Packendes Zeitzeugnis
Der letzte ÜberlebendeDie Verarbeitung des zweiten Weltkrieges und speziell des Holocausts teilt ich in der Literatur in fiktionale Geschichten und Zeitzeugnisse. Aus beiden Genres habe ich schon sehr viele Bücher gelesen, ...
Die Verarbeitung des zweiten Weltkrieges und speziell des Holocausts teilt ich in der Literatur in fiktionale Geschichten und Zeitzeugnisse. Aus beiden Genres habe ich schon sehr viele Bücher gelesen, da mich das Thema immer wieder packt und bewegt und ich sehr wichtig finde, dass diese Geschichten erzählt werden können.
Im Theiss-Verlag ist mit "Der letzte Überlebende" ein Zeitzeugnis erschienen, das von einem ganz außergewöhnlichen Schicksal erzählt. Man muss sich klar machen, dass die Erzählungen von Holocaust-Überlebenden stets Ausnahmen darstellen, denn leider erlitten viele Menschen den "typischen" Weg von Verfolgung und Tod. Sam Pivnik findet sehr persönliche und authentische Worte in seiner Erzählung und ich fand es sehr packend, seine Geschichte von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter zu verfolgen. Gut finde ich hierbei, dass eben "weitererzählt" wird, das heißt, wir fahren auch, wie es nach dem Krieg weiterging. Sam Pivnik hat Jahre des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau überlebt, dann jedoch noch viele andere Schicksalswege gemacht, die ihn letztlich sogar in den israelischen Unabhängigkeitskrieg geführt haben. Diese Entscheidung, als Holocaust-Überlebender wenige Jahre später in einem Krieg zu kämpfen, war für mich sehr interessant, aber auch wenig nachvollziehbar.
Hier offenbart sich eine Schwäche des Buches: Ich finde die gesamte Geschichte während des Krieges sehr nachvollziehbar, authentisch und detailreich erzählt. Gegen Ende verliert das Buch für mich an Detailreichtum und die Ereignisse werden daher schwieriger nachvollziehbar, vielleicht auch, weil ich als Leserin mit den Ereignissen weniger vertraut war als mit denen des zweiten Weltkrieges.
Abschließend muss ich anmerken, dass sich in meiner Ausgabe leider einige gut sichtbare Rechtschreibfehler fanden und die Angabe hinten auf dem Cover, Sam Pivnik wäre der Einzige aus seiner Familie, der die Verfolgung der Nazis überlebt habe, offensichtlich nicht korrekt ist, wenn man das Buch liest. Dies hat mich irritiert und ich würde mir wünschen, dass solche Dinge überarbeitet werden.
Ein packendes und wichtiges Zeitzeugnis aus dem 2. Weltkrieg, das mit seiner Schonungslosigkeit besticht und für jeden eine wichtige Erfahrung ist!