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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.11.2022

Steigerungsmöglichkeiten

EAST. Welt ohne Seele
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Dieser Roman von Jens Henrik Jensen ist als erster Band einer Trilogie geplant. Jan Jordi Kazanski ist die Figur, die wahrscheinlich in allen drei Romanen als Hauptfigur auftauchen wird. Er wird in den ...

Dieser Roman von Jens Henrik Jensen ist als erster Band einer Trilogie geplant. Jan Jordi Kazanski ist die Figur, die wahrscheinlich in allen drei Romanen als Hauptfigur auftauchen wird. Er wird in den Dienst der CIA zurückgeholt, um in Krakau eine Frau aufzuspüren, die "Die Witwe" genannt wird.

Jensen ist bekannt durch seine Romane um Niels Oxen. Wenn ich die Oxen-Romane mit dem vorliegenden Buch vergleiche, muss ich sagen, dass ich mehr erwartet hatte. Ich bin etwas enttäuscht. Der Roman ist gut zu lesen. Aber sehr verwirrend. Das heißt, er beginnt recht überschaubar und wird dann, je weiter man liest, immer verwirrender. Da werden immer wieder neue Erzählstränge aufgegriffen und irgendwie in die Geschichte hinein verwoben. Das soll wahrscheinlich dazu dienen, um den Leser oder die Leserin zu verwirren. Das ist auch bis zu einem gewissen Maß legitim. Aber hier schießt Jensen über das Ziel hinaus. Das merkt man vor allem daran, dass Jensen am Ende ziemlich ausführlich Erklärungen nachschieben muss, um alles, was er vorher angestoßen hat, aufzuklären.

Es ist der erste Band der Trilogie. Er kann sich also steigern und sollte es tun.

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Veröffentlicht am 26.11.2022

Vollgepackt und wenig Spannung

Die Stunde der Hyänen
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Es geht um viel: Es geht nämlich um einen Feuerteufel, um eine rigorose Sekte und religiösen Fanatismus, um Missbrauch von Kindern, um Mobbing, um Bürgerwehr, um eine Polizistin mit einem schweren Stand ...

Es geht um viel: Es geht nämlich um einen Feuerteufel, um eine rigorose Sekte und religiösen Fanatismus, um Missbrauch von Kindern, um Mobbing, um Bürgerwehr, um eine Polizistin mit einem schweren Stand im Beruf, um Obdachlose, um Trucker, um Gewalt gegen Frauen, um eine Journalisten mit einer besonderen Eigenschaft, um ...

Das alles ist 262 Seiten hineingepackt. Dass jemand versucht in einen Roman viel, besser gesagt zu viel, hineinzupacken, fand ich eigentlich nur bei Erstlingsromanen. Ich kannte Johannes Groschupf nicht und habe erst nach Lektüre des Buches den hinteren Klappentext gelesen und festgestellt, dass er bereits mehrere Romane geschrieben hat, die sogar preisgekrönt wurden. Ich war überrascht und habe mich gefragt, was Groschupf mit dieser Fülle bewirken wollte. Vielleicht soll es das Milieu in Berlin widerspiegeln? Aber dazu waren mir die verschiedenen Figuren zu klischeehaft.

Spannend sollte ein Thriller sein. In diesem Roman ist schon von Anfang an klar, wer der Feuerteufel ist. Damit kann die Frage, wer der Täter ist, nicht mehr für Spannung sorgen. Natürlich gibt es andere Möglichkeiten, einen Spannungsbogen aufzubauen und zu halten. Aber das gelingt Groschupf nur teilweise. Ich würde das Buch weder als Thriller noch als normalen Kriminalroman bezeichnen sondern mehr als Milieustudie.

Dass der Autor mit der deutschen Sprache umgehen kann, steht außer Frage. Das Buch ist gut und schnell zu lesen. Das ist ein Qualitätsmerkmal aber nicht das wichtigste.

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Veröffentlicht am 07.10.2022

Ausufernd durcheinander

Lektionen
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Der Roman beginnt 1986. Die Story wird nach und nach klar. Von 1986 ausgehend erfahren wir etwas über den Lebensweg von Roland Baines. Er wird mit 11 Jahren von seinen Eltern auf ein Internat nach England ...

Der Roman beginnt 1986. Die Story wird nach und nach klar. Von 1986 ausgehend erfahren wir etwas über den Lebensweg von Roland Baines. Er wird mit 11 Jahren von seinen Eltern auf ein Internat nach England geschickt. Sein Vater ist zu der Zeit Armeeoffizier in Libyen. Roland wäre lieber in Libyen und bei seiner Mutter geblieben. Mit 14 Jahren wird er von seiner Klavierlehrerin verführt. Es entwickelt sich zwischen den beiden ein längeres intimes Verhältnis, das Roland sein ganzes weiteres Leben lang beeinflusst.

Jan McEwan ist ein Star in der Literatur Scene. Deshalb hatte ich mit großen Erwartungen diesen Roman begonnen. Doch beinahe hätte ich das Buch nach hundert Seiten beiseite gelegt. Die Chance auf hundert Seiten bekommt bei mir jedes Buch.

McEwan kann mit Sprache umgehen. Aber muss das dazu führen, dass er immer wieder äußerst lange komplizierte Satzkonstruktionen verwendet, die das flüssige Lesen behindern, auch wenn sie grammatisch vollkommen in Ordnung sind.

Der Aufbau des Romans ist sehr verschachtelt. Von 1986 aus geht es immer wieder zurück zu verschiedenen Episoden in der Vergangenheit. Dann entwickelt sich die Handlung nach 1986 weiter. Auch dabei geht es immer wieder zurück in die Vergangenheit. Ein solcher Aufbau ist legitim. Aber muss das so sein, dass man sich ohne jeden weiteren Hinweis von einem Satz zum nächsten plötzlich in einer ganz anderen Zeit befindet? Na ja, immerhin hat McEwan einen Absatz dazwischen gemacht.

Philosophische Reflektionen zwischendurch sagen einiges zur inneren Entwicklung und Haltung Rolands aus. Aber muss das so ausgebreitet werden? Weniger wäre da mehr gewesen. Weniger hätte mehr verdeutlicht.

Ich hatte von McEwan jedenfalls eine Leserfreundlicheres Buch erwartet.

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Veröffentlicht am 08.07.2022

Kein Höhepunkt

Das Letzte, was du hörst
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Fünf Sterne finde ich bei der überwiegenden Zahl der Rezensionen dieses Romans von Winkelmann, die ich gelesen habe. Das wundert mich. Kann es sein, dass da manche einfach meinen, weil es ein Bestsellerautor ...

Fünf Sterne finde ich bei der überwiegenden Zahl der Rezensionen dieses Romans von Winkelmann, die ich gelesen habe. Das wundert mich. Kann es sein, dass da manche einfach meinen, weil es ein Bestsellerautor ist, kann der Roman nur gut sein? Ich bin jedenfalls recht enttäuscht. Ich hatte mehr erwartet.

"Kein Höhepunkt" habe ich als Titel dieser Rezension gewählt. Das gilt in zweifacher Hinsicht. Zum ersten ist der Roman meiner Meinung nach keine Sternstunde schriftstellerischer Arbeit. Zum anderen hat der Roman keinen richtigen Spannungshöhepunkt. Er plätschert so vor sich hin. Nur zum Ende wird es etwas spannender, was aber trotzdem recht flach bleibt.

Viele kurze Kapitel und Abschnitte mit jeweils wechselnden Akteuren und Schauplätzen bringen keine Spannung sondern Hektik. Zumal man sich zu Beginn jedes neuen Abschnittes erst orientieren muss, wer da agiert.

Die mit "Vorher" überschriebenen Kapitel stehen etwas obskur im Text. Sie lassen Leserin oder Leser ratlos zurück und bringen auch nicht viel für die endgültige Aufklärung zum Schluss. Ach ja, der Schluss! Der Schluss besteht vor allem aus einem Erklärungsmarathon, wie die Zusammenhänge waren, wir sich was entwickelt hat, weshalb wer was gemacht hat usw. Wenn so etwas Ausführliches am Ende notwendig ist, hat der Schreiber meiner Meinung nach vorher etwas falsch gemacht.

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Veröffentlicht am 24.02.2022

Zettelkasten

Die dritte Hälfte eines Lebens
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Es geht um das fiktive Dorf Krimmwing. Oder besser gesagt, es geht um die Bewohner von Krimmwing. Wie meist bei solchen Romanen, die sich in der abgeschlossenen Welt eines Dorfes abspielen, geht es vor ...

Es geht um das fiktive Dorf Krimmwing. Oder besser gesagt, es geht um die Bewohner von Krimmwing. Wie meist bei solchen Romanen, die sich in der abgeschlossenen Welt eines Dorfes abspielen, geht es vor allem darum, dass die sogenannte Dorfgemeinschaft alles, was nicht passend ist, ablehnt. So zum Beispiel in diesem Fall Seppi. Er ist dunkelhäutig, weil sein Vater nach Südafrika zurückgegangen ist und seine Mutter Rosa den Seppi allein erzieht, mehr oder weniger. Alles weiß man besser. Wenn allerdings etwas Schlimmes geschehen ist, hat man von nichts gewusst, sonst hätte man natürlich geholfen.

Der Roman lässt mich etwas hilflos und enttäuscht zurück. Ich hatte mir mehr davon versprochen. Rätselhafte Sprache gut und schön, aber man sollte es nicht übertreiben. Manchmal habe ich einen Abschnitt nochmal gelesen und mich danach immer noch gefragt, was will sie uns damit sagen? Anna Herzig hat sich kurz gefasst. das Buch ist sehr dünn, an einem Tag zu lesen. Die Kapitel und Abschnitte kurz gefasst in einer "markanten" Sprache. Die Reihenfolge ist recht verwirrend. Sie springt immer mal wieder in der Zeit hin und her. Ich hatte den Eindruck, dass Herzig beim Entstehen des Romans einen Zettelkasten geführt hat. Darin auf losen Zetteln die einzelnen Versatzstücke des Romans grob aufgeschrieben. Diese Zettel sind ihr offensichtlich mal sehr durcheinander geraten und nicht wieder richtig geordnet worden.

Es ist ein Erstling, wie ich gelesen habe. Meiner Ansicht nach merkt man ihm das sehr an. Vielleicht wird der nächste Roman ja besser.

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