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Veröffentlicht am 09.12.2023

Ulkiger Krimi mit typisch britischem Humor

Ein höchst royaler Mord
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Dieser Krimi verspricht eine interessante Geschichte, die sich im königlichen Umfeld in Sandringham House abspielt. Dort verbringen die Queen und Ihr Mann traditionell die Weihnachtsfeiertage sowie einige ...

Dieser Krimi verspricht eine interessante Geschichte, die sich im königlichen Umfeld in Sandringham House abspielt. Dort verbringen die Queen und Ihr Mann traditionell die Weihnachtsfeiertage sowie einige Wochen danach.
Die Handlung des Buches dreht sich um einen mysteriösen Mord, der im Bekanntenkreis des britischen Königshauses stattfindet. Die Autorin, Sophia Bennett, schafft es, den Leser von Anfang an in den Bann zu ziehen und eine Atmosphäre voller Spannung und Intrigen zu schaffen. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und bieten eine interessante Mischung aus königlicher Eleganz und detektivischem Geschick.
Bennetts Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Sie versteht es, die Leser mit überraschenden Wendungen und geschickt platzierten Hinweisen zu fesseln. Die Beschreibungen der königlichen Umgebung in Sandringham sind detailliert und vermitteln dem Leser ein lebendiges Bild der Schauplätze.
Ein Aspekt, der mir besonders gefallen hat, ist die Art und Weise, wie Bennett historische Fakten und Fiktion miteinander verwebt. Sie schafft es, die reale Welt der britischen Monarchie mit ihrer eigenen Geschichte zu verbinden und so eine einzigartige und faszinierende Handlung zu kreieren.
Allerdings muss ich auch erwähnen, dass der Krimi stellenweise etwas vorhersehbar ist. Erfahrene Krimileser könnten möglicherweise einige der Wendungen bereits erahnen. Dennoch schmälert dies nicht den Gesamteindruck des Buches, da die Geschichte dennoch unterhaltsam bleibt.
Insgesamt kann ich "Ein höchst royaler Mord: ein Queen-Elizabeth-Krimi" von Sophia Bennett empfehlen. Es ist ein Buch, das sowohl Krimifans als auch Liebhaber der britischen Monarchie gleichermaßen ansprechen wird. Die Mischung aus Spannung, historischem Hintergrund und einer großen Prise Humor machen dieses Buch zu einem lohnenswerten Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 26.02.2022

Niedergang der westlichen Welt

Vernichten
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Der neue Roman ist in Frankreich im Jahre 2027 angesiedelt. Hauptfigur ist Paul Paison, der in Paris lebende ranghöchste Berater und enge Vertraute des Ministers und Präsidentschaftskandidaten Bruno Juge.
Paul ...

Der neue Roman ist in Frankreich im Jahre 2027 angesiedelt. Hauptfigur ist Paul Paison, der in Paris lebende ranghöchste Berater und enge Vertraute des Ministers und Präsidentschaftskandidaten Bruno Juge.
Paul ist eher der stille Beobachter, kein Gestalter, sondern ein routinierter und überaus intelligenter Zuarbeiter. Doch ist seine Arbeit wirklich sinnvoll gewesen, denn er stellt fest, dass die Wahl zur Farce gerät. Spielt es letztlich eine Rolle, wer Präsident wird? Mit dieser Erkenntnis zerreißt der ernüchterte und resignierte Paul in der Wahlkabine am Ende sogar seinen Stimmzettel.
Die Handlung spielt auf mehreren Ebenen. Im zweiten Teil des Buches
geraten die anfangs im Mittelpunkt stehenden Cyberangriffe auf die Politik und ausgesuchte Wirtschaftsbereiche in den Hintergrund. Tatsächlich gibt es auch zwei verschiedene Übersetzer, für den ersten und zweiten Teil des Buches. Es scheint zuweilen, als wäre das Buch mit Unterbrechungen oder nach einer Pause fertiggestellt worden.
Man hätte schon gerne gewusst, wie es mit der Cyberbedrohung weitergeht, aber vielleicht spielt es am Ende auch keine entscheidende Rolle mehr, denn der schleichende Untergang des Abendlandes, seiner Gesellschaft und der Demokratie ist nicht mehr aufzuhalten. Jedenfalls wendet sich das Buch den persönlichen Themen von Paul und seiner Familie zu. Paul, der an einer Eliteuniversität studiert hat, reist von der Großstadt Paris in seine Heimat und das Elternhaus im ländlichen Beaujolais. Sein Vater hat einen Schlaganfall erlitten und wird in eine spezielle Station für Wachkomapatienten mit minimalen Bewusstseinszustand eingeliefert. Die zunächst äußerst engagierte Arbeit und Betreuung der Angestellten für die Kranken, namentlich von dem leitenden Arzt, scheint den Betreiber des Heimes nicht zu gefallen. Die Rendite stimmt nicht; die Station wird aufgelöst und der Vater landet in einer lieblosen Pflegestation. Im Folgenden nähern sich Paul und seine Ehefrau Prudence nach vielen Jahren wieder einander an, seine Lebensgeister erwachen. Das Leben von Paul nimmt im letzten Viertel des Buches eine unerwartete, deprimierende Wendung, die vielleicht in gewissen Zügen Parallelen zu Houellebecqs realem Leben aufweist.

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Veröffentlicht am 10.12.2020

Seele besänftigen durch Naturbeobachtung

Bird Therapy
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Der Autor Joe Harkness kämpft jahrelang mit seinen schweren Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen. Diese Darstellung seiner psychischen Leiden fand ich sehr berührend. Seine Krankheit führt nach vielen ...

Der Autor Joe Harkness kämpft jahrelang mit seinen schweren Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen. Diese Darstellung seiner psychischen Leiden fand ich sehr berührend. Seine Krankheit führt nach vielen Tiefs am Schluss zu einem völligen Zusammenbruch. Harkness muss starke Medikamente nehmen, die ihn aus der Dunkelheit holen, wird durch Psychotherapie und Achtsamkeitsübungen wieder auf die Beine gestellt. Doch wirklich stabilisiert und neue Lebenskraft gegeben hat ihn etwas ganz Anderes: Das Beobachten der Vögel. Die Schönheit und Einzigartigkeit der Tiere berührt ihn ganz tief, schließt ihn wieder an den Kreislauf des Lebens. Es ist eine Therapie, die zu echter Selbstakzeptanz und sogar Heilung führt.
Der Autor Joe Harkness berichtet über knapp 300 Seiten und in 13 Kapiteln von seinen eigenen Erfahrungen und gibt LeserInnen zugleich einen Leitfaden mit. Das Buch gibt dazu viele praktische Tipps.
Da auch ich Vögel sehr liebe und sie im Garten mit allerlei Futter- und Wasserstellen, Hecken und Beerenbäumen unterstütze, erschien mir dieses Buch nicht langatmig. Es ist ein ruhiges und beruhigendes Buch.
Bird Watching betreibe auch ich jeden Tag, natürlich nicht in der Intensität wie der Autor. Es ist eine Freude, die Tiere zu beobachten, etwa, wenn sie in der Wasserstelle genüsslich baden.
Die Beschreibungen der psychischen Leiden im Buch haben mir außerdem geholfen, diese belastenden Krankheiten besser zu verstehen. Ich halte das Buch für relevant, da es tatsächlich bis heute sehr schwierig ist, schwere Depressionen erfolgreich zu behandeln. Darum kann die Bird Therapy und Naturbeobachtung ein wichtiger helfender Ansatz sein, den der Betreffende zudem eigenständig durchführen kann.

Optisch ein sehr schönes gebundenes Buch mit gelber Cover und schwarzem Eindruck von einem fliegenden Menschen inmitten von Vögeln. Im Innenteil ist vor jedem Kapitel stehen sehr gelungene Vogelportraits. Sehr schön!

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Veröffentlicht am 02.11.2020

Japanische Kultur: Höflichkeit steht ganz oben

Der Maler der fließenden Welt
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Das Buch „Der Maler der fließenden Welt“ von Kazuo Ishiguro schildert die gesellschaftlichen Umbrüche in Japan vor, mitten und nach dem 2. Weltkrieg. Hauptperson ist der alternde Maler Masuji Ono, der ...

Das Buch „Der Maler der fließenden Welt“ von Kazuo Ishiguro schildert die gesellschaftlichen Umbrüche in Japan vor, mitten und nach dem 2. Weltkrieg. Hauptperson ist der alternde Maler Masuji Ono, der seine Kunst in den 30. und 40er Jahren im 20. Jahrhundert in den Dienst der japanischen Expansionspolitik gestellt und offiziell unterstützt hat. Nach dem verlorenen Krieg mit seinen katastrophalen Folgen für Japan ist der damalige Patriotismus verpönt und wird insbesondere von der jungen Generation zunehmender offener kritisiert. Doch die ausgeprägte Höflichkeit in der japanischen Gesellschaft verhindert offene Worte. Die jungen Menschen fühlen sich geopfert, im Krieg verheizt, während die Verantwortlichen sich oft schadlos gerettet haben. Auch Masuji Ono ist ohne negative Konsequenzen in die Nachkriegsjahre gewandert. Doch welche Schuld trägt er? Die Frage taucht auf, als seine zweite, schon etwas ältere Tochter heiraten will. Doch die geplante Heirat scheitert, wird von der Familie des Mannes aufgehoben, was beunruhigend und unverständlich ist. Ob es mit der politischen Vergangenheit des Vaters zusammenhängt, die zur Belastung für die ganze Familie geworden wird? In einem Gespräch mit dem vermeintlichen Schwiegersohn etwa kommt zur Sprache, dass sich ein ehemaliger Kriegstreiber das Leben genommen hat, um seine Familie zu entlasten. Soll das eine Botschaft oder gar eine versteckte Aufforderung zum Selbstmord für Masuji Ono sein, um den Weg für seine Tochter frei zu machen?
Es kommt zu einer meisterhaft erzählten Lebensbeichte über persönliche Schuld, Irrtum und Verblendung. Das Ende des Buches fand ich nicht ganz überzeugend, ohne dass ich etwas verraten will. Am Ende fragte ich mich: Habe ich mich geirrt? Was haben seine Töchter von ihrem Vater wirklich gefordert?
Das Buch lässt die Kultur Japans in der Nachkriegszeit mit vielen Bildern aufleben, das Zusammenleben der Generationen und den Umbruch der japanischen Gesellschaft, die um eine neue Lebensweise ringt.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Tragikomische Geschichte - Zum Ende hin schwächer

Nachhausekommen
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Erinnert stark an die 1970er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland. Sehr eigener und gekonnter Stil, der mich anspricht. Allerdings handelt es sich nicht nur um gesellschaftliche und politische Themen. ...

Erinnert stark an die 1970er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland. Sehr eigener und gekonnter Stil, der mich anspricht. Allerdings handelt es sich nicht nur um gesellschaftliche und politische Themen. Die Geschichte wird erzählt von einem Jungen, dessen Vater ein bekannter Künstler ist und die Eltern zur intellektuellen Elite gehören. Der Junge selbst hat große Schwierigkeiten in der Schule zurechtzukommen. Er soll aufs Gymnasium, aber eigentlichen reichen seine Ressourcen dafür nicht aus. Dazu kommt, dass er als Außenseiter aus Berlin im ländlichen Niedersachsen ein Fremdkörper für seine Mitschüler gilt und entsprechend mies behandelt wird. Quälend.
Die Lösung und Perspektive am Ende des Buchs fand ich allerdings weniger überzeugend.

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