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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 23.02.2022
  • ISBN: 9783257072006
Joachim B. Schmidt

Tell

Joachim B. Schmidt schreibt Geschichte neu. Seine ›Tell‹-Saga ist ein Pageturner, ein Thriller, ein Ereignis: Beinahe 100 schnelle Sequenzen und 20 verschiedene Protagonisten jagen wie auf einer Lunte dem explosiven Showdown entgegen. Schmidt bringt uns die Figuren des Mythos nahe und erzählt eine unerhört spannende Geschichte.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2022

So habe ich Wilhelm Tell noch nie gesehen

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Das Titelbild lässt mich sofort an die Tell-Saga denken.
Wilhelm Tell. Literaturunterricht am Gymnasium, war ziemlich langweilig, muss ich gestehen. Vielleicht weil ich damals selbst in meinen Sturm und ...

Das Titelbild lässt mich sofort an die Tell-Saga denken.
Wilhelm Tell. Literaturunterricht am Gymnasium, war ziemlich langweilig, muss ich gestehen. Vielleicht weil ich damals selbst in meinen Sturm und Drang Jahren war. Dunkel noch einige Zitate, wie „Mit dem Pfeil, dem Bogen, / Durch Gebirg und Tal / Kommt der Schütz gezogen / Früh am Morgenstrahl…“ oder „Vater schieß zu, ich fürcht mich nicht.“ Oder „Durch diese hohle Gasse muss er kommen" und ein Pfahl an dem ein Hut hing, ein Apfel den ein Kind auf dem Kopf tragen musste, zwei gezogene Pfeile, einen für den Apfel, einer für den Landvogt. Ein nächtliches Treffen auf einer Wiese am Uri See. Ich habe nun Schillers Wilhelm Tell auch wieder gelesen, um einen direkten Vergleich zu Joachim B. Schmidts Thriller zu haben.
Denn was uns Diogenes hier präsentiert ist unglaublich! Rasante, kurze Kapitel, immer aus der Perspektive einer anderen Person geschrieben, treiben den Leser weiter, immer weiter wie eine wilde Jagd durch die Berge. Doch auch Schillers Werk hat es in sich. Für Anfang des 19. Jahrhunderts war seine Sprache gewagt und mächtig. Aber Anfang des 21. Jahrhunderts hat die Sprache eine allgewaltige Entwicklung gemacht. Kurze prägnante Sätze, schonungslos wie das harte Leben der Bergbauern, wie die verhasste Fremdherrschaft der Habsburger. So führt Harras einen inneren Monolog nach dem Meisterschuss, was er mit Wilhelm Tell machen würde, der vor den Augen seiner Landsleute Gessler beschämt hat: „…Jeden einzelnen Finger würde ich ihm abschlagen, die Ohren, seinen Schwanz und seine Eier. Blenden würde ich diesen Mistkerl. Das Alpenvölklein soll mitansehen, was mit Helden passiert“ (S. 179). Bei Schiller ist Gessler die blutrünstige Bestie und Harras die Stimme der Vernunft im Habsburger Lager, bei Schmidt ist Harras der brutale Schlächter, während Gessler hilflos dahintreibt, nicht gegen Harras aufkommt.
Die Handlung an und für sich ist bekannt. Schiller hat die Aufständischen noch in beeindruckenden Szenen zum Rütli-Schwur, zu Altdorf am Markt oder in den Häusern der Verschwörer auftreten lassen, Schmidt fokussiert sich auf Wilhelm Tell und die Personen, die ihn unmittelbar umgeben. Neu bei Schmidt treten Kindheitserinnerungen von Tell, von Vater Taufer auf, oder dass Wilhelm Tell nach dem Tod seines Bruders Peter seinen Platz am Hof einnimmt und seine Witwe ehelicht.
Schmidts Tell ist atemberaubend und glaubwürdig zugleich. Und vielleicht werden sich Leser dieses Buches auch an die große Vorlage von vor 210 Jahren wieder heranwagen.

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Veröffentlicht am 26.02.2022

Beeindruckend erzeugte Atmosphäre

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Wilhelm Tell, so heißt der Protagonist von Schillers Drama, das auf dem Leben des gleichnamigen Freiheitskämpfers aus der Schweiz basiert. Doch ist es überhaupt nötig, einen Roman zu schreiben, wenn es ...

Wilhelm Tell, so heißt der Protagonist von Schillers Drama, das auf dem Leben des gleichnamigen Freiheitskämpfers aus der Schweiz basiert. Doch ist es überhaupt nötig, einen Roman zu schreiben, wenn es schon ein Drama gibt? Joachim B. Schmidt zeigt: Ja, ist es.

In kurzen Kapiteln aus wechselnder Sicht - insgesamt 20 Figuren sind es, deren Perspektive wir hier zu lesen bekommen - erzählt der Autor die Geschichte eines Mannes nach, der sich gegen die Macht des amtierenden habsburgischen Landvogts auflehnt und daraufhin zum Apfelschuss auf seinen Sohn gezwungen wird. Doch noch viel mehr als diese eine, bekannte Szene vermag Schmidt einzufangen: Es ist die Kulisse einer kargen Berglanschaft, die den Menschen zum Überleben alles abverlangt, kombiniert mit eigenwilligen, urig-skurrilen Charakteren, die die Atmosphäre des Romans ausmachen. Es herrscht eine Disharmonie, eine Abneigung zwischen vielen der Figuren vor, die mich schon in den ersten Kapiteln faszinieren konnte. Und dennoch ist es auch eine Geschichte der tief empfundenen Zuneigung, die hier erzählt wird. Tell selbst kommt dabei erst ganz am Ende des Romans zu Wort, bis dahin sind es die anderen Figuren, die zu ergründen suchen, was im Kopf des stillen, abwe(i)send wirkenden Mannes vor sich geht.

In wenigen Worten gelingt es Schmidt, einer ganzen Fülle an Charakteren erstaunliche Tiefe und Vielfalt zu verleihen, und das, obwohl auf die meisten selten mehr als ein oder zwei Seiten am Stück entfallen. Entgegen meiner Befürchtungen hatte ich nie das Gefühl, nur eine Aneinanderreihung von Fragmenten zu lesen; eher ist es ein großes Puzzle, das hier nach und nach entsteht, und bei dem nicht selten eine Episode der nächsten die Hand reicht und ein detailliertes, tiefsinniges Bild von Land und Leuten zeichnet. In solch kurzen Kapiteln eine derart eindrückliche Atmosphäre zu erschaffen, ist ganz große Kunst.

"Tell" ist für mich ein Roman, von dem ich mir nach "Kalmann" viel erhofft hatte und der meinen Erwartungen auch vollkommen gerecht werden konnte. Ich freue mich auf mehr von Joachim B. Schmidt!

Veröffentlicht am 25.02.2022

Eine großartig gelungene Neuerzählung

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Joachim B. Schmidt erzählt die Sage um den legendären Schweizer Freiheitskämpfer Wilhelm Tell neu. Tell, ein schweigsamer und mürrischer Mann, lebt mit seiner Familie auf einem abgelegenen Bergbauernhof ...

Joachim B. Schmidt erzählt die Sage um den legendären Schweizer Freiheitskämpfer Wilhelm Tell neu. Tell, ein schweigsamer und mürrischer Mann, lebt mit seiner Familie auf einem abgelegenen Bergbauernhof und will eigentlich nur seine Ruhe haben. Er führt ein einfaches Leben, wildert wo es zum Überleben nötig ist und ist am liebsten in den Bergen unterwegs. Das nimmt eine dramatische Wendung, als seine Wege die des Vogts Gessler und dessen Handlanger kreuzen.

Schmidts Interpretation der Geschichte um Wilhelm Tell konnte mich begeistern. Vor allem die schnelle Erzählweise mit den sehr häufig wechselnden Perspektiven hat mir sehr gut gefallen. Das ganze Buch hindurch reiht sich Szene auf Szene aneinander, die meisten Abschnitte sind dabei nur wenige Seiten lang, dann erfolgt schon wieder ein Schauplatz- und Perspektivwechsel. Die schnellen Sprünge zwischen den Szenen gelingen dem Autor dabei brillant, an keiner Stelle war ich verwirrt oder wurde aus der Geschichte gerissen. Am Ende ergibt sich ein von allen Seiten beleuchtetes Bild der Geschichte um Wilhelm Tell. Das Ganze ist dabei so spannend geschrieben, dass ich das Buch in einem Zug gelesen habe.

Tell selbst ist ein Antiheld, er kämpft nicht für eine größere Sache, sondern will nur Gerechtigkeit für sich und die seinen nachdem er mit den Habsburger Soldaten aneinander geraten ist. Mit Fortschreiten der Geschichte wird auch die von Wilhelm Tell aufgedeckt, sein Verhalten und seine unnahbare Art werden dadurch verständlicher. Auch die Gegenseite um den Vogt Gessler, seinen Handlanger Harras und ein paar der Habsburger Soldaten bekommt ausreichend Platz in der Geschichte, mancher davon ist eine eher tragische als bösartige Figur. Überhaupt zeigt sich durch die Innenbetrachtung der Figuren, dass viele der Ereignisse und Schicksale hätten verhindert werden können, doch am Ende handelt eben jeder wie es von ihm erwartet wird und so nehmen die Geschehnisse ihren Lauf.

Fazit
Eine großartige und sehr spannende Neuerzählung der Tell-Sage. Absolut empfehlenswert für jeden der die Legende um Wilhelm Tell noch nicht kennt und genauso lesenswert für jeden der schon davon gehört hat.

Veröffentlicht am 24.02.2022

So entstaubt man einen Klassiker

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Wilhelm Tell, Mythos und Schweizer Nationalheld, dessen Geschichte von Friedrich Schiller in die Bühnenfassung gebracht wurde. Für Generationen von Schülern Pflichtlektüre. Und jetzt kommt Joachim B. Schmidt, ...

Wilhelm Tell, Mythos und Schweizer Nationalheld, dessen Geschichte von Friedrich Schiller in die Bühnenfassung gebracht wurde. Für Generationen von Schülern Pflichtlektüre. Und jetzt kommt Joachim B. Schmidt, der nach Island ausgewanderter Schweizer daher, entstaubt und modernisiert den eidgenössischen Klassiker. Und wie er das macht ist furios, denn bei ihm kommt die Geschichte des Freiheitskämpfers, der so virtuos mit der Armbrust umgehen konnte, im Gewand eines Pulp Romans daher.

Schmidt reduziert den Stoff auf das Wesentliche, gibt den Akteuren aber einen differenzierten Hintergrund mit. Fünf Akte werden zu zehn Kapiteln, innerhalb derer die Sichtweisen aus zwanzig unterschiedliche Perspektiven in hohem Tempo wie Trommelfeuer auf den Leser einprasseln und kaum Zeit zum Luftholen lassen. Unterstützt und forciert wird das noch durch jede Menge Cliffhanger.

Das Personal bleibt bekannt, aber der Autor knackt die Distanz, die man bei Lesen des Originals hat, weil er einen Blick in deren Innerstes wagt. Tell, immer noch in Trauer wegen des Todes seines Bruders, steht stellvertretend für die Bergbauern. Ist ausgelaugt von der schweren Arbeit, wortkarg, unberechenbar, brutal. Gessler, der Reichsvogt, ist ein Zauderer, entschlussschwach zweifelnd. Harras, sein Stallmeister, hingegen verkörpert den Oberschurken, der voller Verachtung auf die Bauern schaut und sie demütigt. Bemerkenswert allerdings ist die Rolle der Frauen, die aus dem Hintergrund treten, aktiv sind, die tun, was getan werden muss, um ihre Familie und den Besitz zu beschützen und ihren Beitrag zum Überleben leisten.

Eine gelungene Neuinterpretation des Klassikers, die das Zeug zur Schullektüre hat. Am besten im direkten Vergleich mit dem Original.

Veröffentlicht am 24.02.2022

Binge reading in kurz!

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Ein Buch, dass ich echt nicht aus der Hand legen konnte. Die Geschichte ist keine neue, nein, bei weitem nicht. Ein Schweizer Held dieser Wilhelm Tell, der von Schiller als sein letztes Stück Teil des ...

Ein Buch, dass ich echt nicht aus der Hand legen konnte. Die Geschichte ist keine neue, nein, bei weitem nicht. Ein Schweizer Held dieser Wilhelm Tell, der von Schiller als sein letztes Stück Teil des deutschsprachigen Bildungskanons wurde. Nun könnte man gähnen und sagen, nicht noch mal den Apfel vom Kopf schießen. ABER es ist eine Neuauflage der besonderen Art.
Der Schweizer Joachim B. Schmidt macht daraus eine neue Inszenierung des Schweizer Nationalhelden die begeistert. Er lässt die barbarischen Zeiten ans Licht kommen und den einfachen Drang Wilhem Tells seine Familie zu ernähren, auch wenn das bedeutet waghalsige Manöver zu unternehmen. Der Schreibstil ist kurz, knackig, prägnant. Ständig wechselt die Perspektive und die zu uns sprechende Stimme. Zack, zack, zack – schnelle Schnitte und Wechsel. Mir erschienen die einzelnen erzählten Szenen eher wie Blitzlichter, die dann ein gelungenes Bild der Habsburger eisernen Herrschaft zeigt. Düster, manches mal brutal ist die Grundstimmung und in dieser Gemengelage versucht Wilhelm Tell sein Glück. So nachvollziehbar. Man taucht erst nach und nach in seinen Charakter ein. Erst scheint er ein wortkarger Eigenbrötler zu sein und nach und nach ändert sich die Sichtweise. Man bemerkt er hat den Schelm im Nacken und treibt es manches Mal zu bunt.
Fazit: Wer vom klassischen Helden nicht wissen will, sollte gerade hier zugreifen!

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