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Veröffentlicht am 01.05.2022

Bewegender New Adult Roman…

With you I dream
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Mia gelingt es mit der Hilfe ihrer Schwester aus einer toxischen Beziehung zu fliehen. In Belmont Bay findet sie ein neues Zuhause und kämpft sich ganz langsam ins Leben zurück. Das bedeutet für sie, die ...

Mia gelingt es mit der Hilfe ihrer Schwester aus einer toxischen Beziehung zu fliehen. In Belmont Bay findet sie ein neues Zuhause und kämpft sich ganz langsam ins Leben zurück. Das bedeutet für sie, die Vergangenheit aufzuarbeiten, aber auch zu neuen Erkenntnissen zu kommen und Entscheidungen zu treffen, von denen sie sich manche hart erarbeiten muss. Ganz besonders schwierig ist, einem neuen Mann zu vertrauen. Wird Connor ihr Herz für sich gewinnen können?

Mia ist bzw. war Studentin der Medizin und hat über Jahre in einer toxischen Beziehung gelebt. Sie hat in der typischen Gewalt-Opfer-Spirale festgehangen und durch falsche Glaubenssätze auch daran festgehalten. Dadurch musste sie wirklich schlimme Erfahrungen sammeln, die sie sehr geprägt haben. Glücklicherweise gelingt es ihr aber, dieser Beziehung zu entkommen. Durch die Hilfe ihrer Schwester kann sie neu starten, merkt aber schnell, dass das gar nicht so einfach ist. Man kann Mia sehr gut nachvollziehen und sie ist auch seht authentisch in ihrer Art, d.h. ihre Ängste, ihre Denkweise und auch diese innere Zerrissenheit. Und man darf miterleben, wie schwer jeder neue Schritt für sie ist. Das fand ich persönlich super gelungen. Trotzdem konnte ich keine richtige Bindung zu ihr aufbauen. Ich frage mich aber, ob das (bei dieser Thematik) nicht vielleicht so gewollt war. Dann ist es für mich ganz großes Kino. Aber auch so ist Mia eine beeindruckende Hauptfigur.

Connor mochte ich von Anfang an. Auch er hat sein Päckchen zu tragen und das hat mich sehr bewegt. Was für eine furchtbare Situation! Dass er immer noch daran zu knabbern hat, ist absolut nachvollziehbar und auch dass er eben immer noch mit seinen Schuldgefühlen zu kämpfen hat. Wie er dann nach und nach Gefühle für Mia entwickelt ist so schön zu beobachten und auch wie sie sich immer mehr vertrauen können. Connor fand ich echt sympathisch und für mich hat er etwas ganz Besonderes.

Beide Hauptfiguren fand ich klasse, weil sie so sehr authentisch sind. Mir persönlich hat aber etwas das Knistern gefehlt, so dass man die Verliebtheit spüren kann. Natürlich haben beide eine schwierige Vergangenheit hinter sich. Trotzdem hätte ich mir da einfach mehr gewünscht.

Die Nebenfiguren haben mir auch gut gefallen und ich freue mich schon darauf, mehr von Megan und auch dem Doc zu hören.

Die Handlung fand ich sehr gelungen. Es wurde eine ansteigende Spannungskurve entwickelt, so dass ich immer im Buch gehalten wurde. Es gibt kleine und größere Konflikte, die auch ausgehalten werden, so dass man mit den Figuren mitfühlen kann. Die Themen sind sehr schwierig und wurden insgesamt gut bearbeitet. Für Mias Thema hätte ich mir aber noch etwas mehr Tiefe gewünscht, so dass man als Leser/in versteht, wie sie in diese Spirale hineingeraten ist und warum sie ihr eben auch nicht einfach entkommen konnte. Dafür hätten wir aber wahrscheinlich noch mehr über ihren Ex erfahren müssen und das hätte vielleicht den Rahmen gesprengt. Trotzdem großartig gemacht! Das Ende war dann ganz nach meinem Geschmack und wohl dosiert.

Der Schreibstil ist wundervoll. Alles liest sich locker und flüssig. Die Dialoge sind lebendig und realistisch. Der Ausdruck passt zum Genre und zu dieser Geschichte und jede Figur hat eine eigene Stimme. Die Beschreibungen der Settings und die atmosphärischen Beschreibungen sind absolut gelungen. Dadurch konnte ich richtig in diese Geschichte eintauchen. Vielen Dank dafür. Und die Darstellung der emotionalen Ebene hat mir insgesamt gut gefallen, hätte aber noch etwas mehr Tiefe haben können, um sich so besser in die Figuren hineinversetzen zu können. Trotzdem war es schon wegen dieses Schreibstils eine Leseerlebnis.

Von mir hält dieses Buch eine klare Kaufempfehlung (4/5 Sterne), weil die Hauptfiguren wirklich authentisch sind, weil die Themen gut bearbeitet wurden und für meinen Geschmack sehr wichtig sind und weil der Schreibstil wundervoll ist. Ein halbes Sternchen ziehe ich ab für Mia. Hier hätte ich mir insbesondere hinsichtlich der Thematik noch etwas mehr Tiefe gewünscht. Und ein weiteres halbes Sternchen ziehe ich ab, weil ich es für meinen Geschmack zwischen Mia und Connor zu wenig geknistert hat. Trotzdem fand ich dieses Buch sehr lesenswert.

Vielen Dank an Justine Pust und den KNAUR - Verlag für diese Geschichte.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.04.2022

Ruffian & Teddi - was für ein süßes Paar…

Swimming in Light
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Nachdem ich Band 1 schon verschlungen hatte, musste ich nun auch unbedingt Band 2 lesen.

Wir lernen Ruffian kennen, einen Teenager, der auf der Straße lebt und der gleich am Anfang einen schweren Schicksalsschlag ...

Nachdem ich Band 1 schon verschlungen hatte, musste ich nun auch unbedingt Band 2 lesen.

Wir lernen Ruffian kennen, einen Teenager, der auf der Straße lebt und der gleich am Anfang einen schweren Schicksalsschlag verkraften muss. Nachdem seiner Obdachlosen-Gemeinschaft das Oberhaupt fehlt, fühlt er sich nun verantwortlich. Ruff hat einen Plan. Dafür muss er aber erstmal ein paar Dinge in seinem Leben ändern. Also macht er sich auf die Suche nach seinem Halbbruder Gaze (den wir bereits aus Band 1 kennen) und landet bei dessen Pflegefamilie, den Burathons. Er wird herzlich aufgenommen. Doch schon als er bei seiner Ankunft Teddi (der Tochter der Burathons) das erste Mal in die Augen sieht, gerät sein Plan ins Wanken.

Ruffian ist ein äußerst interessanter Charakter und mal etwas Anderes. Bisher hat er nur das raue Leben auf der Straße kennenlernen dürfen und ist jetzt zum Teil etwas überfordert mit seinen neuen Eindrücken in der Familie Burathon. Alle gehen liebevoll und herzlich miteinander um und sind füreinander da. Er lernt sein neues Zuhause zu genießen, entwickelt aber gleichzeitig ein schlechtes Gewissen seiner alten Gemeinschaft gegenüber. Ruffian ist sehr fürsorglich, was seine Lieben betrifft. Er ist mutig und nimmt in Kauf selbst verletzt zu werden, wenn er dafür andere beschützen kann. Ganz besonders ist er aber im Umgang mit Teddi. Zu ihr fühlt er sich gleich hingezogen und bei ihr gibt er sich große Mühe, keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen. Weil er aber weiß, dass sein Plan die beiden wieder trennen wird, lässt er anfänglich die Nähe nicht zu. Doch gegen Gefühle kann man nichts machen und so ist es wunderschön und auch niedlich, dabei zu sein, wie sich die beiden näherkommen, mit allen Höhen und Tiefen.

Teddi ist ein absoluter Sonnenschein. Eigentlich ist sie Highschool-Schülerin, doch in ihrer Freizeit organisiert sie Partys für Schwerkranke und erfüllt diesen damit einen ihrer größten Wünsche. Teddi ist immer positiv und glaubt an das Gute in Menschen. Dabei lässt sie sich nicht entmutigen. Auch sie fühlt sich sofort zu Ruffian hingezogen, doch sie weiß nicht, wie sie damit umgehen soll, dass er was mit Meg, ihrer ehemals besten Freundin, anzufangen scheint. Sie versucht sich dann immer wieder zurückzuziehen, doch das gelingt ihr nicht wirklich.

Ich mochte beide Hauptfiguren sofort und fand sie super sympathisch. Sie nehmen eine tolle und nachvollziehbare Entwicklung und passen einfach zusammen.

Und die Burathons liebe ich. Was für ein tolle Familie. Besonders gefreut habe ich mich, dass wir auch Gaze und Pixel Rae wiedersehen.

Die Handlung war auch ganz nach meinem Geschmack. Es wird eine ansteigende Spannungskurve aufgebaut, mit vielen kleineren und größeren Konflikten und auch kleinen überraschenden Wendungen. Die gewählten Themen fand ich persönlich wichtig und gut dargestellt. Nur das Ende vor dem Ende hat mir leider gar nicht gefallen und war sehr unrealistisch. Damit meine ich, wie Teddi versucht, Ruffs Problem zu lösen. Ich möchte an dieser Stelle nicht spoilern, aber wie Teddy da reinmarschiert, alle Herzen für sich gewinnt und auf keine wirkliche Gegenwehr stößt, das hat mich an dieser Stelle echt enttäuscht. Und es geht ja dann am Ende noch weiter. Schade. Bei mir kam so ein Gefühl auf von: „Oh nein, bitte nicht…. oh nein bitte nicht…, bitte nicht so.“ Aber das eigentliche Ende in Bezug auf Ruff und Teddi hat mir dafür umso besser gefallen, wie sie sich gegenübertreten, mit ihren Gefühlen und Ängsten, das war für mich so wieder nachvollziehbar und glaubhaft.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Alles liest sich locker und flüssig. Die Dialoge sind frisch, authentisch und passen sowohl zum Genre, als auch zur Geschichte. Die Beschreibungen der Settings und atmosphärischen Beschreibungen fand ich wundervoll und sie haben mir ein Bild vor mein inneres Auge gezaubert. Ganz besonders gelungen fand ich persönlich die „Zeltszene“ mit Ruff und Teddi, aber auch der Anfang der Geschichte im Zelt hatte mich direkt gepackt. Auch die Darstellung der emotionalen Ebene hat mir sehr gut gefallen und hat mich an einigen Stellen schon auch bewegt.

Von mir erhält dieses Buch eine klare Kaufempfehlung (4/5 Sterne), weil Teddi und Ruff ganz besondere Hauptfiguren und sehr sympathisch sind, weil es eine insgesamt recht emotionale Geschichte ist und weil der Schreibstil wundervoll ist. Ein Sternchen ziehe ich ab für Teddis Bemühungen, Ruffs Problem zu klären. Das war mir persönlich einfach zu unglaubwürdig und hat mich wirklich enttäuscht. Trotzdem ist dieser Roman sehr lesenswert.

Vielen Dank an Debra Anastasia und den LYX-Verlag für diese Geschichte.

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Recht poetischer und ruhiger New Adult Roman…

Blue Seoul Nights
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Durch das Cover bin ich sofort auf diesen Roman aufmerksam geworden. Es ist mal etwas anderes und dabei irgendwie interessant. Der Klappentext hat mich auch sofort angesprochen und neugierig gemacht und ...

Durch das Cover bin ich sofort auf diesen Roman aufmerksam geworden. Es ist mal etwas anderes und dabei irgendwie interessant. Der Klappentext hat mich auch sofort angesprochen und neugierig gemacht und so hab ich mich in die Geschichte gestürzt.

Gleich am Anfang lernen wir Jade kennen, die von London nach Seoul geht, um nach dem Tod ihres Vaters, ihr altes Leben hinter sich zu lassen und um in Seoul zu unterrichten. Sie hat eine echt schwierige Zeit hinter sich und erhofft sich durch ihren Umzug einen Neustart. Das gelingt ihr insgesamt auch recht gut. Sie lernt gleich neue Leute kennen, mit denen sie sich versteht. Insbesondere Hyun-Joon hat es ihr angetan. Von da an dürfen wir dabei sein, wie sich die beiden nach und nach kennenlernen und Gefühle füreinander entwickeln. Das macht es Jade insgesamt leichter, sich in ihrem neuen Leben zurecht zu finden. Jade kommt recht sympathisch rüber und wirkt insgesamt auch authentisch. Trotzdem ist der Funke nicht so richtig übergesprungen. Ich habe sie die ganze Zeit recht passiv empfunden und für meinen Geschmack hat sie auch etwas Schwermut ausgestrahlt. Das ist zwar grundsätzlich nachvollziehbar (nach dem Verlust des Vaters), aber das hat für mich einen ziemlich großen Einfluss auf die Stimmung des Buchs genommen.

Hyun-Joon ist Student und hat eigentlich nur mit all seinen Nebenjobs zu tun. Aber für Jade findet er immer Zeit, auch wenn es manchmal wirkt, als bräuchte er überhaupt keinen Schlaf. Hyun-Joon fand ich interessant und auch sehr authentisch. Wie er mit Jade umgegangen ist, hat ihn mir immer sympathischer werden lassen. Auch der Umgang und die Fürsorge für seine Familie suchen Seinesgleichen. Doch zum Ende der Geschichte hin, zeigt er plötzlich Verhaltensauffälligkeiten, mit denen ich nicht gerechnet hätte und für die es zum Teil auch keine wirklichen Erklärungen gab. (Vielleicht gibt es die ja dann in Band 2) Dass er Jade nicht verlieren möchte und nach Lösungen sucht, fand ich jedoch völlig normal und konnte an dieser Stelle Jades Verhalten nicht unbedingt nachvollziehen. Für meinen Geschmack glich ihr Auftreten fast einer Provokation. Und dass Hyun-Joon damit Probleme hat, kann ich dann wiederum auch verstehen.

Die anderen Nebenfiguren haben mir insgesamt gut gefallen. Jeder hat ein eigenes Ziel. Hyun-Joons kleiner Bruder war mein Highlight des Buches. Der Kleine ist süß und hat ein echtes Problem. Ich hoffe für ih, dass er nie wieder derartige Erfahrungen machen muss.

Die Handlung konnte mich leider nicht so richtig überzeugen. Mir fehlte ein Spannungsaufbau. Jade geht nach Seoul, lernt neue Leute kennen, verliebt sich, hat eine schöne Wohnung, hat keine Probleme mit der Arbeit, keine wirklichen Probleme mit der Sprache, sie kommt ihrem Traum ein Stück näher. Und mit Letzterem, was erst ziemlich weit am Ende des Buches ist, wird es ein wenig spannend, doch der eigentliche Konflikt darum, wird aus meiner Sicht umgangen. Auch wenn die Liebesgeschichte zwischen Jade und Hyun-Joon sehr schön und harmonisch ist, so fehlt es für meinen Geschmack an Konflikten. Alles geschieht im Sinne von Jade und auch Hyun-Joon weiß Konflikte grundsätzlich zu umgehen. Der Einzige, bei dem es richtig spannend ist, ist Hyun-Joons kleiner Bruder, doch auch der Konflikt wird nicht bis zum Ende aufgelöst, sondern alle sollen beschwichtigt werden. Das finde ich persönlich wirklich schade. Leider hat es sich für mich dadurch an manchen Stellen sehr gezogen.

Der Schreibstil war für mich neu und auch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Zwar wirkt ein Großteil des Romans sehr harmonisch und dadurch liest es sich grundsätzlich angenehm, doch ist es auch recht poetisch mit zum Teil sehr starken Bildern geschrieben. Für mich leider so stark, dass mein Kopf ein Eigenleben entwickelt hat, um sich diese Bilder vorzustellen. Dadurch bin ich immer wieder aus dem Lesefluss gerissen worden. Trotzdem finde ich die Vergleiche und Metaphern treffend gewählt und wirklich ausdrucksstark. Die Beschreibungen der Settings und die atmosphärischen Beschreibungen haben ein Bild vor meinem inneren Auge entstehen lassen, so dass die Geschichte lebendig wurde. Die Darstellung der emotionalen Ebene hätte ich mir zwischen Jade und Hyun-Joon intensiver gewünscht. Mir persönlich hat das Knistern etwas gefehlt. Dafür war Jades Gefühlswelt, insbesondere um ihre Vergangenheit super entwickelt.

Von mir erhält dieses Buch eine Leseempfehlung (4/5 Sterne), weil Jades Schicksal und die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit sehr bewegend ist und weil der Beziehungsaufbau zwischen Jade und Hyun-Joon harmonisch und normal langsam vor sich geht. Ein halbes Sternchen ziehe ich ab, weil beim Lesen bei mir eine etwas bedrückende und beklemmende Stimmung aufkam und ein weiteres halbes Sternchen ziehe ich ab, weil sich das Buch durch die starken Bilder zum Teil schwierig liest. Trotzdem hat mir dieser Roman sehr gut gefallen und ich bin natürlich gespant, wie es mit Jade und Hyun-Joon weitergeht.

Vielen Dank an Kara Atkin und den LYX Verlag für diese Geschichte.

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Eine starke Frau geht ihren Weg…

Die Teehändlerin
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Friederike ist eine äußerst sympathische und loyale Frau. Sie sorgt für ihre Familie und obwohl sie sich ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter zu fügen scheint, weiß sie ihren Weg selbstbewusst und auch selbstständig ...

Friederike ist eine äußerst sympathische und loyale Frau. Sie sorgt für ihre Familie und obwohl sie sich ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter zu fügen scheint, weiß sie ihren Weg selbstbewusst und auch selbstständig zu gehen. Zwar versucht ihr Ehemann und auch die Gesellschaft sie in die gegebenen Normen zu zwängen, doch sie ist intelligent genug, um eigene Strategien zu entwickeln und sich damit zu verwirklichen.

Tobias hat mir nicht ganz so gut gefallen. Leider wirkt er auf mich wie ein „großer Junge“, der sehr auf sich bedacht ist, auch wenn Susanne Popp versucht hat, ihn als Familienmenschen darzustellen. Bei mir kam das so leider nicht an. Er geht auf eine Exkursion und lässt seine Familie aus meiner Sicht im Stich. Und als er zurückkommt, mosert er nur rum, und es wirkt, als wäre das, was Friederike erreicht hat, ihm ein Dorn im Auge. Da scheint es an Selbstbewusstsein zu fehlen. Das wird umso deutlicher, als er einen Freund Friederikes (der ihr immer zur Seite gestanden hat) aus Eifersucht auch noch körperlich angreift. Bei mir kam einige Male die Frage auf, was willst du mit diesem Mann, Friederike?

Trotzdem fand ich beide Figuren gelungen und durch ihre Schwächen eben auch sehr authentisch.

Auch alle anderen Figuren fand ich gelungen. Besonders gut gefallen hat mir, dass jeder seine eigene (kleine) Geschichte hatte.

Die Handlung war insgesamt auch nach meinem Geschmack, nur hätte es zum einen gern etwas spannender sein können. Ich hatte immer das Gefühl, wenn ein Konflikt entstand, musste der irgendwie wieder ganz schnell verschwinden, meist ohne groß etwas dafür bzw. dagegen tun zu müssen. Zum anderen hatte ich mir mehr über die „Teegeschichte“ der Familie Ronnefeldt erhofft, aber das findet sich vielleicht in den Folgebänden. Es gab trotzdem eine ansteigende Spannungskurve, wenn auch nur gering. Wie schon erwähnt hätte ich mir mehr Konflikte und vor allem das Aushalten der Konflikte gewünscht.

Der Schreibstil war wundervoll. Alles hat sich sehr flüssig und auch angenehm gelesen. Susanne Popp hat mir mit ihren Beschreibungen der Settings und der atmosphärischen Beschreibungen ein Bild vor mein inneres Auge gezaubert und ich konnte mir alles sehr bildlich vorstellen. Der Ausdruck hat sehr gut ins Genre und zu den einzelnen Figuren gepasst. Jeder hatte eine eigene Stimme. Und auch die Darstellung der emotionalen Ebene war für meinen Geschmack perfekt portioniert.

Von mir erhält dieses Buch eine klare Kaufempfehlung, weil Friederike für die vorherrschende Zeit eine sehr starke und mutige Frau ist, die sich von Rückschlägen nicht entmutigen lässt. Überhaupt ist ihre Geschichte interessant und etwas Besonderes. (Ich hätte mir mehr Liebesglück für sie gewünscht, vor allem mit einer bestimmten Person, aber vielleicht passiert das ja noch.) Außerdem ist dieser Schreibstil einfach lesenswert. Ein Sternchen ziehe ich ab für die aus meiner Sicht ausbaufähige Spannung und die sich schnell auflösenden Konflikte. Trotzdem ist es ein sehr gelungener Roman.

Vielen Dank an Susanne Popp und den FISCHER Verlag für diese Geschichte.

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Veröffentlicht am 24.02.2022

Authentische und sanfte Liebesgeschichte mit wichtigem Thema…

Catching Stardust (Queen's University 1)
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Ruth kommt nach einem Jahr voller Trauer und Isolation an die Uni nach Belfast zurück. Sie weiß, dass es schwer wird, aber sie kämpft um jeden einzelnen Schritt nach vorn. Gleich zu Beginn lernt sie Dominic ...

Ruth kommt nach einem Jahr voller Trauer und Isolation an die Uni nach Belfast zurück. Sie weiß, dass es schwer wird, aber sie kämpft um jeden einzelnen Schritt nach vorn. Gleich zu Beginn lernt sie Dominic kennen, zu dem sie sich gleich hingezogen fühlt und auch wenn sie es sich nicht gleich eingestehen will, aber da ist mehr zwischen ihnen. Doch auch Dominic hadert mit seinem Leben und weiß nicht so recht, wie er mit diesen Gefühlen für Ruth umgehen soll.

Ruth hat ein hartes Jahr hinter sich. Sie ist deutlich gezeichnet, von dem, was passiert ist. Und so fällt es ihr äußerst schwer, sich auf neue Menschen einzulassen oder aber auch Kontakt zu alten Bekannten wieder aufzunehmen. Aber sie kämpft, jeden Tag, immer wieder aufs Neue. Jeder Schritt nach hinten ist ein kleiner Neustart und ich bewundere Ruth dafür. Trotz ihrer Tiefs, in denen sie sehr erschöpft wirkt, ist sie ein Energiebündel und rappelt sich immer wieder auf. Noch besser gelingt ihr das in Momenten mit Dominic. Er wirkt ein wenig, wie das Licht am Ende des Tunnels, auch wenn sein Licht zu dem Zeitpunkt ebenfalls nur gedämmt leuchtet. Durch ihre Vergangenheit ist sie jedoch sehr verletzlich und verzieht sich schnell zurück in ihr Schneckenhaus, wenn sie sich angegriffen fühlt. Aber sie lernt aus diesen vielen Situationen und versucht, ihren Weg zu finden. Ich fand Ruth als Hauptfigur echt stark. Wie sie sich zurück ins Leben kämpft ist beeindruckend. Und auch wenn Dominic sie vielleicht ein wenig schiebt, ist sie es selbst, die Entscheidungen trifft und dazu steht. Trotzdem ist sie ein wenig unnahbar und distanziert, so dass es mir schwerfiel, eine Verbindung zu ihr aufzubauen.

Dominic kämpft auch mit seiner Vergangenheit. Er wirkt manchmal ein bisschen verloren und einsam, auch wenn er Freunde hat. Doch als er Ruth kennenlernt, merkt er, wie es auch sein könnte und man spürt, dass er sich das so auch wünscht, nur dauert es einen Moment bis zu dieser Erkenntnis. Man sieht förmlich, wie er zu strahlen beginnt, wenn er mit Ruth zusammen ist. Das so eine positive Aura um ihn entsteht. Wie Emily Bähr das hinbekomme ist genial.

Die Nebenfiguren fand ich auch alle interessant, wobei Toast schon etwas hervorsticht. Er ist zwar sehr speziell, aber eben auch besonders.

Die Handlung hat mir insgesamt auch sehr gut gefallen. Es wurde ein ansteigender Spannungsbogen mit kleineren Konflikten und kleineren überraschenden Wendungen aufgebaut. Ich konnte dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen. Ich musste einfach immer wissen, wie es weitergeht… Es ist emotional schon eine Herausforderung, denn während Ruths Tiefs ist der Roman zum Teil sehr bedrückend. Und man möchte irgendwie auch eingreifen, kann es aber nicht. Gleichzeitig bewegt es natürlich und wühlt auf. Wirklich einzigartig. Die gewählten Themen sind sehr schwer, aber das rechne ich Emily Bähr hoch an. Ein authentische Liebesgeschichte, sanft erzählt, ohne Kitsch und ohne ständig rosarote Wolken. Und trotzdem sind da diese besonderen romantischen Momente, zwischen Ruth und Dominic, die man einfach fühlt.
Nur ein Punkt hat mich etwas gestört. Während eines von Ruths Tiefs war sie so völlig isoliert und auch wenn zu erlesen ist, dass sie SMS erhalten hat, so hat sich doch niemand auf den Weg zu ihr gemacht, trotz ihrer Erkrankung. Aber vielleicht sollte das auch so sein, um das Gefühl der Einsamkeit für den Leser / die Leserin noch zu verstärken.
Für mich ist auch sehr gelungen aufgezeigt worden, wie wichtig es ist, miteinander zu reden, um keine Missverständnisse entstehen zu lassen.
Dann kam das Ende. Und auch das Ende hat total gepasst. Nicht zu viel, sondern genau auf den Punkt.

Der Schreibstil ist wundervoll. Alles liest sich flüssig. Sprachlich passt es prima zur Geschichte, zu den Themen und in dieses Genre. Die Dialoge sind authentisch und auch tiefgründig. Manchmal muss man es auch kurz wirken lassen. Die atmosphärischen Beschreibungen sind ebenfalls passend zur Stimmung zum Ton des Buchs gewählt. Und die Darstellung der emotionalen Ebene ist intensiv und hat mich bewegt. Ich war gefangen in dieser Geschichte.

Von mir erhält dieses Buch eine klare Kaufempfehlung (4/5 Sterne), weil es eine besondere und einzigartige Geschichte ist, weil die Liebesgeschichte sanft und authentisch ist und weil die Figuren etwas Besonderes sind. Ein halbes Sternchen ziehe ich aber ab für Ruth, weil sie mich als Leserin nicht richtig an sich ran gelassen hat. Ein weiteres halbes Sternchen ziehe ich dafür ab, dass Ruth während eines ihrer Tiefs alleingelassen wurde. Bei dieser Erkrankung hätte ich mir gewünscht, dass man persönlich nach ihr sieht, um auch die Gefahr dieser Krankheit nochmal deutlich zu machen. (Und damit meine ich keine hoch dramatische Szene.) Das ist aber nur meine persönliche Meinung. Trotzdem ist dieses Buch absolut lesenswert.

WICHTIG! VORHER UNBEDINGT DIE TRIGGERWARNUNG LESEN!

Vielen Dank an Emily Bähr und den FOREVER Verlag für diese Geschichte.

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