Eine starke Frau geht ihren Weg…
Die TeehändlerinFriederike ist eine äußerst sympathische und loyale Frau. Sie sorgt für ihre Familie und obwohl sie sich ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter zu fügen scheint, weiß sie ihren Weg selbstbewusst und auch selbstständig ...
Friederike ist eine äußerst sympathische und loyale Frau. Sie sorgt für ihre Familie und obwohl sie sich ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter zu fügen scheint, weiß sie ihren Weg selbstbewusst und auch selbstständig zu gehen. Zwar versucht ihr Ehemann und auch die Gesellschaft sie in die gegebenen Normen zu zwängen, doch sie ist intelligent genug, um eigene Strategien zu entwickeln und sich damit zu verwirklichen.
Tobias hat mir nicht ganz so gut gefallen. Leider wirkt er auf mich wie ein „großer Junge“, der sehr auf sich bedacht ist, auch wenn Susanne Popp versucht hat, ihn als Familienmenschen darzustellen. Bei mir kam das so leider nicht an. Er geht auf eine Exkursion und lässt seine Familie aus meiner Sicht im Stich. Und als er zurückkommt, mosert er nur rum, und es wirkt, als wäre das, was Friederike erreicht hat, ihm ein Dorn im Auge. Da scheint es an Selbstbewusstsein zu fehlen. Das wird umso deutlicher, als er einen Freund Friederikes (der ihr immer zur Seite gestanden hat) aus Eifersucht auch noch körperlich angreift. Bei mir kam einige Male die Frage auf, was willst du mit diesem Mann, Friederike?
Trotzdem fand ich beide Figuren gelungen und durch ihre Schwächen eben auch sehr authentisch.
Auch alle anderen Figuren fand ich gelungen. Besonders gut gefallen hat mir, dass jeder seine eigene (kleine) Geschichte hatte.
Die Handlung war insgesamt auch nach meinem Geschmack, nur hätte es zum einen gern etwas spannender sein können. Ich hatte immer das Gefühl, wenn ein Konflikt entstand, musste der irgendwie wieder ganz schnell verschwinden, meist ohne groß etwas dafür bzw. dagegen tun zu müssen. Zum anderen hatte ich mir mehr über die „Teegeschichte“ der Familie Ronnefeldt erhofft, aber das findet sich vielleicht in den Folgebänden. Es gab trotzdem eine ansteigende Spannungskurve, wenn auch nur gering. Wie schon erwähnt hätte ich mir mehr Konflikte und vor allem das Aushalten der Konflikte gewünscht.
Der Schreibstil war wundervoll. Alles hat sich sehr flüssig und auch angenehm gelesen. Susanne Popp hat mir mit ihren Beschreibungen der Settings und der atmosphärischen Beschreibungen ein Bild vor mein inneres Auge gezaubert und ich konnte mir alles sehr bildlich vorstellen. Der Ausdruck hat sehr gut ins Genre und zu den einzelnen Figuren gepasst. Jeder hatte eine eigene Stimme. Und auch die Darstellung der emotionalen Ebene war für meinen Geschmack perfekt portioniert.
Von mir erhält dieses Buch eine klare Kaufempfehlung, weil Friederike für die vorherrschende Zeit eine sehr starke und mutige Frau ist, die sich von Rückschlägen nicht entmutigen lässt. Überhaupt ist ihre Geschichte interessant und etwas Besonderes. (Ich hätte mir mehr Liebesglück für sie gewünscht, vor allem mit einer bestimmten Person, aber vielleicht passiert das ja noch.) Außerdem ist dieser Schreibstil einfach lesenswert. Ein Sternchen ziehe ich ab für die aus meiner Sicht ausbaufähige Spannung und die sich schnell auflösenden Konflikte. Trotzdem ist es ein sehr gelungener Roman.
Vielen Dank an Susanne Popp und den FISCHER Verlag für diese Geschichte.