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Veröffentlicht am 24.02.2022

✎ Armgard Schörle - Spielend in die Kraft

Spielend in die Kraft
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Einige Erwachsene möchten gerne nochmal Kind sein. Noch einmal die Unbeschwertheit genießen, in der man lebte, weil man noch nichts von der Erwachsenenwelt wusste / verstand. Noch einmal ausgelassen spielen, ...

Einige Erwachsene möchten gerne nochmal Kind sein. Noch einmal die Unbeschwertheit genießen, in der man lebte, weil man noch nichts von der Erwachsenenwelt wusste / verstand. Noch einmal ausgelassen spielen, ohne dass man schräg angeschaut wird. ...

Die Autorin nimmt uns ein Stück mit an die Hand und zeigt, wie einfach es sein kann, in die Welt der Kinder einzutauchen.

Doch dieser Ratgeber ist nicht nur an die Arbeit mit Kindern gerichtet. Einige Szenen lassen sich auch in Erwachsenenkreisen wunderbar umsetzen und bietet daher Mehrwert für (nahezu) alle Altersstufen.

Zudem kommt man nicht in die Bredouille, immer extra etwas anschaffen zu müssen, um die Übungen durchführen zu können. Im Gegenteil: Hier wird viel auf Minimalismus und Ideenreichtum gesetzt. Wenn mal ein Gegenstand im Buch benötigt wird, lässt dieser sich meist ganz leicht durch etwas ersetzen, was man sowieso im Haus hat.

Ich finde, dass die Umsetzung gerade im Kindergarten / in der Schule damit einfach vonstatten geht. Es muss nichts mehr angeschafft werden. Es können Kleingruppen gebildet werden oder es kann sogar gruppenübergreifend stattfinden. Welche Ausgangsposition ist besser als diese?!

Auch sind die Sinnesreisen, die hier und dort unternommen werden schon für Kinder verständlich. Es wird also keine komplizierte Sprache verwendet. Und doch ist der Schreibstil irgendwie besonders. Ich habe mich in den Arm genommen gefühlt. Ich konnte mich wirklich auf das Gelesene einlassen.
Armgard Schörle hat einen sehr weichen und einnehmenden Ausdruck. Ich hatte an keiner Stelle das Gefühl, belehrt zu werden, sondern sie hat Nervenenden bei mir angesprochen, die mich zum Nachdenken anregten und mir ein warmes Gefühl gaben.

Die Illustrationen, die jeder neuen Szene vorangestellt sind, harmonieren meist sehr gut mit dem Geschriebenen. Oft sind es nur Andeutungen, sodass ich mir vor dem Lesen erstmal ein paar Minuten Zeit nahm, um zu überlegen, was ICH darin sehe.
Doch auch die Fotos haben eine unheimlich starke Ausdruckskraft.

Einziges Manko an dieser Lektüre: Ich hätte mir einen Link (oder eine CD) gewünscht, um die Sinnesreisen auch anhören zu können. Gerne würde ich meine Augen schließen, mich konzentrieren und absolut eintauchen. Beim Lesen gelingt mir das persönlich leider nicht so gut.

Diesen Ratgeber möchte ich vor allem pädagogischen Fachkräften empfehlen, jedoch auch Eltern ans Herz legen. Mir hat er erneut ein Stück weit die Augen geöffnet und Perspektiven mit meinem Kind gezeigt, die im Alltag häufig nicht sofort offensichtlich sind.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 04.02.2022

✎ Roswitha Dasch - Eine wundersame Rettung

Eine wundersame Rettung
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Bücher gegen das Vergessen. Davon habe ich bereits einige gelesen oder gehört. Dieses wird als Kinderbuch (ab 10 Jahren) deklariert. Aber ich bin mir nicht sicher, ob 1 Stunde ausreichend ist, um so ein ...

Bücher gegen das Vergessen. Davon habe ich bereits einige gelesen oder gehört. Dieses wird als Kinderbuch (ab 10 Jahren) deklariert. Aber ich bin mir nicht sicher, ob 1 Stunde ausreichend ist, um so ein großes Thema zu bearbeiten ...

Als eine alte Frau anfing zu sprechen, dachte ich, dass sie nun das ganze Hörbuch über ihre Geschichte erzählen wird. Doch aus der alten Stimme wird auf einmal fließend eine Kinderstimme. Das hat mich schon beeindruckt. Denn sofort war klar: Wir begleiten nicht nur die alte Frau in ihren Erinnerungen, sondern werden direkt mit in die damalige Zeit genommen.

Auf einmal kommt noch eine Frauenstimme hinzu. Weder alt noch jung. Und erst dachte ich, dass das Kind nun erwachsen ist. Doch es ist die Stimme der Mutter.

Durch Iris Berben (Stimme der Mutter) und Sofia Bertolo (Tamar als Kind) bekommt man so einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt der beiden Menschen. Man leidet mit ihnen mit, hält die Luft an, bekommt Gänsehaut am ganzen Körper.

Ich könnte mir "Eine wundersame Rettung" als Begleitmaterial im Unterricht gut vorstellen. Es ist eine positiv endende Geschichte. Es ist ein kindgerechter Erfahrungsbericht, der mit Sicherheit sehr viele Fragen aufwirft, die man zu Hause oder eben in der Schule gut auffangen und besprechen kann. Daraus wird sich bei Interesse sicherlich ergeben, das Thema zu intensivieren und andere Materialien, die es ja bereits zuhauf gibt, anzuschauen.

Für mich ist Tamar Dreifuss' bewegender Erfahrungsbericht daher ein super Einstieg für Kinder in das Thema Holocaust, der jedoch nicht zu schwer wiegt, sondern sie für diese Materie sensibilisieren kann.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 02.02.2022

✎ Milja Praagman - Bei dir

Bei dir
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Wieder mal ein Buch, welches erst auf den zweiten Blick so richtig wirkt - und dann immer wieder hervor geholt wird.

Milja Praagman hat sowohl künstlerisch als auch erzählerisch eine tolle Leistung vollbracht.
Teils ...

Wieder mal ein Buch, welches erst auf den zweiten Blick so richtig wirkt - und dann immer wieder hervor geholt wird.

Milja Praagman hat sowohl künstlerisch als auch erzählerisch eine tolle Leistung vollbracht.
Teils minimalistische und doch ausdrucksstarke Bilder begleiten Bär auf seinem Streifzug durch die Jahreszeiten.

Bär sucht das Schöne. Er scheint glücklich. Schwebt von einem Moment zum nächsten.
Immer dabei und doch nicht wirklich sichtbar: Maulwurf.

Als Bär am Ende des Jahres ankommt, merkt er, dass er Maulwurf vermisst und geht zurück. Erst da wird ihm so richtig klar, dass das Schöne die ganze Zeit über bereits bei ihm war.

Die Würdigung der Freundschaft und die Vergänglichkeit der Jahreszeiten begreifen durch dieses wunderschöne Bilderbuch schon die Kleinsten unter uns.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 23.01.2022

✎ Mira Galle - Mia Marmelade 1 Leon und der grüne Flaschengeist

Mia Marmelade
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Meine Erwartungen an das Buch waren, ehrlich gesagt, nicht sehr hoch. Es überwog meine Neugier, wie das Thema 'Alkoholsucht' behandelt und vor allem kindgerecht aufgearbeitet wird. Ich bin auf alle Fälle ...

Meine Erwartungen an das Buch waren, ehrlich gesagt, nicht sehr hoch. Es überwog meine Neugier, wie das Thema 'Alkoholsucht' behandelt und vor allem kindgerecht aufgearbeitet wird. Ich bin auf alle Fälle positiv überrascht worden.

Leon ist ein authentischer Charakter. Er wird mit seinen Stärken und Schwächen dargestellt. Seine Gedanken und vor allem seine Gefühle bekommen viel Raum in der Geschichte. Das gibt zum einen betroffenen Kindern die Möglichkeit zu sehen, dass sie nicht alleine sind. Das gibt aber ebenso nichtbetroffenen Kindern und Erwachsenen die Möglichkeit, etwas über die verborgene Welt, in der Betroffene leben, zu erfahren.

Man merkt, dass die Autorin im sozialen Bereich arbeitet. Sie schreibt nicht einfach nur aus einer dritten, unpersönlichen Perspektive. Sie schreibt das Leben. Der Text ist feinfühlig und ohne Bewertungen. Er nimmt einen an die Hand und in den Arm.

Einige Situationen aus Leons Geschichte kann man auch aufs alltägliche Leben von Kindern projizieren. Sie sollten allgemein merken, dass es besser ist, nicht nur die guten Gedanken / Erlebnisse miteinander zu teilen, sondern auch über die nicht so schönen Dinge zu reden. Ansonsten können sie ganz schnell zu schwer für einen so kleinen Rücken werden, der einen ganzen Rucksack voll Traurigkeit mit sich rumschleppen muss.

Eine Stelle finde ich besonders emotional:
Leon muss etwas ganz Wesentliches erkennen, damit sich die Situation bessern kann. Als dies geschieht, spricht er es sehr laut aus. Es wird sogar in Großbuchstaben abgedruckt.
Ich hoffe, dass sich betroffene Kinder diese Erkenntnis von Leon zu Herzen nehmen und auch auf sich anwenden.

"Leon und der grüne Flaschengeist" ist ein wichtiger Beitrag, um einigen Leuten die Augen zu öffnen und betroffenen Kindern zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Ich wünsche mir, dass Kinder ihre Augen vor allem denen gegenüber öffnen, die still und leise in einer Ecke für sich sind. Ich kenne kein Kind, das gerne alleine ist ...

Ich habe bereits das Cover des zweiten Teils entdeckt. Ich finde es gut, dass sich eine Autorin solch alltäglichen Themen annimmt, wovor andere die Augen verschließen.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 17.01.2022

✎ Elke Thompson - Dürfen wir noch kuscheln?

Dürfen wir noch kuscheln?
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Krebs ist ein Arschloch. Immer. Doch wenn (kleine) Kinder involviert sind - egal, ob selbst erkrankt oder eine nahestehende Person -, wird es ganz besonders schwierig. Dann fehlen einem die Worte. Man ...

Krebs ist ein Arschloch. Immer. Doch wenn (kleine) Kinder involviert sind - egal, ob selbst erkrankt oder eine nahestehende Person -, wird es ganz besonders schwierig. Dann fehlen einem die Worte. Man versucht, über Bücher eine Brücke zu schlagen, denn Worte sind meist zu abstrakt, als dass sie sie verstehen könnten. Und was ist, wenn es kein passendes Werk gibt? Man schreibt selbst eins.

Elke Thompson hat genau dies getan.

In "Dürfen wir noch kuscheln?" wird aus der Sicht einer 3-Jährigen - ihrer Tochter - erzählt, welche Fragen seitens der Kinder auftauchen, wenn die Diagnose 'Krebs' im Raum steht.

Die Autorin hat in ihrem Werk ihre eigenen Erfahrungen verarbeitet. Genau das merkt man auch. Entstehung des Krebses, Chemotherapie, Bestrahlung, Operation - all dies wird kindgerecht erklärt. Und doch ist es ganz schön viel, was da auf Kinderseelen zukommt.

Belaste ich mein Kind zu sehr, wenn ich offen über das Thema rede?

Peter Kravitz, Psychotherapeut, beantwortet einige Frage der Erwachsenen im Anhang. Er plädiert dafür, ehrlich zu sein. Kinder spüren, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Außerdem lernen die Kleinsten auf diese Weise, dass man IMMER zu jemanden gehen kann / sollte, wenn sich etwas nicht richtig anfühlt - egal, ob etwas im / am Körper oder seelisch / Gefühle.

Dieses Kinderfachbuch nimmt sowohl Eltern als auch Kinder an die Hand, um die erste Phase - Was wird demnächst alles auf uns zukommen? - greifbarer zu machen. Dass eine 3-Jährige in der ich-Form erzählt, macht das Thema für Kinder in diesem Alter verständlicher.

Einzig über das Wort 'Indianerehrenwort' bin ich ein wenig gestolpert. Ein einfaches 'Ehrenwort' hätte hier auch gereicht.

"Dürfen wir noch kuscheln?" zeigt auf, welche Ängste Kinder entwickeln und wie Erwachsene diese auffangen können. Es ist ein gutes Buch, um einen Einstieg in diese sensible Thematik zu finden, ohne zu überfordern.

©2022 Mademoiselle Cake