Reisen erweitert den Horizont
Ich hatte Doris Dörrie als Autorin bisher nicht auf dem Schirm und umso erfreuter bin ich nun sie entdeckt zu haben. Unfassbar geradezu, denn sie hat unzählige Bücher geschrieben. Gut für mich, dann gibt ...
Ich hatte Doris Dörrie als Autorin bisher nicht auf dem Schirm und umso erfreuter bin ich nun sie entdeckt zu haben. Unfassbar geradezu, denn sie hat unzählige Bücher geschrieben. Gut für mich, dann gibt es nach diesem guten Buch ‚Die Heldin reist‘ noch mehr zu entdecken.
Dieses Buch ist kein Roman, kein Sachbuch, es ist ein autobiografisch geprägter Text der uns mit Doris Dörrie auf ihre vergangenen Reisen gehen lässt und das erlebte reflektiert und sinniert. Hört sich lahm an, ist aber erfrischen geschrieben mit starken Anekdoten und Erlebnissen gespickt. Klar, das Buch richtet sich eher an die langsamen Vielreisenden, die die Fremde aufsaugen wollen und tief eindringen in die Kulturen und Gegebenheiten vor Ort.
Ein leichtes Buch, dass uns vor allem mit nach San Fransisco, nach Japan und mit nach Marokko nimmt. Immer wieder aus anderen Zeiten, mal erleben wir sie verliebt als junge Frau, mal kurz vor der Pandemie in Erinnerungen schwelgend, mal mit mal ohne Kind. Verschiedene Lebensabschnitte finden Erwähnung und fügen sich zu einem großartigen Text zusammen. Ich persönlich empfand den Teil über Japan am intensivsten und spannendsten, denn die Kultur ist so anders und ihre Eindrücke sehr tief und detailliert.
„Jede Veränderung bedeutet Tod und jeder Tod Veränderung, lautet eine Grundregel des Erzählens. Transformation ist der Schlüssel. Wenn sich nichts verändert, ist es keine Geschichte. Wir fürchten uns vor Veränderungen und sehnen uns gleichzeitig nach ihr, sie ist Bedrohung und Erlösung zugleich.“ (S. 34)
Der Aufhänger des Textes ist die klassische Heldenreise. Da zieht ein Mann los, alleine und stark und rettet die Welt. Aber wie bewegt sich eine Heldin, wenn sie das Haus verlässt? Neben diesem Gedankenspiel erkunden wir auch mit Doris Dörrie was der Unterschied zwischen Tourist und Reisendem ist. Was ist fremdsein und ab wann ist man dazugehörig?
„Es bleibt rätselhaft, warum wir die Dinge tun, die wir tun. Was uns im tiefsten Inneren antreibt. Welche Assoziationen und Erinnerungen sich in unseren Gedanken zu einer Handlung verknüpfen. Welchen Geschichten wir folgen und welche nicht.“ (S. 61)
Fazit: Hört nicht auf zu staunen über die Dinge, die um euch herum passieren – ob nah oder fern. Bleibt in der Gegenwart und saugt euch auf mit Eindrücken. Tretet mit eurem Umfeld in einen Dialog und erweitert so euren Horizont!