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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.03.2022

Eintauchen in die Welt des frühen deutschen Films

Ich bin ja heut so glücklich
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Charlotte Roth hat sich mit ihren Romanen schon öfter mit dem frühen 20.Jahrhundert beschäftigt und das kann sie sehr gut.

Dieser Roman ist eine Hommage an die Schauspielerin Renate Müller, die in den ...

Charlotte Roth hat sich mit ihren Romanen schon öfter mit dem frühen 20.Jahrhundert beschäftigt und das kann sie sehr gut.

Dieser Roman ist eine Hommage an die Schauspielerin Renate Müller, die in den dreißiger Jahren Filme machte. Sie stand für sympathisch, positiv, optimistisch. Dabei sind es schwierige Zeiten zwischen den Weltkriegen.
Eine weitere wichtige Figur ist Renates Freund Werner, der sich schließlich in den Machenschaften Goebbels verstricken wird. Und dann verliebt sich Renate in einen Juden.
Schauplatz ist anfangs Danzig, später Berlin.

Charlotte Roth zeigt unaufdringlich die Probleme der Zeit und fängt die Stimmungen ein.

Der Roman ist nicht Charlotte Roths wichtiges Werk, aber das muss es ja auch nicht sein, um dennoch interessant zu sein und sehr gut zu unterhalten.

Veröffentlicht am 01.03.2022

einzigartig

Singe ich, tanzen die Berge
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Singe ich, tanzen die Berge ist ein ungewöhnliches Buch voller poetischer Sprache, bei der man merkt, dass die Autorin auch eine Dichterin ist.
Das Buch spielt in den Pyrenäen, lehnt sich an Mythen an ...

Singe ich, tanzen die Berge ist ein ungewöhnliches Buch voller poetischer Sprache, bei der man merkt, dass die Autorin auch eine Dichterin ist.
Das Buch spielt in den Pyrenäen, lehnt sich an Mythen an und ist vielstimmig erzählt.
Es beginnt in den sechziger Jahren. Doménec, ein Bauer und gleichzeitig Dichter wird vom Blitz erschlagen. Sió, seine Frau sowie die Kinder Mia und Hilari bleiben zurück. Viele weitere Figuren kommen dazu, z.B. Jaume, der Mia liebt. 20 Jahre später wird die Familie wieder eine Tragödie erleben, die sie für lange Jahre trennen wird.

Mit den Kapiteln ändern auch die Erzählformen. Die Wolken, selbst der Berg erhalten eine Stimme und auch die Bären.
Das faszinierte mich!

Die katalanische Schriftstellerin Irene Solà wagt etwas und erreicht viel, da sie sprachlich sehr viel kann.

Veröffentlicht am 23.02.2022

Das Café

Die Gäste
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Die Gäste von Katharina Hacker in ein ungewöhnlicher Roman mit poetischer Sprache.
Die Icherzählerin Friederike erbt ein Café und übernimmt es tatsächlich, obwohl das in heutigen zeit ein riskantes Unternehmen ...

Die Gäste von Katharina Hacker in ein ungewöhnlicher Roman mit poetischer Sprache.
Die Icherzählerin Friederike erbt ein Café und übernimmt es tatsächlich, obwohl das in heutigen zeit ein riskantes Unternehmen ist.

Das Buch hat viele Kapitel, viele davon sind sehr kurz und zeigen verschiedenste Eindrücke Friederike über ihr verändertes Leben und den Gästen des Cafés.
Der Phantasie wird Raum gelassen und es gibt offenbar Traumsequenzen.
Dann ist da Robert, mit dem sie eine Beziehung beginnt. Es bleibt die Sehnsucht nach ihrem Sohn Florian, der mit 18 Jahren wegging.

Viele Tiere bevölkern das Buch. Außer dem Hund der Protagonistin auch Ziegen, Vögel, Hasen, Pferde, ein Fuchs sogar Ratten.

Die sprachliche Eleganz vieler Passagen ist beeindruckend und ich bin gespannt, ob Die Gäste ein Kandidat für die Shortlist des deutschen Buchpreises wird. Überraschen würde es mich nicht.

Veröffentlicht am 20.02.2022

Die Stimmung einer Zeit

Die Gezeiten gehören uns
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Vendela Vida beschreibt das Aufwachsen einiger Mädchen an einem besonderen Ort und Zeit: Der Stadtteil Sea Cliff in San Francisco in den Achtziger Jahren. Ihr Stil ist von einer Beschreibungswut durchdrungen. ...

Vendela Vida beschreibt das Aufwachsen einiger Mädchen an einem besonderen Ort und Zeit: Der Stadtteil Sea Cliff in San Francisco in den Achtziger Jahren. Ihr Stil ist von einer Beschreibungswut durchdrungen. Das macht es manchmal ein wenig anstrengend, aber dann profitiert man als Leser auch von der Vielfalt an Beschreibungen.
Die Icherzählerin ist Eulabee. Sie wirkt in ihrer Haltung und ihrem eigentümlichen Humor manchmal ein wenig exzentrisch. Der schräge Wortwitz macht aber auch eine Qualität des Buches aus.

Eulabee erzählt oft von einem wir, damit meint sie sich und ihre Freundinnen, mit denen sie zusammen in eine Privatschule geht, auf jeden Fall aber ihre beste Freundin Maria Fabiola.
Ein Ereignis trennt sie dann aber und Maria Fabiola verschwindet plötzlich für einige Tage.

Die letzten Passagen des Romans setzen zeitlich viel später im Jahr 2019 an, als sich Eulabee und Maria Fabiola noch einmal wiedersehen. Ein überzeugender Schluss.

Die Gezeiten gehören uns ist ein Coming-of-Age-Roman der eigenwilligen Art und am Ende kann ich sagen, dass mir der Roman und Vendela Vidas Art zu schreiben gefallen haben.

Veröffentlicht am 06.02.2022

Eine israelische Familie

Wie man seine Tochter liebt
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Die israelische Schriftstellerin Hila Blum hat einen fesselnden und interessanten Roman über eine Mutter-Tochter-Beziehung geschrieben.
Das Buch wurde von Ruth Achlama aus dem Hebräischen übersetzt.

Es ...

Die israelische Schriftstellerin Hila Blum hat einen fesselnden und interessanten Roman über eine Mutter-Tochter-Beziehung geschrieben.
Das Buch wurde von Ruth Achlama aus dem Hebräischen übersetzt.

Es beginnt mit einer besonderen Szene: Eine Frau aus Israel, die Icherzählerin, sieht in Holland ihre erwachsene Tochter Lea. Sie haben sich seit Jahren nicht mehr gesehen. Doch sie nähert sich ihr nicht.
Das Geheimnis über das Ereignis, das zur Trennung führte, durchzieht den ganzen Roman.

Die Mutter erinnert sich dann an das Aufwachsen von Lea und das Familienleben.
Erst allmählich erfährt man mehr von dem was passiert ist und das hält die Spannung am Leben. Es wird zwar ruhig, aber mit großer Intensität erzählt.
Ich halte den Roman aufgrund dieser Schreibweise für sehr überzeugend und die Autorin ist für mich eine Entdeckung.