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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.07.2017

Schnell vorbei, hallt aber lange nach

Der Brief
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"Der Brief" erscheint im ersten Moment die typische Geschichte einer jungen Frau zu sein, deren Leben eigentlich perfekt läuft, die aber dann in eine geheimnisvolle Begebenheit verstrickt wird. Doch schon ...

"Der Brief" erscheint im ersten Moment die typische Geschichte einer jungen Frau zu sein, deren Leben eigentlich perfekt läuft, die aber dann in eine geheimnisvolle Begebenheit verstrickt wird. Doch schon sehr bald merkt man als Leser, dass es sich hier nicht nur um das übliche Familiengeheimnis oder einen Streich handelt, sondern man gerät mit der Protagonistin in einen Sog zwischen Realität und Vorstellung, der schwer einzugrenzen ist.
Es ist mir selten so schwer gefallen, meinen Eindruck eines Buches in Worte zu fassen, denn ich könnte zu diesem Buch eigentlich ganz viel sagen, auf der anderen Seite aber auch wenig, denn dann Ende hat mich zugegebenermaßen völlig aus der Bahn geworfen, andererseits aber auch stark fasziniert und beschäftigt mich nachhaltig.
Marie ist eine sympathische Protagonistin, obwohl ihr Handeln sie durchaus in eine moralische Zwickmühle bringt. Ich möchte nicht zu viel über die Parallelwelten erzählen (wenn man es so nennen kann), in denen die Handlung spielt, aber dort finden sich in jedem Fall sehr authentische und gut beschriebene Charaktere, die ich gerne noch weiter begleiten würde.
Ganz groß hervorheben möchte ich den Schreibstil der Autorin, denn das Buch war wirklich sehr gut zu lesen und ich konnte es kaum aus der Hand legen - ich hoffe, von Carolin Hagebölling noch mehr (und Längeres) zu lesen! Die Länge des Romans ist eigentlich zu kurz, aber retrospektiv gesehen perfekt. Er ist schnell vorbei, hallt aber lange nach.
Für Fans von "Das Buch der Spiegel", die psychologische Spannung ohne Kriminalfall erleben möchten. Irgendwie verrückt, irgendwie gut :)

Veröffentlicht am 11.06.2017

Authentisch, unvorhersehbar, durchdacht - sehr gut!

Als wir unbesiegbar waren
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Es gibt Autoren, deren Stil man einfach spontan mag und schon nach wenigen Kapiteln Google aufruft, um zu schauen, ob er/sie noch mehr Bücher geschrieben hat. Auf Alice Adams trifft es zu, und leider leider ...

Es gibt Autoren, deren Stil man einfach spontan mag und schon nach wenigen Kapiteln Google aufruft, um zu schauen, ob er/sie noch mehr Bücher geschrieben hat. Auf Alice Adams trifft es zu, und leider leider es ist ihr erster Roman, denn er ist wirklich gut und ich hoffe, sie hört danach nicht auf :)
Vier Freunde, die ihr Studium beendet und viel miteinander geteilt haben, verstreuen sich in der Welt, finden mal mehr, mal weniger zueinander, finden ihr Glück, oder merken, dass sie eine falsche Vorstellung von Glück hatten...ein sehr gut geschriebener Roman, der vor allem unglaublich authentisch ist!
Bereits in der ersten Szene habe ich mich dort gesehen, im Gras, mit guten Freunden, mit denen einen immer etwas verbinden wird, mit hochtrabenden Gedanken über das Leben und keiner Ahnung, was das Schicksal für einen bereit halten wird.
Ich glaube, dass sich sehr viele Leser in diesem Buch wiederfinden werden - das alleine hat es für mich schon zum Highlight gemacht. Der zweite Punkt ist für mich der tolle Schreibstil der Autorin - nichts wirkte für mich unrund oder unpassend, es ist einfach stimmig und sehr durchdacht, anspruchsvoll, ohne gewollt zu wirken.
Und zuletzt finde ich die Themen sehr gut - die unterschiedlichen Lebenswege, die wichtigen Fragen, die man sich beim "Erwachsenenwerden" stellt...diese Geschichte hat sogar geschafft, mich für Börsengeschäfte zu interessieren, und das war für mich wirklich eine ganz neue Welt ;)
Sehr sehr gefallen hat mir ein einfühlsamer Abschnitt über das Thema Behinderung....ich sage nicht mehr, um nicht zu spoilern, aber ich musste die Stelle meinem Partner laut vorlesen und werde das Buch alleine aufgrund dieser Seite immer behalten wollen - wirklich toll!

Ich kann nur 5 Sterne geben :)

Veröffentlicht am 01.06.2017

Irgendwie großartig!

Altenstein
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"Altenstein" ist der Debütroman von Julie von Kessel und der Name der Autorin passt sehr gut zum Inhalt des Romans, da die Protagonisten (ebenfalls?) adelig sind. Bei den von Kolbergs gibt es allerdings ...

"Altenstein" ist der Debütroman von Julie von Kessel und der Name der Autorin passt sehr gut zum Inhalt des Romans, da die Protagonisten (ebenfalls?) adelig sind. Bei den von Kolbergs gibt es allerdings einerseits Familienmitglieder, die das sehr begrüßen und auch zu nutzen wissen, aber auch Figuren, die mit dem alteingesessenen Namen gar nicht mehr viel zu tun haben möchten.
Was ist "Altenstein" für ein Roman? Für mich ist es eine Familiengeschichte, die aber wirklich gute Recherche und eine besondere Authentizität mitbringt, und sich dadurch abhebt. Ich fand das Buch sehr spannend, wollte es nicht mehr aus der Hand legen. Dies geschieht aber weniger dadurch, dass man mit den Figuren so sehr mitfiebert, da das Buch insgesamt recht neutral bis emotionslos geschrieben ist. Für mich war es eher die Atmosphäre und auch die Entwicklung der Figuren. Jede einzelne Person hat eine wichtige Rolle in dem Gefüge und da die Handlungsstränge so individuell sind, lässt sich der Inhalt sehr schwer beschreiben. Es kommt in jedem Fall immer wieder anders, als man denkt...das mochte ich!
Wirklich hervorzuheben ist für mich der großartige Schreibstil der Autorin. Das Buch ist unaufgeregt, aber irgendwie trotzdem sehr nah am Geschehen und wechselt immer wieder die Perspektive. Verschiedene Zeitebenen und Blickwinkel werden verwoben und irgendwie habe ich wirklich ein rundes Bild der Familie bekommen - ich kann mich in fast jeden hineinversetzen und eigentlich kann ich über keine Person sagen, dass ich sie nicht mag, obwohl es weiß Gott kein Sonnenschein-Roman ist.
Das Ende hätte für mich noch ein paar Details mehr haben können - vielleicht wollte ich aber einfach nicht, dass es endet ;)

Ein Roman, der nicht jedem gefallen wird, sich aber meiner Meinung nach unheimlich lohnt. Ich bin begeistert!

Veröffentlicht am 28.05.2017

Authentische Story mit Herz

Traumtörtchen
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Nina folgt ihrem Traum und schmeißt ihren lukrativen BWLer Job, um ein kleines Café zu eröffnen. So weit so gut, davon haben wir schon viele Romane gelesen. Nina bringt als Protagonistin überdurchschnittlich ...

Nina folgt ihrem Traum und schmeißt ihren lukrativen BWLer Job, um ein kleines Café zu eröffnen. So weit so gut, davon haben wir schon viele Romane gelesen. Nina bringt als Protagonistin überdurchschnittlich viel Know-how mit, denn sie hat bereits eine Konditoren-Ausbildung und Jahre als Unternehmensberaterin hinter sich, wodurch sie nicht nur die Herren von der Bank für ihr Vorhaben gewinnen kann.
"Traumtörtchen" bringt alles mit, was man sich vorstellt: eine sympathische Protagonistin, viele leckere Köstlichkeiten, ein tolles Rezepte-Kapitel und eine schöne Liebesgeschichte.
Aber: für mich hat das Buch noch mehr! Es zeigt nämlich an vielen Stellen wirklich Tiefgang und ich fand es toll, wie sehr Nina sich mit Themen auseinandersetzt, die für viele junge Frauen ein Problem darstellen: die schwierige Entscheidung zwischen Sicherheit, Pragmatismus und den eigenen Träumen. Dabei war sie für mich immer sehr authentisch und das Hin und her wirkte niemals wie eine Länge, sondern realistisch.
Wie im Klappentext angedeutet steht Nina zwischen zwei Stühlen, also zwischen zwei Männern: und ich wusste wirklich bis kurz vor Ende nicht, für wen sie sich entscheiden würde! Daher habe ich die ganze Zeit mitgefiebert und das schafft auch nicht jedes Buch ;)
Der Schreibstil von Julia Simon ist ein weiteres Plus, denn die Geschichte liest sich wunderbar leicht und humorvoll, ohne dabei ernste Töne auszulassen.

Für mich ein absolut überzeugender Frauenroman mit Herz, den ich sehr gerne weiterempfehlen möchte :)

Veröffentlicht am 22.05.2017

Tiefgründige Themen, versteckt hinter grausigem Titel

Obwohl es dir das Herz zerreißt
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"Obwohl es dir das Herz zerreisst" ist die cbt-Neuauflage des Romans "Die Ungehörigkeit des Glücks" und damit der zweite Roman der Autorin, die durch "Wenn ich sterbe" in Deutschland erfolgreich wurde. ...

"Obwohl es dir das Herz zerreisst" ist die cbt-Neuauflage des Romans "Die Ungehörigkeit des Glücks" und damit der zweite Roman der Autorin, die durch "Wenn ich sterbe" in Deutschland erfolgreich wurde. Hierbei möchte ich Interessierte direkt zu Anfang bitten, sich nicht vom (sehr pathetischen) Titel abschrecken zu lassen, denn das Buch ist überhaupt nicht so kitschig, wie man zuerst vermuten mag. Das bunte poppige Cover ist wohl entstanden, da der Verlag das Buch vermehrt an Jugendliche vermarkten möchte - ich selbst lese jedoch nur selten Jugendromane und fand das Buch trotzdem sehr gut...ihr müsst also kein Fan von Jugendbüchern sein ;)
Der Umgang mit Demenz und was diese Erkrankung mit einer Familie machen kann, ist das Thema dieser Geschichte. Wir begegnen Katie, deren Mutter Caroline ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter Mary hatte und nun damit konfrontiert wird, sich von einem auf den anderen Tag um sie zu kümmern. Marys Erkrankung verändert nicht nur den alltäglichen Umgang in der Familie, sondern auch das Verhältnis der verschiedenen Personen und gibt am Ende den Anstoß, lang gehegte Familiengeheimnisse zu thematisieren. Ich finde, dass dieses wichtige und anspruchsvolle Thema sehr sensibel und passend eingebracht wird und gerade die Emotionen der Figuren unheimlich greifbar werden. Durch wechselnde Perspektiven kommt jede Person "zu Wort" und wirkte auf als Leserin sehr authentisch.
Absolut erwähnenswert ist zudem der Umgang mit dem Thema Homosexualität, der dieses Buch für mich zusätzlich auszeichnet. Das Thema steht zwar weniger im Vordergrund als die Demenz, dennoch bricht es sich immer wieder Bahn und wird thematisiert. Gerade unter diesem Aspekt würde ich die Geschichte auch speziell an Jugendliche empfehlen, da das Buch nicht nur für offenen Umgang mit sich selbst steht, sondern auch für Toleranz und die Wichtigkeit von Freundschaften spricht.
Jenny Downham ist für mich eine tolle Autorin, denn ich war ab der ersten Seite in der Geschichte gefangen und die Figuren sind mir wirklich ans Herz gewachsen. Eigentlich hat jede von ihnen noch eine ganz eigene Geschichte und ich wünschte, ich könnte die Personen weiter begleiten!
Für mich ein Jugendbuch, das auch für Erwachsene sehr empfehlenswert ist und sich gefühlvoll und spannend liest. Viel Spaß!