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Veröffentlicht am 05.03.2022

Eine facettenreiche Sonntagnachmittagslektüre über Queen Elizabeth II.

God Save the Queen. Was wir an Elizabeth II. bewundern
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Im Knaur Verlag erscheint die Anthologie "God save the Queen-Was wir an Elizabeth II. bewundern". Herausgeberin und Verfasserin eines Vorwortes ist Denise Schweida.

Als 1952 Elizabeths Vater George VI. ...

Im Knaur Verlag erscheint die Anthologie "God save the Queen-Was wir an Elizabeth II. bewundern". Herausgeberin und Verfasserin eines Vorwortes ist Denise Schweida.

Als 1952 Elizabeths Vater George VI. stirbt, wird sie mit gerade mal 25 Jahren die Königin von England. Ihre Regentschaft dauert nun bereits 70 Jahre an, damit ist sie die am längsten regierende Monarchin der Welt. Sage und schreibe vierzehn Premierminister hat sie bereits ernannt, von Winston Churchill über Margaret Thatcher bis zu Boris Johnson. Und egal welche politischen Krisen anstanden, sie hat sie alle überstanden. Doch welche Bedeutung hat die Monarchie in England heute wirklich?

Queen Elizabeth II. hat als Königin eine Führungsposition inne und ist eine der reichsten Frauen der Welt. Sie ist vierfache Mutter und führt ihre "Firma" bereits seit 70 Jahren, wodurch sie in gewisser Weise ein feministisches Vorbild in der Gesellschaft darstellt. Auch wenn es in ihrer Firma ab und zu brodelt und sie über die Verfehlungen nicht immer "amused" war, so hat sie ihren Job bewundernswert lange ausgeübt.

In dieser Anthologie lernen wir von unterschiedlichen Zeitgenossen ihre Meinung und Ansichten über die Queen kennen. Zehn Autorinnen, Journalistinnen und Übersetzer*innen beschreiben ihre Erlebnisse und Begegnungen mit der Queen und lassen uns durch Anekdoten hinter die offizielle Fassade dieser Frau blicken und bringen uns ihre Rolle, ihr Wesen und ihr Arbeitsleben näher.

Die Queen kennen wir alle von den Illustrierten, royalen Hochzeiten und Klatschseiten der Presse. Aber wie ist sie wirklich? Durch die verschiedenen Beiträge in diesem Buch kann man sich einen Eindruck machen. Es wird berichtet von ihrer Kindheit, der Krönung und ihrer besonderen Rolle im Commonwealth. Auf das Kennenlernen und die Beziehung zu ihrem Ehemann Prinz Philip und zu verschiedenen Familienmitgliedern wird eingegangen und wir entdecken Informationen über die Rückzugsorte der Königin. Fern der Öffentlichkeit tankt sie dort Kraft und lebt ein (fast) normales Familienleben. Die Ausübung der Führungsrolle erfordert ein immenses Arbeitsprogramm der Queen, was sie über Jahrzehnte mit Eifer und einer enormen Willenstärke absolviert hat, die man bewundern muss.

Dieses Buch lässt sich durch die verschiedenen Erzählstile und die bunte Auswahl an Anekdoten gut lesen und man hat viele Einblicke in das lange Leben dieser Monarchin. Die meisten Texte sind von Sympathie getragen, bringen verschiedene Details ans Licht und machen die persönliche Sicht über die Monarchin deutlich.

Ihre bunten Kostüme und Kleider gelten schon fast als Markenzeichen der Queen, darüber erfahren wir von Sali Hughes näheres.

Erfolgreich von ihrer "bucket list" streichen, kann die Queen ihr Ziel, einmal als Bond-Girl fungiert zu haben, so erfahren wir von Nina George.

Als Gold-Standard für Staatsoberhäupter sieht Gloria Fürstin von Thurn und Taxis in der Queen ein Vorbild, allerdings ohne großen politischen Einfluß und eher als repräsentative Figur.

Gordon Tyrie wirft einen Blick darauf, was die Queen mit Schottland verbindet und was sie vom Brexit hält.

Dieses bunte und facettenreiche Medley über Queen Elizabeth II. ist interessant und unterhaltsam zu lesen. Es lenkt den Blick auf eine erstaunliche Frau, die fast ihr gesamtes Leben als Monarchin in den Dienst des englischen Volkes gestellt hat. Für alle Fans der Serie "THE CROWN ein Muss.

Veröffentlicht am 01.03.2022

Schmetterlinge im Bauch

Miss Merkel: Mord auf dem Friedhof
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Der zweite Band der Miss Merkel-Reihe von Autor David Safier trägt den Titel "Mord auf dem Friedhof" und erscheint im Kindler Verlag.

Inzwischen hat sich Angela Merkel im beschaulichen Klein-Freudenstadt ...

Der zweite Band der Miss Merkel-Reihe von Autor David Safier trägt den Titel "Mord auf dem Friedhof" und erscheint im Kindler Verlag.

Inzwischen hat sich Angela Merkel im beschaulichen Klein-Freudenstadt in der Uckermark eingelebt, das Leben verläuft hier allerdings recht eintönig. Achim unternimmt gerade einen Wanderurlaub und Angela lernt bei einem ihrer Spaziergänge mit ihrem Mops auf dem Friedhof einen attraktiven älteren Herrn kennen. Dann wird sie Zeugin eines Streites und kurz darauf findet sie einen der Streitenden kopfüber tot in die Erde gepflanzt, nur die Beine ragen noch heraus. Es stellt sich heraus, dass der Tote der Friedhofsgärtner ist, der Streit mit den zwei Bestattungs-unternehmern des Ortes hatte. Wie hängt dieser Mann mit den ebenfalls verfeindeten Bestatterfamilien zusammen und wer könnte für den Mord ein Motiv haben? Angelas Spürsinn und ihre Neugier sind geweckt und sie mischt sich zum Leidwesen ihres Bodyguards Mike ordentlich ein.


Dieses Mal werden wir Zeugen, wie sich Angela in einen älteren Herrn verliebt, der ihre Liebe zu Shakespeare teilt. Der Angebetete erinnert sie an einen französischen Filmstar, ist aber im wahren Leben schnöder Bestattungsunternehmer und hört auf den wenig melodischen Namen Kurt Kunkel. Also tauft sie ihn heimlich auf den Namen Aramis. Damit träumt es sich doch viel schöner! Man muss zugeben, von nun an sieht Angela alles ein wenig verklärt. Was aber ihrem scharfen Geist und ihrer Beobachtungsgabe bei ihren Nachforschungen keinen Abbruch tut. Aber wir tauchen ein in ihre aufgewühlte Gedankenwelt und erleben ihren Zwiespalt mit dieser Verliebtheit. Gerade Achim gegenüber hat sie Gewissensbisse, kann aber die gemeinsamen Gespräche auf die ihr gewohnte diplomatische Art ablenken.

Der Mordfall sorgt für Aufregung im kleinen Ort, es spricht sich schnell herum und Angela muss ein wenig hinter die Kulissen der beiden Bestattungsunternehmen blicken, wo einiges verborgen liegt. Inzwischen hat sich Personenschützer Mike in Marie verliebt und wäre froh, nun mehr Zeit mit ihr zu verbringen und in seinem Job bei Angela eine ruhige Kugel schieben zu können. Doch die regen Nachforschungen im Mordfall führen Angela ständig inmitten der Tatverdächtigen und da Mike immer ein Auge auf seine Chefin haben muss, hetzt er ihr ständig hinterher.

Bei diesem Roman finde ich die Grundidee wieder herrlich, eine ermittelnde Ex-Bundeskanzlerin ist schon etwas Besonderes und sie dabei zu erleben, wie sie im Bestattungsmilieu herumschnüffelt oder von ihrem Frisör zu einem neuen Look überredet wird, ist schon für ihre Verhältnis überraschend lebensnah. Auch die Charakterzeichnung lässt Angela und Achim erkennbar erscheinen und ihre Partnerschaft steht wie in jeder normalen Beziehung mal auf dem Prüfstein. Das wirkt authentisch und man nimmt es ihnen ab. Der Fall ist nicht leicht zu durchschauen und die filmreifen Verfolgungsjagden auf dem Friedhof lassen bei mir das Kopfkino anspringen. Bis hierher hat der Autor alles richtig gemacht.

Doch es gibt in der Handlung auch Stellen, die ein wenig ins Seichte abgleiten. "Puffel", "Puffeline", "Hasemase", können einmal verwendet ja noch als witzig durchgehen, aber in Dauerschleife verwendet, kamen sie mir recht albern vor. Und die Gedanken von Mops Putin (der Name muss dringend geändert werden) hätte ich nicht gebraucht, sie passen meiner Meinung nach nicht zu diesem Buch. Überhaupt nimmt die Ernsthaftigkeit der Handlung nicht die Tiefe ein, die einem Roman mit Krimifall gerecht würden. Es wird insgesamt etwas albern, wozu ich auch die Verballhornung von Liedern zähle, deren Vokale durch Umlaute ersetzt werden und für mich leider nicht so amüsant wirken.

Unterhaltsamer Roman, bei dem die Mordermittlung für Spannung sorgt und man sich gleichzeitig über Angelas Verliebheit amüsieren kann.

Veröffentlicht am 28.02.2022

Eine fantasieanregende Abenteuergeschichte zum Vorlesen!

Minna Melone - Wundersame Geschichten aus dem Wahrlichwald
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Das cbj Kinderbuch "Minna Melone" wurde geschrieben von Sven Gerhardt und illustriert von Mareike Ammersken.

Die Tiere im Wahrlichwald sind beschäftigt mit ihren Alltagsgewohnheiten, sie sammeln Futter, ...

Das cbj Kinderbuch "Minna Melone" wurde geschrieben von Sven Gerhardt und illustriert von Mareike Ammersken.

Die Tiere im Wahrlichwald sind beschäftigt mit ihren Alltagsgewohnheiten, sie sammeln Futter, fegen die Wohnung oder reparieren ihren Gartenzaun. Doch dann erscheint die Wanderratte Minna Melone und baut auf der Lichtung eine Theaterbühne auf. Eichhörnchen Zara entdeckt die Aufschrift »Jeden Abend Abenteuer!« Was soll das bloß bedeuten? Doch schon bald erfahren es alle Tiere im Wald, Minna Melone unterhält sie mit ihren fantastischen und wunderbaren Geschichten.

In diesem Vorlesebuch wird man von zwölf abenteuerlichen Geschichten unterhalten, sie eignen sich wunderbar als abendliche Gute-Nacht-Geschichte und wecken die Fantasie, in der auch das Unmögliche möglich ist.

Eigentlich haben Wanderratten im Wahrlichwald keinen guten Ruf, doch Zara ist anderer Meinung und interessiert sich für Minna, besucht ihre Theaterbühne und genießt ihre spannenden Piratengeschichten. Begeistert erzählt Zara überall wie wunderbar die Vorstellung ist und schon bald kommen auch andere Waldbewohner hinzu und lassen sich Abend für Abend von Minna unterhalten und träumen sich in tolle Abenteuer. Aber nicht alle glauben Minna ihre fantastischen Geschichten, der Uhu hält alles für eine Lüge und will Minna vertreiben. Ob ihm das gelingt?

Minnas ausdrucksstarke Fantasie-Geschichte dreht sich um den sagenhaften Schatz von Rattlantis, wir lernen die Piratendame Barbara Rossa mit ihrem goldenen Säbel kennen, überleben eine gefährliche Schiffspassage in schwerem Sturm mit Gewitter und werden bekämpft von einem Schiff mit Totenkopfflagge der sagenhaften unsichtbaren Piraten. Wenn ihr wissen wollt, wie die Geschichte weiter geht, müsst ihr dieses Buch lesen oder euch vorlesen lassen.

Die spannende und verständlich erzählte Piratengeschichte handelt von Mut und Abenteuer und steckt voller Fantasiefiguren, sie enthält auch ein wenig Magie und wird von den wunderschönen Illustrationen anschaulich ergänzt. Jedes Kapitel hat genau die richtige Länge fürs abendliche Vorlesen. Da möchte man doch glatt selbst noch einmal Kind sein!

Dieses Buch unterhält und inspiriert, hier dürfen Kinder ihre Fantasie spielen lassen und sich in die Abenteuer hineinträumen. Denn wenn die Fantasie spielt, können sich alle Träume erfüllen.

Diese Vorlesegeschichten regen die Fantasie an und lassen von eigenen Abenteuern träumen.

Veröffentlicht am 26.02.2022

Der besondere Champagner

Kaiserstuhl
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Der Roman "Kaiserstuhl" von Brigitte Glaser erscheint im List Verlag/Ullstein.

Henny Köpfer ist die Tochter eines Weinhändlers, sie lebt mit ihrem Ziehsohn Kaspar in Freiburg, ihr Mann blieb im Krieg ...

Der Roman "Kaiserstuhl" von Brigitte Glaser erscheint im List Verlag/Ullstein.

Henny Köpfer ist die Tochter eines Weinhändlers, sie lebt mit ihrem Ziehsohn Kaspar in Freiburg, ihr Mann blieb im Krieg und zu ihrer Schwiegermutter hat sie kein gutes Verhältnis. Finanziell geht es ihr mit ihrer eigenen Weinhandlung gut, das Wirtschaftswachstum lässt den Weinverkauf rund gehen. Henny ist einsam und denkt oft an Paul Duringer aus dem Elsass, mit dem sie nach dem Krieg am Kaiserstuhl zusammen gelebt hat. Doch damals ging Paul fort. Zwischen ihnen steht ein Verrat und die schlimmen Ereignisse der Kriegsjahre. 1962 soll Paul Duringer eine legendäre Flasche 37er Vossinger Champagner finden, die als Symbol für die Plünderungen der Nazis in den französischen Weinregionen stehen soll. Er besucht Hennys Weinhandlung, doch ihre Wunden sitzen tief und es ist zwischen ihnen nicht mehr wie früher.

Der Roman spielt von 1962 bis Januar 1963 als es zur Vertragsunterzeichnung des Élysée-Vertrags zwischen Charles de Gaulle und Konrad Adenauer kommt.

Die Suche nach dem symbolträchtigen Champagner wird nicht nur von Paul Duringer unternommen, es gibt auch andere Interessenten, die die Flasche aus unterschiedlichen Gründen besitzen wollen. Damit bekommt der Roman eine kriminelle Note, die für etwas Spannung sorgt und viele unterschiedliche Personen in die Handlung einbezieht.

Ein bildhafter Erzählstil zeigt das Leben in den Grenzgebieten, lässt uns Land und Leute näher kommen und auch die Vergangenheit besser begreifen. Wie man es von Brigitte Glaser gewohnt ist, lässt sich ihr Roman "Kaiserstuhl" flüssig lesen und man taucht dank der guten Recherche mitsamt bildhaften Schilderungen in das lebendig gezeigte Zeitgeschehen ein, erlebt die historischen Veränderungen der Zeit und darf auch in die Küche des Elsaß eintauchen, immer begleitet mit den landestypischen Tröpfchen wie Wein oder Champagner. Die Handlungsorte Kaiserstuhl und Freiburg werden atmosphärisch genau beschrieben und ich konnte mich gut in die Situation von Henny und Paul hineinversetzen. Auch die Jagd nach der ominösen Flasche Champagner bringt ein wenig Krimistimmung mit, die immer mehr Menschen streift, die nach ihr greifen wollen.

Die gut gezeichneten Charaktere kann man sich sehr gut vorstellen, manche haben sympathische Züge, andere nicht und dadurch wirken sie absolut glaubhaft dargestellt. Die Liebesgeschichte zwischen Henny und Paul zeigt ihre Gefühle, aber auch die Wunden, die sie sich gegenseitig zugefügt haben. Es ist schwer, das gegenseitige Vertrauen wieder zuzulassen.

Was meinen Lesefluß etwas gestört hat, sind die häufigen Perspektiv- und Ortswechsel, die durch zusätzliche Rückblicke in die Vergangenheit und viele Einzelheiten dann doch etwas ausufernd wirken und man sich manchmal etwas in der Handlung verliert.

Diesen Roman möchte ich allen Geschichtsinteressierten ans Herz legen, die mehr über die Deutsch-Französischen Beziehungen wissen wollen und sich vielleicht für Champagner und dessen Anbaugebiete interessieren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.02.2022

Ein interessanter und brisanter Justizkrimi!

Der dreizehnte Mann
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"Der dreizehnte Mann" ist der zweite Band der Justiz-Krimi-Reihe des Autorenduos Florian Schwiecker/Michael Tsokos aus dem Knaur Verlag.

In diesem Fall lösen der Berliner Anwalt Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner ...

"Der dreizehnte Mann" ist der zweite Band der Justiz-Krimi-Reihe des Autorenduos Florian Schwiecker/Michael Tsokos aus dem Knaur Verlag.

In diesem Fall lösen der Berliner Anwalt Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Justus Jarmer (wie ihre Autorenväter, der ehemalige Strafverteidiger Florian Schwiecker und Rechtsmediziner Michael Tsokos) einen besonderen Mordfall vor dem Hintergrund eines Missbrauchs-Skandals, der als wissenschaftliches Experiment bis in die politische Ebene reicht. Die Handlung wurde inspiriert von einer wahren Geschichte.

Zwei Männer, die im Rahmen der Fürsorge als Pflegekinder bei pädophilen Vätern zu Missbrauchsopfern wurden, wollen ihr persönliches Leid nun nach vielen Jahren öffentlich machen. Doch bevor sie gemeinsam ein Enthüllungsinterview mit einer Journalistin haben, wird einer von ihnen tot aufgefunden und der andere entgeht knapp einem Anschlag. Der zuständige Jugendamtsleiter von damals kandidiert gerade um das Amt des regierenden Bürgermeisters. Was wusste er von diesen Fällen und warum musste gerade jetzt einer der beiden Männer sterben?

Wahre Fälle sind oft besonders schockierend, denn sie zeigen das reale Ausmaß von unfassbarem Leid, bei dem sogar aus der vermeintlich guten Wissenschaft heraus, grausamer Missbrauch als staatlich angeordnetes Granther-Experiment stattfinden kann. Der wahre Fall bezieht sich auf das reale Kentler-Experiment der Kinder- und Jugendhilfe und ist der Beweis für das Böse in unserer Welt. Die Autoren lassen uns in einen besonderen Fall eintauchen, der von Missbrauch, Abhängigkeit und Opferproblematik erzählt und damit die Kentler-Methode ins Licht der Öffentlichkeit rückt.

Dank des recht sachlich gefassten Schreibstils und der verständlich beschriebenen Vorgänge lässt sich dieser Krimi gut lesen. Die sehr kurzen Kapitel wechseln andauernd die Handlungsebene, die wie in einem Polizeibericht akribisch genau räumlich und zeitlich datiert wird. Sie enden ähnlich wie Cliffhanger und so fiebert man trotz einer mittelmäßig hoch gehaltenen Spannung mit den Ermittlern bis zum Höhepunkt, die die Gerichtsverhandlung darstellt, mit.

Wir begleiten Eberhardt und Jarmer hautnah bei ihren Nachforschungen und Befragungen und lernen sie als engagierte Personen kennen, die Licht ins Dunkel der kriminellen Machenschaften bringen wollen. Kindesmissbrauch als staatlich angeordnete Aktion, bei der Kinder in die Obhut von Pädophilen gegeben wurden, um sie in ein liebevolles Umfeld zu bringen, das allein klingt schon pervers und absolut unfassbar.

In diesem Buch führt Rocco eine Rolle als Nebenkläger und trifft seine frühere Freundin Claudia wieder, die heute Staatsanwältin ist. Insgesamt wirkt dieses Buch sehr fallorientiert wird damit einem Justizkrimi völlig gerecht. Justus Jarmers Rat und Meinung ist dieses Mal etwas mehr gefragt, seine objektive Meinung rückt häufig die sachlichen Grundlagen in dieser brisanten Thematik ins rechte Licht.

Mich hat die Missbrauchsthematik erschüttert und erst recht, das hier ein wissenschaftlich durchgeführtes Experiment zugrunde gelegen hat, das es wirklich so gegeben hat. Im Nachwort gehen die Autoren darauf ein. Die Beweisfindung wirkte auf mich zu konstruiert, denn niemand anderes als ein Hacker und ein Clan-Chef bringen hier die nötigen Informationen und Akten an Land. Allerdings kommt es in der Gerichtsverhandlung noch zu einer unerwarteten Wendung, die ich nicht kommen sah.

Dieses Buch behandelt ein brisantes Thema, das auf einer wahre Grundlage beruht und sorgt damit schon allein für eine spannende Geschichte. Auf vielfältige Weise werden hier Nachforschungen betrieben und auch die fachlichen Einblicke in Justizapparat und Rechtsmedizin sind interessant aufbereitet.