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Veröffentlicht am 13.03.2022

Deutsch-dänische Zusammenarbeit

Gezeitenmord
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Gezeitenmord ist ein leicht zugänglicher Thriller, der routiniert geschrieben ist. Der dänische Autor Dennis Jürgensen ist offensichtlich ein erfahrener Schriftsteller.
Es ist der erste Fall für Lykke ...

Gezeitenmord ist ein leicht zugänglicher Thriller, der routiniert geschrieben ist. Der dänische Autor Dennis Jürgensen ist offensichtlich ein erfahrener Schriftsteller.
Es ist der erste Fall für Lykke Teit und Rudi Lehmann und damit ein vermutlich Serienbeginn.
Mich interessierte, dass der Fall im Watt an der Grenze zwischen Deutschland und Dänemark erfolgt und daher die Ermittler dieser Länder zusammenarbeiten.

Lykke Telt ist eine spannende Figur. Sie ist noch jung und als Kriminal-Assistentin noch nicht so erfahren.
Eine originelle Figur ist Hand Odin, ihr Chef.
Der deutsche Kommissar Rudolf Lehmann ist aber auch nicht schlecht. Locker, offen und humorvoll.
Der Roman lebt von seinen Figuren!
Sprachlich ist der Roman nicht herausfordernd, fast schon ein wenig flach.

Der Mordfall hat mich dann auch nicht unbedingt besonders gefesselt. Da ich kein richtiger Krimifan bin, ist das nicht maßgebend. Mich hat mehr das drumherum interessiert.

Veröffentlicht am 02.03.2022

Dieser Essay, den ich nie hatte schreiben wollen

Mein Abschied von Deutschland
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Matthias Polityckis Romanen bin ich gewogen, z.B. zuletzt 2020 Das kann uns keiner nehmen.

Dass er plötzlich ausgewandert ist, hat mich überrascht. In diesem Essay „Mein Abschied von Deutschland“ schreibt ...

Matthias Polityckis Romanen bin ich gewogen, z.B. zuletzt 2020 Das kann uns keiner nehmen.

Dass er plötzlich ausgewandert ist, hat mich überrascht. In diesem Essay „Mein Abschied von Deutschland“ schreibt er ausführlich über seine Probleme mit Sprach- und Denkverbote.

Auch nachdem ich dieses Buch beendet habe,verstehe ich Poltyckis drastische Reaktion nicht. Die meisten von uns können froh sein, in Deutschland leben zu dürfen.

Jeder Satz des Essays zeigt Polityckis Wut und der kompletten Ablehnung. Meiner Meinung nach verhindert das, der Problematik wirklich auf den Grund zu gehen.

Seinen Einwänden kann man entgegensetzen, dass sprachlicher Wandel unvermeidbar, oft auch nützlich ist. Die Sprache, die wir in früheren Jahrzehnten benutzt haben, kann man durchaus kritisieren. Political correctness ist nicht per se schlecht. Eine Sprache, die Menschen nicht herabsetzt, ist zu begrüßen.

Dennoch, Matthias Politycki bringt zahlreiche Beispiele, wo das ganze zu weit geht. Wo die Sprache lächerlich wird, wo es zur Zensur und Selbstzensur kommt. Diese Passagen in dem Essay unterstütze ich.

Veröffentlicht am 24.02.2022

derb

Der Tod der dreckigen Anna
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Der Tod der dreckigen Anna ist Dorfroman und Krimi zugleich. Er beginnt auch mit einer brutalen Ermordung.
Es herrscht ein derber Ton vor, an die man sich erst gewöhnen muss.
Das sprachliche der sechziger ...

Der Tod der dreckigen Anna ist Dorfroman und Krimi zugleich. Er beginnt auch mit einer brutalen Ermordung.
Es herrscht ein derber Ton vor, an die man sich erst gewöhnen muss.
Das sprachliche der sechziger und siebziger Jahre in der Pfalz ist aber gut getroffen, wie ich glaube.
Mir persönlich ist die Gegend fremd, zu den Figuren fand ich keine Zugang.

Veröffentlicht am 21.02.2022

Triest 1914

Ein Giro in Triest
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Ein Giro in Triest ist der Beginn einer Romanreihe um den Triestiner Polizisten Gaetano Lamprecht. Ein ambitioniertes Projekt des Schriftstellers Christian Klinger, der mit „Die Liebenden von der Piazza ...

Ein Giro in Triest ist der Beginn einer Romanreihe um den Triestiner Polizisten Gaetano Lamprecht. Ein ambitioniertes Projekt des Schriftstellers Christian Klinger, der mit „Die Liebenden von der Piazza Oberdan“ schon einmal überzeugend über das historische Triest geschrieben hat.

Es 1914, eine besondere Zeit kurz vor dem ersten Weltkrieg.
Die Hafenstadt ist zerrissen zwischen Italien und dem Habsburger Reich.
Triest ist dann auch wirklich eine Hauptfigur und nicht nur Kulisse.
Aber der Roman lebt auch von dem Protagonisten Lamprecht, der ein Hitzkopf ist und in einem Mordfall ermittelt.
Es macht Spaß, ihn auf seinen Wegen durch die Stadt zu folgen.

Schwächen des Romans: Lamprecht ist als Figur unausgewogen und der Kriminalplot steht dem historischen Beitrag eher im Weg.

Fazit: Es ist eine Mischung aus Kriminalroman und einem historischen Kontext.
Vermutlich wird in den Folgebänden mehr über die Entwicklung Triest zu erfahren sein.

Veröffentlicht am 18.02.2022

Innerer Monolog

Zusammenkunft
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Die Erzählerin dieses kurzen, hochkonzentrierten Roman befindet sich in eine inneren Konflikt.
Die knappe Form, die die Autorin Natasha Brown für ihren erfolgreichen Debütroman wählt führt zur Verdichtung. ...

Die Erzählerin dieses kurzen, hochkonzentrierten Roman befindet sich in eine inneren Konflikt.
Die knappe Form, die die Autorin Natasha Brown für ihren erfolgreichen Debütroman wählt führt zur Verdichtung. Die Problematik eines nur vermeintlichen sozialen Aufstiegs als schwarze Frau im Londoner Hochfinanzmilieu wird sichtbar.
Außerdem bekommt die Protagonistin dann auch noch die Diagnose Krebs. Das verbreitet insgesamt schon eine gewisse Hoffnungslosigkeit.

Erwähnenswert ist auch, dass der Roman aus dem Englischen von Jackie Thomae übersetzt wurde.
Es ist ein relativ hartes Buch, das ich nicht ohne Beklemmung gelesen habe.
Da die Autorin selbst jahrelang im Londoner Finanzsektor gearbeitet hat, bekommt der Text eine hohe Glaubwürdigkeit.
Es ist kein schmeichelhaftes Porträt eines Landes wie England und es bleibt eine Ausweglosigkeit und Schwermut.