Meisterwerk 2.0
Es gehört ein bisschen Mut dazu einen bekannten Klassiker neu zu erzählen und sich an ein Schiller Werk heranzutrauen. Joachim B. Schmidt ist das wirklich unfassbar gut gelungen.
Die Kapitel sind kurz ...
Es gehört ein bisschen Mut dazu einen bekannten Klassiker neu zu erzählen und sich an ein Schiller Werk heranzutrauen. Joachim B. Schmidt ist das wirklich unfassbar gut gelungen.
Die Kapitel sind kurz und knackig, es gibt viele Perspektivenwechsel und dennoch zieht sich ein roter Faden durch die Geschichte und sie nimmt den bekannten Lauf. Der Fokus wurde jedoch mehr auf Tell als Person gesetzt und weniger auf die Revolution.
Mir hat der Stil wirklich sehr gut gefallen, insbesondere weil wenig Zeitsprünge zwischen den Wechseln vorhanden sind. So wechselt sich die Perspektive von Willhelms Sohn Walter, zu dem Dorfpfarrer, zu Gessler, zu Hedwig, zur Oma, zurück zu Walter, zu einem Soldaten, … (die aufgezeigte Reihenfolge ist jetzt exemplarisch zu sehen und nicht 1:1 im Buch). Und durch diese vielseitigen Einblicke wird es wirklich nie langweilig. Ganz im Gegenteil, der Roman ist so kurzweilig, dass er schwer aus der Hand zu legen ist! Ich hätte ihn vielleicht sogar in einem Rutsch durchgelesen. Aufgrund privater Termine wurden es dann doch 2-3 Tage bei mir.
Komik und Tragik liegen in Schmidts Interpretation nah bei einander. So schaffte der Autor, dass ich über die kreativen Flüche der Dorfbewohner und das ein oder andere tierische Event schmunzeln musste. Ein paar Seiten weiter, war ich dann geschockt von Harras Brutalität oder der Ausnutzung diverser Machtunterschiede.
Ich hatte sehr hohe Erwartungen an das Buch, weil ich auch Kalmann von Joachim B. Schmidt sehr mochte. Ich wurde nicht enttäuscht, bis jetzt mein Lesehighlight des Jahres 2022!