. Beratungsstellen.

Ich finde „Psst!“ sehr wichtig und hoffe, dass es in vielen Kinderzimmern oder Einrichtungen für Kinder Einzug hält.

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Veröffentlicht am 02.03.2022

Das Café der gebrochenen Herzen

Zusammen sind wir wundervoll
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„Auf eine Zitrone wurde ich noch nie eingeladen.“ (S. 7) flirtet Anna den Unbekannten auf dem Salzburger Grünmarkt offensiv an, aber er geht nicht darauf ein. Dabei muss er das Bitzeln doch bemerkt haben, ...

„Auf eine Zitrone wurde ich noch nie eingeladen.“ (S. 7) flirtet Anna den Unbekannten auf dem Salzburger Grünmarkt offensiv an, aber er geht nicht darauf ein. Dabei muss er das Bitzeln doch bemerkt haben, als sich ihre Hände beim Griff nach der Zitrone zufällig berührt haben, und schließlich hat er sie ihr dann ja auch geschenkt. Sie jedenfalls kann ihn nicht vergessen und freut sich, dass er der Betreiber des neuen veganen Bistros gegenüber ihrem Café Sonnigsüß ist. Doch aus der erhofften Freundschaft wird nichts, denn Marco verhält sich weiterhin extrem abweisend. „Und das Schlimmste ist, dass ich gleich bei unserer ersten Begegnung geahnt habe, dass er einer von denen ist, vor dem man weglaufen sollte.“ (S. 246)

Das Café Sonnigsüß ist eine Zuflucht für Menschen, die einsam sind oder Probleme haben, ein heiler Ort in einer kaputten Welt, dessen Backwerke magisch zu sein scheinen, weil sich die Gäste nach dem Essen etwas besser fühlen, fast schon glücklich, und weil es die Menschen zusammenbringt.
„Genau genommen ist Mel nicht meine Schwester. Wir teilen nicht dieselbe DNA. Aber wir haben diese Herzen, die im Gleichklang schlagen. Wir haben diese Geschichte, die uns zusammenschweißt. Und wir haben diese Freundschaft, die weit über das hinausgeht, was man unter Freundschaft versteht.“ (S. 56) Anna und ihre Ziehschwester Mel wohnen zusammen über dem Café. Beide sind sehr lebenslustig und scheinen immer fröhlich zu sein. Sie haben keine Probleme, Männer kennenzulernen, aber damit, sich zu binden – sie konsumieren sie wie eine von Annas köstlichen Backkreationen. Was sie in ihrer Kindheit Traumatisches erlebt haben, weiß außer Oma Gertraud niemand. Und die hat sie zu selbständigen und selbstbewussten Frauen erzogen, die gut ohne Männer klarkommen – genau wie sie selbst.
Zu den täglichen Stammgästen gehört der frisch verwitwete Augustin Havel. Der nette alte Herr kommt nicht nur wegen der Törtchen, sondern auch wegen Maja, einer sehr schlauen Schülerin, mit der er philosophische Fragen oder mathematische Probleme löst und der er wissenschaftliche Bücher ausleiht.
Und obwohl sich alle in dem Café ziemlich nahe sind, respektieren sie doch meist die Privatsphäre des anderen. Es werden selten Fragen gestellt, warum der andere gerade traurig aussieht oder immer wiederkommt. Man ist einfach füreinander da und tröstet sich mit süßen Sünden. Erst als Maja plötzlich ihre Besuche einstellt wird ihnen klar, dass sie auf ihre Intuition hätten hören sollen – denn Anna und Mel haben sich längst in ihr wiedererkannt.

„Zusammen sind wir wundervoll“ ist ein sehr berührendes und warmherziges Buch, das zum Nachdenken anregt und daran, auch mal hinter die Fassade unseres Gegenübers zu schauen. Es geht um spätes Glück und junge Liebe, schwere Traumata und wie wichtig Freundschaft im Leben ist. „Die Jahre sind so flüchtig wie der eine Augenblick, in dem man das perfekte Soufflé aus dem Ofen holt.“ (S. 15)

Mir hat die poetische Erzählweise abwechselnd aus der Sicht der jeweiligen Person sehr gut gefallen, weil man so ganz tief in deren Gedanken- und Gefühlswelt abtauchen konnte. Mehr als einmal hätte ich die Beteiligten gern in den Arm genommen und getröstet.

Den Charme des Buches machen auch die köstlichen Backwerke und (nicht ausschließlich) veganen Gerichte aus, deren Rezepte ich zum Teil schon ausprobiert habe.

5 Sterne für diesen Seelenschmeichler.

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Veröffentlicht am 01.03.2022

Die Leiche ist auch mal der Gärtner

Miss Merkel: Mord auf dem Friedhof
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Als Angela Merkel auf dem Friedhof erst einen attraktiven älteren Mann kennenlernt, der aussieht wie ein französischer Filmstar, dann einen Streit beobachtet und später einen der Kontrahenten ermordet ...

Als Angela Merkel auf dem Friedhof erst einen attraktiven älteren Mann kennenlernt, der aussieht wie ein französischer Filmstar, dann einen Streit beobachtet und später einen der Kontrahenten ermordet und kopfüber „eingetopft“ findet, kommt endlich wieder Leben in ihr eingefahrenes Rentnerdasein. Seit den Ermittlungen zum Mord an Freiherr Philipp von Baugenwitz langweilt sie sich nämlich und Kommissar Hannemann und sein neuer Kommissaranwärter überschlagen sich bei der Aufklärung des Mordes nicht gerade. Schnell findet sie heraus, dass der Tote der Friedhofsgärtner war und anscheinend mit den beiden ortsansässigen, miteinander verfeindeten, Bestattern im Clinch gelegen hat. Doch wer von ihnen oder ihren Angehörigen hatte einen Grund, ihn zu ermorden? „Die Stunde von Miss Merkel war gekommen!“ (S. 56)
Und da Puffel (ihr Mann Achim) gerade mit einem Freund auf einer mehrwöchigen Wandertour ist, weiß er nicht, dass sich seine Puffeline schon wieder in Gefahr (und vielleicht auch die Arme eines anderen Mannes ?!) begibt.

Personenschützer Mike ist von den Ereignissen gar nicht begeistert. Er hatte auf eine ruhige Stelle gehofft und muss sich jetzt mit der dritten Leiche in 3 Monaten und Angelas gefährlichen Alleingängen rumschlagen. Außerdem ist er verliebt und weiß nicht so richtig weiter. Also stolpert er von einem Fettnäpfchen ins nächste und ist statt „Magic Mike“ leider „Tragic Mike“, wie seine Angebetete treffend bemerkt.
Auch Mops Putin ist nur semibegeistert. Es ist nicht nur viel zu warm zum Ermitteln, ihm gefällt auch nicht, wie seine Mama einen Mann anhimmelt, der nicht sein Papa ist!

Wie schon im ersten Band hat mich David Safier wieder von der ersten bis zur letzten Seite sehr gut unterhalten. Ich liebe seine pointierten Protagonisten: Angela ist herrlich furchtlos und extrovertiert. Nach ihrer Karriere in der Politik erschreckt sie nichts mehr. Also fast nichts, Achim ungewöhnliche Lieder zur Aufmunterung und sein Scrabble-Faible sind ihr dann doch etwas zu viel. Sie hingegen beschäftigt sich lieber mit der Frage, wer Shakespeares Werke wirklich geschrieben hat und findet diesbezüglich ausgerechnet in einem der verdächtigen Bestatter einen Verbündeten. Und der regt nicht nur ihren Geist an, sie verliebt sich auch zum ersten Mal in ihrem Leben auf den ersten Blick und muss sich die existenzielle Frage stellen, ob ihr in ihrer Beziehung zu Achim etwas fehlt.

Ich finde die Geschichte wunderbar herzerwärmend und philosophisch. David Safier spricht hier ganz nebenbei auch die normalen Komplikationen in einer Beziehung an und wie das Rentnerdasein das Leben verändert. „Das war nun mal das Dumme an der Rente: Man hatte plötzlich viel zu viel Zeit, um über Dinge zu grübeln, die einem sonst nie in den Sinn gekommen wären.“ (S. 33) Zudem konfrontiert er Angela mit Alltagsproblemen, wie z.B. einem extrem exaltierten und übergriffigen Frisör, und der Frage, wieviel Wahrheit eine Freundschaft verträgt: „Du bist nicht mehr in der Politik. Du musst Deine Freunde nicht anlügen.“ (208)

Doch natürlich ist „Miss Merkel: Mord auf dem Friedhof“ in erster Linie ein wirklich spannender Krimi mit überraschenden Wendungen, ordentlich Tempo und einigen filmreifen Szenen. Ich warte jetzt mit Ungeduld auf den nächsten Band und vielleicht werden die Bücher ja wirklich mal verfilmt?!

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Veröffentlicht am 25.02.2022

Parallelogramm der Sehnsucht

Der Salon. Wunder einer neuen Zeit
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„Die elegante, weltgewandte Dame aus der Stadt und das Mädel vom Land, die auf den ersten Blick nichts miteinander verband, wünschten sich dieselben Dinge: einen Mann, der sie liebte, und ein selbstbestimmtes ...

„Die elegante, weltgewandte Dame aus der Stadt und das Mädel vom Land, die auf den ersten Blick nichts miteinander verband, wünschten sich dieselben Dinge: einen Mann, der sie liebte, und ein selbstbestimmtes Leben.“ (S. 429)
Die weltgewandte Dame heißt Charlotte und verliebt sich in den Medizinstudenten Hans, aber sie ist in einer unglücklichen Ehe gefangen, in der ihr Mann und ihre Schwiegermutter alles bestimmen.
Auch Hans ist nicht glücklich. Sein in Russland verschollener Vater wollte, dass er Arzt wird, dabei ist er ein begnadeter (Jazz-)Trompeter und würde sein Geld lieber mit Musik verdienen.
Seine Schwester Leni arbeitet im Friseursalon ihrer Mutter, aber sie will der Enge ihres Dorfes und den immer gleichen Kunden mit den immer gleichen Frisuren entkommen. Leni träumt von der Meisterschule und einem eigenen Salon in München. Diesem Ziel kommt sie ein großes Stück näher, als sie im Salon Keller am Hofgarten angestellt wird, einer der besten Adressen der Stadt.

„Der Salon“ ist ein sehr bewegender Roman über die Ziele und Sehnsüchte junger Menschen in den 50er Jahre in München. „… Luft anhalten, Haltung bewahren und lächeln. So verkauft man Träume.“ (S. 346) – aber es fällt den Protagonisten in Julia Fischers neuem Roman nicht leicht, sich ihre Träume zu verwirklichen, zu sehr sind sie in den geltenden Konventionen und Vorgaben ihrer Eltern oder Ehepartner gefangen. Mich erschüttert dabei immer wieder, wie wenig Rechte (verheiratete) Frauen damals hatten – noch 10 - 15 Jahre zuvor war man auf ihre Arbeitskraft angewiesen und jetzt durften sie nichts ohne die Zustimmung ihrer Ehemänner machen.

Leni ist eine starke Persönlichkeit, die weiß was sie will, aber sie braucht manchmal einen kleinen Anstoß, um das dann auch zu verwirklichen. Mir hat gefallen, dass sie sich mit ihren natürlichen Haar- und Hautpflegeprodukten ein zweites Standbein aufgebaut hat und damit gleichzeitig das Wissen ihrer Großmutter bewahrt.
Hans und Charlotte wären ein tolles Paar – aber haben sie auch die Kraft und den Mut, ihr Leben zu ändern?
Mein heimlicher Liebling jedoch ist Schorsch, der so wunderbar empathisch und immer um das Wohl anderer besorgt ist. „… Schorsch schien die halbe Welt auf seinen schmalen Schultern zu tragen, so wie das Jesuskind oder Atlas, der gleich das ganze Himmelsgewölbe stütze.“ (S. 308)

Eine wichtige Rolle spielt das Dorf, aus dem Leni und Hans kommen. Es liegt in der Nähe von Dachau und die Schrecken dieses Ortes sind ihnen immer noch präsent. Vor allem Hans kann die bedrückenden Erinnerungen nicht loswerden. Er versteht nicht, dass alle einfach weitermachen, als hätte es das Lager nie gegeben. „… nach Hause. Zwei Worte, die für ihn keine rechte Bedeutung mehr hatten, weil er nur Scham aus seinen Wurzeln zog.“ (S. 191)

„Das Glück sollte leicht sein.“ (S. 126) sagt Hans an einer Stelle. Aber was ist, wenn das eigene Glück andere unglücklich macht? Er selbst wagt nicht, das Studium abzubrechen, um seine Mutter und Leni nicht zu enttäuschen. Leni hat ein schlechtes Gewissen, weil sie ihre Mutter mit dem Geschäft allein lässt. Und Charlotte weiß nicht, wie sie ihren Mann überzeugen kann, einer Scheidung zuzustimmen.

Bisher habe ich Julia Fischers Bücher immer als Hörbuch gehört und hatte jetzt beim Lesen ihre Stimme im Kopf. Ich mag ihre poetische Erzählweise, wie sie mit leisen Worten große Gefühle wecken kann.
München gehörte damals zur amerikanischen Besatzungszone und wurde durch die Kultur und Lebensweise die Soldaten beeinflusst. Die Autorin hat es geschafft, das alles wieder lebendig werden zu lassen: die Musik, die Kleider, die neuen technischen Errungenschaften, die Berühmtheiten (wie Miles Davis!) – und natürlich Frisuren . Außerdem gewährt sie einen sehr interessanten Einblick in die Burschenschaften.

Mich hat „Der Salon“ von Julia Fischer sehr beeindruckt, sie zeichnet hier ein spannendes und emotionales Sittengemälde der 50er Jahre.

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Veröffentlicht am 22.02.2022

Verloren

Jeder Tag für dich
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Seit 7 Jahren steht Mary jeden Abend am Bahnhof Ealing Broadway und hält ein Schild hoch: „KOMM NACH HAUSE, JIM.“ (S. 8) Ihr Freund ist damals nach 6 Jahren Beziehung einfach ohne eine Nachricht zu hinterlassen ...

Seit 7 Jahren steht Mary jeden Abend am Bahnhof Ealing Broadway und hält ein Schild hoch: „KOMM NACH HAUSE, JIM.“ (S. 8) Ihr Freund ist damals nach 6 Jahren Beziehung einfach ohne eine Nachricht zu hinterlassen aus London und ihrem Leben verschwunden. Das Schild hat seine besten Zeiten längst hinter sich, aber sie klammert sich wie eine Ertrinkende daran. „Diese kleine Stück Pappe ist ihre letzte Verbindung zu Jim und den besten Tagen ihres Lebens.“ (S. 368)
Als der Bahnhof eines Tages besonders voll ist, hat Mary das Gefühl, in der Menge zu ersticken. Sie macht sich laut Luft und wird dabei zufällig gefilmt. Das Video geht auf viral, sie wird ungewollt zum Internetstar. Erst erschrickt sie, aber dann erkennt sie die Chance darin – vielleicht sieht Jim es auch und meldet sich endlich?
Eine junge Journalistin, die im Bahnhof dabei ist, wittert ihre große Chance. „Alice träumte davon, etwas Bedeutsames zu schreiben. Ihr war es wichtig, dass ihr Beruf einen tieferen Sinn hatte.“ (S. 58) Sie will Jim finden und eine Reportage darüberschreiben, denn ihr Job ist in Gefahr. Außerdem hat sich noch einen ganz persönlichen Grund, den Verschwundenen zu suchen – auch sie hat vor Jahren jemanden verloren …

„Jeder Tag für Dich“ hat mich wie schon Abbie Greaves` erstes Buch wieder extrem berührt und so gefesselt, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte und am Stück gelesen habe. Die außergewöhnliche Liebesgeschichte mit Taschentuchgarantie ist auch ein Roadtrip und ein extrem spannendes Puzzle, das immer tiefere Einblicke in Marys und Jims gemeinsame Vergangenheit und ihre Leben ohne einander gewährt.

Aber nicht nur Mary und Jim, auch die anderen Protagonisten legen hier einen langsamen Seelenstriptease hin. Für sie alle geht es um das Erkennen, Zugeben und Annehmen der Wahrheiten, die sie bisher vor sich selbst und anderen verborgen haben. Marys Kollegen bei der ehrenamtlichen Krisenhotline NightLine z.B. stürzen sich lieber in die Lösung der Probleme ihrer Anrufer, statt ihre eigenen anzugehen. Auch Alice verrät lange nicht, warum die Suche nach Jim für sie so existentiell ist.

Abbie Greaves hat einen einfühlsamen und mitreißenden Erzählstil, der manchmal schon fast poetisch wirkt und mir sehr gut gefällt. „Bei Liebe ging es nicht um die Augenblicke, in denen man gemeinsam tanzte, es ging darum, dem anderen aufzuhelfen, wenn er am Boden lag.“ (S. 274)

5 Sterne für dieses absolute Lesehighlight!

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